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Vision des ewigen innovativen Produkts: Kreislauffabrik soll Produktion revolutionieren

DFG fördert Spitzenforschung am KIT mit rund 11 Millionen Euro – neuer Sonderforschungsbereich soll gravierenden Ressourcenverbrauch stoppen
Team des SFB „Kreislauffabrik für das ewige Produkt“. (Foto: wbk, KIT) Team des SFB „Kreislauffabrik für das ewige Produkt“ (Foto: wbk, KIT)

Der rasant steigende globale Ressourcenverbrauch führt laut Global Footprint Network dazu, dass im Jahr 2022 etwa 1,75 Erden notwendig gewesen wären, um ihn zu decken. Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wollen den bisherigen linearen Wirtschaftsansatz „take, make, use, dispose“ (nehmen, machen, benutzen, entsorgen) grundlegend verändern. Ihr Lösungsansatz besteht in zirkulären Verfahren der Kreislaufwirtschaft: In der Kreislauffabrik werden gebrauchte Produkte möglichst automatisiert so aufgearbeitet, dass sie als Neuprodukte die Fabrik verlassen. Diese Arbeit steht im Fokus des neuen Sonderforschungsbereichs (SFB) 1574 „Kreislauffabrik für das ewige Produkt“ am KIT, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 11 Millionen Euro fördert.

Insbesondere produzierende Unternehmen stehen vor der Herausforderung, zirkuläre Ansätze wirtschaftlich in Großserie zu gestalten. Heute finden diese meist noch in Kleinserien mit einem hohen Anteil an manuellen Arbeitsschritten an Niedriglohnstandorten statt. So beträgt der Anteil des recycelten und wieder in die Wirtschaft eingespeisten Materials am gesamten Materialeinsatz in Europa im Jahr 2022 beispielsweise erst 7,2 Prozent (siehe: www.circularity-gap.world/2023). „Als Gesellschaft können wir die von uns nicht mehr benötigten Produkte nicht immer weiter einfach nur entsorgen. Um unsere Ressourcen langfristig nutzen zu können, müssen wir konsequent in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen, um im besten Fall Produkte beziehungsweise deren Komponenten ewig nutzen zu können. Entsprechende zirkuläre Wirtschaftsansätze stehen im Fokus des neuen SFB, der am KIT die Kompetenzen der Forschenden aus Maschinenbau, Informatik sowie Elektrotechnik und Informationstechnik zusammenführt“, sagt Professor Oliver Kraft, in Vertretung des Präsidenten des KIT.

Vision des ewigen innovativen Produkts

Bislang gilt das Remanufacturing, also das Aufarbeiten gebrauchter Produkte, als Verfahren mit dem höchsten Standard in Bezug auf Qualität und Garantie der aufgearbeiteten Produkte. „Es ist das einzige zirkuläre Verfahren, das in diesen Punkten mit einem Neuprodukt konkurrieren kann. Die Vision des SFB ‚Kreislauffabrik‘ geht jedoch weit darüber hinaus. Sie besteht darin, eine integrierte lineare und zirkuläre Produktion von Neuprodukten mit individuellem Aufarbeitungsanteil in industriellem Maßstab möglich zu machen“, so Professorin Gisela Lanza, Leiterin des wbk Institut für Produktionstechnik des KIT und Sprecherin des SFB.

Die Kreislauffabrik soll gebrauchte Produkte in aktuelle Produktgenerationen überführen, um so der Vision des ewigen innovativen Produkts näherzukommen. Auch wenn eine „ewige“ Nutzung gebrauchter Produktsubstanz praktisch nicht realisierbar erscheint, soll die Vision des ewigen innovativen Produkts eingeführt werden. Vergleichbar, so Lanza, sei dies mit dem Nordstern, der den Idealzustand darstellt und auf den alles ausgerichtet werden soll.

„Der Sonderforschungsbereich 1574 markiert einen Eckpfeiler in unserem Forschungsprogramm für das nächste Jahrzehnt am wbk Institut für Produktionstechnik. Unsere Grundlagenforschung bildet die Basis für den Wandel der Wirtschaft von linearen zu zirkulären Modellen und der Befähigung einer Kreislauffabrik für das ewige, innovative Produkt“, erläutert Lanza. Auf dieser Basis möchte sie mit ihrem Team zahlreiche anwendungsnahe Verbundprojekte mit der Industrie starten, die den Weg für eine nachhaltige und innovative Zukunft bereiten.

 

Ausgestattet mit neuster Technik, hier aus dem Bereich Additive Fertigung zur Aufarbeitung  von Metallkomponenten, startet das Team des wbk Instituts für Produktionstechnik beim SFB durch. (Foto: Beckhoff) Beckhoff
Ausgestattet mit neuster Technik, hier aus dem Bereich Additive Fertigung zur
Aufarbeitung von Metallkomponenten, startet das Team des wbk Instituts für
Produktionstechnik beim SFB durch. (Foto: Beckhoff) 
Umfassende Vorarbeiten wurden bereits geleistet, hier zu sehen am Beispiel der vom Menschen lernenden Produktionstechnik. (Foto: wbk, KIT) wbk, KIT
Umfassende Vorarbeiten wurden bereits geleistet, hier zu sehen am Beispiel
der vom Menschen lernenden Produktionstechnik. (Foto: wbk, KIT)

Themenfelder und Projektbereiche

Um die noch unbekannten Vorgänge und Mechanismen zu erforschen, beschäftigt sich das SFB-Team mit wissenschaftlichen Fragen aus Produktionstechnik, Produktentwicklung und Werkstofftechnik, Arbeitswissenschaft, Robotik, Informatik und Wissensmodellierung. Zentrale Fragestellungen sind: Wie lassen sich aus unikalen Gebrauchtprodukten Neuprodukte generieren? Wie wird ihre Funktionalität im zweiten Lebenszyklus gewährleistet? Wie können Menschen komplexe Problemlösungsstrategien erlernen und wie werden diese Strategien auf automatisierte Produktionstechnik übertragen? Wie lässt sich dies in einem wandelbaren, autonomen Produktionssystem wirtschaftlich umsetzen, um zirkuläre Produktion in Großserie am Hochlohnstandort zu ermöglichen? Wie lassen sich Daten und Informationen nutzen, um den Prozess weiter zu verbessern?

Das SFB-Vorhaben ist in drei Projektbereiche gegliedert: Projektbereich A erforscht die Planung und Steuerung der Kreislauffabrik, um den maximalen Werterhalt von unikalen Gebrauchtprodukten für den Primärmarkt zu erreichen, Projektbereich B entwirft Messstrategien zur Erfassung, Modellierung und Bewertung des individuellen Produktzustands sowie zur Erfassung und Interpretation der menschlichen Prozessausführung und Projektbereich C erschafft ein voll modulares Produktionssystem, das eine fortlaufende Adaption auf immer neue Produktinstanzen ermöglicht. Der Aufbau der Kreislauffabrik im Labormaßstab ist in der ersten Förderperiode geplant. Die DFG fördert das Projekt vom 1. April 2024 bis zum 31. Dezember 2027 mit rund 11 Millionen Euro.

Beteiligte Forschungseinrichtungen

Karlsruher Institut für Technologie:

  • Institut für Angewandte Materialien: Dr. Stefan Dietrich, Prof. Volker Schulze
  • Institut für Anthropomatik und Robotik: Prof. Tamim Asfour, Prof. Jürgen Beyerer, Prof. Gerhard Neumann, Prof. Rainer Stiefelhagen
  • Institut für Arbeitswissenschaft und Betriebsorganisation: Prof. Barbara Deml
  • Institut für Fördertechnik und Logistiksysteme: Prof. Kai Furmans
  • Institut für Industrielle Informationstechnik: Prof. Michael Heizmann
  • Institut für Nanotechnologie: Dr. Michael Selzer
  • Institut für Produktentwicklung: Prof. Albert Albers, Prof. Tobias Düser, Dr. Patric Grauberger, Prof. Sven Matthiesen
  • Institut für Produktionstechnik: Prof. Jürgen Fleischer, Prof. Gisela Lanza, Prof. Volker Schulze, Prof. Frederik Zanger

Fraunhofer-Gesellschaft:

  • Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung: Prof. Jürgen Beyerer, Dr. Julius Pfrommer

Hochschule Aalen – Technik und Wirtschaft:

  • Prof. Nicole Stricker

Universität Stuttgart:

  • Institut für Künstliche Intelligenz: Jun.-Prof. Alina Roitberg, Prof. Steffen Staab

 

Weitere Informationen zum Sonderforschungsbereich

Weitere Informationen: https://www.wbk.kit.edu

 

 

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TÜV-Verband Studie: Ein Jahr ChatGPT

Ein Jahr ChatGPT: Gut ein Drittel nutzt die KI für Unterhaltung, Recherchen und Inspiration – viele misstrauen den Ergebnissen

 

TÜV-Verband Studie: Mehrheit erwartet positive Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf Privat- und Arbeitsleben. Hoher Bedarf für KI-Weiterbildungen bei Erwerbstätigen. Bundesbürger:innen fordern gesetzliche Vorgaben, um Risiken einzudämmen. Verhandlungen in Brüssel: Europäischen „AI Act“ jetzt zügig verabschieden.  

Ein Jahr nach der Einführung von ChatGPT verbreiten sich Anwendungen generativer Künstlicher Intelligenz (KI) rasant: Gut jede:r Dritte Bundesbürger:in hat bereits ChatGPT genutzt (37 Prozent). Im Vergleich zum April ist das ein Zuwachs von 14 Prozentpunkten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.008 Personen ab 16 Jahren. Demnach haben 85 Prozent der Befragten schon einmal von ChatGPT gehört oder darüber gelesen (plus 2 Punkte). „ChatGPT und andere KI-Anwendungen entwickeln sich zu wichtigen Werkzeugen für das berufliche und private Leben der Nutzer“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung der Studienergebnisse.

„Fast ein Viertel nutzt ChatGPT für die Lösung verschiedenster Probleme (23 Prozent) und 12 Prozent programmieren damit.“

Laut Umfrage sind die wichtigsten Anwendungen Unterhaltungszwecke (52 Prozent), Recherchen (44 Prozent), die Erstellung von Texten (40 Prozent) oder die Generierung und Bearbeitung von Fotos oder Videos (26 Prozent). Fast ein Viertel nutzt ChatGPT für die Lösung verschiedenster Probleme (23 Prozent) und 12 Prozent programmieren damit. Allerdings gibt es auch Vorbehalte und Sorgen rund um den Einsatz von KI. Gut die Hälfte der Befragten hat kein Vertrauen in die Ergebnisse generativer KI-Anwendungen (56 Prozent).  Und eine überwältigende Mehrheit von 83 Prozent ist der Meinung, dass es gesetzliche Vorgaben für den sicheren Einsatz Künstlicher Intelligenz geben sollte. „Nach der EU hat sich jetzt auch die US-Regierung zu einem Rechtsrahmen für Künstliche Intelligenz bekannt“, sagte Bühler. „Die Verhandlungen für den europäischen AI Act sind auf der Zielgeraden und müssen jetzt zu einem erfolgreichen Ende geführt werden.“

Laut den Ergebnissen der Umfrage erwartet eine breite Mehrheit, dass sich die Technologie positiv auf ihr Leben auswirken wird. Aus Sicht von 55 Prozent hat KI das Potenzial, die Befragten in ihrem privaten Leben zu unterstützen. Bei 58 Prozent gilt das auch für den eigenen Beruf. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen erwartet, dass Künstliche Intelligenz in fünf Jahren eine große oder sehr große Rolle für ihre berufliche Tätigkeit spielen wird. „Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben“, sagte Bühler. „Ein Jahr ChatGPT hat gezeigt, dass KI direkte oder auch indirekte Auswirkungen auf das Arbeitsleben sehr vieler Berufstätiger haben wird.“ Fast jede:r dritte Erwerbstätige befürchtet, beruflich abgehängt zu werden, wenn sie die Technologie nicht beherrschen (31 Prozent). Und fast zwei Drittel der Befragten hält eine Weiterbildung zu Künstlicher Intelligenz für ihre berufliche Tätigkeit für sinnvoll (63 Prozent). „Unsicherheit besteht noch darüber, inwieweit KI-Systeme eine echte Gefahr für den eigenen Arbeitsplatz sind oder diesen wie Computer, Internet oder Smartphone schrittweise verändern werden“, sagte Bühler. Gut die Hälfte der Erwerbstätigen ist der Meinung, dass KI-Systeme Routineaufgaben ihrer beruflichen Tätigkeit übernehmen werden oder das jetzt schon tun. Und immerhin 29 Prozent glauben, dass KI ihre berufliche Tätigkeit ganz oder teilweise ersetzen könnte.

