Biogas – besser als sein Ruf
Für die Energiewende spielt Biogas eine wichtige Rolle. Doch die Skepsis gegenüber dieser Art der Energiegewinnung ist groß. Ob man die Anlagen nun für gefährlich hält oder von „Vermaisung“ die Rede ist – die Vorurteile lassen sich einfach entkräften, wenn man die Menschen in die Planung einbezieht. In enger Abstimmung mit der Gemeinde, dem Bürgermeister und der Bevölkerung ging jetzt auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände Thierbach eine neue Biogasanlage ans Netz.
Wo früher vier Kühltürme eines Kohlekraftwerks die Umgebung prägten, leuchten heute in Thierbach, südlich von Leipzig, die vier weißen Kuppeln der Gärbehälter einer Biogasanlage. Sie sind acht Meter hoch, der größte misst 33 Meter Durchmesser und inzwischen produziert die Anlage Gas. Auf den Flächen daneben wurde bereits ein dreiteiliges Fahrsilo errichtet. Hier können 60.000 Tonnen Vergärungsstoffe, also der komplette Jahresbedarf der Anlage, bevorratet werden. Das ist notwendig, da sich die Lieferungen auf die Erntezeiten konzentrieren. Im Umkreis von bis zu zwanzig Kilometern werden dafür Rüben, Mais und Grünpflanzen angebaut. Für die Landwirte der Region Thierbach ist die Biogasanlage, als neuer Abnehmer ihrer Produkte, in jedem Fall ein Gewinn.
„Natürlich hat man uns auch hier auf die ‚Vermaisung‘ angesprochen“, erklärt Harald Felker, Geschäftsführer der UDI-Bioenergie, der die Planung und Realisierung betreute. Die Biogasanlage Thierbach gehört zum Portfolio der UDI-Gruppe in Nürnberg. „Tatsächlich ist es aber so, dass Energiemais in Deutschland nur auf sechs Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche angebaut wird. Somit ist der tatsächliche Zuwachs an Maisflächen eher gering. Auch das Argument, dass man mit dem Anbau der Energiepflanzen in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion gehe und deshalb die Nahrungsmittelpreise hochtreibe, konnten wir entkräften.“ Die Verteuerung von Lebensmitteln und Agrarrohstoffen sei von vielen Faktoren abhängig. Man denke dabei beispielsweise an das Klima, Instabilität und Kriege, aber auch an Spekulationen an den Warenterminbörsen.
„Glücklicherweise konnten wir den Anwohnern auch die Ängste, dass Biogasanlagen explodieren und erhebliche Schäden für Mensch und Natur verursachen, nehmen“, so Felker weiter. „Unfälle auf Biogasanlagen sind selten. Die Ursachen liegen meist bei unsachgemäßen Reinigungs- oder Wartungsarbeiten. Um dies zu vermeiden, arbeitet ausschließlich intensiv geschultes Fachpersonal auf unseren Anlagen.“
Interessant ist aber auch, was nach der Biogasproduktion übrig bleibt: Der sogenannte Gärrest. „Wegen seines hohen Gehalts an Nährstoffen, kann der Gärrest ideal als organischer Dünger auf den Acker ausgebracht werden. Je nach Kultur, wie beispielsweise Sommerweizen, ersetzt er den Mineraldünger. Das ist ein Plus für die Natur.“ Der häufig verwendete, mineralische Phosphatdünger enthalte Uran, das sich durch den Regen im Boden absetzt. Schon seit 1985 besteht Klarheit über den ursächlichen Zusammenhang zwischen Phosphatdüngung und Urangehalt in Oberflächengewässern. „Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, dass die Bauern mehr zu organischen Düngemitteln greifen. Die Gärreste der Biogasanlagen sind eine günstige Alternative.“, schließt Felker. Biogasanlagen sind tatsächlich besser als ihr Ruf. Sie produzieren nicht nur saubere Energie in Form von Gas oder Strom und Wärme, sie produzieren auch einen „gesunden“ Dünger.
Seit Ende Februar dieses Jahres ist die Biogasanlage Thierbach nun am Netz. Das Rohbiogas wird mittels eines speziellen Verfahrens gereinigt, direkt ins Erdgasnetz eingespeist und kann dann überall dort entnommen werden, wo es sinnvolle Verwendung findet. Eine Leitung läuft direkt neben dem Grundstück entlang. „Unser deutsches Erdgasnetz mit circa 245.000 km Leitungslänge, zahlreichen Gasspeichern und einer Kapazität von 200 Terrawattstunden, ist der größte Energiespeicher Deutschlands“, führt Felker aus. „Deshalb brauchen wir für unser Biogas keine neuen Trassen. Wir speisen ins Gasnetz ein und die Stadtwerke beispielsweise können irgendwo in Deutschland auf das Gas zugreifen und ihre Blockheizkraftwerke für Gewerbegebiete und Großverbraucher betreiben. Natürlich kann das Gas auch direkt an private Verbraucher gehen.“
Die Biogasanlage Thierbach kann bis zu 700 Normkubikmeter Biomethan pro Stunde liefern. Das heißt: Die Anlage ersetzt 700 m³ Erdgas stündlich und erzeugt so rechnerisch deutlich über 50 Millionen KWh Energie im Jahr. Damit könnten dann 3.200 Haushalte mit sauberem Strom und Wärme versorgt werden.
Die Anlage in Thierbach ist eines von 48 Biogasprojekten, das die UDI-Gruppe bereits realisieren konnte. Der Finanzdienstleister und Projektierer gehört mit über 15.900 Kunden zu den Pionieren im Bereich „grünes Geld“. UDI ermöglichte mit seinen Geldanlagen den Bau von 380 Windkraftanlagen, 48 Biogasanlagen und 73 Solarprojekten.
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Bildquelle / Lizenz: UDI Unternehmensgruppe