Die Auswirkungen des hybriden Arbeitsplatzes auf die Diversität
Henri Schmidt, Senior Director Implementation & Business Development Germany & Poland bei ADP, kommentiert den Zusammenhang von Hybrid Work und Diversity Management
Vielfalt am Arbeitsplatz war schon immer ein wichtiges Thema. In den letzten Jahren wurde jedoch verstärkt auf Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion geachtet und darüber diskutiert, wie Arbeitgeber den gleichberechtigten Zugang und die Chancengleichheit für Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund fördern können. Die Umsetzung von Diversity-Programmen kann kompliziert sein und wurde durch die Pandemie und das Aufkommen des hybriden Arbeitsplatzes nur noch schwieriger. Ob die neue Arbeitsplatzdynamik für Initiativen zur Förderung der Vielfalt nutzbringend oder hinderlich ist, hängt jedoch von mehreren Faktoren ab, u.a. von der Organisationskultur des Unternehmens, dem Engagement der Führungskräfte und ihrer Bereitschaft, die Fortschritte zu überwachen, sowie ihrer Fähigkeit, gegebenenfalls schnell Maßnahmen zu ergreifen.
Mögliche Folgen
Arbeitgeber müssen die positiven und negativen Auswirkungen berücksichtigen, die ein hybrides Arbeitsumfeld auf ihre Belegschaft und den Fortschritt in Sachen Vielfalt haben könnte. Es kann dazu beitragen, eine vielfältige Belegschaft anzuziehen, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern sowie Vertrauen und Produktivität zu steigern. Wenn die Arbeitskräfte von zu Hause aus arbeiten, können sie ihren Tag so strukturieren, dass sie in den Pausen wichtige persönliche Aufgaben erledigen können, z. B. die Kinder zur Schule bringen oder einen Arzttermin wahrnehmen. Dies erleichtert es Menschen, vor allem Eltern und anderen Betreuungspersonen, ihre beruflichen und privaten Verpflichtungen miteinander zu vereinbaren, was den Zugang zu Beschäftigungsmöglichkeiten und den beruflichen Aufstieg verbessern könnte. Außerdem können sie so ihren Alltag besser bewältigen, was zu einer besseren Konzentration und Aufmerksamkeit während der Arbeit führen kann. Das heißt, dass Unternehmen mit diesem Modell den Mitarbeiter*innen dabei helfen können, eine bessere Work-Life-Balance zu erreichen, was dazu führen könnte, dass sie eine gesündere und produktivere Belegschaft haben.
Ein hybrides Modell kann auch das Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen erhöhen und den Mitarbeiter*innen die Möglichkeit geben, ihren Stärken entsprechend zu arbeiten, was wiederum die Produktivität steigert. Durch die Förderung einer Kultur, in der die Arbeit aus der Ferne als positive Alternative angesehen wird, können Teams eine gute Balance zwischen Kreativität und Zusammenarbeit finden. Arbeitskräfte, die Ruhe brauchen, um sich zu konzentrieren, oder die sich in einer Büroumgebung wohl fühlen, können wählen, wo und wann sie am produktivsten sind. Diese Art von Modell hilft auch der Belegschaft, das Vertrauen ihrer Vorgesetzten zu gewinnen, indem sie zeigen können, dass sie beim Homeoffice genauso produktiv sind wie im Büro, wenn nicht sogar produktiver. Diese Flexibilität kann auch die Loyalität des Personals verbessern, da sie das Gefühl haben, von der Unternehmensleitung ermächtigt zu werden, ihre Arbeit zu ihren eigenen Bedingungen zu erledigen. Autonomie ist wichtig zur Mitarbeiterzufriedenheit, denn wenn sie ihre Arbeit und ihr Leben so vereinbaren können, wie es ihnen am besten passt, wird Stress reduziert und Burnout verhindert.
Außerdem kann die Kombination von Remote- und Büroarbeit ein entscheidender Faktor sein, um eine größere Bandbreite und Tiefe an Talenten zu erschließen, und so können Unternehmen, die hybride Arbeitsmodelle einsetzen, qualifizierteres und vielfältigeres Personal über mehrere Regionen hinweg anziehen als Firmen ohne ein solches Modell.
Die Kombination von Remote- und Büroarbeit ein entscheidender Faktor sein, um eine größere Bandbreite und Tiefe an Talenten zu erschließen.
Henri Schmidt
Trotz der zahllosen Vorteile kann ein hybrider Arbeitsplatz die Möglichkeiten für informelle Schulungen (z.B. Hospitieren) einschränken und sowohl die Integration der Mitarbeiter*innen in die Unternehmenskultur als auch die Leistungsbeurteilung erschweren. Fernarbeitstools ermöglichen es ihnen zwar, mit ihren Kollegen zu kommunizieren, aber die Interaktion ist nicht dieselbe wie in einem Büro. Es gibt auch das Problem der „Zoom-Müdigkeit“ oder des Burnouts durch virtuelle Meetings, das zu einer schlechteren Kommunikation und weniger Zusammenarbeit bei der Fernarbeit führen kann, weshalb es wichtig ist, Möglichkeiten zu schaffen, die die Kommunikation optimieren und das geistige Wohlbefinden fördern. Dadurch werden auch die Verbindungen gestärkt, die Teams zum Erfolg verhelfen.