„Eine große Mehrheit von 91 Prozent fordert daher eine Transparenz- und Kennzeichnungspflicht für Inhalte, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erzeugt worden sind.“

Große Mehrheit sieht erhebliche Risiken beim Einsatz von KI

Trotz einer insgesamt aufgeschlossenen Haltung zu Künstlicher Intelligenz sehen die Befragten auch erhebliche Gefahren. Gut drei von vier stimmen der Aussage zu, dass beim Einsatz von KI-Technologie derzeit nicht abschätzbare Risiken bestehen (78 Prozent). Insbesondere die Folgen der KI-Nutzung für das Mediensystem und die Demokratie sehen die Bundesbürger:innen kritisch. 92 Prozent glauben, dass mit dem Einsatz von KI kaum noch erkennbar sein wird, ob Fotos oder Videos echt oder gefälscht sind. Dass der Wahrheitsgehalt eines mit Hilfe von KI generierten Textes nicht mehr erkennbar ist, meinen 83 Prozent. Und 81 Prozent erwarten, dass KI-Technologie die Verbreitung von „Fake News“ massiv beschleunigen wird. Eine große Mehrheit von 91 Prozent fordert daher eine Transparenz- und Kennzeichnungspflicht für Inhalte, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erzeugt worden sind. Und 86 Prozent der Bundesbürger:innen halten eine verpflichtende Prüfung der Qualität und Sicherheit von KI-Systemen durch unabhängige Prüforganisationen wie zum Beispiel den TÜV für notwendig.

Aus Sicht des TÜV-Verbands müssen die finalen Verhandlungen über die europäische KI-Verordnung („AI Act“) jetzt zügig abgeschlossen werden. „Nach der Europäischen Union strebt jetzt auch die US-Regierung mit einer Executive Order von Präsident Biden Regelungen für die sichere Entwicklung und Nutzung Künstlicher Intelligenz an“, sagte Bühler. „Die EU darf ihre globale Vorreiterrolle bei der Schaffung sicherer Rahmenbedingungen für die Entwicklung sicherer und vertrauenswürdiger KI nicht verspielen.“ Ein Streitpunkt in den finalen Trilog-Verhandlungen ist der Umgang mit so genannten KI-Basismodellen, die je nach Leistungsfähigkeit auch so genannte „Allzweck KI“ (General Purpose AI) wie ChatGPT umfassen. „Die Beteiligten sollten sich hier auf einen Kompromiss einigen“, forderte Bühler. Der von einigen Ländern geforderte vollständige Verzicht auf eine Regulierung der KI-Basismodelle widerspreche dem Geist des AI Act. Stattdessen sollten auch hier grundlegende Transparenzpflichten als Mindestanforderung festgelegt werden. Als entscheidender Termin der Trilog-Verhandlungen gilt der 6. Dezember.

„Die EU darf ihre globale Vorreiterrolle bei der Schaffung sicherer Rahmenbedingungen für die Entwicklung sicherer und vertrauenswürdiger KI nicht verspielen.“

Der AI Act sieht vor, KI-Anwendungen in vier Risikoklassen einzuteilen. Je nach Risiko müssen die Anbieter unterschiedliche Anforderungen erfüllen. „Der Großteil der KI-Anwendungen muss keinerlei Vorgaben erfüllen“, sagte Bühler. Andere KI-Systeme wie Social Scoring werden dagegen komplett verboten. KI-Systeme mit einem „begrenzten Risiko“ wie einfache Chatbots müssen bestimmte Transparenz- und Kennzeichnungspflichten erfüllen. Für KI-Anwendungen mit einem „hohem Risiko“, zum Beispiel in kritischen Infrastrukturen, Software im Personalwesen oder bestimmte KI-basierte Roboter, gelten strengere Sicherheitsanforderungen wie die Nachvollziehbarkeit ihrer Ergebnisse oder Diskriminierungsfreiheit.

Auf nationaler Ebene muss aus Sicht des TÜV-Verbands schon jetzt die Umsetzung der KI-Vorgaben vorbereitet werden. Basis dafür sind Normen, Standards und Qualitätskriterien. Darüber hinaus müssen entsprechende Prüf- und Testverfahren entwickelt werden. Die TÜV-Unternehmen haben das „TÜV AI.Lab“ gegründet und arbeiten mit Forschungseinrichtungen, Verbänden und Normungsinstituten zusammen. Notwendig ist auch eine Informationsoffensive für die Wirtschaft. Bühler: „Vor allem mittelständische Unternehmen und Startups brauchen Unterstützung bei der Umsetzung der Vorgaben.“

Methodik-Hinweis:
Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.008 Personen ab 16 Jahren, darunter 649 Erwerbstätige. Die Umfrage wurde im Oktober 2023 durchgeführt.

 

Präsentation der Pressekonferenz „ChatGPT und Co.: Sicherheit von Künstlicher Intelligenz“

 

 

 

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IAB-Arbeitsmarktbarometer setzt Abwärtstrend fort

Im Vergleich zum Vormonat sinkt das IAB-Arbeitsmarktbarometer geringfügig um 0,1 Punkte. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) befindet sich mit 99,5 Punkten unter dem neutralen Wert von 100. Auch das European Labour Market Barometer sinkt – und das bereits zum siebten Mal in Folge. Mit einem Minus von 0,2 Punkten entfernt es sich im November mit 99,0 Punkten noch stärker von der Marke von 100.

„Die Arbeitsagenturen erwarten zwar keinen Einbruch bei der Beschäftigung, aber der steigende Trend bei der Zahl der Arbeitslosen hat sich erst einmal festgesetzt“, erklärt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit stagniert bei 96,5 Punkten und bietet damit weiterhin einen pessimistischen Ausblick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten. Die Beschäftigungskomponente fällt um 0,2 Punkte auf 102,5 Punkte. Die Beschäftigungsaussichten haben sich damit leicht verschlechtert, bleiben aber weiterhin positiv. „Der Arbeitsmarkt hält sich leidlich, aber besser wird es erst, wenn die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt“, so Weber. „Die Chance auf eine Erholung ist noch immer da. Für einen transformationsorientierten Wirtschaftsaufschwung ist es aber entscheidend, dass öffentliche Investitionen und Investitionsförderung finanziert werden können.“

IAB-Arbeitsmarkt-Barometer für November 2023

Das European Labour Market Barometer verzeichnet den siebten Rückgang in Folge. Es fällt im November, wie bereits im Vormonat, um weitere 0,2 Punkte und steht nun bei 99,0 Punkten. „Die Wirtschaftsflaute lastet weiter auf den europäischen Arbeitsmärkten“, kommentiert Ökonom Weber. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit fällt um 0,1 Punkte auf 97,4 Punkte und bleibt damit deutlich im negativen Bereich. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung steht bei 100,7 Punkten. Sie fällt damit um 0,2 Punkte schlechter aus als im Oktober. Trotz des abermaligen Rückgangs bleiben die Beschäftigungsaussichten leicht im positiven Bereich.

Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometer von 2013 bis November 2023

 

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

 

 

Verwandte Datenangebote:

Europäisches Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

 

 

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Vorweihnachtszeit = Konsumzeit = Betrugszeit

Online-Betrug in der Vorweihnachtszeit: Hiermit müssen Verbraucher rechnen

„Vorweihnachtszeit = Konsumzeit = Betrugszeit“. In dieser traurigen Formel könnte man die anstehenden Wochen zusammenfassen. Gewiefte Cyberkriminelle wissen menschliche Schwächen (und Stärken) immer besser auszunutzen und setzen verstärkt KI ein, um ihre Ziele zu erreichen. So ist in den kommenden Wochen verstärkt mit einer Reihe jahreszeitlich bedingter Online-Betrugsmaschen zu rechnen. Das Cybersecurity-Unternehmen Proofpoint rechnet in diesem Jahr vor allem mit fünf Betrugstrends. Hierunter finden Sie eine Beschreibung und Tipps für Konsumenten, wie sie sich schützen können.

1. Generative KI sorgt dafür, dass Online-Betrug schwerer zu erkennen ist

Die wichtigste Veränderung im Vergleich zur letzten Vorweihnachtszeit ist die allgemeine Verfügbarkeit leistungsstarker generativer KI. Diese Technologie wird die Erstellung von E-Mails mit Angeboten verändern, die zu gut sind, um wahr zu sein. Gefälschte E-Mails mit Versandbestätigungen sind zu jeder Zeit ein beliebtes Mittel von Online-Betrügern, und vor den Feiertagen treten sie besonders häufig auf. Niemand möchte ein Problem mit bestellter Ware oder versandten Paketen haben.

Letztes Jahr waren viele dieser Phishing-Versuche in der Vorweihnachtszeit anhand grammatikalischer Fehler wie falscher Satzstellung etc. leicht zu erkennen. In diesem Jahr wird der Einsatz generativer KI durch Cyberkriminelle wahrscheinlich dazu führen, dass betrügerische E-Mails nahezu perfekt geschrieben sind und sie keine der leicht zu erkennenden Merkmale mehr aufweisen.

Verbraucher sollten also besonders sorgfältig sein, wenn Sie herausfinden wollen, ob es sich bei einer E-Mail-Versandinformation zur Weihnachtszeit um Betrug handelt. Sie müssen genauer hinschauen und die folgenden Fragen beantworten:

  • Ist die Nachricht generisch oder personalisiert?
  • Werden sie um unnötige sensible Informationen gebeten?
  • Stimmt der angezeigte Name des Absenders mit der E-Mail-Adresse überein?
  • Werden sie aufgefordert, eine Gebühr zu zahlen, um ein Paket zu erhalten?

 

2. Auch Telefonbetrug wird durch KI überzeugender

Online-Betrüger nehmen vermehrt Telefonanrufe in ihr Instrumentarium auf und drängen ihre Opfer auf diesem Weg zu gefährlichen Handlungen. Das Schreiben mit generativer KI kann die Glaubwürdigkeit dieser Angriffe erhöhen, denn der Erstkontakt erfolgt auch hier zumeist via E-Mail. Wenn eine KI-generierte E-Mail erfolgreich ein seriöses Unternehmen imitiert, ist es wahrscheinlicher, dass das Opfer die Telefonnummer wählt, an die es weitergeleitet wird, um beispielsweise den Kauf eines teuren Geschenks via Kreditkarte zu stoppen oder ein stark vergünstigtes Reiseangebot anzunehmen.

Generative KI bietet Online-Betrügern auch die Möglichkeit, ihre Aktivitäten international auszuweiten. Wenn es Angreifern bisher an Wissen über die jeweilige Kultur oder Sprachkenntnissen fehlte, können sie jetzt frei verfügbare KI-Tools nutzen, um schnell die nötigen Informationen zu erlangen und überzeugende E-Mails zu formulieren, die optimal auf die jeweiligen Bräuche der Vorweihnachtszeit eingehen.

Noch ist es glücklicherweise unwahrscheinlich, dass generative KI die Interaktion mit dem betrügerischen Callcenter verbessert. Doch sollten Verbraucher stets vorsichtig sein, wenn die angerufene Person im Callcenter eindeutig einem Skript folgt oder sie zu einer bestimmten Handlung drängt.

 

3. Auch Multi-Faktor-Authentifizierung schützt nicht mehr zuverlässig

Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), also die Kontrolle der Zugriffsberechtigung durch mehrere unabhängige Faktoren, wird zu Recht als eine wichtige Maßnahme zur Steigerung der Online-Sicherheit propagiert. Und doch gelingt es Cyberkriminellen immer öfter, MFA auszuhebeln. Angreifer stehlen Kontodaten in Echtzeit, indem sie den MFA-Einmal-Code abfangen, wenn das Opfer ihn auf einer gefälschten oder kompromittierten Anmeldeseite eingibt.

