Weitblick und Wachstum durch KI
Die Forschungsbedingungen für künstliche Intelligenz müssen am Standort Deutschland gestärkt werden.
Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen von einer der bedeutendsten US-Universitäten, dem Massachusetts Institut of Technology, haben nun einen weiteren Meilenstein erreicht. Es wurde eine KI (künstliche Intelligenz) entwickelt, die Corona ohne Test nachweisen kann. Dabei lag die Erkennungsquote bei Corona-infizierten Testpersonen bei 98,5 Prozent. Die KI ist dabei in der Lage, über das Geräusch des Hustens die Infizierten zu bestimmen. Auch wenn es für den Menschen nicht hörbar ist, klingt das Husten von Infizierten anders als von gesunden Menschen.
Immer wieder gibt es Neuerungen im Bereich „KI und Gesundheitswesen“. Ob Impfstoffe, Medikamente oder gar Krebsbehandlungen – die Forschung ist in diesem vielleicht wichtigsten Gebiet in vollem Gange. Die KI hat das Potenzial, den Gesundheitssektor sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Administration zu revolutionieren. Von der Entdeckung neuer Erkenntnisse bis hin zur Steuerung von Roboterassistenten leistet die KI einen unverzichtbaren Dienst. Laut Dr. Abtin Rad vom TÜV Süd steigert die digitale Transformation auch die Bedeutung von Software und Daten in Medizinprodukten. „Bei der Analyse von medizinischen Daten ist die Entwicklung der KI in der Medizintechnik am weitesten fortgeschritten. Beispielsweise können auch KI-Algorithmen das Eintreten von Osteoarthrose drei Jahre vor der Feststellung von Symptomen vorhersagen und ermöglichen damit erstmals eine erfolgreiche Therapie“, erklärt Dr. Abtin Rad unserer Redaktion.
Bei der künstlichen Intelligenz handelt es sich um eine Schlüsseltechnologie, die nahezu in allen Bereichen der Gesellschaft sowie der Wirtschaft Anwendung finden wird. Zudem hängt die Zukunftsfähigkeit Deutschlands davon ab. Aus diesem Grund sollten wir uns in Europa aufmachen, um große KI-Modelle zu entwickeln. Der Wettlauf um die Supercomputer hat schon längst begonnen, aber europäischen Entwicklern und Entwicklerinnen fehlt es immer noch an den passenden Rahmenbedingungen. Gesucht wird ein dezidiertes KI-Supercomputing-Center, auf dem an großen KI-Modellen geforscht und entwickelt werden kann. Doch so wie es momentan aussieht, werden wir auch wie bisher in Zukunft von US-amerikanischen Konzernen abhängig bleiben.
Unsere Reportage-Teilnehmer
Zulassungsverfahren medizinischer Geräte im Kontext von KI |
Die Zeit ist reif für Everyday AI |
Dr. Abtin Rad vom TÜV Süd | Florian Douetteau von Dataiku |
Es herrscht viel Wettbewerbsdruck, was die Entwicklung neuer KI-Modelle betrifft. Ein Jahr nachdem OpenAI mit dem GTP-3-Modell einen nachhaltigen Entwicklungssprung landen konnte, stellten im Juni 2021 die Forscher der Beijing Academy of Artificial Intelligence „Wu Dao 2.0“ vor – zehnmal größer als GPT-3 und aktuell das weltweit größte neuronale Netzwerkmodell. Europäische Datenbestände wurden für keines der führenden KI-Modelle zum Training herangezogen.
Eigentlich braucht es nur drei Dinge, um große KI-Modelle zu trainieren.
Eigentlich braucht es nur drei Dinge, um große KI-Modelle zu trainieren: Riesen-Datenbestände, gute Entwickler:innen und genügend Rechenkapazität. Genau deshalb sollten eigentlich unsere KI-Forscher:innen, Unternehmer:innen und Politiker:innen gemeinsam Hand anlegen, um das Ruder noch herumzureißen. Gerade die Politik und die Länder sollten in Zukunft das Potenzial von KI und ML (Machine Learning) ausnutzen – das würde uns allen helfen. Hoffentlich können wir im Kontext dieser Beispiele, in Zukunft noch unsere Sprachen und Werte bewahren, also nur im Hinblick auf die neuronalen Netzwerkmodelle aus den USA und China und deren Algorithmen.
Am Rand notiert:
KI-Monitor
Status quo in Deutschland: Der KI-Monitor vom BVDW stellt durch differenzierte Analyse Zahlenmaterial bereit, um die Entscheidungsfindung über den Einsatz von KI (künstlicher Intelligenz) in Unternehmen sowie deren Regulierung und gezielte Förderung durch staatliche Institutionen zu unterstützen. Zudem hilft er, die Gesellschaft über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Neueste Insights finden sich im kommenden KI-Monitor ab November 2022.
Zudem geht aus dem aktuellen KI-Monitor 2021 hervor, dass die Rahmenbedingungen für KI für unseren Standort gestärkt werden müssen. Wer mehr Informationen zum Thema haben will, sollte sich mit dem KI-Monitor 2021 beschäftigen, der den Status quo der KI in Deutschland beschreibt.
Unternehmen, die sich dem Thema „Machine Learning und KI“ nähern wollen, sollten sich die KI-Plattform von Dataiku genauer anschauen. In der Free Version können bis zu drei Benutzer:innen auf der Plattform arbeiten. Generell kann die Anwendung zudem auf der eigenen Infrastruktur oder dem eigenen Server installiert werden. Das IT-Team kann entweder den firmeneigenen Datenbestand nutzen oder sich mit Open-Source-Datenbanken verbinden. Viel anspruchsvoller wird es aber sein, die eigenen Möglichkeiten im Sinne neuer Geschäftsmodelle zu entwickeln und die richtigen Daten dafür aufzubereiten.
Für Florian Douetteau, Chief Executive Officer (CEO) und Mitbegründer von Dataiku, geht es darum, für die Nutzer:innen die Chance zu erhöhen, schnell eine gute KI-Lösung für ein reales Problem zu finden. Sein Unternehmen hat in der letzten Finanzierungsrunde im August 2021, 400 Millionen US-Dollar bei einer Bewertung von 4,6 Milliarden US-Dollar erhalten.
Der KI-Spezialist rät dazu, eine ganzheitliche KI-Kultur im Unternehmen zu etablieren und so den Nutzen sowie den oder die Nutzer:in der KI in den Fokus zu stellen und nicht die Technologie selbst: „Diese ist nur das Werkzeug zum Erfolg. Dann gehört für mich dazu, dass man nicht zu schnell aufgibt und aufkommende Fehler als eine Lernchance sieht – das erfordert oft einen Kulturwandel beim Management. Oftmals unterschätzte Erfolgsfaktoren sind Training, Weiterbildung und leicht verfügbarer kontinuierlicher Support der Nutzer, bei dem voneinander gelernt werden kann. Bestätigt wird das durch unsere Erfahrungen bei Porsche Consulting oder auch Aviva. Das Wichtigste ist natürlich auch, überhaupt anzufangen und bereit zu sein, sich auf die Veränderung einzulassen – und das schließt auch das Management ein. Veränderungen sind immer schwierig – doch wenn man gar nicht erst anfängt, dann verpasst man natürlich auch die Chance, sich als Unternehmen neu zu erfinden und neue Geschäftsmodelle auf Basis von Daten zu etablieren.“
von Bernhard Haselbauer
b.haselbauer@trendreport.de