Neues Lieferkettengesetz nimmt Unternehmen in die Verantwortung
Von Christopher Wojciech, Digital Consultant bei Macaw
Am 11. Juni 2021 wurde vom Deutschen Bundestag das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten beschlossen. Ab dem 1. Januar 2023 tritt das Lieferkettengesetz bereits in Kraft. Das Ziel: Die Rechte der Menschen schützen, die für unmittelbare Zulieferer Waren für den deutschen Markt produzieren. Hat ein Unternehmen Kenntnisse über Menschenrechtsverletzungen, dehnt sich diese Pflicht auch auf diese unmittelbaren Zulieferer aus. Was bedeutet das nun konkret für Firmen? Neben dem Sicherstellen von Menschenrechten und einer umfassenden Berichtspflicht geht es auch um ein angemessenes Risikomanagement sowie das Einrichten von Beschwerdemöglichkeiten und Maßnahmen zur Vermeidung von Rechtsverletzungen. Wichtig dabei: Das neue Gesetz gilt auch für kleine und mittelständige Unternehmen, wenn sie als Zulieferer für große Firmen agieren.
Am Anfang steht die Analyse
Grundlage für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht ist das Wissen darüber, wie die Lieferkette aufgebaut ist und welche Parteien involviert sind. Welche Unternehmen dienen als mittelbare, welche als unmittelbare Zulieferer? Dafür raten wir zu einer anfänglichen Analyse, ähnlich einer Bestandsaufnahme. Dies kann ganz klassisch in einer Excel-Liste durchgeführt werden. Besser sind jedoch Lösungen, die gleichzeitig auch Möglichkeiten zur Interaktion bieten. Personalisierte und automatisierte Prozesse helfen und können mühelos durch die Fachabteilungen selbst erstellt werden. Auf diese Weise können manuelle Aufwände drastisch reduziert werden. Um die einzelnen Bestandteile dieses Prozesses zu kombinieren, eignen sich besonders Low-Code- oder No-Code-Lösungen wie die Microsoft Power Platform. Mit ein wenig Hands-on-Mentalität können hier schnelle Ergebnisse erzielt werden. Ein erster Schritt kann beispielsweise darin bestehen, eine Liste mit Unternehmen anzulegen, die Teil der Lieferkette sind – egal ob mit Sharepoint, Excel oder im Dataverse. Für die Abfrage der benötigten Kriterien bei den jeweiligen Zulieferern und Partnerunternehmen ist eine automatisierte Kontaktaufnahme ratsam, die die Lieferanten beispielsweise in einer PowerApp durch die Prozesse führt. So werden individuelle E-Mails, ein manuelles Übernehmen der Inhalte und damit auch Fehler vermieden. Bleibt die Rückmeldung der Zulieferer und Partnerunternehmen zunächst aus, sind automatisierte Follow-up-E-Mails mit verschiedenen Eskalationsstufen zu empfehlen. Auch diese können von der Fachabteilung eigenständig konfiguriert und umgesetzt werden. Für die spätere Auswertung werden die eingetroffenen Antworten automatisch in der zu Anfang angelegten Liste abgespeichert.
Mit Automatisierung zu datenbasierten Reportings
Zu Anschauungszwecken für ein mit Daten angereichertes Reporting haben wir ein PowerBI-Dashboard erstellt, das einen individuellen Score pro Unternehmen berechnet. Mit der Software für Geschäftsanalysen von Microsoft lassen sich etwa interaktive Visualisierungen derart simpel gestalten, dass sich das Programm auch für Endnutzerinnen und Endnutzer ideal zur Erstellung von Berichten eignet. Für die bessere Steuerung beziehungsweise Überwachung der Prozesse erfolgt im nächsten Schritt die Berechnung eines KPIs für das gesamte Unternehmen – in Form einer einzigen Kennzahl. Deutlich wird dabei, wie einfach Unternehmen die verschiedenen Quellen und Daten zentral sammeln und als automatischen Prozess mit der Microsoft Power Platform abbilden können. Mit diesen Reportings erhalten Unternehmen alle relevanten Daten über ihre Zulieferfirmen und können ihrer Beweispflicht in aller Sorgfalt nachkommen.
Alle Daten immer auf einen Blick
Unternehmen, die stets einen aktuellen Überblick über ihre Lieferketten haben möchten, sind auf das Just-in-Time-Reporting angewiesen. Im Grunde führen sie damit regelmäßige Risikoanalysen durch. Mit Lösungen wie Microsoft PowerBI gibt es die Option, alle dazu notwendigen Datenquellen an einem Ort zu vereinen und auf dieser Grundlage die passenden Dashboards zu entwickeln.
Das Lieferantenmanagement besteht aus vielen Prozessen. Ein zentrales Tool ist dringend nötig, um der gesetzlichen Berichtspflicht nachzukommen, ohne dabei Mehraufwand zu erzeugen. Ein großer Vorteil der Power Platform ist, dass Mitarbeitende bereits nach kurzen Trainings eigenständig mit der Technologie arbeiten und Anpassungen vornehmen können.