In den kommenden Wochen wird diese Technik auch für vorweihnachtliche Köder-E-Mails eingesetzt werden. Unternehmen verschicken während der Feiertage viele Auftragsbestätigungen und Versandbenachrichtigungen. Empfänger loggen sich entsprechend häufiger bei Diensten wie DHL, DPD, UPS oder Hermes ein, wenn sie kontrollieren, ob ihre Pakete rechtzeitig ankommen werden.

Angreifer werden sich diesen erhöhten Datenverkehr und den Informationsbedarf der Verbraucher zunutze machen. Sie entwerfen Phishing-E-Mails, die sich im E-Mail-Eingang der Verbraucher unter die echten E-Mails mischen, und orientieren sich bei ihren Nachrichten an legitimen Benachrichtigungen. Dies macht es einfacher, Verbraucher auf kompromittierte Anmeldeseiten oder ähnlich aussehende Websites zu leiten, die MFA-Anmeldedaten abfangen und erfassen.

Um den Diebstahl von MFA-Anmeldeinformationen zu verhindern, sollten Konsumenten unerwartete Einkaufs- und Versandnachrichten ignorieren. Sie sollten keineswegs auf Links in unaufgeforderten oder ungewöhnlichen E-Mails oder SMS klicken. Wenn sie einen Kauf oder eine Lieferung bestätigen möchten, sollten sie direkt auf die entsprechende Website gehen, indem sie deren Adresse im Browser eintippen, oder sie sollten eine bekannte Kontaktnummer anrufen.

 

4. Geschenkkartenbetrug sehr beliebt

Geschenkkarten sind beliebt und praktisch; auch bei Cyberkriminellen. Geschenkkarten-Betrügereien treten naturgemäß in der Vorweihnachtszeit vermehrt auf. Bei dieser Art von Angriff handelt es sich um eine Social-Engineering-Taktik, bei der die Angreifer vorgeben, ein leitender Angestellter zu sein, der Hilfe bei der Organisation eines Weihnachtsbonus für seine Mitarbeiter benötigt.

Ein entsprechender Angriff beginnt oft am Arbeitsplatz mit einer kurzen SMS oder E-Mail, in der getestet wird, wie empfänglich ein potenzielles Opfer ist. In weiteren Nachrichten werden die Adressaten aufgefordert, teure Geschenkkarten auf Firmenkosten zu kaufen oder im Voraus zu bezahlen, wobei eine Rückerstattung versprochen wird. Das Ziel? Menschen dazu bringen, die Nummern der Geschenkkarten und die PINs zum Entsperren der Karten zu übermitteln.

Diese Geschenkkarten-Betrügereien wirken oft glaubhaft, weil sie das Vertrauen in persönliche und berufliche Beziehungen ausnutzen. Sie spielen auch mit den Emotionen des Opfers, z. B. mit dem Gefühl, stolz darauf zu sein, von einer Führungskraft kontaktiert zu werden oder Teil von etwas Positivem zu sein, das andere glücklich machen kann.

Um nicht in die Geschenkkartenfalle zu tappen, ist es wichtig, auf Warnzeichen wie emotionale Appelle zu achten. Adressaten sollten vor allem über einen anderen Kanal überprüfen, ob die Führungskraft, die die Anfrage angeblich stellt, tatsächlich Absender der Aufforderung ist.

 

5. Boom für Wohltätigkeitsbetrug

Viele Cyberangriffe missbrauchen die Emotionen der Menschen. Das Thema Spendenbetrug zu Weihnachten ist ein Paradebeispiel dafür. Die Angreifer gründen gefälschte gemeinnützige Unternehmen oder erstellen Websites, die bekannte Wohltätigkeitsorganisationen imitieren. Und sie greifen Jahr für Jahr auf Wohltätigkeits-Phishing-E-Mails zurück, weil sie nach wie vor erfolgreich sind.

So werden auch in diesem Jahr vermehrt herzerwärmende Spendenaufrufe für das „Geschenk einer Mahlzeit“ oder die Unterstützung von Menschen, die im Winter eine Unterkunft benötigen, die E-Mail-Postfächer von Verbrauchern erreichen. Online-Betrüger werden in ihren Kampagnen auch aktuelle Themen aus den Nachrichten als Köder nutzen. Konsumenten sollten daher nicht überrascht sein, wenn Cyberkriminelle mit dem Ziel des Wohltätigkeitsbetrugs kontaktieren und dabei aktuelle humanitäre Krisen, Naturkatastrophen oder die tragische Situation in Konfliktgebieten thematisieren.

Die Vorsicht vor Wohltätigkeitsbetrug während der Feiertage sollte über E-Mails und SMS hinausgehen, weil Betrüger alle ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle nutzen werden. Sie werden ähnliche Taktiken auch für Telefonanrufe, in den sozialen Medien, in gedruckter Form und bei irreführender Werbung nutzen.

Wohltätigkeitsbetrug sollte niemanden davon abhalten, tatsächlich wichtige Initiativen und Organisationen zu unterstützen. Der beste Weg, den Betrügern zu entgehen, ist der direkte Kontakt mit seriösen Wohltätigkeitsorganisationen und etablierten Hilfsprogrammen. Spendenwillige sollten dabei selbst die Initiative ergreifen und mittels Eingabe der vertrauenswürdigen Webadresse in ihren Browser den direkten Kontakt suchen, anstatt auf Spendenlinks in einer unaufgeforderten Nachricht zu klicken.

 

 

 

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Frühwarnsysteme für alle sind ein Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit

KIT-Experten zu aktuellem Thema: Weltklimakonferenz: „Frühwarnsysteme für alle sind ein Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit“

 

Um die Zukunft des globalen Klimaabkommens geht es vom 30. November bis 12. Dezember 2023 bei der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28). Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wollen die Gelegenheit nutzen, um von dort auf die wachsende Bedeutung von Frühwarnsystemen für Wettergefahren aufmerksam zu machen.

Dr. Jörg Helmschrot Bildquelle: https://www.imk-tro.kit.edu/5876_11481.php

„Gerade in den Regionen, die schon heute am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, sind Frühwarnsysteme nur unzureichend ausgebaut. Die lokalen Institutionen verfügen oft nicht über die notwendigen Ressourcen und die Vorhersagen entsprechen dann nicht den aktuellen wissenschaftlichen und technischen Standards“, sagt Dr. Jörg Helmschrot vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Department Troposphärenforschung des KIT, der an der COP28 teilnehmen wird. „Menschen in Südostasien, Mittelamerika oder Afrika haben auch deshalb ein 15fach höheres Risiko durch Extremwetterereigniss getötet zu werden.“

 

 

 


Professor Harald Kunstmann, Bildquelle: https://www.imk-ifu.kit.edu/Personen_Harald.Kunstmann.php

„Heute ist es technologisch bereits möglich, hydrometeorologische Extreme wie Hitzewellen und Dürren schon Wochen und Monate im Voraus vorherzusagen“, betont sein Kollege Professor Harald Kunstmann, vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung, dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen, der in Dubai ebenfalls vor Ort sein wird. „Wir erleben hier einen enormen technologischen Fortschritt durch Maschinelles Lernen aber auch durch neue Ansätze beim Software Engineering. Wir entwickeln hier am KIT in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern hervorragende Entscheidungsunterstützungssysteme.“ Heute sei es zum Beispiel möglich, aus Daten von Mobilfunkmasten Niederschlagsmengen mit bisher nicht gekannter Genauigkeit zu berechnen. „Wir haben hier mittlerweile Daten aus der Sahelzone zur Verfügung, in der es bisher kaum Messungen gab“, sagt Kunstmann. All das könne helfen, lokale Wetter- und Klimaprognosen und landwirtschaftliche Planung zu verbessern.

 

Beide Forscher sind sich einig: Eine rechtzeitige Warnung vor drohenden Gefahren und eine gut ausgebaute Infrastruktur zum Schutz der Bevölkerung können einen großen Unterschied machen. Kunstmann betont: „Wir im globalen Norden als Hauptverursacher der Klimakrise stehen in der Verantwortung afrikanische Forschungseinrichtungen und Entscheidungsträger bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen: durch gemeinsame exzellente Forschung, technische Zusammenarbeit und Kapazitätsentwicklung. Bessere Frühwarnsysteme für alle sind ein wichtiger Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit.“

Um einen Wandel anzustoßen, unterstützt das KIT die Initiative „Early Warning for all“ der Weltorganisation für Meteorologie und engagiert sich dabei vor allem in Afrika. Zum Beispiel durch Kooperationen mit dem afrikanischen Klimadienst ICPAC und anderen lokalen Partnern, um vor Ort die notwendige Expertise aufzubauen und einen schnellen Wissens- und Technologietransfer zu gewährleisten.

Dr. Jörg Helmschrot und Professor Harald Kunstmann sind Mitorganisatoren des Side Events “Early Warning, Income Diversification & Food System Transformation for Resilience Building in Africa” auf der COP28 in Dubai.

 

Für Interviewwünsche oder weiterführende Informationen stellt der Presseservice des KIT gern den Kontakt zu den Experten her.

 

Im Portal Expertinnen und Experten des KIT finden Sie weitere Ansprechpersonen aus der Wissenschaft.

 

 

 

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Cybersicherheit im neuen Jahr: 5 zentrale Trends

Ein Trend dominierte das Jahr 2023: Künstliche Intelligenz – sie hat Einzug in die breite Öffentlichkeit gehalten und zu regen Debatten geführt. Jeder Rückblick auf dieses Jahr wäre unvollständig, ohne Schlagworte wie ChatGPT, generative KI oder große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) zu erwähnen. Und auch im neuen Jahr wird KI eine zentrale Rolle im Kontext der Cybersicherheit, Technologie im Allgemeinen und des alltäglichen Lebens spielen.

Jacques Boschung, CEO von Kudelski Security, sieht neben KI jedoch noch viele weitere spannende Trends in der Cybersicherheit, die Cybersicherheitsexperten und Unternehmen im Jahr 2024 im Auge behalten sollten.

Geschwindigkeit ist das A und O 

Cyberkriminelle sind in der Lage, KI für ihre Zwecke zu missbrauchen und agieren dadurch schneller als je zuvor. Heutzutage verfügen Hacker über Tools, die ihnen einen Großteil der Arbeit abnehmen, die sie früher manuell erledigen mussten – diese Werkzeuge erhöhen etwa die Tippgeschwindigkeit und steigern die Kreativität in ihrer bösartigen Korrespondenz. Mit Programmen wie ChatGPT und Bard lassen sich nicht nur kreative Nachrichten effizient verfassen, sondern auch überzeugendere Nachrichten erstellen, die Rechtschreibfehler beseitigen und andere offensichtliche Sprachbarrieren überwinden. Darüber hinaus ist die KI in der Lage, Malware und Erpressungssoftware zu programmieren.

Damit Cybersicherheitsteams schnell auf Angriffe reagieren und Verletzungen der Unternehmenssicherheit verhindern können, müssen sie vor allem proaktiv und flexibel sein. Künstliche Intelligenz stellt keine allmächtige Bedrohung dar: Security-Teams können Automatisierung zum Guten nutzen, um KI-gesteuerte Angriffe effektiv zu stoppen. Im Jahr 2024 sollten Sicherheitsteams sich daher optimal auf die Herausforderungen einstellen, die durch die fortschreitenden Innovationen im Bereich der KI entstehen.

Höhere Budgets für die Cyberabwehr

Besonders die Gesundheitsbranche sollte in den Schutz vor Cyberangriffen investieren. Der Gesundheitssektor generiert 30 Prozent der weltweiten Daten und auf dem Dark Web sind gestohlene persönliche Gesundheitsinformationen (Protected Health Information, PHI) eine begehrte Ware. Eine Sozialversicherungsnummer oder gestohlene Kreditkarte bringt beispielsweise je einen beziehungsweise fünf US-Dollar auf dem Schwarzmarkt ein, Daten aus medizinischen Aufzeichnungen lassen sich dahingegen für durchschnittlich 1.000 US-Dollar verkaufen. Während große Finanzinstitute oft beträchtliche Ressourcen in fortschrittliche Cybersicherheitsmaßnahmen investieren, verfügen Krankenhäuser über ein begrenzteres Budget für derartige Maßnahmen und sind daher ein relativ einfaches Ziel für Cyberangriffe. So wurden allein im dritten Quartal 2023 die Gesundheitsdaten von mehr als 45 Millionen Amerikanern offengelegt, was eine große Steigerung gegenüber den 37 Millionen betroffenen Patienten im Jahr 2022 darstellt.

