Studie: Unternehmen schöpfen das Potenzial von Design kaum aus

In einer der größten Studien ihrer Art hat InVision weltweit mehr als 2.200 Unternehmen nach ihren Designprozessen und -strukturen befragt, um herauszufinden, wie Unternehmen mithilfe von Design ihren wirtschaftlichen Erfolg zu steigern. Dabei wurde das Verhalten der Unternehmens hinsichtlich der Adaption von Design-Prozessen und der resultierende Mehrwert, den die Unternehmen in der Umsetzung erfahren, untersucht.

Die Ergebnisse stellen viele der althergebrachten Weisheiten rund um das Thema Design in Frage, vor allem die, dass Reife und Erfolg lediglich vom Ressourceneinsatz abhängen. Tatsächlich zeigen die Daten, dass die erfolgreichsten Teams nicht zwingend die größten sind, sondern diejenigen, die kulturell und strukturell innerhalb ihrer Unternehmen unterstützt werden.

Mit der Umfrage wurden die Unterschiede im Verhalten und der Praxis zwischen denjenigen Unternehmen herausgestellt, die Design-Prozesse kaum beachten, und jenen, die sie als wesentliches Unterscheidungsmerkmal erkannt haben.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

Design wirkt sich auf den Geschäftserfolg aus, doch es bedarf mehr als nur die Rekrutierung von einigen (oder vielen) Designern

  • Um Mehrwert aus Design-Prozess zu schaffen braucht es abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und Einsatz aller Beteiligten. So zeigt sich, dass Geschäftserfolg positiv mit der Einbeziehung von Nicht-Designern in den Prozess korreliert.
  • Die Größe der Designteams hat keinen Einfluss auf den Reifegrad. Großer Ressourceneinsatz führt nicht zwangsläufig zu höheren Erträgen. Vor allem dann nicht, wenn Designteams, deren Prozesse sowie das strukturelle Umfeld nicht entsprechend ausgerichtet sind. Die Umfrage hat gezeigt, dass Unternehmen, die in der Kategorie 3 verortet werden, doppelt so große Designteams haben wie die durchschnittlichen Unternehmen aus der Studie.

Für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens ist es essentiell, Designer bei strategischen Fragen miteinzubeziehen

  • Im Vergleich mit Unternehmen, die wenig bis gar keine Design-Reife besitzen, werden bei den Top-Unternehmen die Design-Führungskräfte dreimal häufiger in kritische Geschäftsentscheidungen mit einbezogen und sind ihren Kollegen aus den Bereichen Engineering und Produktmanagement gleichgestellt. Außerdem werden sie viermal häufiger mit der gemeinsamen Verantwortung und Entwicklung von zentralen Produkten und Features betraut.

Unternehmen profitieren nur wenig, wenn sie Design lediglich als Ästhetik begreifen

  • Fast die Hälfte der untersuchten Unternehmen fallen in die niedrigste Kategorie des Models, und das obwohl viele dieser Unternehmen große und gut ausgestattete Designteams besitzen. Der Grund: Design wird in diesen Unternehmen lediglich dazu genutzt, um die Ästhetik der Webseite oder App zu verbessern. Obwohl sie zwar die Benutzerfreundlichkeit und die Kundenzufriedenheit verbessern, scheitern diese Unternehmen damit, die zusätzlichen Gewinne der designorientierten Unternehmen zu erreichen.

Die erfolgreichsten Unternehmen zeichnen sich durch datengetriebenes Design und eine klare Design-Strategie aus

  • Die ausgereiftesten Unternehmen haben einen fundierten Designansatz, der Daten mit einbezieht, Testing und Experimente fördert und den Kunden in jeden Schritt des Prozesses involviert. Dieser Ansatz zahlt sich entsprechend aus: Verglichen mit den am wenigsten ausgereiften Unternehmen in der Studie berichteten sie viermal öfter von positiven Effekten auf den Umsatz, fünfmal öfter von Kosteneinsparungen und sechsmal öfter von kürzerer Time-to-Market.

