Mobile Wallet Apps: mehr als nur eine Zahlungsart
Mobile Payment ist in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet. Das mag daran liegen, dass Kunden und Händler in den verschiedenen Mobile Wallets (elektronische Geldbörsen) vornehmlich eine weitere Payment-Option sehen. Dabei bieten sie als solche allerdings keinen wirklichen Mehrwert. Mit dem Smartphone zu bezahlen ist nicht einfacher als mit einer kontaktlosen Karte.
Technisch gesehen ist die Bezahlung mit einer kontaktlosen Karte und einem Smartphone sehr ähnlich, beides Läuft über NFC ab. Die Zahlen zeigen, dass Kunden die Technologie generell akzeptieren. Auch die Händler scheinen darauf gut vorbereitet zu sein, mit 80 Prozent ist die große Mehrheit der Kassen-Terminals bereits NFC-fähig. Wenn es gelingt, die Mobile Wallets mit einem Mehrwert über das Bezahlen hinaus anzureichern, liegt darin eine große Chance.
Anders als Karten verfügen die Smartphone-Anwendungen nämlich über das Handy-Display als Kommunikationskanal. Damit stellen sie ein ausgezeichnetes, aber bisher unterschätztes Marketing-Instrument dar. Für Marken, die es verstehen das Potential dieses Kanals geschickt zu nutzen, warten großen Chancen. Personalisiertes, immer ausgefeilteres Marketing wird entscheidend sein, im wachsenden Wettbewerb um Einzelhandelskunden. Airship hat sechs Punkte ausgemacht, die Händler beachten sollten, wenn sie mit Mobile Wallet Marketing erfolgreich sein wollen:
Coupons und Kundenkarten sind ein altbekanntes Mittel zur Kundenbindung. Doch für den Konsumenten ist das oft unpraktisch. Er hat entweder unzählige verschiedene Karten im Portemonnaie, oder im entscheidenden Moment die richtige nicht zur Hand. Gleiches gilt für Papiercoupons. Bei Treueprogrammen und Coupons, die mit Mobile Wallets gekoppelt werden, entfallen diese Probleme – das Smartphone ist immer dabei. Doch auch für Händler bietet dieser Weg viele Vorteile: Die digitalen Coupons sind nicht statisch, ihre Angebote können jederzeit aktualisiert werden. Außerdem können sie sehr passgenau personalisiert werden, was soweit geht, dass Benachrichtigungen je nach Standort ausgelöst werden können. Händler können ihre Kunden auch an bevorstehende Verfallsdaten von Coupons erinnern und so das Engagement nochmals anheizen.
2. Den Kontakt zum Verbraucher aufrecht erhalten
85 Prozent der in Mobile Wallets gespeicherten Coupons werden von den Nutzern nie gelöscht. Für Händler stellt das eine ausgezeichnete Gelegenheit dar, mit Bestandskunden in Kontakt zu bleiben. Über die gespeicherten Coupons lassen sich Angebote jederzeit aktualisieren. Außerdem können Unternehmen Benachrichtigungen, beispielsweise mit Teasern zu neuen Produkten, an Konsumenten schicken. Über diesen Kanal lassen sich aber auch spezielle Events, etwa ein sogenannter Flash Sale ankündigen.
3. Loyalitätsprogramme praktischer gestalten
Durch die Integration in die mobile Bezahllösung haben Käufer ihre Kundenkarte immer dabei und können diese problemlos am Point of Sale nutzen. Über die Apps können Händler Kunden außerdem über ihre Vorteile informieren, etwa über bisherige Einsparungen. Außerdem lassen sich so leicht neue Features eines Treueprogramms ankündigen, oder personalisierte Angebote unterbreiten.
4. Exklusivität schaffen
Durch die digitalisierten Daten, die im Rahmen von Treueprogrammen generiert werden, können Unternehmen sehr leicht auswerten, wer ihre Kunden sind. Für diese Gruppe können Händler beispielsweise spezielle Events organisieren, um ihre exklusiven Produkte präsentieren. Dadurch erhält die Kundenkarte auf dem Smartphone einen zusätzlichen Wert für den Konsumenten.
5. Eine neue Ära der Gutscheine und Geschenkkarten
Gutscheine sind ein beliebtes Geschenk, denn für den Käufer sind sie sehr praktisch. Für den Beschenkten trifft das allerdings nicht immer zu. So haben die meisten Gutscheine oder Geschenkkarten ein Ablaufdatum und es besteht die Gefahr, dass sie einfach vergessen werden. Wenn Kunden nicht das komplette Guthaben aufbrauchen, wissen sie oft nicht, wie viel noch auf ihrer Gutscheinkarte verbleibt und wie lange dieser Betrag gültig bleibt. Mit Gutscheinen, die als digitales Ticket an eine Mobile Wallet App gesendet werden, lassen sich diese Probleme umgehen.
Unternehmen können ihre Kunden rechtzeitig vor dem Ablauf eines Guthabens warnen. Wenn nur ein Teil davon verbraucht wurde, sehen die Nutzer sofort einen angepassten Betrag. Ist auch dieser aufgebraucht, wird das Ticket endgültig geschlossen. Solche digitalen Gutscheine lassen sich auch mit Geolokalisierung koppeln. Damit können Händler ihre Kunden an ihr Guthaben erinnern, wenn diese sich in der Nähe des Geschäfts befinden. Diese zusätzlichen Services eignen sich gut, um die Loyalität der Verbraucher zu stärken. Außerdem sind Gutscheine immer eine Chance, neue Kunden zu gewinnen, die vorher noch nicht in Kontakt mit einer Marke oder einem Händler waren. Wenn dabei der Gutschein noch mit einem digitalen Mehrwert verknüpft wird, steigert sich dieser Effekt.
6. Mehr/neue Laufkundschaft
Die Verwendung von Mobile Wallets als Marketing-Kanal kann die Bekanntheit einer Marke erhöhen und das Interesse bei neuen Kundengruppen wecken. Konsumenten können beispielsweise über die Eröffnung neuer Standorte informiert werden. Außerdem müssen Kunden ihre Karten nicht extra mitnehmen, sondern haben diese immer dabei. So können mehr Spontankäufe entstehen. Auch Geolokalisierung bietet sich an, um Kunden an bestimmte Angebote zu erinnern, wenn sie sich in der Nähe befinden.
Fazit
Werden Mobile Wallets über den reinen Bezahlvorgang hinaus genutzt, profitieren Kunden und Händler von den Vorteilen der Digitalisierung. Die Kommunikation wird an einem Ort gebündelt. Das bedeutet für Unternehmen, dass sie keine eigene App entwickeln (lassen) müssen und für Kunden, dass sie nicht unzählige verschiedene Marken-Apps downloaden müssen, um informiert zu bleiben und Vorteile zu genießen.
Gastautor:
Patrick Mareuil ist seit der Übernahme von Accengage Anfang 2019 EMEA-Geschäftsführer bei Airship.
Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich SaaS, Digital Relational Marketing und Advertising Spaces und war zuvor bei marktführenden Unternehmen wie Ad4Screen und Directinet als Geschäftsführer tätig.
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