Um schnell und umfassend auf Cyberbedrohungen zu reagieren – insbesondere auf KI-generierte –, werden Sicherheitsteams voraussichtlich ihre Budgets im Jahr 2024 erhöhen. Business Intelligence (BI) und Datenanalyse werden dabei oberste Priorität haben. Auch der weitreichende Einsatz von Cloud-Diensten wird zusätzliche Investitionen in Cloud-Sicherheitsmaßnahmen erfordern.

Compliance: Ein Jongleurakt für CISOs

Die Umsetzung und Einhaltung von Regularien und Gesetzen sollte immer ganz oben auf der Prioritätenliste von CISOs stehen. Ab 2024 wird diese Aufgabe etwas schwieriger werden. Mit den neuesten Offenlegungsvorschriften der SEC sowie Regularien wie dem EU Cyber Resilience Act und der Network and Information Security Directive (NIS2) könnten die hohen Strafen, die bei Nicht-Umsetzung bzw. -Einhaltung erfolgen, fast genauso finanziell schädlich sein wie ein Cyberangriff. Besonders CISOs internationaler Unternehmen werden es schwer haben, da es nur wenig Überschneidungen zwischen amerikanischem und EU-Cybersicherheitsrecht gibt.

Im kommenden Jahr wird es für CISOs von großer Bedeutung sein, die verschiedenen Vorschriften in den Regionen, in denen ihr Unternehmen Geschäfte tätigt, gründlich zu analysieren. Die Strafen und rechtlichen Albträume, die aus der Nichteinhaltung resultieren, könnten verheerend sein.

„Es ist keine Überraschung, dass auch im Jahr 2024 der Mensch nach wie vor die größte Schwachstelle in der Cyberabwehr eines Unternehmens darstellt. „

Der menschliche Faktor erfordert weiterhin strenge Zero-Trust-Richtlinien

Es ist keine Überraschung, dass auch im Jahr 2024 der Mensch nach wie vor die größte Schwachstelle in der Cyberabwehr eines Unternehmens darstellt. Aus diesem Grund ist es ratsam, menschliche Einflüsse so weit wie möglich zu minimieren. Sicherheitsteams können diesem Ziel näherkommen, indem sie strikte Zero-Trust-Richtlinien implementieren und Prozesse automatisieren.

Egal wie viele Sicherheitsschulungen ein Team für das gesamte Unternehmen durchführt, Mitarbeiter werden immer wieder auf Phishing-Angriffe hereinfallen – die täglich glaubwürdiger werden. Zero Trust ist kein neues Prinzip, und es wird auch im nächsten Jahr nicht an Bedeutung verlieren. Die Überprüfung der Identität eines Benutzers an verschiedenen Berührungspunkten ist eine solide Methode, um Daten sicher zu halten. Zero-Trust-Richtlinien sollten streng, aber nicht lästig sein. Denn wenn Sicherheitsrichtlinien den Arbeitsablauf unterbrechen oder Mitarbeiter daran hindern, ihre Aufgaben abzuschließen, werden sie wahrscheinlich einen Umweg um diese Richtlinien herum suchen – der möglicherweise nicht sicher ist. Die Führungsebene muss den Mitarbeitern verdeutlichen, dass die Sicherheitsvorteile, die Zero Trust bringt, geringfügige Nachteile wie Verzögerungen durch einen blockierten Zugriff oder Multifaktor-Authentifizierung deutlich überwiegen.

Unternehmen sind sich oft nicht über die Größe ihres Security-Perimeters bewusst. So hat etwa jeder Zulieferer selbst noch einmal eine Reihe an eigenen Zulieferern; hinzukommen Mitarbeiter, die mit einer Vielzahl an Endgeräten auf mitunter geschäftskritische Anwendungen zugreifen. Jede Person und jeder Dienstleister ist Teil eines riesigen, komplexen Netzwerks, das den Sicherheitsbereich eines Unternehmens ausmacht – eine potenzielle Angriffsfläche. Auch hier ist Zero Trust der Weg, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Je weniger Personen Zugriff auf wichtige Anwendungen und Daten haben, desto geringer ist die Chance, dass ein Social Engineer oder Phisher eine Schwachstelle findet.

Eine weitere Möglichkeit, menschliche Fehler zu vermeiden, besteht darin, das Ökosystem unter Berücksichtigung der Sicherheit zu gestalten. Wenn Sicherheit ein intrinsischer Bestandteil des Technologie-Designs ist, können Teams Fehlkonfigurationen während der Einrichtung oder Aktualisierungen vermeiden. Ebenso sind Automatisierungen, die in Sicherheitsdienste integriert sind – etwa zur Bedrohungserkennung – oft gründlicher und schneller als menschliche Administratoren.

DDoS, Social Engineering und staatlich unterstützte Cyberkriminalität

Die Olympischen Spiele 2024 in Paris stehen kurz bevor. Leider ist in diesem Zusammenhang auch mit einer Zunahme von verteilten DDoS-Angriffen (Distributed Denial of Service), Social Engineering und staatlich unterstützter Cyberkriminalität zu rechnen.

Obwohl DDoS-Angriffe nicht unmittelbar zu Datenverlusten führen, bergen sie dennoch erhebliches Schadenspotenzial für Unternehmen. Sie können nicht nur den normalen Geschäftsbetrieb stören, sondern auch als Ablenkung für andere Angriffe dienen, die eigentlich darauf abzielen, sensible Daten zu entwenden. Die erforderliche Zeit, um die Systeme wieder online zu bringen, kann zu langen Ausfallzeiten führen, was wiederum erhebliche finanzielle Verluste und Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebs mit sich bringen kann.

Darüber hinaus können Social Engineering und Fake News über die Spiele, die von staatlich geförderten Banden verbreitet werden, die Öffentlichkeit verunsichern. Die Lösung besteht darin, weiterhin in Forschung zur Bedrohungserkennung zu investieren und Leser auf seriöse Nachrichtenquellen zu verweisen.

2024: Das Jahr, um das Vertrauen in die Unternehmenssicherheit zu stärken

92 Prozent der Sicherheits- und IT-Führungskräfte geben an, unsicher zu sein, ob sie im Falle eines Cyberangriffs in der Lage wären, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. 75 Prozent der Befragten würden sofort nachgeben und ein Lösegeld zahlen. Diese Statistiken zeigen, wie wichtig es für Führungskräfte im Bereich der Cybersicherheit ist, finanzielle und praktische Investitionen zu tätigen, um ihr Vertrauen in das Verhindern sowie die Reaktion und Wiederherstellung von bösartigen Cyberereignissen zu stärken. CISOs sollten sich einen Plan zurechtlegen, wie sie ihren Vorstand am besten von der Resilienz und Stärke ihrer Cyberstrategie überzeugen können. Außerdem müssen Sicherheitsverantwortliche bereit sein, KI in ihren Unternehmen zu integrieren und umzusetzen. Künstliche Intelligenz und Automatisierung können zwar die Ursache vieler Probleme sein – sie sind aber auch der Kern von Lösungen.

Während 2023 als das Jahr der künstlichen Intelligenz galt, wird 2024 voraussichtlich das Jahr sein, in dem wir lernen, diese Technologie wirksam zu nutzen und angemessen zu regulieren. Zudem dürfen wir auf solide Budgets für Cybersicherheit setzen, was hoffentlich dazu beiträgt, die ständig komplexeren Angriffe abzuwehren und den Druck auf CISOs zu mindern.

 

 

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Die Snack-Falle: Chips aus Gemüse sind nicht gesünder

Marktstichprobe: Auch Knabberprodukte aus Linsen, Kichererbsen, Möhren oder Süßkartoffeln enthalten viel Salz und Fett

  • Werbung für niedrigeren Fettgehalt bedeutet nicht automatisch eine hohe Kalorienersparnis
  • Der Fettgehalt ist teilweise höher als bei klassischen Kartoffelchips
  • Chips aus Hülsenfrüchten oft mit hohem Salzgehalt, Varianten aus Gemüse häufig sehr fettig

Chips oder Snacks aus Kichererbsen, Linsen, Süßkartoffeln oder Pastinaken sind nicht gesünder als Kartoffelchips. Das ist das Fazit einer Marktstichprobe der Verbraucherzentrale NRW. Die Ernährungsfachleute haben damit einen Marktcheck von 2020 in Teilen wiederholt. „Das Ergebnis hat sich leider nicht verändert“, sagt Ernährungsexpertin Katrin Böttner. „Es gilt weiterhin: Wenn bei Chips ,Gemüse‘ drauf steht, klingt das gesünder, ist es in der Regel aber nicht.“

Vor drei Jahren hatte die Verbraucherzentrale NRW die Nährwerte bei 80 alternativen Gemüsechip-Produkten und Knabber-Artikeln aus Mais, Getreide und Hülsenfrüchten überprüft und empfohlen, nicht auf das gesunde Gemüse-Image hereinzufallen. Die aktuelle Stichprobe von zwölf Alternativen zu herkömmlichen Chips und Snacks zeigt nun erneut: Der häufig beworbene niedrigere Fettgehalt heißt nicht automatisch, dass weniger Kalorien enthalten sind.

Chips aus Hülsenfrüchten: Rund 450 Kilokalorien pro 100 Gramm
„Wir haben je sechs chipsartige Produkte aus Hülsenfrüchten und Gemüse ausgewählt und deren Kalorien-, Fett- und Salzgehalt mit dem von Kartoffelchips verglichen“, sagt Katrin Böttner. Besonders Chips aus Hülsenfrüchten werden häufig mit Angaben zwischen 30 und 55 Prozent „weniger Fett als herkömmliche Chips“ beworben. Bei genauerem Blick zeigt sich jedoch: Die Angabe ist zwar korrekt, aber ein geringerer Fettgehalt bedeutet nicht automatisch auch eine entsprechend geringere Kalorienmenge. Im Durchschnitt bringen es die Chips aus Hülsenfrüchten aus der Stichprobe auf rund 450 Kilokalorien pro 100 Gramm. Kartoffelchips haben im Schnitt etwa 540 Kilokalorien pro 100 Gramm. Das bedeutet also nur eine Kalorienersparnis von etwa 17 Prozent. Die Gemüsechips aus der Stichprobe enthielten mit etwa 510 Kilokalorien pro 100 Gramm sogar fast die gleiche Kalorienmenge und teilweise mehr Fett als Kartoffelchips. „Das ist nicht, was Verbraucher:innen erwarten, wenn sie zu diesen Produkten greifen“, sagt Böttner.

Die Wahrheit findet sich nur im Kleingedruckten
Eine echte Kalorienersparnis bieten nur wenige Produkte. „Vor allem der Hinweis auf einen deutlich geringeren Fettgehalt kann zum Kauf animieren“, so Böttner. „Viele schauen dann gar nicht mehr in die kleingedruckten Nährwertangaben, wo erkennbar ist, wie hoch der Kaloriengehalt wirklich ist. Und die Abbildungen von frischem Gemüse auf den Verpackungen verstärken zusätzlich den Eindruck von gesunden Produkten, mit denen Knabbern ohne Reue möglich ist.“ Und auch der Salzgehalt ist bei so manchem der betrachteten Produkte alarmierend hoch. Die Empfehlung, nur in Maßen zuzugreifen, gilt also für Chips aus Hülsenfrüchten und Gemüse genauso wie für Kartoffelchips.

