Das Graffitifestival „Meeting of Styles“, das vom 14. bis 18. Juni 2023 mehr als 80 Straßenkunstschaffende aus 20 Ländern nach Mainz-Kastel brachte, ist Ausgangspunkt für eine Reihe von Veranstaltungen, die Engagement Global/Außenstelle Mainz mit Kooperationspartnern durchführt, darunter am 5. Juli 2023 ein Workshop für Mädchen und Frauen: „Girls do Graffiti!“ und eine Lesung mit der Autorin Sonja Eismann.

„Girls do Graffiti!“ Foto: Engagement Global/Bildschoen13/Markus Kuhn

Im Zuge des Graffitifestivals „Meeting of Styles“, das vom 14. bis 18. Juni 2023 rund 80 Straßenkunstschaffende aus 20 Ländern nach Mainz-Kastel brachte, bieten das Kinder- und Jugendzentrum In der Reduit und die Mainzer Außenstelle von Engagement Global einen Workshop für Mädchen und Frauen an: „Girls do Graffiti!“

Mittwoch, 5. Juli 2023
Kinder- und Jugendzentrum In der Reduit
Am Rheinufer, 55252 Kastel

Workshop „Girls do Graffiti!“: 14:30 – 18:30 Uhr
Anmeldung bitte bis 4. Juli 2023: rahel.kizina@wiesbaden.de

Lesung und Gespräch mit Sonja Eismann: 19:30Uhr
Anmeldung bitte bis 4. Juli 2023: 
aussenstelle.mainz@engagement-global.de 

In dem Workshop wird das handwerkliche Know-how vermittelt und erarbeitet, was ein wirkungsvolles Graffiti auszeichnet. Raum bleibt auch für die besondere Perspektive: Wie behaupten sich Mädchen und Frauen auf diesem Gebiet? Wie, in welchen Rollen, tauchen sie auf den Graffiti auf? Diese feministische Perspektive setzt sich fort in einer Abendveranstaltung mit Sonja Eismann, der Autorin von „Ene, Mene, Missy! Die Superkräfte des Feminismus“. Eismann ist Mitherausgeberin des Missy-Magazine. In ihrem Buch erklärt sie auf lockere und alltagsnahe Weise, was Feminismus sein kann.

Female Wall 

Wer sich einstimmen will, kann die „Female Wall“ am Brückenkopf der Theodor-Heuss-Brücke, die Mainz und Wiesbaden verbindet, besichtigen. Dort haben internationale Künstlerinnen während des Festivals eine riesige Betonwand an einer Unterführung besprüht. Ihr Thema: Kritische Masse.

Im Künstlerinnengespräch „Die Straßen gehören uns! Female Graffiti als Widerstand“ am Sonntag, 18. Juni 2023, diskutierten vier dieser Künstlerinnen, wie Hürden überwunden und mehr weibliche Street Artists stärker Frauenthemen auf die Straße bringen können.

Bis heute ist Street Art und Graffiti eine von Männern dominierte Szene, außerhalb Deutschlands noch stärker als hier: „In anderen Ländern werden weibliche Sprayerinnen oft nicht zu solchen Graffiti-Festivals eingeladen, wenn es nicht explizit mit Subventionen gefördert wird“, machte die Künstlerin Beijaflor, gebürtige Argentinierin, klar. Die Hürde zur Ausübung der Kunst sei für Frauen oft deutlich höher als für Männer. Ein gutes Beispiel ist hierfür die aus Chile angereiste Aita. Die Mutter zweier Kinder reist jeden Sommer wochenlang durch Südamerika und Europa, um an Graffiti-Festivals teilzunehmen. Möglich ist das nur, weil ihre Kinder bereits Teenager sind und eine Betreuung gesichert ist. „Als ich – damals als einzige Frau in der Szene in Antofagasta – mit meiner Kunst startete, hat man mich verlacht. Man hat sich über meine Kunst lustig gemacht“, erinnert sich die Chilenin, in deren Stadt es auch heute lediglich fünf aktive Graffiti-Künstlerinnen, jedoch etwa 80 männliche Street Artists gibt.

Die gemeinsame Arbeit an der Wand, ein Wochenende lang auf dem gleichen Gerüst, führte zu der Frage, wie wichtig die künstlerische Arbeit im schwesterlichen Kollektiv ist. „Zusammen Street Art zu kreieren und eine gemeinsame Vision zu haben, tut allen gut“, sagte Maria Die und die deutsche Graffiti-Künstlerin Lakoona aus Koblenz ergänzte: „Das schwesterliche Kollektiv bedeutet gegenseitiges Empowerment, man bringt sich gegenseitig weiter“. Ob die „Female Wall“ erkennbar von Künstlerinnen gesprüht wurde, wurde unterschiedlich beantwortet. „Natürlich sieht man einen Unterschied, weil wir weiblich sozialisiert sind. Uns wurde von klein auf beigebracht hübsch zu sein“, meinte Lakoona. Dem widerspach Aita, die einen „weiblichen Graffiti-Stil“ nicht entdecken konnte.

„Was können wir tun, damit die Straßen wieder uns gehören?“ schloss Moderatorin Sonja Eismann, das Gespräch vor über 80 interessierten Menschen. „Legt los, habt Mut eure Kunst auszudrücken und vor allem vergleicht euch nicht!“, riet Maria Die aus Spanien. Die Künstlerin Beijaflor gab den praktischen Rat „Schaut euch die gesetzlichen Bestimmungen an, bevor ihr im öffentlichen Raum aktiv werdet. Aller Anfang ist schwer, aber lasst euch nicht entmutigen!“ Den Bogen zum Gesprächstitel spannte die chilenische Künstlerin Aita, indem sie zum Abschluss die Losung ausgab: „Con nuestro arte estamos enchicando las calles“ – „Mit unserer Kunst machen wir die Straßen weiblich“.

Die künstlerische Gestaltung der „Female Wall“ hat die Außenstelle Mainz von Engagement Global im Rahmen des Programms Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland unterstützt und hierbei mit dem Frauennotruf Mainz kooperiert. Alle Wandbilder des Festivals sind in Wiesbaden, Mainz-Kastel am Brückenkopf – Unterführung des Brückenkopfes und Wände am Rheinufer auf der Wiesbadener Seite – noch bis zum nächsten Meeting of Styles im Jahr 2024 zu sehen.

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