Wirtschaftsatlas 2024

Daten und Fakten zur Transformation – der aktuelle Wirtschaftsatlas der Heinrich Böll Stiftung

Die Art und Weise, wie wir produzieren und konsumieren, muss sich ändern. Die ungebremste Klimakrise, die schwindenden Ressourcen, die Vermüllung der Umwelt und der Verlust an Biodiversität verlangen einen Wandel, der Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung in Unternehmen, Banken und Handel einen hohen Rang einräumt. Außerdem wird eine neue Ordnungspolitik der Verschwendung Einhalt gebieten und die Modernisierung der Infrastruktur vorantreiben müssen.

Der Wirtschaftsatlas 2024 der Heinrich-Böll-Stiftung beleuchtet nicht nur die notwendigen Maßnahmen dieser Transformation, sondern wirft auch einen grundsätzlichen Blick auf Geschichte und Vielfalt ökonomischen Handelns.

Vorwort

Unsere Zeit ist von einer drängenden Frage geprägt: Wie können wir die Klimaziele erreichen und dabei Wohlstand nachhaltig und gerecht erneuern? Die Suche nach Antworten
darauf betrifft alle in Deutschland, in Europa, auf der Welt – ob in der Politik, der Zivilgesellschaft, der Verwaltung oder in allen Bereichen der Wirtschaft.
Das bisherige deutsche Modell der sozialen Marktwirtschaft gilt im internationalen Vergleich als durchaus erfolgreich. Aber es ist nicht perfekt. So wächst seit einiger Zeit das Bewusstsein dafür, dass knappe Güter nicht optimal eingesetzt werden und wir damit den ökologisch gegebenen Notwendigkeiten nicht ausreichend nachkommen. Es gibt nach wie vor zu viele Fehlanreize, etwa die anhaltende Subventionierung von Industrien und Gütern, die auf fossilen Energien beruhen. Die bisherigen Verbesserungsbemühungen reichen hier bei
Weitem noch nicht aus.

Zwei Beispiele: Allein die Steuerbefreiung für den Flugzeugtreibstoff Kerosin kostete den Staat 8,36 Milliarden Euro im Jahr 2020. Weltweit wurden fossile Brennstoffe im Jahr 2022
sogar mit sieben Billionen Dollar subventioniert. Unser Wirtschaftsmodell muss deshalb laufend daraufhin überprüft werden, ob es sein universelles Wohlstandsversprechen in Einklang mit den Klimazielen einlöst – und wenn dem nicht so ist, wie man entsprechende Korrekturen in die Wege leitet. Es braucht neue, gute Anreize; das heißt Antworten auf folgende Fragen: Werden alle an den Gewinnen beteiligt, die sich aus dem Umbau hin zur Klimaneutralität ergeben? Wo fehlt sozialer Ausgleich? Wo sind Monopolisierungstendenzen zu erkennen,
die im Zweifel nicht nur den Wettbewerb, sondern auch unsere Demokratie untergraben?

Sicher ist: Die Lösungen all dieser Probleme müssen den vom Grundgesetz garantierten Freiheitsrechten genauso genügen wie der Pflicht, den Lebensraum Erde zu schützen und ihn für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Und, global gesehen, müssen getroffene Maßnahmen stets einhergehen mit einer Gewährleistung fairer Wettbewerbsbedingungen für alle an der Weltwirtschaft Teilnehmenden. Um die Klimaziele zu erreichen und Wohlstand für alle gleichermaßen zu schaffen, müssen möglichst alle in der Gesellschaft befähigt werden, zu partizipieren. Deshalb brauchen wir neue Ansätze in der Bildung und eine Kultur, die Erfindungsreichtum und Gründergeist fördert.

Die bisherigen Verbesserungsbemühungen reichen bei
Weitem noch nicht aus.

Die deutsche Wirtschaft ist also mehrfach herausgefordert, auch angesichts der neuen Dringlichkeit in Sachen der Versorgungssicherheit, gestiegener Energiepreise und des Fachkräftemangels. Es braucht daher unbedingt die bereits in Gang gesetzte Abkehr von fossilen Energieträgern. Jedoch muss das Tempo deutlich höher werden. Das wird nicht immer leicht sein, aber es ist möglich. Der vorliegende Atlas widmet sich deshalb den Möglichkeiten und vor allem Chancen dieses Wandels. Hier wird nicht nur ein abstrakter Blick auf unsere Wirtschaft und ihre historischen Grundlagen geworfen, sondern es werden auch soziale, ökologische und demokratische Gesichtspunkte der Transformation hin zur Klimaneutralität beleuchtet – für Deutschland, Europa und die Welt.

In 19 Themenfeldern bietet dieser Atlas nicht nur Daten und Fakten zur Komplexität des Wirtschaftens in Zeiten der Transformation an. Er benennt auch konkrete politische Instrumente und Lösungsansätze für die aktuellen und kommenden Herausforderungen. Exemplarisch werden Branchen wie der Finanzmarkt, der Getreidemarkt, die Automobilindustrie und der Energiemarkt beleuchtet und, nicht zuletzt, die beiden gesellschaftlichen Megatrends Digitalisierung und demografischer Wandel. Die Publikation endet mit dem, was unsere (nahe) Zukunft prägen wird und muss – der Kreislaufwirtschaft.

Damit soll dieser Atlas – diese Reihe ist übrigens das am meisten nachgefragte Format unserer politischen Bildungsarbeit – einen kleinen Beitrag dazu leisten, unsere Gesellschaft zu einer klimaneutralen, den Wohlstand mehrenden und gesellschaftlich integrativ wirkenden Ökonomie umzugestalten, und zwar über Wissensvermittlung. Die
vorliegende Ausgabe erinnert damit an ein zentrales Versprechen unserer Demokratie: Wohlstand für alle zu schaffen durch das wertebasierte Agieren aller Akteur*innen in einer nun ökologisch ausgerichteten sozialen Marktwirtschaft.

In diesem Geiste möchten wir Sie alle, liebe Leser*innen, dazu ermutigen, die vorgestellten Informationen zu nutzen, um gemeinsam mit uns und vielen anderen den entsprechenden Wandel in diesem Land hin zu Klimaneutralität und neuem Wohlstand voranzutreiben. Demokratie lebt von der Urteilskraft und der Handlungsstärke der Bürger*innen eines Landes und von deren Vertrauen in die Möglichkeit gestaltbaren Fortschritts.

Packen wir es an!

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Jan Philipp Albrecht
Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung
Ute Brümmer
Leitung Programmlinie Transformation und Nachhaltigkeit

 


Lizenz:

 

CC BY-ND 4.0 DE

https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de#

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