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Mobilitätsalternativen sind attraktiv

Die E-Bike- und E-Roller-Revolution ist in vollem Gange und dafür braucht es laut Mat Schubert CEO von Leon Mobility eine neue Ladeinfrastruktur. Im Gespräch mit der Redaktion erläutert er sein Mikromobilitäts-Ladenetzwerk.

Herr Schubert, wie schaffen wir in Deutschland die Mobilitätswende?

Wir müssen zunächst mutig sein. Nur die Antriebsstränge in den Fahrzeugen mit Elektromotoren zu ersetzen reicht nicht. Die letzten Jahre waren davon geprägt, Investitionen in den Automobilsektor zu schieben. Aber wir alle kennen doch das Sprichwort, wer Straßen säht wird Verkehr ernten. Wenn wir dieses Credo jetzt regional für den ÖPNV, den Radverkehr und Sharing anwenden, dann kann es was werden. Ich würde ja Schritt für Schritt und immer drastischer Parkplätze massiv reduzieren oder umwidmen. In München nehmen beispielsweise Stellplätze fast 19% der Gesamtverkehrsfläche ein – Platz, den man in engen Innenstädten viel besser verwenden kann. Wir müssen vor allem wieder ein Bewusstsein unter den Leuten schaffen, dass Mobilitätsalternativen auch attraktiv sein können.

Was sollten Städte, Kommunen und Gemeinden dafür jetzt tun?

Mat Schubert CEO von Leon Mobility

Den Weg haben uns die Utrechter oder Kopenhagener schon gezeigt: Massiver Ausbau der Zweiradinfrastruktur, Investition in einen attraktiven und zuverlässigen ÖPNV und Autos nur bedingt die Innenstädte verstopfen lassen. Beim letzten Punkt haben zum Beispiel Paris, Madrid und Barcelona in den letzten Jahren ordentlichen Fortschritt und gute Erfahrung gemacht. Ich finde zudem, dass (elektrifizierte) Zweiräder, als effizienteste Form der Fortbewegung, mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. Hier fehlt es an Wegen und Ladeinfrastruktur.

Mobilitätsangebote in ländlichen Regionen sind rar, wie könnten wir diesem Problem in Zukunft begegnen.

Auch hier sehe ich zwei Ansätze. Ein gut ausgebauter ÖPNV mit entsprechend abgestimmter Taktung zum Erreichen der nächsten Bahnhöfe und als Ergänzung, flexible und bedarfsorientierte individuelle Angebote. Eine Plattform, auf der Carsharing, Ridepooling oder Mitfahrangebote gebündelt werden. Aktuell gibt es hier zu viele Insellösungen. 

Die E-Bike- und E-Roller-Revolution ist in vollem Gange, brauchen wir eine neue Ladeinfrastruktur dafür?

Das ist aus meiner Sicht absolut notwendig. Stellen sie sich vor, Autos würden dadurch betankt werden, dass ein Tanklaster alle leeren Fahrzeuge anfährt und betankt. Genau das passiert bei den stationslosen Sharing Angeboten. Es sind eine Menge Leute notwendig die leere gegen volle Batterien oder Fahrzeuge austauschen und diese dann wieder zentral aufladen. Das erzeugt bis Zusatzkilometer, die die Betreiber mit Transportern durchführen. Teilweise bis zu 50 Prozent on top zu den Kilometern die von den Rollern absolviert werden. Wir benötigen dies flexiblen Angebote in der Stadt, aber wir müssen sie besser integrieren. Genau dafür haben wir unseren Ladepunkt XOO entwickelt.

Welche Möglichkeiten bieten „Frontdoor-Mobility-Konzepte“ in Zukunft?

Zunächst mal autofreie Zonen direkt vor der Haustür. Stellen sie sich vor wir können unsere Kinder einfach vor die Tür schicken ohne gleich Panik zu bekommen, dass sie mit dem Ball auf die Straße rennen. Von dem freiwerdenden Platz habe ich anfangs ja schon gesprochen. Ich finde sie nehmen einem die Last des eigenen Fahrzeuges, weil man sich nicht mehr kümmern muss. Jeder kann völlig flexibel das Verkehrsmittel wählen, dass für die jeweilige Situation das beste Preis-Nutzen Verhältnis liefert. Aber das benötigt auch ein neues Mobilitätsverständnis.

Was hat Sie dazu bewogen XOO zu gründen?

Wir haben LEON Mobility, die XOO betreibt, gegründet, weil für mich elektrische Kleinstfahrzeuge, wie Tretroller und Mopeds, ein essentieller Beitrag zur Verkehrswende sind. Sie sind kompakt, effizient und flexibel. Gerade im Sharing Betrieb habe ich persönlich die Erfahrung mit dem Sharing E-Moped-Pionier COUP gemacht, dass kurze Wege potentielle Wege mit dem Auto ersetzen können. Letztlich ist COUP aber daran gescheitert, dass das Aufladen der Fahrzeuge unglaublich teuer und personalintensiv ist. Mit XOO versuche ich jetzt die größten Probleme der Sharing zu beheben. Wir betreiben Ladeinfrastruktur für Sharing Roller an der die Nutzer die Roller zum Laden abstellen und dafür Freiminuten erhalten. Eine win-win-Situation für Betreiber, Städte und Kunden.

Smart Cities: Was bietet Ihr XOO-Netzwerk für Kommunen, Gemeinden und Städte?

 Zunächst mal bieten die XOO einen wichtigen Beitrag für die Mobilität auf städtischer Ebene, da Mikromobilität seine vollen Potentiale als günstige Alternative zum Auto ausschöpfen kann und den ÖPNV an relevanten Stellen stützt und bereichert. Ein XOO Netzwerk bedeutet also eine bessere Anbindung der Peripherie, Stärkung des ÖPNV und weniger Autofahrten. Wir können den Städten die Daten über die Nutzung der Infrastruktur bereitstellen.

Darüber hinaus bieten wir Städten mit unserem Netzwerk auch Zugang zu Umweltdaten. Jeder XOO misst und bewertet seine Umgebung im Sinne von Feinstaubbelastung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Dadurch entsteht ein fundiertes Wissen, um in Echtzeit auf Veränderung in der Stadt reagieren zu können. XOO liefert dafür die Datenbasis.

Gibt es schon Beispiele dafür?

 Wir sind seit Ende 2020 in Stuttgart mit einem Pilotversuch live. Unser lokaler Mobilitätspartner möchte noch in diesem Jahr mit uns das Netzwerk deutlich ausbauen. Wir haben dann das weltweit erste Mikromobilitäts-Ladenetzwerk aufgebaut, dass durch die Unterstützung der Nutzer die Rollerflotte zu einem großen Teil auflädt. Wir wollen zeigen, dass es unnötig ist, die Batterien der Roller durch Versorgungsfahrzeuge auszutauschen.

Weitere Informationen unter: https://xoo.city/