In Digital sind zwei „i“

Dies ist ein Gastbeitrag von Christophe Martinoli ist Vice President für Continental Europe bei Wipro Limited

Christophe Martinoli ist Vice President für Continental Europe bei Wipro Limited. Bildquelle: Wipro

Christophe Martinoli ist Vice President für Continental Europe bei Wipro Limited. Bildquelle: Wipro

Weil es gerade alle machen: Sollte ihr Unternehmen sich nicht auch digital transformieren? Wer so oder ähnlich an die Sache herangeht, hat die Zeichen der Zeit noch nicht wirklich erkannt. Die Digitalisierung ist heute nicht mehr die Kirsche auf dem Kuchen, sondern – um im Bild zu bleiben – eher die Hefe, die den Teig aufgehen lässt. Zahlreiche Unternehmen, die in der jüngeren Vergangenheit noch glaubten, ihr lange etabliertes Geschäftsmodell oder die Größe ihrer Organisation würde sie vor Disruption schützen, sind heute Geschichte. Die Frage nach der digitalen Transformation muss also nicht mit „ob” beginnen, sondern mit „wie“.

Unternehmen jeder Größe und Couleur haben mittlerweile verstanden, dass die digitale Relevanz der einzige Weg ist, um Wachstum und Bestehen am Markt zu sichern. Gerade auch vor dem Hintergrund, viele „Big Player“ der vergangenen Jahre scheitern und Neuankömmlinge wie Uber oder AirBnB von 0 auf 100 durchstarten zu sehen. Um das weitere Überleben zu garantieren, müssen die meisten Unternehmen sich verändern. Transformation ist dabei jedoch keine einmalige Lösung, sondern ein ständiger Anpassungszustand, der den Bedürfnissen der sich stetig ändernden Konsumentenerwartungen gerecht werden muss. Aus diesem Grund sollten Organisationen beginnen, ihre Strukturen und Prozesse zu überarbeiten. Dabei stehen ihnen zwei effektive Ansätze, zur Verfügung, um Strategien zu entwickeln, die das einzigartige Potenzial und die Ziele ihres Unternehmens in den Fokus setzen: Inkubation und Immunisierung.

Digitale Strategien verstehen und anwenden

Bei der Inkubation suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, ein neues Produkt oder Geschäftsmodell außerhalb bestehender Denkweisen zu entwickeln, also praktisch auszubrüten. Anstatt den Kern des Unternehmens zu verändern, ermöglicht Inkubation von außen nach innen zu arbeiten, etwas Neues zu beginnen sowie schwerfällige Prozesse und Hierarchien zu überwinden. Diese Strategie beinhaltet oft die Gründung einer neuen Business Unit oder eines eigenständigen Unternehmens.

Im Gegensatz dazu ermöglicht die Immunisierung es Unternehmen, sich auf die Transformation im Kern zu konzentrieren. Den Fokus darauf zu richten, was am besten für das Unternehmen ist. Nach Möglichkeiten suchen, auf dem bestehenden Produkt oder der Marke aufzubauen und die Führungskräfte für eine langfristige Transformation der Organisation und ihrer Technologie einzusetzen. Meistens erlaubt die Immunisierung einem bestehenden Team oder einer Projektgruppe, mit mehr Autonomie zu arbeiten und sich als Keimzelle der Transformation aufzustellen. Der Prozess startet im Inneren des Unternehmens und strahlt von dort bis an die Peripherie aus.

Einige Unternehmen haben erkannt, dass es am zielführendsten ist, beide Strategien nacheinander zu verfolgen, also beispielsweise mit der Inkubation zu beginnen und später die Organisation zu immunisieren. Inkubation erzeugt eine lernende Denkweise, die den Aufbau der notwendigen Fähigkeiten ermöglicht, die dann skaliert werden können, um den Kern zu transformieren. Doch welcher der strategischen Ansätze passt zu welchem Unternehmen? Und wie sollte man die Transformation beginnen? Um vorab den richtigen Weg zu finden, können Unternehmen sich folgende Fragen stellen:

  • Ist das Führungsteam und die Unternehmenskultur bereit für Veränderungen? Wenn die aktuellen Bedingungen nicht optimal sind und die bestehende Kultur an den Status quo gebunden ist, ohne Geschwindigkeit, Agilität oder Mut, dann ist ein Neuanfang durch Inkubation der beste Ansatz.
  • Wie viel Zeit hat das Unternehmen? Im Vergleich zur Inkubation nimmt die Immunisierung mehr Zeit in Anspruch, da eine ganze Organisation aus dem Kern heraus transformiert werden sollte.
  • Werden bestehende Marke weiterhin wirksam eingesetzt? Unternehmen sollten sich den Bedürfnissen ihrer sich entwickelnden Kunden anpassen. Wollen sie auf einem bestehenden Produkt aufbauen und eine starke oder bekannte Marke nutzen, ist die Immunisierung der beste Ansatz, um das Risiko eines ungesunden Wettbewerbs zwischen Produkten, Kanälen oder Marken zu vermeiden.

Veränderung statt Stillstand – wer hat morgen überlebt?

Aber nicht nur die Wahl der richtigen Strategie ist entscheidend, sondern auch der entsprechende Weg der Umsetzung. Viele Unternehmen sind auf einem sehr guten Weg. Ein wesentlicher Faktor, von dem das Gelingen jedoch abhängt, ist der Faktor Mensch. Die Protagonisten der Digitalen Transformation, ob das CDOs sind oder CEOs, sind nur erfolgreich, wenn sie die Mitarbeiter ganz stark in den Fokus ihrer Strategie stellen. CDO und CEOs haben die Verantwortung, Vision und Richtung der Transformation vorzugeben und sie überzeugend zu vertreten. Sie müssen in der Lage sein, alle Beteiligten innerhalb und außerhalb des Unternehmens, zu motivieren und zu aktivieren.

Wird nur ein kleiner Teil eines Unternehmens transformiert, kann das kontraproduktiv sein. Besser ist eine breitere End-to-End-Transformation, da so ein deutlich höherer Nutzen erzielt werden kann. Das ist ein wenig wie beim Pokern – alles auf eine Karte zu setzen, das Große Ganze im Blick zu behalten und auf das Unternehmen und vor allem die Mitarbeiter, die es ausmachen, als Team zu vertrauen.
Bei dem Prozess der Transformation haben viele Unternehmen erkannt, wie sinnvoll ein wenig frischer Wind von außen ist, und beziehen aus diesem Grund externe Fachspezialisten mit ein, die eine neue Perspektive und ein vielfältiges Denken in das Projekt einbringen. Externe Mitarbeiter sind nicht an alte Denkweisen und Systeme gebunden und können somit einzigartige Ideen liefern, die ein Unternehmen motiviert und inspiriert, neue Wege zu gehen.

Beispiele zeigen, dass es bei der digitalen Transformation zum einen um die richtige Strategie der Immunisierung oder Inkubation geht und zum anderen auch um die Einbeziehung der Mitarbeiter. Nur dann kann eine erfolgreiche Anpassung der Unternehmen an die neuen digitalen Gegebenheiten der Zeit stattfinden. Welche Strategie für eine Organisation die richtige ist, muss die Unternehmensführung ganz individuell entscheiden. Dabei muss es kein „entweder-oder“ geben – im Wort „Digital“ sind ja auch zwei „i“.

Weitere Informationen unter:
www.wipro.de

CC BY-SA 4.0 DE

 
 
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