Keine Bank informiert Kunden verständlich

Banken in der EU müssen Verbraucher ab Mitte 2025 verständlich informieren. Ein Ranking zeigt den Status Quo: Wie steht es um kundenfreundliche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz?

EU-Gesetz für Einfache Sprache: Banken im DACH-Raum schlecht vorbereitet

Der European Accessibility Act verpflichtet Banken, Informationen für Verbraucher bis Mitte 2025 verständlich zu gestalten. Das Sprachniveau B2 und die ISO-Norm für Einfache Sprache werden für die Branche verbindlich. WORTLIGA untersuchte die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der größten Banken im DACH-Raum. Fazit: Keine Bank scheint auf das nahende Gesetz vorbereitet zu sein. Die verständlichsten AGB finden Bankkunden in der Schweiz. In Bedingungen aus Österreich gibt es die meisten Probleme.

Pflicht zur Verständlichkeit ab 2025: Druck auf Banken wächst

Auch die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) möchte bei Banken ein Problembewusstsein für ihre Sprache schaffen. Der Verein, der unter anderem den Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag bildet, schreibt: „Unternehmen wie Banken, Versicherungen und Online-Händler stehen aktuell vor der großen Herausforderung, hochkomplexe verwaltungssprachliche Texte in komplexitätsreduzierte Alltagssprache zu überführen.“ Für die Verbesserung von Banktexten empfiehlt die GfdS das kostenfreie Software-Tool Wortliga Textanalyse. Diese Software verwendeten die Studienautoren auch für die Analyse der Bankbedingungen.

Österreich mit besonders schwer lesbaren Bedingungen, Schweiz auf gutem Weg – Deutschlands Schlusslicht ist die Deutsche Bank

„Keine der untersuchten AGB macht es Verbrauchern leicht, die Informationen zu verstehen. Sie kommunizieren fast durchweg auf dem Sprachniveau C2 und bewegen sich damit auf dem Level von Fachbeiträgen“, sagt Gidon Wagner von WORTLIGA. Nicht nur die Sprachniveaus nach dem gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen untersuchten die Sprachexperten mit ihrer Software. Sie ermittelten für jede AGB ihren Lesbarkeitsindex von 0 bis 100. Die bestplatzierte Raiffeisen Schweiz erreichte darin 30 Punkte – den letzten Platz belegte die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien mit 9 Punkten.

„Rechtliche Texte können nicht das verständliche Niveau von journalistischen Artikeln erreichen. Aber die Komplexität der Bedingungen von Banken im DACH-Raum sprengt jedes Maß. Von Verbrauchertexten kann man hier nicht sprechen – doch an Verbraucher richten sich die Bedingungen maßgeblich“, fährt Wagner fort.

Von 37 Banken erreicht nur eine C1-Niveau – keine informiert auf B2

Die Landwirtschaftliche Rentenbank schaffte es in ihren Bedingungen immerhin auf ein Sprachniveau von C1, eine Stufe über dem geforderten B2-Niveau. Sie erreichte in der Gesamtwertung den sechsten Platz.

Aus einem langen Satz werden zehn kurze – wie Banken Verständlichkeit sicherstellen

Für Banken und alle Unternehmen, die ihre Dokumente und Kommunikation in Einfache Sprache übersetzen möchten, entwickelt WORTLIGA seit diesem Jahr das KI-Tool “Plain”. Es hilft, wo die Masse an schweren Texten von Hand nicht mehr zu bewältigen ist. Sätze mit 90 Wörtern sind in den untersuchten Bedingungen keine Ausnahme. Dabei wäre die Vereinfachung mit Software leicht. Aus einem AGB-Satz mit 89 Wörtern formt das KI-Werkzeug eine verständliche Version mit zehn Sätzen – auf Sprachniveau B1. Menschen sollten die per KI verbesserten Texte weiterhin prüfen.

Das Ranking finden Sie unter: https://wortliga.de/bankenbericht-2023/

 

 

Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
Image by Steve DiMatteo from Pixabay