Praktischer Tipp von Ernährungsexpertin Böttner: „Um der Versuchung zu widerstehen, zu viel auf einmal zu naschen, kann man eine Portion in eine kleine Schale abfüllen und die restliche Tüte außer Reichweite bringen. Wer mehr Gemüse oder Hülsenfrüchte essen will, sollte besser zu frischen Lebensmitteln greifen. Die alternativen Chips bringen zwar geschmackliche Abwechslung ins Snackregal, eignen sich jedoch nicht, um die eigene Ernährung zu optimieren.“

Weiterführende Infos und Links:
Mehr zum Marktcheck gibt es hier: www.verbraucherzentrale.nrw/node/50752

 

 

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Proofpoints Blick in die Zukunft: Cybersecurity im Jahr 2024

IT-Security-Experten werden mit einem weiteren herausfordernden Jahr konfrontiert. Cyberkriminelle verfeinern ständig ihre Taktiken, Techniken und Verfahren (Tactics, Techniques & Procedures, TTPs) und stellen dabei ihre Fähigkeit unter Beweis, sich schnell weiterzuentwickeln und neue, komplexe Angriffsketten umzusetzen. Im Mittelpunkt dieser Entwicklung findet sich ein entscheidender Wandel: Cyberkriminelle zielen auf digitale Identitäten, anstatt technische Schwachstellen. Auch wenn sich die TTPs und Ziele ändern, bleibt ein Aspekt konstant: Menschen und ihre Identitäten sind die am meisten angegriffenen Glieder der Angriffskette.

Jüngste Fälle von Angriffen auf die Lieferkette veranschaulichen diesen Wandel und zeigen, wie sich Angreifer vermehrt menschliche Schwächen mit Hilfe von Social Engineering und Phishing zunutze machen, statt mühsam technische Schwachstellen für ihre Angriffe zu nutzen. Der innovative Einsatz generativer KI, speziell zur Verbesserung von Phishing-E-Mails, ist ein gutes Beispiel für diese Entwicklung.

Cyberkriminelle verfügen über die Fähigkeiten und Ressourcen, ihre Taktiken als Reaktion an verstärkte Sicherheitsmaßnahmen anzupassen, beispielsweise die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Dies wird Security-Experten dazu zwingen, einen anderen Ansatz zu verfolgen, um die Angriffskette zu unterbrechen.

Im Einzelnen sind die folgenden Entwicklungen zu erwarten:

  1. Cyber-Raubüberfälle: Casinos sind nur die Spitze des Eisbergs

Cyberkriminelle haben es zunehmend die digitalen Lieferketten von Unternehmen abgesehen. Besonders Sicherheits- und Identitätsanbieter geraten dabei immer stärker ins Visier. Aggressive Social-Engineering-Taktiken, inklusive Phishing-Kampagnen, kommen immer häufiger zum Einsatz. Die „Scattered Spider“-Gruppe, die für Ransomware-Angriffe auf Casinos in Las Vegas verantwortlich ist, liefert ein Beispiel dafür, wie ausgeklügelt diese Taktiken sind. Phishing-Angriffe auf Helpdesk-Mitarbeiter zur Erlangung von Anmeldedaten und zur Umgehung von MFA mittels des Phishings von Einmalpasswörtern (OTP) werden zunehmend zur gängigen Praxis. Diese Taktiken werden inzwischen auch für Angriffe auf die Lieferkette genutzt, bei denen Identity Provider (IDP) kompromittiert werden, um an wertvolle Kundendaten zu gelangen. 2024 werden diese aggressiven Social-Engineering-Taktiken verstärkt zum Einsatz kommen. Dadurch werden primäre Attacken auch abseits herkömmlicher Geräte und Anwendungen zur Dateiübertragung stattfinden.

  1. Generative KI: Ein zweischneidiges Schwert

Mit dem schlagartigen Aufkommen generativer KI-Tools wie ChatGPT, FraudGPT und WormGPT gehen sowohl positive Entwicklungen als auch Gefahren einher. Während die großen Sprachmodelle die Bühne betreten, wächst die Angst vor deren Missbrauch. Das hat den US-Präsidenten bereits dazu veranlasst, eine entsprechende Verordnung zu erlassen. Im Moment machen die Cyberkriminellen ihr Geld mit anderen Dingen. Warum das Rad neu erfinden, wenn es so gut funktioniert? Jedoch werden sie ihre TTPs anpassen, sobald sie von ihren potenziellen Opfern besser entdeckt werden.

Andererseits werden immer mehr Anbieter KI und Sprachmodelle in ihre Produkte und Prozesse integrieren, um ihre Cybersicherheitslösungen zu verbessern. Weltweit werden Datenschützer und Kunden von Technologieunternehmen daher Richtlinien zum verantwortungsvollen Umgang mit KI einfordern. Entsprechende Erklärungen zum verantwortungsvollen Einsatz von KI dürften in der Folge vermehrt veröffentlicht werden. Außerdem sollte man sich auf spektakuläre Fehlschläge einstellen.

  1. Phishing über mobile Geräte: Zunahme von Omni-Channel-Taktiken

Ein bemerkenswerter Trend im Jahr 2023 war der dramatische Anstieg von Phishing über mobile Geräte. Wir erwarten, dass diese Form der Bedrohung im kommenden Jahr weiter zunehmen wird. Cyberkriminelle verlocken ihre Opfer zu Interaktionen via Mobilgeräten und nutzen die Schwachstellen mobiler Plattformen aus. Der Missbrauch bestehender Konversationen, einschließlich Smishing, hat exponentiell zugenommen. Multi-Touch-Kampagnen zielen darauf ab, Nutzer mit Taktiken wie QR-Codes und betrügerischen Sprachanrufen vom Desktop auf mobile Geräte zu locken. Dies macht Phishing-Angriffe über mobile Geräte nicht nur effektiver, sondern erschwert auch die Erkennung durch die Sicherheitsteams der Unternehmen.

  1. Open Source und generative KI: Gleiche Bedingungen für Malware-Entwickler

Malware-Entwickler nutzen Open-Source-Software und generative KI-Technologien, um höherwertigen Code einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dies hat zur Folge, dass Malware, die in der Lage ist, Sandboxes und EDR-Tools (Endpoint Detection and Response) zu umgehen, sich immer weiter verbreitet. Die Verfügbarkeit kostenloser und quelloffener Software wie SysWhispers erleichtert die Integration hochentwickelter Funktionen zur Umgehung der Erkennung in verschiedenen Malware-Projekten. Diese Demokratisierung senkt die Einstiegshürde für weniger erfahrene Entwickler und trägt so zur Verbreitung hochentwickelter Malware-Familien bei.

  1. Identitätsrisiko der Nutzer: Die Achillesferse

Identitätsbasierte Angriffe werden zunehmen. Die traditionelle Vorstellung, dass Cyber-Angreifer technische Schwachstellen und Sicherheitslücken (CVEs) ausnutzen, verliert an Bedeutung. Heute heißt es vielmehr: „Identitäten sind die neue Schwachstelle“. Unternehmen müssen ihren primären Schwerpunkt von der Stärkung der Infrastruktur auf den Schutz gespeicherter Zugangsdaten, Session-Cookies und Zugriffsschlüssel verlagern und Fehlkonfigurationen adressieren, insbesondere wenn es um privilegierte Konten geht (dazu gehören jetzt auch die IDPs). Der menschliche Faktor in der Angriffskette erfordert schnelle und innovative Abwehrmaßnahmen.

2024 wird für IT-Sicherheitsverantwortliche eine gewaltige Herausforderung darstellen wird, weil Cyberkriminelle ihre Strategien zur Ausnutzung menschlicher Schwächen verfeinern werden. Um diesen Bedrohungen zu begegnen, müssen Security-Experten proaktive und anpassungsfähige Strategien anwenden und erkennen, dass der Faktor Mensch ein kritisches Element in der Cyberverteidigung bleibt. Weil sich der Schauplatz der Konfrontation verlagert, ist eine widerstandsfähige Verteidigung, die sich den vielfältigen Herausforderungen identitätsbasierter Angriffe, KI-gesteuerter Bedrohungen und Phishing auf mobilen Geräten stellt, von entscheidender Bedeutung.

 

 

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Rückgewinnen statt schreddern: Batterien effizienter recyceln

Forschende des KIT entwickeln mit der Industrie einen nachhaltigeren Recyclingprozess, um Materialien aus Lithium-Ionen-Batterien wirksamer wiederzuverwerten
Der Markt für E-Autos wächst rapide und damit der Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien (LIB). Auch deren Recycling ist ein wichtiger Baustein im Produktionskreislauf. Aktuelle Verfahren zerlegen die aktiven Batteriematerialien in ihre molekularen Bestandteile – unter hohem Energie- und Chemikalieneinsatz. In einem groß angelegten Verbundprojekt entwickeln daher Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Partner aus Industrieunternehmen eine vollständige Prozesskette, um gebrauchte Batterien effizienter zu verwerten, in dem sie die aktiven Komponenten funktionserhaltend zurückgewinnen. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt mit knapp drei Millionen Euro.
Im Projekt DiRecReg entwickeln vier Institute des KIT und sieben Unternehmen eine vollständige Prozesskette, um gebrauchte Batterien und Ausschuss besser zu verwerten.
Im Projekt DiRecReg entwickeln vier Institute des KIT und sieben Unternehmen eine vollständige Prozesskette, um gebrauchte Batterien und Ausschuss besser zu verwerten. (Bild wbk, KIT)

Die Elektrifizierung der Mobilität ist ein wichtiger Beitrag, um Deutschlands Klimaschutzziele zu erreichen, und sie stellt dadurch einen Megatrend für die Autoindustrie in Deutschland dar. „Der damit verbundene hohe Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien erfordert nachhaltige und geschlossene Materialkreisläufe – von den Batteriematerialien über den gesamten Lebenszyklus bis zum Recycling – sowie eine kreislauffähige Produktion von Batteriezellen“, so Dr. Marco Gleiß vom Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik, der das Verbundprojekt „Agile Prozesskette zum direkten Recycling von Lithium-Ionen-Batterien und Regeneration der Aktivmaterialien“ (DiRecReg) auf Seiten des KIT koordiniert. „Indem wir die Wertschöpfungskette schließen, können wir gleichzeitig die Rohstoffabhängigkeit Deutschlands und der Europäischen Union reduzieren“, so Gleiß.

Erhalten statt zerkleinern oder zersetzen

Aktuelle Verfahren zerkleinern die Batteriezellen und lösen die Aktivmaterialien bis auf die Molekülebene auf, um diese später in Form von Metallsalzen aus der Flüssigkeit zu gewinnen. Zwar können so bis zu 90 Prozent der kritischen Elemente, etwa Kobalt, Nickel und Mangan, wiedergewonnen werden, jedoch ist der Bedarf an Energie- und Chemikalien sehr hoch. Aus den gewonnenen Materialien muss zudem unter großem Energieaufwand und Rohstoffeinsatz Batteriematerial komplett neu hergestellt werden. Neuere, vielversprechende Ansätze für Altbatterien und Produktionsausschüsse basieren auf dem direkten Recycling von Aktivmaterialien. „Dabei werden die Aktivmaterialien nicht mehr vollständig aufgelöst. Stattdessen werden sie in die einzelnen Zellbestandteile zerlegt und dann mechanisch getrennt, um sie möglichst rein zurückzugewinnen“, erklärt Gleiß.

Aktives Rückgewinnen von Batteriematerialien noch in den Kinderschuhen

Bisher hat sich eine solche Prozesskette zum direkten Recycling in der Industrie jedoch nicht durchgesetzt. Noch lässt sich das Materialverhalten des wiedergewonnenen Rezyklats nicht vorhersagen. Außerdem gibt es keine Kriterien und Regeln, um die Einsatzfähigkeit des gealterten Materials zu beurteilen. Darüber hinaus fehlt es derzeit noch an praxisnahen, wirtschaftlichen Lösungen, um die verschiedenen Batteriepacks ohne großen Aufwand bis hin zu den einzelnen Bestandteilen zerlegen zu können. „Diese kritischen Punkte greift unser Verbundvorhaben auf und beschäftigt sich primär mit der Entwicklung einer agilen Prozesskette für das direkte Recycling von Lithium-Ionen-Batterien sowie der Regeneration der so wiedergewonnenen Aktivmaterialien“, so Projektkoordinator Dr. Thomas Dreyer von der Weber Ultrasonics AG. Wichtig sei dabei auch, dass der Prozess variabel auf verschiedene Ausgangsmaterialien der Batterieproduktion wie auch für Produktionsausschüsse zugeschnitten ist und unterschiedliche Batterieformate und Bauarten verarbeiten kann. „Ziel ist es zudem, die energieintensiven Prozessschritte der zurzeit eingesetzten Recycling-Verfahren zu ersetzen und nachhaltig recycelte, hochwertige Sekundärmaterialien im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu liefern“, so Gleiß.