Fortschritte überwachen, um Probleme abzumildern
Vielfalt am Arbeitsplatz ist ein laufender Prozess. Damit Initiativen zur Förderung der Vielfalt erfolgreich sein können, müssen Arbeitgeber verstehen, wo sich ihre Firma auf dem Weg zu einer vielfältigeren Belegschaft befindet, und die Ergebnisse kontinuierlich auswerten, um Fortschritte zu messen und neue Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln. Das bedeutet, über die Zahlen hinauszuschauen und sich mit den tatsächlichen Erfahrungen der Mitarbeiter*innen vertraut zu machen. Eine zentrale Rolle spielt hier die Personalabteilung.
Das HR-Team kann zwar Umfragen zu den Erfahrungen ihrer Arbeitskräfte durchführen, doch ist es oft effektiver, die tatsächliche Situation durch regelmäßige persönliche Gespräche zu erfahren. Die ADP-Studie THE HRXPS ergab, dass der persönliche Kontakt mit der Personalabteilung sich auf das Zugehörigkeitsgefühl auswirkt. Arbeitskräfte, die nur eine einzige Kontaktstelle mit der Personalabteilung haben, sagen mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit, dass die Personalabteilung wertschöpfend ist als Mitarbeitende mit mehreren HR-Kontakten, und mit fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit als Arbeitskräfte, die überhaupt keine Personalabteilung haben.
Trotz aller Herausforderungen, die mit der neuen Normalität der hybriden Arbeitsumgebung einhergehen, gibt es für Personalabteilungen und Führungskräfte viele Möglichkeiten, potenzielle Probleme zu entschärfen. Im Wesentlichen beginnen die Lösungen mit der Früherkennung. Eine genaue Beobachtung der Fortschritte bei den Bemühungen um Vielfalt kann helfen, Veränderungen innerhalb des Unternehmens zu erkennen. Es ist besonders wichtig, die Beziehung zwischen dem hybriden Arbeitsumfeld und der Weiterentwicklung von Initiativen zur personellen Vielfalt zu beobachten, da neue Vorschriften die Dynamik am Arbeitsplatz schnell verändern und sich auf die Organisationskultur und die Erfahrungen des Einzelnen in einer Weise auswirken, die noch nicht vollständig verstanden wird. Die Untersuchung dieser Trends kann Personalverantwortlichen die Möglichkeit bieten, Praktiken mit positiven Ergebnissen zu verdoppeln und kleine Probleme zu beheben, bevor sie größer werden.
Neben der Überwachung des Fortschritts ist auch das Sammeln und Analysieren von Daten notwendig, um diese Initiativen erfolgreich zu machen. Der beste Ausgangspunkt für alle Initiativen in den Bereichen Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion ist das Verständnis der demografischen Zusammensetzung der Belegschaft. So können die HR-Teams beurteilen und Prioritäten setzen, was zu tun ist und worauf sie sich konzentrieren müssen. Allgemeine Unternehmensdaten sind wichtig, aber ein Dashboard kann helfen, tief in die Daten zur Diversität einzutauchen, aufgeschlüsselt nach Firmen, Abteilung und Stellenebene. Dies hilft Unternehmen auch dabei, die Kennzahlen mit denen anderer Organisationen zu vergleichen und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wo sie investieren sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Maßnahmen schnell ergreifen
Das Beste, was Arbeitgeber tun können, um Fortschritte bei der personellen Vielfalt vor den Herausforderungen hybrider Arbeit zu schützen, ist schnell und sinnvoll zu handeln, wenn Probleme festgestellt werden. Dazu sollte gehören, dass diejenigen, die gegen Verhaltensregeln verstoßen, gemaßregelt werden, und dass Ressourcengruppen für Mitarbeiter*innen eingerichtet werden, die sich mit Fragen der Vielfalt befassen. Eine integrative Arbeitsstelle ist per Definition ein Arbeitsplatz, an dem alle das Gefühl haben, dazuzugehören und für das, was sie sind und in die Firma einbringen, geschätzt zu werden. Die Belegschaft muss sehen und hören, dass sich die Führungskräfte auf allen Ebenen des Unternehmens dafür einsetzen, das Beste für sie zu tun.
Die Dynamik am Arbeitsplatz verändert sich schnell dank der Zunahme der hybriden Arbeitsumgebung, des technologischen Fortschritts und der kulturellen Entwicklungen, die sich in den Prioritäten der Mitarbeiter*innen widerspiegeln. Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, mit diesen Veränderungen Schritt zu halten und ihre Auswirkungen auf die Unternehmenskultur, die Fortschritte bei der Vielfalt und die Erfahrungen der Arbeitskräfte im Auge zu behalten.
Es ist eine schwierige Aufgabe, aber Arbeitgeber, die sich jetzt darum bemühen, den Stand der Dinge in ihrem Unternehmen zu ermitteln, haben bessere Chancen, die Fortschritte wirksam zu überwachen, Probleme frühzeitig anzugehen und ihre Weiterentwicklung auf dem Weg zu einem vielfältigeren und integrativeren Arbeitsplatz zu schützen.
Weitere Informationen unter:
https://www.de-adp.com/