ESG: Nachhaltigkeit messbar machen

Von Carsten Ettmann, Dun & Bradstreet

Konsumenten erwarten heute zunehmend nachhaltige Produkte und Vertriebswege. Gleichzeitig sehen sich Unternehmen mit neuen regulatorischen Vorgaben konfrontiert. Neben einer übergeordneten Nachhaltigkeitsstrategie müssen sie Messbarkeit und Transparenz ihrer Umsetzung sicherstellen. Der Schlüssel sind valide Daten und automatisierte Prozesse.
Nachhaltigkeitskriterien rücken immer stärker in den Fokus und werden die Wirtschaft in den kommenden Jahren noch stärker prägen als heute schon. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – die sogenannten ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) – avancieren zu zentralen Aspekten, die es bei jeder Unternehmenstätigkeit zu berücksichtigen gilt.
Das hat mehrere Gründe: So sorgen zahlreiche Regulierungsinitiativen weltweit dafür, dass Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen müssen. In der Europäischen Union (EU) ist das insbesondere die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Sie verpflichtet größere Unternehmen, ab dem Geschäftsjahr 2023 Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Lagebericht zu integrieren. Konkret sind sie gefordert, die Wirkung von Nachhaltigkeitsaspekten auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens festzuhalten und die Auswirkungen des Betriebs auf Nachhaltigkeitsaspekte verdeutlichen. In Deutschland kommt das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten (LkSG), kurz Lieferkettengesetz, hinzu. Es verlangt von vielen Unternehmen, ein Risikomanagement einzurichten, um etwa die Risiken von Menschenrechtsverletzungen und Schädigungen der Umwelt zu identifizieren, zu vermeiden oder zu minimieren.

Darüber hinaus ist das gesellschaftliche Bewusstsein für Nachhaltigkeitsbelange stark gestiegen. Konsumenten, Investoren und Geschäftspartner erwarten heute von Unternehmen, dass sie ökologische und soziale Standards einhalten. Damit ist die Einbeziehung von ESG-Faktoren in sämtliche Unternehmensprozesse nicht nur regulatorisch gefordert, sondern gleichzeitig ökonomisch geboten. Denn eine fehlende Adressierung von Nachhaltigkeit wird von Investoren, Banken, Kreditgebern und Stakeholdern zunehmend als relevanter Risikofaktor eingestuft.

Autor: Carsten Ettmann Senior Business Consultant Diplom-Kaufmann Carsten Ettmann ist als Senior Business Consultant für die Dun & Bradstreet Deutschland GmbH tätig. Er verfügt über lang-jährige Erfahrung in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Compliance, Unternehmensberatung sowie Rating & Scoring.

 

 

Ökonomische Vorteile

Zudem sorgt eine strategisch definierte Haltung des eigenen Unternehmens zu Nachhaltigkeitsthemen für Effizienzsteigerungen durch einen sparsameren Einsatz von Ressourcen, sie erhöht die Motivation von Mitarbeitern, stärkt deren Bindung zum Unternehmen und verbessert die Position auf den Recruiting-Märkten. Und nicht zuletzt werden faire Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und ein schonender Umgang mit Ressourcen von den Verbrauchern entlohnt, sodass sich höhere Preise durchsetzen lassen.
Damit steht fest: Nachhaltigkeit muss heute wesentlicher Bestandteil jeder Unternehmensstrategie und fest in jedem Unternehmensbereich implementiert sein. Wie aber kann das konkret aussehen? Klar ist: Die Anforderungen an die spezifische ESG-Strategie verschiedener Unternehmen unterscheiden sich stark und sind abhängig von Branchen, Zielgruppen, Produkten, Betriebsmodellen und auch Unternehmensgrößen. Es bedarf deshalb einer individuellen ESG-Strategie mit spezifischen Zielen und Maßnahmen.
Sinnvoll ist es, zunächst Nachhaltigkeitsstandards und eine entsprechende Strategie zur Umsetzung zu definieren. Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen und aus Gründen der Vergleichbarkeit sollten sich diese an Rechtsnormen wie der EU-Taxonomie und an etablierten Standards wie etwa demjenigen des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) orientieren. Sodann ist ein System zu schaffen, dass alle Prozesse innerhalb des Unternehmens sowie die gesamte Lieferkette auf diese Standards hin überprüft, bewertet und diese Bewertung für Geschäftspartner, Investoren und Verbraucher erkennbar und nachvollziehbar macht.
Voraussetzung für eine solche Überprüfung sind valide und aktuelle Daten zu ESG-Aspekten von sämtlichen Geschäfts- und Handelspartnern. Die entsprechenden Daten bei jedem einzelnen Geschäftspartner individuell zu prüfen, dürfte indes die meisten Firmen überfordern. Vielfach bietet sich daher an, auf datenbasierte Lösungen externer Dienstleister zurückzugreifen.