Drei Millionen Euro für Verbundprojekt mit vier Forschungs- und sieben Industriepartnern

Das Projekt DiRecReg hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird vom Bundesforschungsministerium mit 2,95 Millionen Euro gefördert. Das Projektkonsortium unter Federführung der Firma Weber Ultrasonics AG besteht aus zehn Partnern sowie einem assoziierten Partner. Es umfasst vier Institute des KIT – wbk Institut für Produktionstechnik, Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik, Institut für Angewandte Geowissenschaften – Professur für Geochemie & Lagerstättenkunde und die Arbeitsgruppe Thin Film Technology – sowie sechs industrielle Partner: den Batteriezellhersteller PowerCo SE, den Wertstofftechnologie- und Recyclingkonzern Umicore AG & Co. KG, den Experten für Greif- und Handhabungstechnik SCHUNK SE & Co. KG, die Firma FIBRO LÄPPLE TECHNOLOGY GMBH als Anlagenintegrator sowie die Anlagenbauer Carl Padberg Zentrifugenbau GmbH und Weber Ultrasonics AG. Darüber hinaus unterstützt die Firma Siemens aus Steuerungs- und Digitalisierungssicht das Projekt im Rahmen einer assoziierten Partnerschaft.

 

Weitere Informationen

Details zum KIT-Zentrum Materialien

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 300 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

 

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KI-Weiterbildung – MLOps Workbook & Training

MLOps Workbook & Training – appliedAI Institute for Europe bietet neuen kostenfreien Onlinekurs an

Das appliedAI Institute for Europe baut sein Portfolio zur KI-Weiterbildung in Europa weiter aus und launcht einen Machine Learning Operations (MLOps) Onlinekurs. Der Kurs inklusive Workbook bietet MLOps-Engineers einen Überblick über alles, was sie für die Skalierung ihrer MLOps Projekte wissen müssen.
München, 28. November 2023 – Mit dem Ziel, das europäische KI-Ökosystem zu stärken und Wissen über KI zu erweitern, stellt das appliedAI Institute for Europe vertrauenswürdige KI-Ressourcen bereit und schafft Bildungs- sowie Interaktionsformate. Neben weiteren Kursen, wie dem AI Essentials Training, launcht es nun einen Kurs zum Thema MLOps.

Mithilfe des Onlinekurses lernen Teilnehmende die wichtigsten Konzepte und Prozesse zur Skalierung von ML-Projekten kennen. Ziel ist es, dass die Teilnehmenden nach dem Kurs beispielsweise in der Lage sind, ML-Projekte sinnvoll zu strukturieren oder zu lernen, wie Data Scientists während der Modellierungsphase effektiv zusammenarbeiten können. Der Kurs richtet sich insbesondere an Mitglieder von ML-Teams, die bereits über erste Kenntnisse in MLOps verfügen, aber noch keinen effektiven und professionellen MLOps-Arbeitsablauf haben.

Machine Learning-Lebenszyklus im Mittelpunkt

Der Fokus des MLOps-Kurses liegt auf Konzepten und Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, ein gemeinsames Verständnis für MLOps innerhalb von ML-Teams zu fördern. Das begleitende Workbook zum Kurs ist so konzipiert, dass es den gesamten Lebenszyklus des maschinellen Lernens beschreibt. Das Workbook liegt als PDF-Dokument, als digitales Whiteboard oder als physisches Exemplar vor. Der Fokus auf den Lebenszyklus bietet eine entscheidende Perspektive auf MLOps, angefangen bei der Planung eines Machine Learning-Projekts bis hin zur Implementierung von Feedbackschleifen. Das Workbook kann mithilfe einer begleitenden Videoserie in fünf bis sieben Stunden durchgearbeitet werden.

„…kostenlose und praxisnahe Einblicke für effektive ML-Projektplanung und Zusammenarbeit von Data Scientists“

Dr. Frauke Goll

“Durch die Bereitstellung des kostenlosen MLOps Workbooks & Online-Kurses schreiten wir weiter voran, unserem Ziel, ein Open-Access-Accelerator zu sein, näherzukommen und hochwertige Inhalte sowie Ressourcen im Zeitalter der KI für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Denn unser neuer MLOps-Kurs bietet genau das: kostenlose und praxisnahe Einblicke für effektive ML-Projektplanung und Zusammenarbeit von Data Scientists“, so Dr. Frauke Goll, Managing Director des appliedAI Institute for Europe.

Über das appliedAI Institute for Europe

Das appliedAI Institute for Europe hat sich zum Ziel gesetzt, das europäische KI-Ökosystem zu stärken, Wissen rund um KI zu entwickeln, vertrauenswürdige KI-Tools bereitzustellen und Bildungs- sowie Interaktionsformate rund um hochwertige KI-Inhalte zu schaffen.
Als gemeinnützige Tochtergesellschaft der appliedAI Initiative wurde das Institut 2022 in München gegründet. Die appliedAI Initiative selbst ist ein Joint Venture aus UnternehmerTUM und IPAI. Die Leitung des Instituts obliegt Dr. Andreas Liebl und Dr. Frauke Goll.
Das appliedAI Institute for Europe stellt die Menschen in Europa in den Mittelpunkt. Es verfolgt die Vision, eine gemeinsame KI-Community zu formen und hochwertige Inhalte im Zeitalter der KI für die gesamte Gesellschaft bereitzustellen. Durch die Förderung von vertrauenswürdiger KI beschleunigt das Institut die Anwendung dieser Technologie und stärkt Vertrauen in KI-Lösungen.

Mit einem Fokus auf Wissensentwicklung und der Bereitstellung vertrauenswürdiger KI-Tools bietet das appliedAI Institute for Europe eine wertvolle Ressource für Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen, die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich KI erweitern möchten. Durch Bildungs- und Interaktionsformate ermöglicht das Institut einen intensiven Austausch von Expertise und fördert die Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus verschiedenen Bereichen.
Das appliedAI Institute for Europe lädt Unternehmen, Organisationen, Startups und KI-Enthusiast:innen ein, von den vielfältigen Angeboten und Ressourcen des Instituts zu profitieren.

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.appliedai-institute.de/.

 

 

 

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Lite&Fog mit dem „DLG – Impulse Pitches: Inhouse Farming, Feed & Food Award” ausgezeichnet

Am 15.11.2023, erhielt das Berliner Startup Lite&Fog auf der AGRITECHNICA 2023 in Hannover den „DLG – Impulse Pitches: Inhouse Farming, Feed & Food Award”.

Damit wurde erneut die innovative Hardwareentwicklung des Unternehmens gewürdigt, mittels Fogponic-Technologie und den revolutionären Growth-Chambers die digital planbare, ortsunabhängige und erntesichere Landwirtschaft der Zukunft zu ermöglichen. Die AGRITECHNICA in Hannover gilt als internationale Leitmesse, wenn es um Neuentwicklungen im Bereich Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion geht.

In diesem Jahr fanden im Rahmen der Messe auch eine Reihe von Impulsvorträgen junger Unternehmen statt, deren Ideen das Potenzial haben, die Welt der Nahrungsmittelproduktion zu revolutionieren. Veranstalter war die DLG, die sich als offenes Netzwerk und fachliche Stimme der Land-, Agrar- und Lebensmittelwirtschaft versteht. Auf der AGRITECHNICA 2023 stellte die DLG ihre neue Plattform vor, die „Inhouse Farming ‒ Feed & Food Show“, die sich vor allem auf landwirtschaftliche Produktionssysteme in kontrollierten Umgebungen konzentriert. Höhepunkt waren die inspirierenden Impulsvorträge und eine damit verbundene Auszeichnung.

Die perfekte Gelegenheit also für Lite&Fog, ihre Systeme einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Das junge Unternehmen bietet mit seinen skalierbaren Growth-Chambers eine ideale Wachstumsumgebung für nahezu alle Nutzpflanzen. Diese werden unter streng kontrollierten Bedingungen ohne Schädlingsbekämpfungsmittel oder andere Zusätze zu perfekter Reife herangezogen. Nährstoffe werden hierbei gemeinsam mit dem Wasser vernebelt und können so von den Pflanzen direkt an der Wurzel aufgenommen werden.

Damit erreicht Lite&Fog eine Wasserersparnis von rund 95 Prozent gegenüber herkömmlicher Landwirtschaft bei 400-fachem Ertrag pro Quadratmeter. So lassen sich viele Obst- und Gemüsesorten ressourcenschonend und unabhängig von den äußeren Bedingungen zu jeder Jahreszeit überall regional produzieren. Die von Lite&Fog entwickelten Growth-Chambers eignen sich darüber hinaus perfekt für die Forschung und Entwicklung von individualisierten Medizinprodukten, da benötigte Pflanzen in reinraumähnlichen Bedingungen gedeihen.

Der hohe Innovationsgrad sowie die Flexibilität der Lite&Fog-Technologie konnte die Expertenjury überzeugen, die Lite&Fog mit dem „DLG – Impulse Pitches: Inhouse Farming, Feed & Food Award” auszeichnete. „Für uns ist das eine große Ehre“, sagte Martin Peter, einer der beiden Gründer von Lite&Fog im Anschluss an die Auszeichnung. „Dass unsere Technologie das Zeug dazu hat, die Welt zu verändern, stand für uns nie in Frage, aber zu sehen, dass auch andere dieses Potenzial erkennen, freut uns natürlich ungemein und spornt uns weiter an.“

 

 

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Fivetran sorgt für Business Insights bei Dropbox

Fivetran verbindet mehr als 70 Datenquellen für den führenden Anbieter von Cloud-Speicherlösungen und verbessert so Kundenerlebnis und Marketing Insights

 Dropbox, Inc. (NASDAQ: DBX) hat sich für die Data Movement Platform von Fivetran entschieden, damit die Marketing- und Customer-Experience-Teams schnellere, datengestützte Entscheidungen treffen können. Mit der Plattform von Fivetran verkürzt Dropbox die Zeit für die Datenerfassung und das Reporting von mehreren Wochen auf 30 Minuten. Das steigert die Effizienz und das Unternehmen kann schnell Erkenntnisse gewinnen.

Zuvor hat Dropbox seine Datenkonnektoren selbst erstellt. Data Engineers haben bis zu acht Wochen gebraucht, um eine Pipeline in Betrieb zu nehmen. Dann hat sich die Customer Experience Abteilung von Dropbox an Fivetran gewandt: Sie wollten für eine kritische Datenintegration aus Zendesk Fivetran einsetzen. Die bisherige Lösung war nicht für einen Selfservice-Zugriff in Echtzeit auf qualitativ hochwertige Daten ausgelegt.

„Das CX-Team und ich konnten unseren ersten Konnektor schon in weniger als 30 Minuten nutzen“, erklärt Lauren Lin, Data Engineering Manager bei Dropbox. „Fivetran hat uns eine enorme Zeitersparnis gebracht und ermöglicht Dropbox einen schnelleren Zugriff auf neue Daten, die das Potenzial haben, geschäftskritische Erkenntnisse zu liefern.“

Dropbox hat die Lösung von Fivetran schnell zur unternehmensweiten Datenplattform ausgeweitet. Das Dropbox-Marketingteam wollte mehr Einblicke in die verschiedenen Kanäle, um die Ausgaben und den ROI zu verstehen. Fivetran integriert nun regelmäßig Daten von LinkedIn, TikTok, Twitter und Google Ads und liefert der Marketingabteilung von Dropbox so ein vollständigeres Bild des Return on Ad Spend (ROAS). Damit kann das Team bessere Entscheidungen treffen, wie es die Werbeausgaben einsetzt, um die größte Wirkung zu erzielen.

Dropbox erfasst jetzt zudem auch mehrere Terabyte an Daten aus Hunderten von Quellen und Systemen, die aus den Akquisitionen von HelloSign, DocSend und FormSwift stammen. Die Daten führt Dropbox mithilfe von Fivetran an einem zentralen Ort zusammen, um wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, die dazu dienen, Abläufe zu rationalisieren und Redundanzen zu beseitigen. Die Unternehmensführung bekommt nun endlich Antworten auf bisher unbeantwortete Fragen.

