Arbeitswelt 4.0: KI wird zum selbstverständlichen Mitglied im Team
Ein Gastbeitrag von Doris Albiez
Die Arbeitswelt von morgen wird gerade neu definiert, und die Beziehung zwischen Arbeitgebern und ihren Mitarbeitern wird sich dabei fundamental verändern. Unternehmen müssen diesen Wandel aktiv mitgestalten und ihre Strukturen anpassen. Mitarbeiter wiederum sollten sich auf lebenslanges Lernen einstellen.
Die Arbeitswelt befindet sich in einem grundlegenden Umbruch: Digitalisierung, demografischer Wandel und zunehmende Globalisierung verändern die Art und Weise, wie, wo und wann wir arbeiten. Gerade Technologien wie Künstliche Intelligenz, Data Analytics und Robotics erlauben eine starke Automatisierung von Routinetätigkeiten, während sich die Berufsbilder hin zu einer höheren Spezialisierung wandeln oder völlig neue Berufe entstehen. Unternehmen müssen in der Konsequenz ihre Arbeitsprozesse und Organisationsstrukturen neu definieren. Gleichzeitig ändern sich die erforderlichen Schlüsselqualifikationen der Arbeitnehmer: In den Vordergrund rücken Digitalexpertise, Problemlösungskompetenz sowie die Offenheit für Neues. Lebenslanges Lernen wird künftig zum Standard, und Unternehmen müssen zum Coach ihrer Mitarbeiter werden und sie kontinuierlich weiterentwickeln.
Dell Technologies wirft einen Blick in die Zukunft
Welche Herausforderungen im Zuge der digitalen Transformation auf Unternehmen zukommen, wie diese bewältigt werden und wie die Workforce der Zukunft aussehen muss, hat Dell Technologies in Zusammenarbeit mit dem Institute for the Future (IFTF) im Report „Realizing 2030: Die Zukunft der Arbeit“ grundlegend erforscht. Für die Studie wurden 4.600 Führungskräfte in Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern in über 40 Ländern und aus zwölf Branchen befragt. Das zentrale Ergebnis: Die Ära der Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine kommt, davon sind die befragten Führungskräfte überzeugt. Neben dem Argument der Zeitersparnis wird die zunehmende Automatisierung auch zu mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz führen: Während unbeliebte Aufgaben von Maschinen übernommen werden, können sich die Mitarbeiter auf die Bereiche Strategie, Kreativität und Weiterbildung konzentrieren.
Dabei ist es wichtig, nicht einfach bestehende Jobs durch Roboter zu ersetzen. Vielmehr geht es darum, Aufgaben und Abläufe so weiterzuentwickeln, dass sich Mensch und Maschine perfekt ergänzen. Stundenlang Excel-Dateien auswerten oder in großen Datenpools nach Zusammenhängen suchen können KI-Technologien definitiv schneller als wir. Kommt es allerdings auf logisches Denken, Kombinationsfähigkeit jenseits herkömmlicher Gedankenspiele und Einfühlungsvermögen an, ist der Mensch deutlich im Vorteil – und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
Technologie wird vielmehr zum nützlichen Begleiter. Augmented Reality beziehungsweise Mixed Reality ermöglichen schon heute völlig neue Arbeitsabläufe. Ein Beispiel ist der Einsatz von Mixed Reality in der Chirurgie: Ärzte können die entsprechenden Lösungen vor einer anstehenden Operation nutzen, um das Krankheitsbild der Patienten zu analysieren und den Verlauf der Operation im Vorfeld zu planen. Während der Operation können beispielsweise gesplitterte Knochen vom Unfallchirurgen einfacher in der richtigen Winkelposition zusammengesetzt werden, wenn er dabei mit holographischen Bildern unterstützt wird.
Ein anderes Beispiel ist die Wartung von Aufzügen. Während seiner Arbeit kann sich der Techniker ein Hologramm des Aufzugs anzeigen lassen, woraus sich dann unter anderem die Pläne einzelner Teile aufrufen und visualisieren lassen. Der Mitarbeiter kann zudem mittels Augmented Reality Anleitungen und Video-Tutorials aufrufen oder sich per Skype-Videoanruf jederzeit die Unterstützung eines Experten holen. Mit Hilfe neuer Technologien werden Menschen künftig auf eine ganz andere Art und Weise zusammenarbeiten: In der Studie „Realizing 2030“ gaben 86 Prozent der weltweit befragten Führungskräfte an, dass sie den Einsatz neuer Technologien zur Steigerung der Mitarbeiterproduktivität planen.
