Smarte Vending-Konzepte

Digital und selbsterklärend: So überzeugen automatische Verkaufs-Konzepte

1887 gab es den ersten Automaten in Deutschland. Heute, mehr als 130 Jahre später, erleben Verkaufs- oder Vending-Automaten ihren vierten Frühling. In Zeiten, in denen wir persönlichen Kontakt einschränken, erobert der automatische Konsum neue Geschäftsfelder. Welche Optionen bietet der sogenannte “unattended retail”?

Weit vor Internet und Onlinehandel konnten Menschen an Automaten bereits vielfältige Produkte kaufen – außerhalb von Geschäftszeiten und an unterschiedlichsten Orten. Im Kleinen war der Vendingautomat der erste “Amazon Go” – 24/7 an 365 Tagen im Jahr zum vollautomatischen Spontan-Einkauf verfügbar.

Mit individuellem Branding, digitalen Displays und technischer Finesse schafft er im 21. Jahrhundert den Spagat zwischen Retro-Style und futuristischen Store-Konzepten. Optisch erinnern die Vending-Automaten oft an die bunten Slot-Automaten in der Spielhalle. Auch technologisch haben Vending-Automaten viele Parallelen zu Glücksspielautomaten.“

Verkaufsautomaten in Zahlen

Aktuell dient ein Großteil der Automaten in Deutschland der Ausgabe von Essen und Getränken. Mehr als 12,6 Millionen einzelne Verkäufe pro Tag gab es in diesem Bereich in 2019.

Natürlich stehen auch in der Vendingbranche die Themen Umweltschutz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit oben auf der Agenda. Unternehmen arbeiten aktiv an umwelt- und ressourcenschonenden Lösungen.

Der Großteil der Getränke- und Verpflegungsautomaten steht heute in Betrieben. Automaten-Dienstleister, Industrie und Kunden sind hier seit jeher auf Effizienz und Nachhaltigkeit bedacht. Anfallender Abfall durch (Um-)Verpackungen und Einwegbecher wird über den Dienstleister, den Kunden und die dualen Systeme zurück in den Wertstoff-Kreislauf geführt.

Heißgetränke werden bereits zu 2/3 der konsumierten Getränke im kundeneigenen Gefäß ausgegeben. Das kann eine gebrandete Mehrweglösung sein oder der Porzellanbecher des Mitarbeiters. Heißgetränke-Automaten verfügen über einen Becher-Sensor (ugs. Becher-Stopp-Taste). Dieser erkennt, wenn ein mitgebrachter Becher eingestellt wird und verhindert die Ausgabe eines Einwegbechers.

Überall dort, wo aus hygienischen oder arbeitssicherheitsrechtlichen Aspekten nur eine Einweglösung möglich ist, werden immer mehr Papier- statt Plastikbecher ausgegeben

Vendingautomaten bieten eine Reihe von Vorzügen für jeglichen Produktverkauf. Quelle: BDV e. V

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Automaten-Gastronomie in der Betriebsversorgung

80 % der Automaten stehen in Unternehmen und versorgen die Mitarbeiter mit Kaffee, Tee, Kaltgetränken, Snacks oder vollwertigen Mahlzeiten. Derzeit entstehen in größeren Bürogebäuden Micro-Markets – automatisierte Mini-Supermärkte: Sie verkaufen über digital kontrollierte Kühlschränke, Automaten und Regale Food- und Non-Food Artikel.

Auch Catering-Unternehmen in Unternehmen setzen vermehrt auf Automaten, um trotz schwankender Mitarbeiterzahlen und strengen Hygienekonzepte die Versorgung zu sichern. Automaten sichern zuverlässig und kosteneffizient die Mitarbeiterversorgung. Der Verkauf erfolgt häufig kontaktlos und strenge Hygieneregeln werden eingehalten.

Spontane Käufe im Public Vending

Rund 20 % der Automaten stehen heute im „Public-Vending“, z. B. in Krankenhäusern, Hotels, auf Bahnhöfen, Flughäfen oder (halb)öffentlichen Plätzen. Der regionale Verkauf aus Automaten steigt stetig. Vor allem Direktvermarkter, wie Metzger, Bauern oder regionale Erzeuger-Genossenschaften nutzen den 24/7-Vertriebskanal. Gründe hierfür sind ein veränderten Einkaufsverhalten, knappes Personal und der Wunsch nach Umsatzsteigerung.

Kunden sind es heute gewohnt, frische Produkte bis spät abends einzukaufen. Vorratshaltung im Haushalt wird seltener und spontane Ideen, wie z. B. Grillabende, müssen sofort umsetzbar sein. Damit die Kunden ihre Einkäufe auch in den Abendstunden oder am Wochenende tätigen können, hat der Verkaufsautomat an vielen Stellen des alltäglichen Lebens Einzug gehalten.

