Location Intelligence: Auf Basis von Geodaten in eine sichere Zukunft
Dies ist ein Gastbeitrag von Jürgen Schomakers, Managing Partner bei Esri DCH
Die Vorfreude auf 2021 war groß. Mit der Zulassung der ersten Impfstoffe blickten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gleichermaßen hoffnungsvoll dem neuen Jahr entgegen. Jetzt, einige Wochen später, stellt sich allerdings heraus: Die Unsicherheit, die 2020 hinterlassen hat, ist geblieben. Auch angesichts aller Hürden, die heute vielleicht noch gar nicht ersichtlich sein mögen, hilft es keinem, den Kopf in den Sand zu stecken. Doch wie können Unternehmen, Organisationen und Gemeinden es schaffen, trotz dieser von Verunsicherung geprägten Zeit weiter voranzukommen?
Was jetzt zählt, ist ein tagesaktueller Überblick über alle wichtigen Daten, Fakten und Entwicklungen, die sich daraus ableiten lassen. Die Location Intelligence-Technologie ist der Baustein, der genau dabei helfen kann und dadurch auch ermöglicht, potenzielle Risiken bereits im Vorfeld abzuschätzen. Und trotzdem ist es ausgerechnet diese sichere Grundlage, die vielen in ihrer Krisenstrategie immer noch fehlt.
Die wichtigste Waffe im Kampf gegen das Virus
Der Beginn der Corona-Pandemie hat Deutschland und die Welt von heute auf morgen völlig auf den Kopf gestellt. In Folge der Beschränkungen stellte sich heraus, wie schnell Prozesse, die bisher als äußert zuverlässig galten, ins Wanken geraten und selbst die alltäglichsten Produkte knapp werden können. Welch wichtige Rolle Geodaten spielen, damit genau das nicht passiert, wird bei einem Blick auf das angeschlagene Gesundheitssystem besonders deutlich: Um dem Virus die Stirn bieten zu können, kommt es nämlich nicht nur darauf an, dass ausreichend Schutzmasken und Desinfektionsmittel auf Lager sind. Es braucht freie Intensivbetten und ausreichend Personal, damit jeder Covid-19-Patient garantiert die Behandlung erhält, die er benötigt. Um die verfügbaren Kapazitäten stets im Auge behalten zu können, hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin zusammen mit dem Robert-Koch-Institut das Dashboard zum Intensivbetten-Register entwickelt, das auch für das sogenannte „Kleeblatt-Prinzip“ der Bundesregierung herangezogen wird. Es gibt auf einen Blick Auskunft darüber, wo noch wie viele freie Intensivbetten vorhanden sind. Ohne unnötig Zeit zu verschwenden, lässt sich so im Notfall direkt entscheiden, in welchem nahegelegenen Landkreis ein Patient eingeliefert werden soll. Das stellt sicher, dass jeder, der eine intensivmedizinische Versorgung benötigt, diese garantiert erhält – und zwar völlig unabhängig davon, ob in seinem Heimatkreis noch freie Kapazitäten zur Verfügung stehen oder nicht.
Auch bei der Verteilung der zugelassenen Impfstoffe ist ein solch systematisches Vorgehen äußerst wichtig. Aufgrund des vergleichsweisen langsamen Fortschritts hat die Strategie der Bundesregierung zu viel Unmut innerhalb der Bevölkerung geführt. Um an dieser Stelle mehr Transparenz zu schaffen, wurde auf Basis der Daten des Robert-Koch-Instituts das Impf-Dashboard entwickelt. Es gibt einerseits tagesaktuell Auskunft darüber, wie viele Menschen in Deutschland bereits ihre Impfdosis erhalten haben. Andererseits zeigt es aber auch, wo zum Beispiel ein bevölkerungsreiches Bundesland wie Nordrhein-Westfalen im Vergleich zum sehr viel kleineren Saarland steht. Dies ermöglicht es, etwaige Optimierungspotenziale auf Länderebene schneller zu erkennen. Wären zusätzliche Informationen verfügbar, beispielsweise über die jeweilige regionale Altersstruktur, über Transportwege und Verteilerzentren, ließen sich diese ebenfalls direkt in die Karte einspeisen und könnten so dabei helfen, die Durchimpfung der deutschen Bevölkerung noch besser zu organisieren.
