Digitalisierung: Eltern zwischen Hoffnung und Skepsis

Miteinander kommunizierende Maschinen in der Industrie 4.0, Start-Ups mit revolutionären Geschäftsideen: Die Digitalisierung wird die Schüler von heute maßgeblich in ihrer Berufswahl beeinflussen. Eine repräsentative Befragung von Eltern im Auftrag des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation zeigt: Eltern sind sich der Herausforderungen der Digitalisierung für die Zukunft ihrer Kinder in hohem Maße bewusst, blicken allerdings auch mit Sorge auf die Auswirkungen der digitalen Revolution.

So sind sich rund zwei Drittel der Eltern sicher, dass in Zukunft gute Kenntnisse im Umgang mit Computern und digitalen Medien noch wichtiger im Berufsleben werden und Computer oder Maschinen zunehmend die Arbeit übernehmen. Allerdings rechnen sie damit, dass die zunehmende Digitalisierung eher negative als positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat: 40 Prozent aller Eltern sind überzeugt, dass die wachsende Bedeutung digitaler Technologien zu einem Wegfall von Arbeitsplätzen führen wird. Lediglich 13 Prozent sind optimistisch, dass dadurch Arbeitsplätze geschaffen werden. Besonders pessimistisch äußern sich Eltern aus sozial schwächeren Schichten, 48 Prozent von ihnen rechnen mit einem Verlust von Arbeitsplätzen im Zuge der Digitalisierung. Dennoch halten Eltern wenig von der Idee, Programmieren als „Fremdsprache“ an Schulen einzuführen. Lediglich 32 Prozent fanden, dass Programmierkenntnisse im Unterricht vermittelt werden sollten.

„Denk ich an morgen: Studie zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Bildung und Beruf – Eine repräsentative Umfrage unter Eltern in Deutschland“ wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Vodafone Instituts durchgeführt. Ein repräsentativer Querschnitt von 1.126 Eltern mit Schulkindern an allgemeinbildenden Schulen wurde dazu interviewt.

60 Prozent der Eltern mit Kindern an Gymnasien sind überzeugt, dass Computer und Internet im Unterricht eine große oder sehr große Bedeutung haben. Von den Eltern mit Kindern an anderen weiterführenden Schulen sind nur 45 Prozent dieser Ansicht. Der Einsatz digitaler Medien an den Schulen liegt deutlich hinter den Erwartungen der Eltern zurück: 52 Prozent haben den Eindruck, dass digitale Medien im Unterricht derzeit eine (sehr) große Rolle spielen. 72 Prozent fordern, dass Computer und Internet eine (sehr) große Rolle spielen sollten.

Knapp die Hälfte der Eltern bescheinigt den Lehrern ihrer Kinder einen guten Umgang mit digitalen Medien im Unterricht (47 Prozent). Nachholbedarf scheint es derzeit vor allem an Sekundarschulen ohne gymnasiale Oberstufe zu geben, wo die Bewertung dieser Kompetenz durch die Eltern weniger gut ausfällt als an Gymnasien.

Bei der Frage, ob die Schulen primär eine gute Allgemeinbildung vermitteln oder vor allem auf das Berufsleben vorbereiten sollten, fällen die Eltern ein klares Votum. 54 Prozent bevorzugen die Vermittlung einer guten Allgemeinbildung. Nur jeder Vierte plädiert dafür, die Unterrichtsinhalte vor allem an den späteren beruflichen Anforderungen auszurichten. Eltern aus sozial schwächeren Schichten sprechen sich überdurchschnittlich dafür aus, dass die Schulen primär auf das Berufsleben vorbereiten sollten.

Dr. David Deissner, Leiter Strategie und Programme des Vodafone Instituts: „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele Eltern der Digitalisierung mit Sorge gegenüberstehen. In der Tat stellt die digitale Transformation der Arbeitsmärkte unser Bildungssystem vor immense Herausforderungen, damit junge Menschen für die Welt von morgen gerüstet sind. Es wird darauf ankommen, Schulen dabei zu unterstützen, digitale Technologien und Lernformate nicht nur bereitzustellen, sondern im Rahmen ganzheitlicher pädagogischer Konzepte in den Schulalltag zu integrieren. Hier gibt es noch großen Nachholbedarf.“

Weitere Ergebnisse im Überblick: 

