"Leaving the opera in the year 2000"

Die vernetzte Gesellschaft

Daten über Daten

Begleitet wird die Digitalisierung und Vernetzung der Gesellschaft mit einer Flut von Daten, gewonnen über die viel­fältigen Medien und Kanäle und gespeichert in immer größer werdenden Datencentern. Und dann? Ein Großteil der in den Unternehmen bereits vorhandenen Daten liegt sogar noch brach. Lösungen sind gefragt, mit deren Hilfe diese Datensätze nach neuen, intelligenten Gesichtspunkten umfassend analysiert und für das Tagesgeschäft aufbereitet werden können.

Eine der großen Herausforderungen besteht dabei darin, diesen immer größer werdenden Big-Data-Wust kanalübergreifend in ein System zu bringen und allen, die es wünschen, zugänglich zu machen. Eine solche Herkulesaufgabe ist gerade vom Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière angestoßen worden. Im Rahmen des Regierungsprogramms Digitale Ver­waltung 2020 und des Open-Data-Aktionsplans sollen Verwaltungsdaten offen bereitgestellt werden. Jede Bundesbehörde muss dazu bis zum Ende des ersten Quartals 2015 mindestens zwei Datensätze auf dem ebenenübergreifenden Datenportal GovData einstellen, wo sie dann auffindbar und einfacher genutzt werden können. Eine virale Verbreitung der Verwaltungsdaten ist dabei absolut erwünscht. Der Pilotbetrieb des GovData.de-Prototyps läuft seit Februar letzten Jahres. Derzeit wird der Übergang in den Regelbetrieb vorbereitet, der dann Anfang nächsten Jahres starten soll.

Neue Frauen und Männer braucht das Land

Die digitale Transformation schafft aber noch ein weiteres, eher selten benanntes Problem – das der Unternehmensführung in Zeiten von Social Media und Vernetzung. Professor Dr. Kruse, Zukunftsforscher und Organisationspsychologe an der Universität Bremen (siehe auch das Interview auf Seite 8), bringt das in seinen Vorträgen folgendermaßen auf den Punkt: „Wir haben in den letzten Jahrzehnten alles dafür getan, die Vernetzungsdichte im System Welt zu erhöhen. Und wo immer Sie die Vernetzungsdichte erhöhen, haben Sie einen Nebeneffekt: Sie erhöhen die Nichtlinearität. Und mit der Erhöhung der Nichtlinearität haben Sie eine Explosion der Komplexität und Dynamik im System.“ Diese Komplexität sei die größte Herausforderung, vor der die Führungsebenen stehen, denn jede Entscheidung, die dort getroffen wird, kann eine Explosion an Wirkung hervorrufen.


 

Prof. Dr. Peter Kruse

Prof. Dr. Peter Kruse ist Zukunftsforscher und Organisationspsychologie an der Universität Bremen. Er gilt als einer der renommiertesten Forscher, die sich mit der „Macht der Netze“ auseinander setzen.

Lesen Sie hier das vollständige Interview mit Prof. Peter Kruse: „Das liegt einfach an der Vernetzung“. Er beschreibt darin, wie sich Unternehmen und Manager mit der „Reichweite ihrer Aussagen“ beschäftigen müssen.


 

Oder anders: Das Treffen von Entscheidungen wird für den Einzelnen immer schwieriger. An dieser Stelle kann man sich Hilfe von der Technik holen, beispielsweise vom Supercomputer Watson von IBM. Ein kognitives System, von dem erwartet wird, dass es die Art und Weise verändern kann, wie Unternehmen künftig denken, handeln und arbeiten. Doch nicht jeder hat gleich einen Watson zur Hand.

Hier wächst dem Netzwerk eine ganz neue Rolle zu. Es ist Auslöser des Dilemmas, aber auch gleichzeitig seine Lösung. Man muss nur konsequent den Schritt vom Ich zum Wir gehen und gemeinsam im Kollektiv die aktuelle und zukünftige Lage sowie die anstehenden Aufgaben analysieren und besprechen und darauf basierend – möglichst – die richtigen Entscheidungen treffen. Kollektive In­telligenz oder Schwarmintelligenz wird dies auch genannt. Dabei müssen natürlich hierarchische Strukturen aufgebrochen bzw. das Hin- und Herschalten zwischen Hierarchie und Netzwerk zugelassen werden. Damit einher geht eine Machtverlagerung im System. Die Führungskraft wird eher zu einem „die Entwicklung begleitenden Coach“, so Professor Kruse, und bleibt nicht mehr die zentrale, identitätsstiftende Gestalt im Unterneh­mens­gefüge. Diese Herausforderung zu meis­tern, betrifft Manager und Mitarbeiter gleichermaßen, denn auch Letztere müssen die neuen Rollen – sowohl die ihres Chefs als auch ihre eigene – erst akzeptieren lernen.

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