„Dropbox ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein datengesteuertes Unternehmen im großen Maßstab aussieht. Das Unternehmen hat viel investiert, damit seine Führungskräfte Sachverhalte und Hintergründe auf der Basis von Daten analysieren und darauf basierend Entscheidungen treffen können. So hat Dropbox jetzt ein produktiveres sowie engagiertes Team und kann seine Geschäftsergebnisse und Kosteneffizienz verbessern“, erläutert Rachel Thornton, Chief Marketing Officer bei Fivetran. „Fivetran ist der entscheidende Treiber für die einheitliche Datenumgebung, die Dropbox über alle Geschäftsbereiche hinweg geschaffen hat, um neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen.“

 

 

 

fivetran.com

 

 

 

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Ungestört Autoschiebern auf den Fersen

Bewährte Technologien wie GPS stoßen beim Lokalisieren gestohlener Fahrzeuge immer häufiger an ihre Grenzen – das macht die Sigfox-0G-Funktechnologie von Heliot zur sinnvollen Ergänzung

Jeden Tag werden in Deutschland im Durchschnitt 45 Autos gestohlen. Die Täter sind oft professionelle Diebesbanden. Moderne Funktechnologie hilft Privatermittlern wie Gerrit Walgemoet, gestohlene Fahrzeuge sowie hochwertiges Baustellenequipment und ganze Sattelzüge ausfindig zu machen. Zusammen mit der lokalen Polizei stellt er das Diebesgut sicher und führt es an die Eigentümer zurück. Der Privatermittler weiß: Gängige Ortungstechnologien wie GPS stoßen immer häufiger an ihre Grenzen. Daher empfiehlt der Profi Privateigentümern, Unternehmen und Leasingfirmen ihre Fahrzeuge und ihr Equipment zusätzlich mit der Sigfox-0G-Funktechnologie von Heliot auszustatten. Die Technologie hilft oft genau dann weiter, wenn bewährte Technik versagt und ist dabei besonders unauffällig, robust gegen gezielte Störung und ermöglicht dank des Sigfox-0G-Netzes selbst an abgelegenen Orten und in vielen Ländern weltweit eine schnelle Ortung.

Die Diebe kennen sich aus: Sie wissen, welcher Schatz in der Garage neben dem schicken Einfamilienhaus im Kölner Vorort abgestellt ist. Das Garagentor ist schnell aufgehebelt. Das Knacken des Schlosses und das Kurzschließen der Zündung dauert nur wenige Minuten. Dann fährt der gelbe Porsche 911 T aus der Garage, biegt auf die Straße ab und fährt in die Dunkelheit – fast, als wäre nichts passiert. Doch für den Besitzer des seltenen Oldtimers wartet am nächsten Morgen das böse Erwachen.

„…auch Lkw-Aufleger und hochwertiges Baustellenequipment wie Bagger, Stromgeneratoren oder Radlader sind ein beliebtes Ziel.“

Gerrit Walgemoet

„Hinter Auto-Diebstählen stecken meistens organisierte Diebesbanden. Und auch Lkw-Aufleger und hochwertiges Baustellenequipment wie Bagger, Stromgeneratoren oder Radlader sind ein beliebtes Ziel“, sagt Gerrit Walgemoet. Der Privatermittler ist auf das Zurückholen von gestohlenen Fahrzeugen und Equipment spezialisiert und kennt das Milieu gut. Immerhin hat er vor seinem Schritt in die Selbstständigkeit jahrelang eine Spezialeinheit der niederländischen Zollfahndung geleitet, die sich mit Ermittlungen rund um bandenmäßigen Diebstahl sowie Unterschlagung, Tachobetrug und Unfallfingierung beschäftigte. Später hat er sich bei einer niederländischen Versicherung mit diesen Themen beschäftigt.

Gestohlene Fahrzeuge aufspüren und sicherstellen – mit der richtigen Technik

Fast 16.500 Fahrzeuge wurden laut Angaben des Bundeskriminalamts 2021 allein in Deutschland gestohlen – das entspricht 45 gestohlenen Fahrzeugen pro Tag. „Die Diebe sind meist absolute Profis“, sagt Gerrit Walgemoet. „Sie wissen, wo die Fahrzeuge stehen und wann sie am besten zuschlagen können. Oft wird das Diebesgut noch am selben Tag mehrere hunderte Kilometer vom Tatort bewegt und sogar ins Ausland gebracht. Dann kommen wir ins Spiel. Die ersten Stunden sind für den Erfolg oft entscheidend.“ Die Auftraggeber von Gerrit Walgemoet sind Versicherungen, Leasinggesellschaften oder auch Privatpersonen und Unternehmen. Der Privatermittler soll das Fahrzeug aufspüren und in Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei sicherstellen.

Rund 250 Fälle landen jedes Jahr bei dem Ermittler, 94 Prozent davon kann Gerrit Walgemoet aufklären. Eine Spitzenleistung – 2019 wurde er sogar von der International Association of Auto Theft Investigators als bester Ermittler Europas ausgezeichnet. Unterstützt wird Gerrit Walgemoet von moderner Technik. „Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Technologien, die das Wiederfinden gestohlener Fahrzeuge erleichtern. GPS-Ortung ist wohl das bekannteste, zudem gibt es Lösungen per LTE, Wifi, GSM-R oder auch die passive Ortung, bei der das Fahrzeug ein- bis zweimal am Tag ein Signal aussendet“, sagt Gerrit Walgemoet. „Eine recht neue Alternative ist das Tracking mittels Low Power Wide Area Network(LPWAN)-Technologie von Heliot, die über das Sigfox-0G-Funknetz kommuniziert.“

Robustes Signal, das von Dieben unentdeckt bleibt

 Die Kommunikation über das Sigfox-0G-Funknetz bringt für Gerrit Walgemoet erhebliche Vorteile. Anders als etwa GPS- und Wifi-Signale bleiben die LPWAN-Funksignale von den Dieben meist unerkannt und lassen sich auch durch Störsender kaum ausschalten. „Mit GPS-, LTE-, oder Wifi-Signalen kennen sich die professionellen Autodiebe mittlerweile sehr gut aus. Mit speziellen Geräten können sie sehr schnell erkennen, ob das Fahrzeug entsprechende Signale aussendet und diese mit Störsender effektiv ausschalten“, erklärt Gerrit Walgemoet. „Die Geräte dafür lassen sich mittlerweile einfach und günstig beschaffen.“ Im Internet gibt es entsprechende Ausrüstung für weit unter 1.000 Euro. Die Funktechnologie von Heliot ist wesentlich robuster. Einmal installiert, senden die Geräte zuverlässig und energiesparend ihr Signal. Das liegt auch an den physikalischen Eigenschaften der LPWAN-Technologie. Im Gegensatz zu anderen Telekommunikationsstandards ermöglicht das Signal zwar nur die Übertragung sehr kleiner Datenmengen, dabei erreicht es aber eine enorme Reichweite und verfügt über einen äußerst wirkungsvollen Störungsschutz. Das macht es für die Anwendung bei der Fahrzeugortung ideal.

„Ortungssysteme bringen nur so lange etwas, wie sie von den Dieben unentdeckt bleiben. Sender im Handschuhfach oder im Sicherungskasten der Fahrzeugelektronik werden von den Dieben oft sofort entdeckt und deaktiviert“, sagt Gerrit Walgemoet. „Aktive Ortungstechnologien mit einem vergleichsweise hohen Energieverbrauch sind hier im Nachteil. Sie können nur dort verbaut werden, wo eine entsprechende Stromversorgung möglich ist. Das wissen natürlich auch die Fahrzeugdiebe.“ Auch hier bietet die Technologie von Heliot Vorteile: Die Sender sind platzsparend und handlich. Dank ihres geringen Energieverbrauchs lassen sie sich per Batterie über bis zu vier Jahre wartungsfrei betreiben. Eine zusätzliche Energieversorgung etwa über die Fahrzeugbatterie ist nicht notwendig. So lassen sie sich auch an Stellen im Auto verbauen, die nicht einfach zugänglich sind – etwa in Hohlräumen im Fahrzeugunterboden oder gut versteckt im Motorraum.

Diebesgut in Europa verfolgen – dank gut ausgebautem Sigfox-Netz

Ein besonderer Vorteil ergibt sich daraus, dass die Lösung von Heliot für die Daten-übertragung das Funknetz von Sigfox nutzt. Das Netz ist in vielen Länder nahezu flächendeckend verfügbar. Neben dem DACH-Raum ist die Netzabdeckung etwa auch Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Kroatien sowie der Benelux-Union und den Baltischen Staaten weitestgehend lückenlos. „Auch in den vielen osteuropäischen Staaten wie Polen Rumänien und Ungarn decken wir mit dem Sigfox-Netz bereits viele Gebiete ab und bauen das Netzt kontinuierlich aus“, sagt Martin Liboswar, Country Manager bei Heliot Europe. „Ein Beispiel ist die Initiative zum Netzausbau entlang des transeuropäischen Eisenbahnkorridors, den wir Anfang des Jahres mit Sigfox Ukraine gestartet haben.“ Zudem hat Heliot erst im Juni den Sigfox-Netzbetrieb in Dänemark und Großbritannien übernommen. Ein wichtiger Schritt, um den Netzausbau in diesen Ländern weiter zu verbessern. „Autoschieber agieren meist international. Die Fahrzeuge werden oft innerhalb von Stunden ins Ausland gebracht“, sagt Gerrit Walgemoet. „Bei der Fahrzeugortung ist es daher wichtig, dass sie auch über die Landesgrenzen hinweg möglich ist. Das Sigfox-Netz bietet dafür gute Voraussetzung – und funktioniert darüber hinaus auch an abgelegenen Orten, wie etwa auf dem Land.“

Sigfox arbeitet in einem Frequenzbereich von 868 MHz. Die niederfrequenten Signale in diesen Funkbändern können mühelos größere Entfernungen von bis zu 50 Kilometern überbrücken. So ermöglichen Sie eine Ortung auch in ländlichen Gebieten, in denen der Ausbau des klassischen Mobilnetzes oft noch nicht flächendeckend möglich ist. Die Funksignale haben dabei eine so gute Durchdringung, dass sie von Betondecken und Stahl wesentlich weniger beeinträchtigt werden als viele andere Technologien. So war es auch im Fall des Porsche 911. Gerrit Walgemoet hat das Fahrzeug in einer Garage auf einem verlassenen Bauernhof kurz hinter der niederländischen Grenze lokalisiert. Gemeinsam mit den lokalen Behörden ist das Fahrzeug schnell sichergestellt und kann zu seinem Besitzer zurück transportiert werden. Von den Dieben fehlt jede Spur. Wahrscheinlich war das Auto hier nur zwischengeparkt – eine Vorsichtsmaßnahme, um sicherzugehen, dass alle Ortungsgeräte ausgeschaltet sind.

Ein weiterer gelöster Fall für Gerrit Walgemoet. Mittlerweile berät der Ermittler auch große Leasingunternehmen und Versicherungsgesellschaften. „Gerade bei der Fahrzeugrückholung ist es wichtig, auf mehrere Technologien zu setzen“, empfiehlt der Privatermittler. „Mit ihren Eigenschaften ist die Sigfox-Funktechnologie eine hervorragende Ergänzung zu bewährten Technologien. Sie setzt genau dort an, wo sich die Diebesbanden bereits am sichersten fühlen. Das macht die Technologie für uns besonders interessant.“


 

Infobox:
Sigfox Technologie von Heliot für die Fahrzeugortung
Durchschnittlich 45 Autos werden täglich in Deutschland gestohlen. Auch wertvolles Baustellenequipment oder ganze Lkw-Aufleger sind beliebtes Diebesgut. Moderne Technologien wie etwa GPS helfen Ermittlern, das Diebesgut aufzuspüren. Diese stoßen allerdings immer öfter an ihre Grenzen. Die Sigfox-0G-Funktechnologie bietet hier Vorteile. Das macht sie zur sinnvollen Ergänzung:

Unauffällig:
Sigfox-0G-Funktechnologie ist platzsparend und handlich. Dank ihres geringen Energieverbrauchs lassen sich Sender per Batterie über bis zu vier Jahre wartungsfrei betreiben. So lassen sie sich auch an schwer zugänglichen Stellen im Fahrzeug verbauen, wo sie von den Dieben unentdeckt bleiben.