Größere Unternehmen tun sich schwerer bei der Erreichung von Design-Reife

  • Bei der Verortung in den Reifegraden sind kleine (10-99 Mitarbeiter) und Kleinstunternehmen (bis 10 Mitarbeiter) mit einer zwei beziehungsweise drei mal so hohen Wahrscheinlichkeit in der Kategorie 5, verglichen mit großen Unternehmen (ab 1.000 Mitarbeitern).
  • Aufgrund ihrer Komplexität und Größe sind Großunternehmen im Vergleich zu ihren kleineren Pendants im Nachteil. Gerade kleine Unternehmen sind eher wendig und stellen Design von Anfang an in den Vordergrund. Aus diesem Grund müssen größere Unternehmen besonders sorgfältig darüber nachdenken, wie sie Design in ihr Unternehmen integrieren. Es empfiehlt sich, den Fokus auf die Strategie, engere Zusammenarbeit und Experimente zu legen und gleichzeitig die Konsistenz mit den Unternehmenszielen im Blick zu behalten.

Mit Blick auf Deutschland sind die Ergebnisse ernüchternd

  • Anzahl der Designer in deutschen Unternehmen gering
    Im globalen Durchschnitt beschäftigen Unternehmen 26,9 Designer. Deutschland liegt mit einem Schnitt von 17,6 Designern deutlich unter Durchschnitt. Knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen aus Deutschland beschäftigen lediglich fünf oder weniger Designer. Obwohl die Studie gezeigt hat, dass die reine Größe der Designteams nicht ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg ist, zeigt es doch wie wenig Beachtung das Thema Design in deutschen Unternehmen findet.
  • Designer in Führungsebenen kaum vertreten
    Designer werden selten in wichtige Geschäftsentscheidungen eingebunden. Dabei ist auch Deutschland nicht die Ausnahme. Am häufigsten bekleiden Designer hierzulande die Rolle eines Managers (29,1 Prozent) wohingegen im weltweiten Durchschnitt der Director (27,1 Prozent) am häufigsten ist. Mit Blick auf das C-Level liegt Deutschland leicht über dem Durchschnitt. So gaben 9,1 Prozent der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen Designer mit einem C-Level-Rang gibt. Weltweit sind es nur 7,4 Prozent.
  • Deutschlands Unternehmen haben hohen Nachholbedarf
    Mithilfe eines neuartigen Models hat InVision die Design-Reife (Design Maturity) von Unternehmen ermittelt. Mit einer Vielzahl von Indikatoren wurden die teilnehmenden Unternehmen mit Blick auf die berichteten Vorteile von Design sowie dem Grad der institutionellen Adaption von Design bewertet. Herausgekommen ist eine Skala von 1 (geringe Vorteile durch Design und geringe Adaption) bis 5 (deutliche Vorteile von Design und hohe Adaption). Deutsche Unternehmen sind dabei überproportional in den Kategorien 1-3 vertreten. Mit 45,3 Prozent  werden die meisten in Kategorie 1 verortet und nicht einmal 2 Prozent in der Kategorie 5. Weltweit waren es 4,6 Prozent in der Kategorie 5.
  • Einfluss von Design noch sehr oberflächlich
    Auf die Frage nach dem Einfluss von Design auf Projekte in Unternehmen, gaben 80 Prozent der deutschen Unternehmen an, das Design oft beziehungsweise fast immer involviert ist. Erschreckend ist jedoch, dass 9,1 Prozent angaben, Design spiele nur sehr selten eine Rolle. Weltweit trafen nur  nur 3,2 Prozent der Befragten diese Aussage. Auf die Frage nach dem spezifischen Einfluss gaben sich deutsche Unternehmen überdurchschnittlich zurückhaltend. 90,2 Prozent gaben an, Design würde hauptsächlich die Bedienbarkeit der Produkte verbessern. Weitere 66 Prozent nannten die Kundenzufriedenheit. Demgegenüber wurden Kostenreduzierung und kürzere Time-to-Market nur von 20,8 Prozent beziehungsweise 18,9 Prozent genannt. Weltweit ist der Einfluss mit 30 Prozent bei Kostenreduzierung und 28,9 Prozent bei der Time-to-Market deutlich höher.

Lizenz: Pressemitteilung

Dies ist eine Pressemitteilung von InVision.