Der Business Case für mehr Transparenz in der Arbeitswelt

Wie Unternehmen durch offene Kommunikation Vertrauen aufbauen und Top-Talente an sich binden können, erläutert Eliza Sarahson, Senior Group Manager Content and Editorial, Future Forum.

Der traditionelle Top-Down-Führungsstil, der auf Befehl und Kontrolle beruht, verliert seit Jahren an Bedeutung. Die Pandemie hat diesen Wandel noch einmal beschleunigt. Damit ist auch die Erwartung – und Forderung – der Mitarbeiter:innen nach mehr Transparenz gestiegen. Viele Unternehmen meiden es jedoch nach wie vor, mit ihren Mitarbeiter:innen einen offenen Dialog über wichtige Themen wie etwa Flexibilität am Arbeitsplatz zu führen. Dabei finden Mitarbeiter:innen mittels moderner Kommunikationstechnologien Wege, diese Gespräche zu führen – unabhängig davon, ob Führungskräfte und Unternehmen darüber informiert sind und sich einschalten oder nicht. Es gibt also einen wirklich überzeugenden Business Case für eine ehrliche, transparente Kommunikation – schließlich ist sie für den Aufbau von Vertrauen, die Bindung von Talenten und den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens unerlässlich geworden.

Laut der Ergebnisse des Future Forum Pulse Survey sind zwar die meisten Führungskräfte (81%) der Meinung, dass die Unternehmensführung transparent kommuniziert, aber nur 58 Prozent der Mitarbeiter:innen stimmen dem zu. Diese Diskrepanz hat schwerwiegende Folgen: Mitarbeiter:innen, die der Meinung sind, dass ihre Führung nicht transparent ist, sind mit mehr als dreimal so hoher Wahrscheinlichkeit bereit, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Umgekehrt sind Befragte, die der Meinung sind, dass ihre Führungskräfte sie transparent in relevante Entwicklungen einbeziehen, weitaus zufriedener mit ihrer Arbeit als diejenigen, bei denen dies nicht der Fall ist.

Was bedeutet es, mit Transparenz zu führen?

Einfach ausgedrückt bedeutet transparente Führung, dass Entscheider:innen auf allen Ebenen ihres Unternehmens relevante Informationen weitergeben – und zwar nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wie“ und das „Warum“ – und zwar in Form von kontinuierlichen Gesprächen mit ihren Mitarbeiter:innen. Transparente, beidseitige Kommunikation bedeutet dabei nicht, dass die Führungskräfte die Belegschaft in jede Entscheidung der Unternehmensführung einbeziehen sollten oder dass jedes Gespräch unternehmensweit stattfinden muss. Vielmehr geht es darum, eine Infrastruktur zu schaffen, die Mitarbeiter:innen dazu ermutigt, sich mit ihrer Perspektive einzubringen. Zudem sollte es das Ziel sein, neue Richtlinien so einzuführen, dass Führungsebenen die Möglichkeit haben, die Änderungen zu verinnerlichen, Feedback zu geben und daraus zu lernen. Natürlich kann nicht jedes Thema offen diskutiert werden – wie etwa Fusionen oder Übernahmen. Aber andere Themen, wie etwa die Festlegung von Richtlinien für die Rückkehr ins Büro und die Zukunft der Arbeit, erfordern einen offenen Dialog mit der Belegschaft.

Eliza Sarahson beschreibt, wie eine transparente Kommunikation die Resilienz nach und nach steigern kann.

Der Hamburger Mobilitätsanbieter Free Now definiert Transparenz als einen seiner zentralen Unternehmenswerte und nutzt Slack als digitale Firmenzentrale, um in einem dedizierten Announcements-Channel brandaktuelle Neuigkeiten und Updates zu teilen. Zudem ermutigt das Unternehmen alle Mitarbeiter:innen dazu, sich an der Unterhaltung zu beteiligen. Auch das Führungsteam ist über Slack leicht erreichbar und für Vorschläge offen, was Innovationen fördert und dazu führt, dass die Mitarbeiter:innen von Free Now zufriedener und motivierter sind.

Was transparente Unternehmen ausmacht:

  • Sie stellen sicher, dass die Mitarbeiter:innen das Geschäft verstehen und die Möglichkeit haben, dazu beizutragen, indem sie regelmäßig über aktuelle Ergebnisse und Zahlen informiert werden
  • Sie beziehen die Mitarbeiter:innen als Stakeholder in die Planung größerer politischer Veränderungen ein
  • Sie informieren die Belegschaft zuerst über wichtige Neuigkeiten – oder innerhalb weniger Minuten nach einer öffentlichen Ankündigung
  • Sie klären die Mitarbeiter:innen darüber auf, über was sie (nicht) öffentlich sprechen können
  • Sie sprechen potenziell kontroverse Themen proaktiv an, indem sie Raum und Leitplanken für schwierige Gespräche bieten und potenziell hitzige Debatten proaktiv moderieren und steuern
  • Sie geben klare Antworten – auch wenn diese Antworten die Belegschaft potentiell verärgern könnten

Wie kann eine transparente Führung funktionieren?

Transparente Kommunikation ist keine Einbahnstraße – und Führungskräfte müssen die Infrastruktur dafür schaffen. Unter dem alten Führungsstil, der auf Befehl und Kontrolle beruhte, war die Kommunikation der Führungskräfte einseitig – von oben nach unten – und bot Mitarbeiter:innen kaum Gelegenheit zur Mitsprache. Aber diese veraltete Mentalität trägt zu einer hohen Fluktuation bei und treibt Mitarbeiter:innen immer öfter vor die Tür. Ergebnisse des Future Forum zeigen, dass ganze 66 Prozent der Führungskräfte angeben, dass sie die Personalpolitik ihres Unternehmens mit wenig oder gar keinem direkten Input der Belegschaft gestalten. Dabei sollten Führungskräfte dringend die Perspektiven ihrer Mitarbeiter:innen berücksichtigen und darauf achten, dass sie nicht ihre persönlichen Präferenzen auf die gesamte Belegschaft projizieren.

Um eine konstruktive Kommunikation zu fördern, sollten Führungskräfte auf den Verhaltenskodex und die Werte Ihres Unternehmens zurückgreifen und gegenseitigen Respekt und Vertrauen aktiv vorleben. Gerade heikle Gespräche sollten nicht unterdrückt werden. Stattdessen bedarf es eines neuen Prozesses, um diese Gespräche zu sortieren und zu einer Lösung zu führen. Führungskräfte von heute müssen bereit sein, sich mit aktuellen Ereignissen vertraut zu machen und respektvolle und ehrliche Gespräche in ihren Teams zu führen. Dabei gilt: Kommunikation in beide Richtungen ist eine Reise, kein Ziel. Nur wer Experimente macht, kann kontinuierlich Verbesserung bewirken. Nur so werden auch Mitarbeiter:innen dazu ermutigt, neue Dinge auszuprobieren, kreativ und innovativ zu sein.

Mit Transparenz das gesamte Unternehmen stärken

Das alte Top-Down-Kommunikationsmodell mag für Führungskräfte einfacher gewesen sein. Doch auch wenn es schwierig ist, Transparenz richtig vorzuleben, ist es unbestritten, dass sie zu besseren Ergebnissen führt – von der Bindung von Spitzenkräften bis hin zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation. Wer sich bemüht, verschiedene Perspektiven einzubeziehen und wichtige Entscheidungen klar zu kommunizieren, wird nicht nur eine bessere Kommunikation gestalten, sondern auch im Gesamten ein stärkeres Unternehmen aufbauen.


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