  • Die Befragung zeigt, dass Eltern gute Kenntnisse im Umgang mit Computern und digitalen Technologien (73 Prozent) inzwischen für ebenso wichtig für den beruflichen Erfolg ihrer Kinder halten wie gute Zeugnis- und Prüfungsnoten (75 Prozent) und soziale Kompetenzen (77 Prozent).
  • Eltern bescheinigen den Schulen, die Kinder gut (48 Prozent) auf das Berufsleben mit Computer und Internet vorzubereiten. Es bleibt allerdings Luft nach oben: Nur 12 Prozent der Eltern finden, dass ihre Kinder „sehr gut“ auf die Herausforderungen der digitalisierten Arbeitswelt vorbereitet werden.
  • Fast ein Drittel der Eltern, deren (ältestes) Kind eine der letzten drei Klassen an einer allgemeinbildenden Schule besucht, empfindet die Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik als ungenügend. Mehr als die Hälfte der befragten Eltern bestätigen der Schule eine gute oder sehr gute Ausstattung.
  • Eltern sind sich einig, dass Schulen zur Vorbereitung auf das Berufsleben den Umgang mit im Beruf häufig genutzten Programmen – Microsoft Word oder Excel – bereitstellen (89 Prozent) und Schülern Kenntnisse für die Recherche im Internet (71 Prozent) vermitteln sollen. Programmierkenntnisse halten lediglich 32 Prozent der Befragten für notwendig.
  • Auch wenn viele Eltern von weiter steigenden Anforderungen und zunehmend unsicheren Arbeitsplätzen ausgehen, ist die große Mehrheit sowohl in Bezug auf die weitere Ausbildung als auch auf die beruflichen Chancen ihrer Kinder optimistisch. Rund drei Viertel rechnen damit, dass ihr Kind gute oder sehr gute Chancen hat, den angestrebten Ausbildung- oder Studienplatz zu bekommen.

„In der Diskussion um die Folgen der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche spielen die Auswirkungen auf die Arbeitswelt und den Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass den Eltern die Herausforderungen und Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt auf die beruflichen Chancen ihrer Kinder in hohem Maße bewusst sind“, sagt Werner Süßlin, Projektleiter für die Umfrage am Institut für Demoskopie Allensbach.

Die komplette Studie sowie eine Infografik mit ausgewählten Ergebnissen finden Sie auf der Webseite des Vodafone Instituts www.vodafone-institut.de.

Die Studie ist im Vorfeld der Konferenz ‚digitising europe – opportunities for the next generation‘ des Vodafone Instituts veröffentlicht wurden. Multiplikatoren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der europäischen Gründerszene werden diskutieren, wie sich Bildung, Arbeit und Wirtschaft im Zuge einer zunehmenden Digitalisierung verändern. „digitising europe“ findet am 4. Dezember 2014 in Berlin statt. Informationen zum Programm und den Referenten finden Sie auf www.digitising-europe.eu

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1 Antwort
  1. Hubert Katzenberger
    Hubert Katzenberger sagte:

    Ich habe eine andere Meinung, die Digitalisierung wird so nicht stattfinden. Schon jetzt sind viele Menschen ausgelaugt, finden es öde und langweilige den einmillionsten youtube Film anzuschauen, oder das hunderttausenste Katzenvideo.
    Dagegen ist selbermachen hoch im Kurs ! Selber machen von allem möglichen, z.B. basteln, kochen usw.
    Es wird einen Rückschwung geben, weil die Menschen die gewünschte Digitalsierung nicht stemmen können – woher sollen die vielen Software Entwickler kommen ? – und auch garnicht wollen ! Das Smartphone ist ein ausgereifter Taschencomputer, ideal zum Fahrpläne abrufen, soziale Kontakte zu pflegen usw. und das REICHT ! Die vielzitierten AR und VR Brillen sind ersten technisch nicht machbar, sie scheitern an unbequemlichkeit, Lichtschwäche und zu kurzer Akkuslebensdauer – niemals werden Menschen mit so einem Schrott rumlaufen. Zweitens werden diese vielleicht ein paar Nerds kaufen und haben wollen, 90% finden diese einfach nur unnötig, genauso unnötig wie sprechende Kühlschränke oder Backöfen, die ich aus der Ferne einschalten kann. Wozu das ? Wenn ich sowieso vorher was reintun muß ?
    Wer klar denkt, merkt, daß die Digitalisierung nichts als ein WUNSCHDENKEN der Wirtschaft ist ! Neue Produkte verkaufen, das Tempo noch mehr erhören.
    Im Gegensatz zum Internet ! Das wollten die Menschen selber ! Selbst mit schmalbandigen Modems hat man stundenlang im Internet der 90er Jahre gesurft – und die Telefonrechnung auf 300 DM hochgetrieben. Das ist ein riesiger unterschied zu Wearables, die künstlich versucht werden in einen nicht vorhandenen Markt zu drücken. Liebe MarketingStrategen, ihr werdet es sehen, das wird auf der vollen Linie floppen ! In 5 Jahren ist immer noch nicht zu sehen, von der Digitalisierung und von vernetzten Menschen und vom Internet der Dinge !

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