Krypto im Handel statt Handel mit Krypto
Ralph Piater-Frankenfeld, Vice President DACH bei Checkout.com.des digitalen Zahlungsdienstleisters Checkout.com
Die öffentliche Diskussion über Kryptowährungen beschäftigt sich zumeist mit ihrem Nutzwert als Kapitalanlage und – damit einhergehend – mit dem Risiko, das mit einer hohen Volatilität verbunden ist. Doch Cyber-Währungen beschränken sich als Zahlungsmittel längst nicht mehr auf Geschäfte im Darknet. Die Bereitschaft, insbesondere der jüngeren und technikaffinen Generation sowie Early Adopters, Krypto auch für Transaktionen im regulären Online-Handel zu verwenden steigt. Dies belegt eine jüngst veröffentlichte umfangreiche Studie des digitalen Finanzdienstleisters Checkout.com, die Einblicke in die Einführung digitaler Währungen im Zahlungsverkehr gibt.*
Ein Fokus der Untersuchung liegt auf der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen, jene, die mit und in der digitalen Welt aufgewachsen sind. Immerhin 45 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe sind der Meinung, dass Kryptowährungen als Währung und nicht nur als Investitionsanlage Anwendung finden sollten. 40 Prozent planen selbst 2022 mit Kryptowährungen zu bezahlen.
Der Vormarsch der Kryptowährungen
Die Akzeptanz einer Währung hängt von mehreren Faktoren hab. Maßgeblich ist natürlich die Einigung über einen Wert, der insbesondere in der Welt der Kryptowährungen sehr volatil ist. Unerlässlich ist aber auch das Vertrauen der Verbraucher:innen in die Währung. Nun werden Kryptowährungen diesbezüglich gemeinhin als „trustless“ bezeichnet, was sich auf den dezentralen Charakter der Kryptowährungen zugrunde liegende Blockchain-Technologie bezieht. Sie ermöglicht, dass das Vertrauen der User letztlich eine untergeordnete Rolle spielen könnte, sofern sie verstanden wird. An diesem Punkt besteht noch Nachholpotenzial: So beschreibt die Mehrheit aller Altersgruppen, nicht genug über Kryptowährungen zu wissen und sogar die meisten 18- bis 35-Jährigen geben an, sich mit der Sicherheit und dem Nutzen von Blockchain-Technologien nicht auszukennen. Auch der Faktor Sicherheit spielt eine große Rolle in der Akzeptanz neuer Währungen. Immerhin 58 Prozent der erfahrenen Kryptobesitzer:innen gehen davon aus, dass Blockchains Zahlungen sicherer machen. Nur 31 Prozent der befragten Gesamtbevölkerung teilen diese Einschätzung, während etwa die Hälfte der 18- bis 35-Jährigen angeben, über die Sicherheit von Kryptowährungen schlicht nicht genug zu wissen. Wie wahrscheinlich ist also die Massenadaption von Krypto, die den Handel wie man ihn kennt revolutionieren könnte?
Tatsächlich stieg die Akzeptanz von Kryptowährungen als Vermögenswerte während der Pandemie schnell an, was auch ein wachsendes Interesse der Verbraucher:innen an Kryptozahlungen zur Folge hat. Diese Tendenz zeichnet sich insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen ab. Neben der Neugierde auf technische bzw. digitale Innovation (die bekanntlich kurzlebig ist), liegen die Vorteile einer Bezahlung mit Kryptowährungen, seien es Stablecoins oder nicht gekoppelte Kryptowährungen, insbesondere bei internationalen Einkäufen, vor allem in schnelleren Transaktionen und niedrigeren Gebühren. Die Anzahl internationaler Transaktionen steigt seit Jahren und es gibt keine langfristigen Anzeichen einer Verlangsamung, auch weil Verbraucher:innen weltweites Online-Shopping als Einkaufen mit grenzenlosem Zugang wahrnehmen. Der internationale Nutzen von Kryptowährung im E-Commerce-Handel liegt auf der Hand: Diese Liquidität muss nicht umgewandelt werden, um ausgegeben zu werden.
