Ohne Investor gründen

Ein eigenes Unternehmen zu gründen, stellt für viele Menschen die größte und zugleich schönste beruflich Herausforderung dar. Vor allem, wenn es um die Finanzierung geht und die Investorensuche erfolglos verläuft, sind viele dennoch kurz davor, ihren Wunsch von der Selbstständigkeit aufzugeben. Das muss jedoch nicht sein, denn eine erfolgreiche Unternehmensgründung kann auch ohne Fremdkapital gelingen, wenn man nur die richtigen Wege einschlägt. Welche dies sind, hat uns der staatlich anerkannte Fördermittelexperte Maximilian Schreiber in einem exklusiven Gastbeitrag verraten.

1. Zum eigenen Unternehmen dank Fördermitteldarlehen

In jedem Bundesland gibt es verschiedene Möglichkeiten, Förderungen für eine Existenzgründung zu erhalten. Ein besonders gutes Angebot stellt die Kreditanstalt für Wiederaufbau bereit, um Gründungsvorhaben zu unterstützen. Hier wird dir nicht nur eine tilgungsfreie Startphase gewährt, auch die Zinsen sind erstaunlich gering.

Des Weiteren gibt es sowohl vom Bund, den Kommunen sowie der Europäische Union Fördermöglichkeiten für das zukünftige Unternehmen, auf die man keinesfalls verzichten sollte. Informieren Sie sich also zunächst umfassend, welche Varianten hier zur Verfügung stehen, und lassen Sie sich beraten.

2. Die Finanzierung eines Startups – mithilfe eines Kredits

War es lange Zeit absolut verpönt, einen Kredit aufzunehmen, damit der Traum vom eigenen Unternehmen wahr werden kann, hat sich dies mittlerweile stark geändert. Das liegt vor allem daran, dass die Kreditzinsen auf einem so niedrigen Niveau sind, dass es sich durchaus auszahlt, ein gewisses Risiko einzugehen. Damit diese Möglichkeit der Gründungsfinanzierung aber auch wirklich gelingen kann, ist es von entscheidender Bedeutung, der jeweiligen Bank einen durchdachten Businessplan vorzulegen und etwaige Sicherheiten vorweisen zu können.  Ist das der Fall, steht einer Finanzierung eines Startups mithilfe eines Kredits wahrscheinlich nichts im Wege.

3. Starthilfe dank Gründerzuschuss

Zwar ist es durch die Reform des Gründungszuschusses um einiges schwieriger geworden, einen solchen zu erhalten, aber es ist dennoch absolut einen Versuch wert. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es bereits den einen oder anderen Erfolg mit dem Vorhaben erzielen konntest. Allerdings ist man nur antragsberechtigt, wenn man Arbeitslosengeld I bezieht und der Anspruch noch für mindestens 150 Tage gilt. Ist das der Fall, gibt es die Chance, bis zu 18.000 Euro steuerfrei zu bekommen.

4. Mit Mezzaninekapital zum Erfolg

Sollte trotz verschiedener Wege das Eigenkapital zur Gründung des Unternehmens doch nicht ausreichen, könnte eine sogenannte Mezzanine-Finanzierung die perfekte Lösung darstellen. Dabei handelt es sich um eine Mischvariante aus Eigen- und Fremdkapital. Das bedeutet, dass man zwar eine gewisse Geldsumme von einem Investor oder einem anderen privaten Unternehmen erhält, diese jedoch im Gegenzug kein Stimm- oder Einflussrecht erhalten. In der Bilanzierung scheint das Mezzaninekapital trotz der eigentlichen Vorgehensweise als Eigenkapital auf, wodurch es in vielen Fällen leichter wird, weitere Förderungen zu erhalten und außerdem einen besseren Überblick bei der Steuererklärung zu behalten.

Sowohl die Laufzeit, die Rückzahlungsbedingungen als auch eine mögliche Gewinnbeteiligung können dabei stets individuell verhandelt werden, eine schriftliche Fixierung dieser Bedingungen ist jedoch dringend empfehlenswert.


Maximilian Schreiber ist Unternehmer, Gründerberater und Fördermittelexperte. Sein Studium als Wirtschaftsjurist bildet die Grundlage für das Verständnis der staatlichen Fördermittelthematik. In seiner über 10 Jahre langen Tätigkeit als Unternehmer sammelte Herr Schreiber die notwendige praktische Erfahrung durch eigene Beantragung von Fördermitteln in verschiedenen Branchen, die er heute nutzt, um anderen Unternehmen und Gründern mehr Liquidität durch staatliche Fördermittel zu verschaffen. Herr Schreiber betreut Kunden im gesamten DACH-Raum.

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5. Gründerwettbewerbe und Crowdfunding Plattformen nutzen

Zukünftiger Unternehmer:innen sollten außerdem keinesfalls darauf verzichten, Menschen ihre Geschäftsidee vorzustellen und so die Chance auf weiteres Kapital zu erhalten. Natürlich kann man nie sicher sein, ob bei einem Gründerwettbewerb genau diese Idee überzeugen kann, schließlich kennt man die anderen Projekte nicht, doch einen Versuch ist es auf alle Fälle wert. Tatsächlich stehen Jungunternehmern mittlerweile zahlreiche solcher Competitions zur Verfügung, die sowohl lokal, national und auch international ausgetragen werden. Viele Wettbewerbe lassen sich mittlerweile auch online abhalten. Crowdfunding-Plattformen können ebenfalls dabei helfen, Eigenkapital aufzustocken. Hier ist ein Anreiz, dass Menschen in das neue Unternehmen investieren, dass sie im Gegenzug das Produkt z.B. kostenlos das Produkt erhalten. Besonders, wenn sich das Startup durch eine innovative Idee auszeichnet, die es so vorher noch nie gegeben hat, könnte es sich hierbei um die perfekte Möglichkeit handeln, mehr Eigenkapital zu erhalten.

6. Eigenkapital vom Staat

Tatsächlich gibt es noch einen weiteren Weg, um das nötige Geld für dein Gründerprojekt zu erhalten, und zwar über öffentliche Beteiligungsgesellschaften beziehungsweise Investitionsbanken der verschiedenen Bundesländer. Diese haben sich darauf spezialisiert, Startups sowie mittelständische Unternehmen mit dem notwendigen Kapital zu versorgen und sie somit konkurrenzfähig zu machen. Es handelt sich hierbei um sogenanntes Venture Capital, oder auch Risiko-beziehungsweise Wagniskapital. Die staatlichen Geldgeber agieren meistens als Co-Investor bei der Existenzgründung. Als Beispiele für eine solche Beteiligungsgesellschaft von Förderbanken können folgende genannt werden: die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH oder die Kapitalbeteiligungsgesellschaft NRW.

Gründen ohne Investoren – es ist leichter, als man denkt

Eine Idee, für die man brennt und doch weit und breit kein Investor in Sicht? Das heißt noch lange nicht, dass der Traum vom eigenen Unternehmen ausgeträumt ist. Wichtig ist, die richtigen Wege zu kennen, um beruflich der eigene Herr zu bleiben und das eigene Unternehmen voll durchstarten zu lassen – ohne Anteile verkaufen zu müssen.