Frei und offen in die Zukunft
Das internationale IT-Marktforschungsinstitut Gartner sagt voraus, dass im Jahr 2022 rund 70 Prozent der Unternehmenssoftware auf Open Source basiert. Das Konzept frei lizenzierter und transparenter Software-Quellcodes ermöglicht es jedem, sie weiterzuentwickeln und eigene Erkenntnisse und Fortschritte an die Community zurückzugeben.
Die weltweiten Entwicklergemeinden und zum Beispiel das Betriebssystem Linux machen viele Unternehmen heute unabhängiger und resilienter. Proprietäre Software bringt so einige Risiken mit sich und bietet nur wenige Vorteile. Wird zum Beispiel das Software-Produkt des Herstellers nicht mehr weiterentwickelt oder als Software as a Service nicht mehr angeboten, sind Unternehmen in Gefahr. Die Kosten, um neue Lösungen zu suchen und zu implementieren, können sich zudem in Zeiten der Digitalisierung existenzgefährdend auswirken. Außerdem können Open-Source-Software-Lösungen immer wieder unabhängig vom Hersteller schnell auf die eigenen Bedürfnisse im Unternehmen angepasst werden. Eigentlich ist das Geld besser in unabhängige Software-Entwickler der Communitys investiert als für Lizenzkosten. So sind auch die aktuellen Subscription-Modelle für OSS-Enterprise-Lösungen einfach nachhaltiger.
Software ist wie Sex –
Linus Torvalds
sie ist besser, wenn
sie frei ist.
Mittlerweile setzen auch Softwarekonzerne wie Microsoft die Open-Source-Philosophie erfolgreich um, damit schnelle, sichere, bessere Services und Softwareprodukte entstehen können. Früher bezeichnete Steve Ballmer Linux schon mal als „Krebs“ der Branche. Klar, denn ohne Open Source und eine riesige und agile Entwicklergemeinde wären wir heute alle noch abhängiger von den Softwaregiganten. Viele Linux- und OSS-User erinnern sich bestimmt noch an den Slogan „Irgendwann emulieren wir euch alle“. Der Spruch ist seit 20 Jahren aktuell, nur dass das Emulieren von Betriebssystemen mittlerweile als „virtualisieren“ bezeichnet wird. OSS-Betriebssysteme laufen heute, sofern sie nicht virtualisiert werden, auf vielen Rechnern wesentlich effizienter, günstiger und sicherer als proprietäre Software.
Doch auch in Zeiten des Cloud Computings haben sich die tradierten Softwaregiganten neue verwirrende Subscription-Modelle für ihre Plattformen einfallen lassen, die schnell zur Kostenexplosion und zum gewollten Wildwuchs führen können. Open-Source-Software kann heute in fast jedem Unternehmensbereich und Anwendungsbereich zum Einsatz kommen. Gerade in Zeiten von New Work und der Pandemie sind sichere und stabile kollaborative Lösungen gefragt wie nie.
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Lesen Sie mehr im Gastbeitrag von Andrea Wörrlein
Auch beim Collaboration-Change sind aller guten Dinge drei
In diesem Kontext hat sich Andrea Wörrlein, CEO Virtual Network Consult GmbH, mit ihrer OSS- Lösung erfolgreich am Markt positioniert. „VNC bietet mit VNClagoon eine auf Open Source basierende Suite aus Kommunikations- und Kollaborationstools. Zu dieser zählen unter anderem Anwendungen für Messaging und Videokonferenzen, Groupware sowie Aufgaben- und Projektverwaltung – also alles, was Teams für eine reibungslose Zusammenarbeit brauchen, und das funktional vergleichbar ist mit den Angeboten von Microsoft, aber mit mehr Datenschutz und höherer Sicherheit“, verriet uns Andrea Wörrlein.
Laut der Verwaltungsrätin der VNC AG aus Zug führt Closed Source immer in eine Abhängigkeit. „Bei Bedarf passen Unternehmen unsere Software an und setzen sie flexibel on premises, in einer privaten Cloud oder der Public Cloud ein oder beziehen sie als SaaS von einem unserer Partner. Zudem garantieren unsere Entwickler und die große Open-Source-Community innovative neue Funktionen und liefern unzählige Add-ons und Services, selbst für die ausgefallensten Einsatzszenarien“, betonte Andrea Wörrlein im Gespräch mit unserer Redaktion.
Smart Contracts auf Basis von Open Source
Pure Zukunft im Kontext neuer digitaler Geschäftsmodelle bieten auch Open-Source-Blockchains. Die Technologie ist in der Lage, die Welt und uns nachhaltig zu verändern. Aber wie funktionieren die neuen Technologien aus dem Krypto-Bereich im Vergleich zu jetzigen Plattformen und Netzwerken? Wie viel Potenzial steckt für Unternehmen in der Blockchain und damit zum Beispiel in „Smart Contracts“? Gero Grebe von Valtech erklärt uns das so: „Zum Beispiel können globale Lieferketten zerpflückt und wieder neu zusammengesetzt werden. Es gibt neue Business-Modelle und die Machtverhältnisse verschieben sich zugunsten der Wertschaffenden. Unsere digitalisierte, globale Wirtschaft hat machtvolle Unternehmen hervorgebracht, welche Hoheit über Daten, Kundenzugriff oder Ökosystem-Plattformen haben. Ich glaube daran, dass viele dieser Machthaber durch kleine ‚Code-Schnipsel‘ ersetzt werden.
Mit Blockchain und Smart Contracts können Intermediäre aus der Kette entnommen und Herstellungskosten verringert werden.“ Unternehmen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, können ihre eigenen Blockchains mit Open Source entwickeln. Schauen Sie sich dazu die Openchain- und Multi-Chain-Technologien einfach einmal an. Openchain ist zum Beispiel eine Technologie, die Ledgers auf Basis von Open Source in Unternehmen bereitstellen kann. MultiChain ist eine Alternative zu Openchain als Fork von Bitcoin. Auch MultiChain ist eine Open-Source-Plattform für den Betrieb einer eigenen Blockchain und steht als kostenlose Open-Source-Version (GPLv3) zur Verfügung.
Durch Open Source und transparente Algorithmen können auch neue Technologien rund um die künstliche Intelligenz mehr Demokratisierung erfahren. Genau deshalb ist auch Open Source beim Einsatz von KI-Systemen eine nachhaltige und gute Idee. Durch freie Software kann das nötige Vertrauen in Automatisierung und KI-Lösungen aufgebaut werden, um sicherzustellen, dass sie nach ethischen Kriterien zum Einsatz kommen.
Ziel sollte es sein, KI-Lösungen und -Systeme auf faire und transparente Weise zu verwenden, denn in Zukunft werden sie die Entscheidungen treffen. Es wäre gut zu wissen, auf welcher Basis und welchem Training das dann geschieht. Wir hoffen, dass in Zukunft viele neue Geschäftsmodelle und Ideen auf Open-Source-Basis entstehen, damit uns allen die Software quellenoffen zur Verfügung steht. Kunden sind heute schon gerne bereit, für Zusatzfunktionen, Enterprise-Support oder Cloud-Funktionalität die Rechnung zu zahlen.
von Bernhard Haselbauer