Im Bezahlverkehr im E-Commerce gewinnen zudem auch Stablecoins immer mehr an Bedeutung. Durch ihre Kopplung an andere Vermögenswerte wie FIAT-Währungen, beispielsweise den US-Dollar, den Euro oder auch durch eine Rohstoff-Anbindung, bieten Stablecoins mehr Konstanz, was ihre Wertigkeit angeht. Einige Stablecoins sind nicht an andere Vermögenswerte gekoppelt, aber alle sind – wie beispielsweise algorithmische Stablecoins – so konzipiert, dass sie eine höhere Wertstabilität aufweisen. Immerhin zwei der fünf populärsten Kryptowährungen für Verbraucher:innen derzeit sind Stablecoins – USDC (dahinter stehen Coinbase und Circle) und USDT. Vom Bedürfnis nach mehr Beständigkeit getrieben, werden Stablecoins immer populärer. Sie zeichnen sich – wie andere Kryptowährungen – dadurch aus, dass ihr Transaktionswert ohne Umrechnung vor Ort ermittelt werden kann, was sowohl Retailern als auch Usern zugutekommt. Bei einigen Fintechs können Händler Zahlungen mit Stablecoins jetzt sogar am Wochenende und außerhalb der regulären Geschäftszeiten abwickeln, genau dann, wenn die klassische Bank zu ist – u. a. ermöglicht Checkout.com eine solche Zahlungsabwicklung mit dem USDC Stable Coin über eine kürzlich abgeschlossene Partnerschaft mit Fireblocks. Im Hinblick auf diese Entwicklungen ist es empfehlenswert für Händler, die Nachfrage nach Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu beobachten und entsprechend auf die Bedürfnisse ihrer Kund:innen zu reagieren. Jene E-Tailer, die auf diese Tendenzen positiv reagierten und seither Kryptowährungen im Checkout anbieten, sprechen in der Studie auch über ihre Erfahrungen und die Auswirkungen dieser Entscheidung.
Learnings für E-Tailer
Mit Blick auf die Zukunft und die Etablierung von Kryptowährung im Online-Handel sind die befragten Händler der Studie optimistisch. 73 Prozent der E-Tailer, die im letzten Jahr Kryptozahlungen für ihre Kunden angeboten haben, gaben an, dass sie positive Marketingergebnisse erzielt haben. 80 Prozent erhielten positive Bewertungen durch Presse und in Social Media, und 82 Prozent konnten sogar neue Kundendemografien ansprechen. Dem entgegen stehen 43 Prozent der E-Tailer, die glauben, dass sie einige Kunden verloren haben, seit sie Kryptowährungen als Zahlungsmethoden anbieten. Es sind also längst nicht alle Kund:innen und auch Online-Händler bereit für diesen Schritt auf dem digitalen Markt, so gilt es Brücken zu bauen und wichtige Learnings zu beachten:
- Sicher und geschützt vor Manipulation: Die den Kryptowährungen zugrundeliegende Technologie Zahlungsvorgänge sicherer: Auf der Blockchain werden alle Transaktionen getrackt und transparent nachverfolgbar gemacht. Da die Blockchain in Echtzeit auf einer Vielzahl von Rechnern als Kopie gespeichert wird, ergibt sich ein unveränderliches Peer-to-Peer-Protokoll. Dieses ist entscheidend, wenn es um die Gewährleistung von Sicherheit und den Schutz vor Manipulation geht.