Mit Geodaten für eine smartere Zukunft
Doch Location Intelligence ermöglicht es nicht nur Daten, die in direkter Verbindung zur Pandemie stehen, auf übersichtliche Weise zu visualisieren, um entsprechende Entscheidungen daraus abzuleiten. Die Technologie kann beispielsweise auch Händler dabei unterstützen, sich den nötigen Überblick zu verschaffen, und ihn während, aber auch nach der Krise, dauerhaft beizubehalten. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Konzern Migros. Das größte Einzelhandelsunternehmen der Schweiz hat sein Supply Chain Management auf Grundlage der Location Intelligence einer umfassenden Digitaltransformation unterzogen und in seinem LTOPEX Tower gebündelt. Er funktioniert wie eine Art digitale Kommandozentrale. Hier werden alle Informationen zu Lieferungen zusammengefasst und in Form von Karten, Tabellen und Statistiken in einer intuitiven Übersicht dargestellt. So können laufende Transporte in Echtzeit überwacht, LKW-Routen verfolgt und Kunden über geplante Lieferzeiten informiert werden. Selbst Daten über globale Ereignisse, die eine potenzielle Gefahr für die Lieferkette darstellen, lassen sich in die Berechnungen integrieren. Dadurch können etwaige Unregelmäßigkeiten rechtzeitig erkannt und sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, damit im Supermarkt kein Kunde vor leeren Regalen stehen muss.
Dasselbe Prinzip können auch Regierungen, Städte und öffentliche Einrichtungen nutzen, um die Zukunft ein Stück besser zu gestalten. Wie genau das in der Praxis aussehen kann, verdeutlicht ein Blick nach Luzern: Der Trend der letzten Jahre zeigt, dass immer mehr Menschen in urbane Ballungsgebiete ziehen. Und auch, wenn durch die Corona-Pandemie eine zwischenzeitliche Trendwende stattgefunden hat, bleiben Städte enorme Ballungszentren. Um die damit einhergehenden Siedlungsentwicklungen so zu steuern, dass die Interessen aller beteiligten Akteure gleichermaßen berücksichtigt werden, greift man in Luzern unter anderem auf ein 3D-Planungsinstrument zurück, das mit den relevanten Geodaten gespeist wird. Mithilfe intuitiver Visualisierungen, Kennzahlen und 3D-Analysen hilft es den Planern dabei, die Auswirkungen einzelner Maßnahmen auf die Umgebung und die Bevölkerung abzuschätzen. Mögliche Belastungen wie Feinstaub oder Straßenlärm sind dabei nur zwei Beispiele, die sich so bereits im Vorfeld berechnen und abwenden lassen. Dadurch kann sichergestellt werden, dass nicht nur möglichst viel Wohnraum geschaffen, sondern dass den zukünftigen Bewohnern dabei auch ein größtmögliches Maß an Lebensqualität vor Ort geboten wird. Auf dieser Grundlage können die Smart Cities von morgen schon heute entstehen.
Das fehlende Puzzleteil
Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zählen Daten zu unseren wichtigsten Waffen. Ohne sie und die Möglichkeit, vorausschauende Erkenntnisse aus ihnen zu ziehen, hätten Bürger, Regierungen und Kliniken kaum eine Chance und könnten keine fundierten Maßnahmen beschließen.
Doch nicht nur für unser Gesundheitssystem spielen Geodaten eine wichtige Rolle. Ihre Berücksichtigung bietet große Potenziale – und zwar für ausnahmslos alle Lebensbereiche und Industrien. Mithilfe von Location Intelligence können Unternehmen, die ihre Lieferketten oder Expansionsplanung effizienter gestalten möchten, viel Zeit und Geld sparen. Vor allem aber sorgt die Technologie für mehr Sicherheit: Durch die Kombination verschiedener Datendimensionen können Schwachstellen schneller aufgedeckt und neue Erkenntnisse erlangt werden, um so bessere und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen – in dieser von Unsicherheit geprägten Zeit ist es genau das, was uns gemeinsam weiterbringt.
Weitere Informationen unter:
www.esri.de