Die Gamification der Arbeitswelt
Die Digitalisierung ist heute für die meisten Menschen kein diffuses Schreckgespenst oder neues Trendthema mehr. Vielmehr gehören Dinge wie die M2M-Kommunikation, der papierlose Schreibtisch und vollständig digital ablaufende Arbeitsprozesse inzwischen zum Alltag. Diese Umstellung von analogem zu digitalem Arbeiten wurde auch durch Werkzeuge wie die Gamification erleichtert. Der Begriff Gamification bezeichnet grundsätzlich zuerst einmal die Anreicherung „ernsthafter“ Anwendungen oder Arbeitsprozesse mit Elementen die man eigentlich aus Spielen kennt. Dazu gehören etwa das Aufsteigen in Highscorelisten, das Sammeln von Erfahrungspunkten und die Erfüllung bestimmter Quests. Das soll vor allem dazu führen, dass die Motivation der Anwender bei langweiligen Aufgaben erhalten oder gesteigert wird.
In den Blickpunkt der Öffentlichkeit gelangte das Phänomen Gamification vor allem durch das Spiel „Fold It“. Jahrelang hatten Wissenschaftler an der Universität von Washington versucht, die Struktur eines Proteins zu entschlüsseln, das eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des HI-Viruses bei Rhesusaffen spielte – eine Sysiphos-Aufgabe, da es Millionen verschiedener Molekülkombinationen gibt, die durchprobiert werden mussten. Die Wissenschaftler entwickelten deshalb ein Computerspiel, dass ihre Applikation zur Proteinanalyse mit Erfolgspunkten und Highscorelisten, sowie einem Mehrspielermodus anreicherte und stellten es kostenlos ins Netz. Innerhalb von wenigen Tagen hatte die Gamer-Community gemeinsam die Molekülkombination mit dem Energieoptimum „zusammengefaltet“.
Langwierige oder repetitive Aufgaben zu gamifizieren ist dabei kein grundsätzlich neues Prinzip, denn schon das Sammeln von Bonusmeilen oder Treuepunkten hat einen ähnlichen Effekt und ist tief in der Psyche des Menschen verankert. Wir vergleichen uns und stehen im Wettbewerb mit unseren Mitmenschen. Für Sven Kummert, Geschäftsführer des Software-Herstellers insinno, stehen aber andere Nutzungsmöglichkeiten der Gamifizierung im Vordergrund: „In vielen US-Unternehmen werden inzwischen Games zur Schulung der Mitarbeiter eingesetzt. Die Unternehmen lassen ihre Mitarbeiter lieber auf dem Smartphone in Quizduell-ähnlichen Apps um das beste Firmen-Know-How zocken als sie in langwierigen Seminaren zu schulen. Dabei wird die Mitarbeitermotivation durch den kompetitiven Ansatz hochgehalten und der Lerndruck vermindert.“
In Deutschland ist die Bayer AG mit Online-Planspiel „International Management Simulation“ Vorreiter in Sachen spielerischer Mitarbeiterschulung. Dabei können die Mitarbeiter verschiedene Managementprozesse ausprobieren, Produkteinführungen planen und ihre Bilanzen im Spiel mit denen der Kollegen vergleichen. Der Konzern will damit das betriebswirtschaftliche Wissen seiner Mitarbeiter verbessern und Hemmungen bei der Umsetzung neuer Konzepte in die Praxis abbauen.
Für Kummert ist klar, dass auch der deutsche Mittelstand von diesen Ideen profitieren kann: “ Für viele kleine und mittlere Unternehmen kam eine solche Lösung bislang noch nicht in Frage, ein eigenes Spiel zu produzieren ist ja auch viel zu teuer. Deswegen bereiten wir bei insinno gerade den Launch individualisierbarer Learning-Games vor.“
Mehr Informationen zu den verschiedenen Gamification-Ansätzen und Game Based Learning-Apps für den Mittelstand gibt es auf http://www.insinno.de/
Bild: insinno GmbH
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