Störsicher:
Gängige Ortungstechnologien wie GPS oder WLAN-Signale lassen sich durch Störsender einfach ausschalten. Dank ihren physikalischen Eigenschaften bietet Sigfox-0G-Funktechnologie einen wirkungsvollen Störschutz. Zudem bieten die Signale eine ausgezeichnete Durchdringung – auch durch dicke Betondecken und Stahl.

Hohe Netzverfügbarkeit:
Das Sigfox-Netz ist in viele Länder Europas nahezu flächendeckend verfügbar. Damit lassen sich Fahrzeuge auch über Landesgrenzen hinweg verfolgen. Mit der weiten Reichweite der Signale von bis zu 50 Kilometern lassen sich die Fahrzeuge auch an abgelegenen Orten und in ländlichen Gebieten zuverlässig anpeilen.

 

 

Heliot Europe
https://www.heliotgroup.com/

 

 

 

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Foto Gerrit Walgemoet

Familienunternehmer fordern klare Signale

Ostermann: Grüne und SPD müssen aufhören, die Verfassung zu missachten

Nach dem Paukenschlag aus Karlsruhe diskutieren Politiker und Ökonomen händeringend, ob und wie die von Tag zu Tag größer und bedrohlicher klaffende Haushaltslücke geschlossen werden kann. Eine zunehmend beklemmende Lage für die Wirtschaft und die Bürger.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer:

„Die Ampel hat sehenden Auges und mit zu fetten Wahlgeschenken im Gepäck den Weg über einen gefährlichen Klettersteig gewählt, bei dem von vornherein klar war, dass sie ihn ohne verbotenes Umgehen der Schuldenbremse nicht meistern kann. Sie hat sämtliche Warnungen und Verbotsschilder ignoriert und steckt nun unter einem Überhang fest, bei dem es so nicht weitergeht. Es ist gut, dass die Regierung alle weitere Schritte gestoppt hat und in Ruhe nach einem Ausweg sucht. Auch wenn der Haushalt 2024 dadurch eventuell erst nächstes Jahr beschlossen werden kann.

Bei ruhiger Analyse der Lage muss spätestens jetzt jedem klar sein, wie dringend unser Staat nun priorisieren und eher verzichtbaren Ballast abwerfen muss. In Panik jetzt allerdings zu entscheiden, was an Ausgaben nun wegfällt, wären der falsche Weg. Dieses Land ist über Jahre in diese Lage hereingeführt worden, es erschließt sich von selbst, dass der Abwurf von Vollkaskomentalität, kurzfristigen Wahlgeschenken und betäubenden Subventionsgeschenken nicht in wenigen Tagen zu erreichen ist.

Dennoch brauchen wir Unternehmer jetzt dringend Signale. Wir erwarten zeitnah von Finanzminister Lindner eine Eröffnungsbilanz, die klar darüber Auskunft gibt, wo Deutschland finanziell wirklich steht. Um die aufkeimende Unsicherheit einzudämmen, sollte Kanzler Scholz bald zumindest eine Ansage machen, wohin die Reise geht. Es darf jetzt keinesfalls passieren, dass einzig auf wichtige Unterstützung der Wirtschaft durch beispielsweise das Wachstumschancengesetz verzichtet und teure soziale Versprechungen durch Lockerung der Schuldenbremse doch ohne Einschränkungen erfüllt werden.

Sowohl den Grünen wie auch der SPD muss in dieser Lage absolut klar sein: Der Weg aus dieser selbstgemachten Misere kann sicherlich nicht über das nachträgliche Umformulieren der Schuldenbremse führen. Nicht die Rechtsgrundlage muss geschliffen werden, sondern die Ampel muss ihre Rechtsauffassung dem Urteil aus Karlsruhe anpassen. Die Schuldenbremse ist nicht irgendwo, sondern ausdrücklich im Grundgesetz festgeschrieben. Und das ist, wie sich jetzt zeigt, absolut richtig so. Diese tiefe Verankerung in der Verfassung stellt sicher, dass keine Regierung über ihre fiskalen Verhältnisse agieren und sich frei nach Bedarf durch einfachen Mehrheitsentscheid die Schuldenbremse zurechtbiegen kann. Finger weg von der Schuldenbremse! Achtet unsere Verfassung!“

 

 

 

 

 

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Digitale Barrierefreiheit als Chance für Unternehmen

Die Digitalisierung bestimmt immer mehr unser Leben. Doch viele digitale Angebote sind für eine Vielzahl an Menschen nicht vollumfänglich zugänglich – mit weitreichenden Folgen, sowohl für die betroffenen Menschen als auch viele Unternehmen. Es gibt jedoch eine Lösung: Digitale Barrierefreiheit. Und es lohnt sich, an der Umsetzung zu arbeiten.

Ende Juni 2025 ist es so weit: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetzt (BFSG) tritt dann in Deutschland in Kraft. An dessen Umsetzung knüpft sich die Hoffnung, im Zuge der Digitalisierung immer mehr Menschen betreffende digitale Barrieren abzubauen und jedem in unserer Gesellschaft ein hohes Maß an digitaler Teilhabe zu ermöglichen. Denn längst nicht alle profitieren von den zweifelsohne großen Potentialen der Digitalisierung. Nichtmuttersprachler, ältere Generationen oder Personen mit einer Beeinträchtigung oder Behinderung stellt eine Vielzahl digitaler Angebote täglich vor Probleme. Ab dem 28.06.2025 sind Unternehmen und Dienstleister deshalb grundsätzlich dazu verpflichtet, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Dazu gehören vor allem Schritte zur Sicherstellung einer leicht verständlichen Navigation, klaren Inhalten und Möglichkeiten zur Interaktion, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen zugeschnitten sind – unabhängig davon, ob diese dauerhafter oder vorübergehender Natur sind. Denn in Zeiten, in denen unser Alltag zunehmend von Computern, Smartphones und Automaten bestimmt wird und Menschen dadurch in immer mehr Lebensbereichen auf digitale Technik angewiesen sind, sind digitale Barrieren auch aus unternehmerischer Sicht längst kein Luxusproblem mehr. Für Unternehmen, die sich erstmalig mit der Thematik befassen, wird die Umgestaltung von Websites, Softwares und mobilen Anwendungen zweifelsohne zunächst eine große Herausforderung darstellen. Diejenigen aber, die den Fokus auf die sich bietenden Chancen legen, können von einer frühzeitigen Umsetzung noch vor Inkrafttreten des Gesetzes langfristig profitieren.

Digitale Barrierefreiheit entscheidend für Image, Reputation und wirtschaftlichen Erfolg

Wie es um die digitale Teilhabe in Deutschland teilweise noch immer bestellt ist, zeigt exemplarisch ein aktueller Test zur digitalen Barrierefreiheit der meistbesuchten Online-Shops in Deutschland. Das Ergebnis: Nur jeder vierte war barrierefrei. Oder anders formuliert: 75 Prozent der untersuchten Online-Plattformen limitieren von vornherein ihr ökonomisches Potential, weil sie einen Teil ihrer Zielgruppe teilweise oder ganz ausschließen. In einem Land wie Deutschland, wo im Zuge des demographischen Wandels immer mehr ältere Menschen als mögliche Käuferinnen und Käufer nicht mehr erreicht zu werden drohen, werden sich das Unternehmen dauerhaft nicht leisten können. Eine höhere Zugänglichkeit kann dagegen zu einer Wanderung im Kundenstamm führen, weil größere Zielgruppen mit den eigenen Angeboten erreicht werden. Kundinnen und Kunden sind zufriedener und kommen immer wieder zurück. Denn eine der spürbarsten Folgen der Digitalisierung für Unternehmen ist, dass sich Touchpoints für bestehende sowie potentielle Kunden vermehrt ins Internet verlagern, wo Menschen primär nach Informationen über Unternehmen suchen. Ein glaubhaft positives Image in der digitalen Welt trägt daher immer stärker dazu bei, Vertrauen zu schaffen, die eigene Glaubwürdigkeit zu erhöhen und dadurch Kundinnen und Kunden langfristig an sich zu binden oder neu für sich zu gewinnen. Die Gewährleistung digitaler Barrierefreiheit unterstreicht mit Nachdruck, dass ein Unternehmen sich ernsthaft um Inklusion und soziale Verantwortung bemüht. Mittel- sowie langfristig trägt genau das maßgeblich dazu bei, bei allen für ein Unternehmen relevanten Stakeholdern ein positives Image als verantwortungsbewusstes Unternehmen zu formen. War es in der Vergangenheit ausreichend, sich mit der eigenen Corporate Social Responsibility, kurz CSR, zu befassen, ist es heute ratsam, diesen Gedanken der Unternehmensverantwortung im Sinne einer zeitgemäßen Digitalisierungsstrategie weiterzuentwickeln. Was es daher braucht, ist die konsequente Implementierung einer Corporate Digital Responsibility, kurz CDR. Der Aufbau von Vertrauen beginnt mit einer umfassenden Strategie zum verantwortungsvollen Umgang mit Technologien. Dabei muss der Mensch im Mittelpunkt stehen. Nur Unternehmen, die das begreifen und als mehr als nur ein Lippenbekenntnis verinnerlichen, werden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht und können langfristig wettbewerbsfähig bleiben.

Weichenstellung für die Zukunft: Was Unternehmen jetzt machen können

Um digitale Angebote zugänglicher zu machen, fehlt es bei den verantwortlichen Stellen häufig an entsprechendem Wissen oder den erforderlichen Strukturen. Hier können externe Barrierefreiheitsexperten zu Rate gezogen werden, die Unternehmen anhand der jeweiligen Bedürfnisse beraten. Da spätestens ab 2024 mit einer hohen Nachfrage nach diesen Experten zu rechnen ist, empfiehlt sich für Unternehmen umso mehr, bereits jetzt mit der Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit zu beginnen. Die Ansätze sind dabei vielfältig und reichen von der Beratung, über Schulungen bis hin zur konkreten Umsetzung. Ein erster Schritt kann für Unternehmen auch die Evaluation bereits bestehender digitaler Produkte hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit sein.  Schulungen setzen zudem idealerweise nicht nur auf Ebene der IT-Verantwortlichen an, sondern sollten immer das Management mit einbinden, damit eine Sensibilisierung für das Thema auch auf C-Level-Ebene erfolgt. Wiederum fallen ökonomische Gesichtspunkte ins Gewicht, denn bereits bestehende Webseiten und digitale Angebote barrierefrei umzugestalten, ist aufwendig. Wird Barrierefreiheit dagegen schon bei der Entwicklung oder bei einer Umgestaltung einer Webseite mitgedacht, entstehen weder großer Aufwand noch hohe Kosten. So wird digitale Barrierefreiheit in Zukunft zu einem immer wichtiger werdenden Wettbewerbsvorteil und ist idealerweise integraler Bestandteil jeder CDR-Strategie.

Fazit

Statt das BFSG als Bürde wahrzunehmen, sollten Unternehmen vielmehr die Chancen frühzeitig erkennen, die in einer konsequenten Umsetzung zugunsten mehr digitaler Teilhabe stecken. Unternehmen, die es nicht als Verpflichtung sehen, Menschen den Zugang zu digitalen Angeboten zu erleichtern, sondern das als eine Selbstverständlichkeit verinnerlichen, bietet sich die Möglichkeit, die Digitalisierung aktiv mitzugestalten. Je früher Unternehmen das mit Hilfe entsprechender Expertinnen und Experten umsetzen, desto glaubwürdiger werden sie als verantwortungsvolle gesellschaftliche Akteure wahrgenommen – was sich dann auch konsequent in langfristigem wirtschaftlichem Erfolg niederschlägt.


Über den Autor:

Michael Düren ist seit 2016 Leiter des Geschäftsfelds IT und verantwortet zudem den Bereich „Digitale Barrierefreiheit“ bei der in München ansässigen Stiftung Pfennigparade. Er beschreibt sich als Accessibility Advocate – jemand, der Zugänglichkeit und Barrierefreiheit sowie den gesellschaftlichen Diskurs darüber aktiv fördert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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