Der Arbeitsplatz der Zukunft beginnt im Jetzt
In der neuen Arbeitswelt wandelt sich auch der Anspruch an den Arbeitsplatz. Dieser ist nicht mehr an den Unternehmenssitz gebunden – Mitarbeiter haben vielmehr die Möglichkeit und auch die Anforderung, flexibel an jedem Ort zu arbeiten. Das erfordert die Ausstattung der Mitarbeiter mit modernsten mobilen Arbeitsgeräten, ihre umfassende Vernetzung sowie den Einsatz digitaler Kommunikationsmittel wie Messenger, Video-Chat-Systeme oder Conferencing-Tools. Ein One-size-fits-most-Ansatz reicht dabei jedoch bei weiten nicht aus – jeder Mitarbeiter hat individuelle Anforderungen und Bedürfnisse, die berücksichtigt werden müssen. Vergleichbar mit der Customer Journey sollten die CIOs also mit auf die „Employee Journey“ gehen. Damit können sie herausfinden, wie Mitarbeiter jeden Tag durch ihre Aufgaben und Entscheidungen navigieren, wann sie mit welchen Kollegen kommunizieren und wie sie Technologien nutzen. Ziel ist, die IT an jedem Arbeitsplatz innovativer, nutzerfreundlicher und individueller zu gestalten.
Lebenslanges Lernen wird zur Selbstverständlichkeit
Ohne Weiterbildung werden sich die Menschen allerdings in der neuen Arbeitswelt nicht zurechtfinden. Die „Halbwertszeit“ von Wissen hat sich längst drastisch reduziert. In der Folge wird lebenslanges Lernen zur Grundvoraussetzung, wenn Menschen in der Arbeitswelt 4.0 bestehen wollen. Welche Skills und Kompetenzen in Zukunft besonders gesucht sind, kann man heute schon bei LinkedIn sehen: Gefragt sind bei den „harten“ Faktoren Erfahrungen in Cloud, Analytics, KI, aber auch People Management und User Experience (UX). Bei den Soft Skills sind wiederum Kreativität, Logik und emotionale Intelligenz erwünscht, Fähigkeiten also, die auch in der Studie „Realizing 2030“ als Voraussetzung für die Arbeitswelt von morgen genannt werden. Damit Maschinen die Menschen nicht von ihren Arbeitsplätzen verdrängen können, ist es besonders wichtig, dass diese jene Fähigkeiten erwerben, die Maschinen schlicht nicht erlernen können.
Der Einzelne muss dabei seine beruflichen Möglichkeiten im Blick behalten und sich die neu geforderten Fähigkeiten und Kenntnisse aneignen. Dem Arbeitgeber fällt die Aufgabe zu, die entsprechenden Lernmethoden bereitzustellen und die Aneignung neuer Qualifikationen zu vereinfachen. Eine Möglichkeit sind offene Online-Kurse (so genannte Massive Online Open Courses), das heißt Trainings ohne Zugangsbeschränkungen, die helfen, Kompetenzlücken zu schließen.
Mehr Chancengleichheit dank KI
Die Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine wird es auch ermöglichen, die einzigartigen Fähigkeiten der Menschen zu erkennen und für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Vorurteile trägt jeder in sich – sie verleiten dazu, Menschen aufgrund von Erfahrungen oder tiefsitzenden vorgefertigten Meinungen, derer man sich oft gar nicht bewusst ist, in Schubladen zu stecken. Wenn man es schafft, diese unterbewussten Vorurteile zu durchschauen und ihnen keinen Raum mehr zu geben, ist das der erste Schritt auf dem Weg zu einer toleranteren und damit besseren Arbeitsumgebung. Unternehmen werden sich künftig beispielsweise auf KI verlassen, um menschliche Vorurteile im Einstellungsprozess zu reduzieren, die Bildung optimaler Teams am Arbeitsplatz zu steuern und Anreize zur Steigerung von Produktivität, Arbeitsmoral und Mitarbeiterbindung zu schaffen. 67 Prozent der für die Studie „Realizing 2030“ befragten Führungskräfte gehen davon aus, dass sie neue Technologien einsetzen werden, um mehr Chancengleichheit zu schaffen.
Unternehmen müssen den Wandel aktiv angehen
Fakt ist, Unternehmen müssen sich in den nächsten Jahren ein paar entscheidende Fragen stellen: Welche Arbeit kann zukünftig durch Nutzung entsprechender Technologien effizienter und effektiver erledigt werden? Welche Fähigkeiten brauche ich in Zukunft und wie kann ich diese frühzeitig und dauerhaft entwickeln? Aus operativer Sicht gilt es, firmeninterne Prozesse auf die Mensch-Maschine-Interaktion anzupassen. Dabei sollten vor allem die Arbeitsabläufe zwischen Mitarbeitern und digitalen Technologien abgestimmt und optimiert werden. Genauso wichtig sind Fortbildungsmöglichkeiten und eine offene Kommunikation: Ein Mitarbeiter, der ständig Angst hat, durch einen Roboter ersetzt zu werden, wird keinen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Kreativität, Inspiration, Intelligenz und Neugier sind allerdings Voraussetzung, um die nächste Ära der Mensch-Maschine-Partnerschaft zu erreichen.
Bildquelle / Lizenz Portrait Doris Albiez: Dell Deutschland
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