Externe Anbieter liefern aktuelle ESG-Daten

Anbieter solcher Lösungen bieten Rankings und Detailinformationen zu den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung für viele Millionen Unternehmen weltweit. Prädestiniert sind hier zweifelsohne Dienstleister, die über ein globales Netzwerk verfügen und Zugang zu entsprechenden Datenquellen haben. Dazu zählen neben den Unternehmen selbst und ihren Jahresabschlüssen und CSR-Reports unter anderem auch Regierungswebseiten, NGOs, Watchlists, Umweltzertifizierungen sowie ein globales Media Screening. Darüber hinaus brauchen sie eine entsprechende und nachgewiesene Analysekompetenz und -kapazität und geeignete Aufbereitungsoptionen. Ihre Bewertungsverfahren und Kriterienkataloge sollten sich dabei eng am genannten SASB-Standard sowie den gesetzlichen Vorgaben orientieren und neben ESG-relevanten Informationen zu Einzelunternehmen Rankings, Subrankings, Branchenvergleiche und Quell-Infos liefern. Entscheidend ist zudem die Aktualität der zugrunde liegenden Daten sowie der bereitgestellten Analysen.
So erhalten Unternehmen ESG-Daten, die in verschiedene Themenbereiche kategorisiert sind und sich passgenau auf die eigene Strategie hin prüfen lassen. Denn je nach Größe und Branche gibt es unterschiedliche Anforderungen, die es beim Aufsetzen der Strategie und beim Gewichten der unterschiedlichen ESG-Kriterien zu beachten gilt. Während beispielsweise bei einem Chemiekonzern besonders Umweltaspekte stark gewichtet werden, sollten bei einem Personaldienstleister vielmehr soziale Komponenten im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie stehen.

Genaue Risikoeinschätzung

Neben der grundsätzlichen Unterscheidung nach E-, S- und G-Aspekten bietet die thematische Kategorisierung weitere Einblicke. Kategorien umfassen natürliche Ressourcen, Treibhausgas-Emissionen und Klimarisiken, Umweltrisiken, Umweltchancen, Human Capital, Produkte und Services, Kundenbindung, Gesellschaftliches Engagement, Supplier Engagement, Zertifikate, Corporate Governance sowie Belastbarkeit des Unternehmens. Rankings drücken dabei aus, welches Risiko ein Unternehmen hat, in einen ESG-Compliance relevanten Sachverhalt involviert zu sein, der einen finanziellen Schaden zur Folge haben könnte. Dabei lässt sich ablesen, in welchem Bereich ein Unternehmen über ein gutes Ranking verfügt. Ergänzend stehen Branchenvergleichsdaten und Informationen zu verwendeten Quelldaten zur Verfügung, so dass sich die Risiken sehr genau einschätzen lassen.
Derartige ESG-Analyselösungen, die Anbieter über unterschiedliche Kanäle zur Verfügung stellen, sind ein geeigneter Baustein, um den Erfolg der hauseigenen ESG-Strategie effizient zu beurteilen und die ESG-Aktivitäten und -Performance von Geschäftspartnern zu bewerten und nachzuverfolgen. Angesichts der genannten Entwicklungen sind sie damit ein wesentlicher Faktor für den nachhaltigen Unternehmenserfolg.

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Autor:
Carsten Ettmann
Funktion: Senior Business Consultant