- Übertragungsgeschwindigkeit und niedrige Transaktionsgebühren: 82 Prozent der auf Händlerseite befragten CFOs gab an, Zahlungseingänge in Kryptowährungen schneller verbuchen zu können. Die anfallenden Prozesse im Rahmen von Kryptotransfers werden durch Blockchain-basierte sogenannte Smart Contracts verschlankt, beschleunigt und kosteneffizienter abgewickelt.Auf diese Weise entfällt eine zentrale Schnittstelle, die Zahlungen initialisiert. Stattdessen findet eine sofortige, automatisierte Transaktion statt, welche zu schnelleren Buchungen und deutlich reduzierten Transaktionsgebühren führt. Deshalb sind fast 70 Prozent der befragten Händler der Meinung, dass die Geschwindigkeit, mit der Kryptozahlungen getätigt und abgewickelt werden können, das Potenzial hat, ihre Geschäftsmodelle zu revolutionieren. Weiterhin gaben über 80 Prozent der Händler, die diese Cyber-Transaktionen bereits akzeptieren, an, dass die Abwicklung an dieser Stelle einfacher war als die Verwendung von Fiatgeld.
- Gewinn neuer Kundensegmente: E-Commerce-Händler stellen außerdem fest, dass sich durch die Akzeptanz von Krypto als Zahlungsmittel neue Kundensegmente gewinnen lassen. Darüber hinaus registrierten sie gegenüber Kunden, die mit anderen Zahlungsmitteln bezahlten, eine Erhöhung des Bestellwerts.
- Vereinfachung internationaler Zahlvorgänge: Auch auf internationaler Ebene erweist sich Krypto für Online-Händler, die an ausländische Kunden verkaufen wollen, als Vorteilsbringer: Grenzüberschreitende Zahlungen werden vereinfacht und bieten so Potenzial für steigende Umsatzvolumina. In der aktuellen Kryptostudie berichteten gut drei Viertel der befragten CFOs von Kryptoanbietern über eine Erhöhung ihrer internationalen Zahlungseingänge.
Durch die Unterstützung vertrauenswürdiger Drittanbieter wie CashApp und BitPay, aber auch den Aufstieg kryptogestützter Karten von Visa und Mastercard, lassen sich Kryptozahlungen einfach durchführen. Somit haben Kryptowährungen immer mehr und mehr das Zeug dazu, zur Normalität im digitalen Zahlungsverkehr zu werden. Es ist davon auszugehen, dass die Möglichkeiten und Vorteile, die Krypto bietet in letzter Konsequenz unsere Kapitalmarktinfrastruktur revolutionieren werden. E-Commerce-Händler sollten sich auf diese Umstellung vorbereiten und sich lieber früher als später auf neue Nutzungsszenarien einstellen.
*Über die Studienmethodik
Die Checkout.com-Studie „Entmystifizierung von Krypto“ basiert auf einer unabhängigen Umfrage unter 30.000 Verbraucher:innen und 3.000 Händlern in den USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), dem Königreich Saudi-Arabien (KSA), Hongkong (HK), Singapur und Australien. Die Umfrage wurde zwischen dem 2. Februar und dem 1. März 2022 über die Marktforschungsplattform Qualtrics durchgeführt.
Die Mehrheit der Teilnehmer:innen hat bisher noch keine digitalen Vermögenswerte gehalten, aber 40 Prozent planen, dies im Jahr 2022 zu tun. Ein Viertel der Teilnehmer:innen bezeichnet sich als begeisterte Gamer und ein Prozent als professionelle Gamer. Die Umfrage wurde online durchgeführt und ist daher stark auf eine Bevölkerung mit Internetzugang ausgerichtet. 86 Prozent der Befragten besitzen ein Smartphone. Die Verbraucherdaten wurden als Statistiken pro Gesamtbevölkerung in jedem untersuchten Land dargestellt. Bei den befragten Unternehmen handelt es sich um Digital-First-Plattformen und -Marktplätze, SaaS, Gaming und Unterhaltung, FinTech und E-Commerce-Händler. Zu den befragten Berufsgruppen gehören CEOs, CFOs, COOs, Group Treasurer, Leiter:innen des E-Commerce, Leiter:innen des Zahlungsverkehrs und andere Finanzverantwortliche.
**Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die genannten Zahlen auf die befragten Teilnehmer:innen der Studie weltweit.