An Bahnhöfen, Flughäfen oder in Hotels dienen Automaten dem spontanen “Genuss to go” und verkaufen klassische Reiseartikel, wie Zahnbürsten, Ladekabel und aktuell Desinfektionssprays und Mund-Nase-Schutzmasken.

Lösungen für Händler

Auch im Einzelhandel gibt es klassische Automaten: Sei es der Kaffeeautomat im Kundenservice oder die Abholstation für vorbestellte Waren. Erste Markenstores setzen Verkaufsautomaten als Hingucker in ihren Store-Konzepten ein. So brandete Tiffany 2018 einen Snackautomaten im eigenen Design und verkaufte über diesen im Londoner Store ein neues Parfüm. „Vending Automaten schaffen auch im Laden zusätzliche Kaufimpulse: Händler wie Nike, Shisheido und Tiffany verkaufen Accessoires schnell und einfach ohne Wartezeit in ihren Verkaufsräumen. Das schafft zusätzliche Aufmerksamkeit und hebt die Bedeutung der besonderen Angebote hervor”, erklärt Wolf Jochen Schulte-Hillen vom Beratungsunternehmen Shselection diesen Trend.

Kunden kaufen bevorzugt kontaktlos

Eine aktuelle Studie von Euromonitor (2020 Digital Consumer Survey) zeigt, dass Kunden während der Corona-Pandemie mehr kontaktlose Kaufoptionen wählen. 35 % der Befragten bevorzugen den Self-Checkout ohne persönlichen Verkäuferkontakt.

Vollautomatisierte Supermärkte profitieren hiervon. Kunden erhalten in diesen Mini-Supermärkten 24/7 an 365 Zugang ein Angebot, ähnlich der Convenience-Stores an Bahnhöfen.

“Einen Vorteil bieten die digitale Einbindung in die Warenwirtschaft und Kundenbindungsprogramme. Das ermöglicht Händlern zentral gesteuerte Rabattaktionen oder Kombi-Angebot am Automaten. Die können auf das Automatendisplay oder per QR-Code bzw. in einer App auf das Smartphone des Kunden gespielt werden”, erläutert Dr. Aris Kaschefi, Geschäftsführer des BDV, die Technik hinter dem Automaten. Speziell an Orten, an denen eine Filiale mit Personal nicht möglich ist, sind automatisierte Lösungen betriebswirtschaftlich interessant.

Digitales Schaufenster mit Abholstation

Neue Smart-Vending-Konzepte integrieren den Automaten in eine Omnichannel-Strategie. Kunden können z. B. 24/7 online bestellte Ware abholen bzw. umtauschen. Eine Einbindung in das CRM-System ermöglicht ihnen kanalübergreifend ihren Warenkorb zu bestücken und eine Bestellung auszulösen.

Smart Vending erlaubt auch die Umsetzung völlig neuer Designkonzepte, wie “digitale Schaufenster”. Hierbei handelt es sich um eine physische oder digitale Produktpräsentation im/am Schaufenster, gekoppelt mit einer automatisierten Warenausgabe, die Kunden rund um die Uhr zugänglich ist.

Neben der Integration im Sinne einer 24/7-Verfügbarkeit am Store eignen sich diese Lösungen auch als automatisierte Filiale z. B. in U-Bahnstationen, als Pop-up-Store oder als Test-Standort. Dank moderner Robotik lassen sich (fast) alle Produktformate verkaufen.

Skalierbare Technik nach Maß

In der einfachsten Ausführung ohne digitale Anbindung (Stand-Alone) braucht ein Automat nur Strom. Das reicht zur Präsentation und Ausgabe von Waren innerhalb oder am Store oder auch remote z. B. in Bahnhöfen. Eine Anbindung an WLAN oder Mobilfunk garantiert den Einsatz bargeldloser Bezahlverfahren und Telemetrie zur Kopplung mit der Warenwirtschaft. Für Smart-Vending-Lösungen muss der Automat über spezielle Software in ERP-/CRM-Systeme eingebunden werden.

Je nach Standort bietet sich ein klassischer Verkaufs-Automat an oder der Automat wird in Hardware und Design an spezielle Konzepte angepasst. 

Die Automatenbedienung auf Kundenseite ist ganz klassisch per Tastenauswahl oder digital per Touchdisplay oder Smartphone möglich. Neben Bargeld erfolgt die Bezahlung z. B. über kontaktlose Chip- oder Kreditkarten, Smartphones, QR-Codes oder Kundenkarten.

Automaten sind wie “Tausendfüßler” – variabel in ihrer Gestaltung und in der technischen Ausstattung und vollkommen flexibel bei der Warenausgabe. Je nach Standort und Produkten.

Weiterführende Informationen:
https://www.bdv-vending.de/

Autorin:
Nathalie Knipp (externe Pressesprecherin BDV e.V.)