„Datensicherheit muss den gleichen Stellenwert erhalten wie Nutzerfreundlichkeit“

Durch Lockdown und Home-Office hat die Digitalisierung in vielen Unternehmen die nächste Stufe erreicht. Im Interview mit Trend Report sprach Christian Schmitz, CSIO des Filesharing-Spezialisten ownCloud, über sichere Lösungskonzepte bei der digitalen Zusammenarbeit und wie Unternehmen ihre Daten vor dem US Cloud Act schützen können.

Herr Schmitz, Corona hat einige Unternehmen „zwangsdigitalisiert“ und Home Office ist en vogue. Plötzlich funktioniert „irgendwie“, was vorher nicht möglich gewesen sein soll. Worauf sollten Unternehmen bei der digitalen Zusammenarbeit besonders achten?
Unternehmen sollten bei der digitalen Zusammenarbeit ihren Fokus auf die IT-Sicherheit legen. Damit ihre Daten vor Cyberattacken geschützt sind, müssen Firmen sichergehen, dass sie jederzeit die volle Kontrolle über die verwendeten Tools, Prozesse und Schnittstellen haben. Das gilt für den Nutzungskontext der Mitarbeitenden ebenso wie für die Schnittstellen zwischen Servern und Datenströmen. Vor allem private Endgeräte im Home Office fallen oft durchs Raster, da Sicherheitskomponenten wie Firewall, Proxy-Server oder Patch-Management, die das interne Firmennetzwerk vor Angriffen schützen, hier nicht vorhanden sind.

Wo sehen Sie Ihr Haus in diesem Kontext positioniert?
ownCloud bietet mit der gleichnamigen Open-Source-Software zum Synchronisieren und Teilen von Daten einen wichtigen Baustein in der Tool-Landschaft der digitalen Zusammenarbeit. Unsere Lösung hat weltweit über 100 Millionen Nutzer. Ich behaupte mal, dass im Ranking der wichtigsten Business-Tools gleich nach der „E-Mail“, die den ersten Platz belegt, eine Plattform kommt, auf der Daten und Dokumente sicher gespeichert, geteilt und gemeinsam bearbeitet werden können.
Im Gegensatz zu anderen Public-Cloud-Anbietern werden bei ownCloud die Daten sicher und DSGVO-konform auf den eigenen Servern oder auf einem Server in Deutschland gespeichert. Das schützt sie auch vor dem US Cloud Act, was bei US-amerikanischen Plattformen und Anbietern nicht Fall ist.
Nutzerfreundlichkeit hat bei ownCloud einen ebenso hohen Stellenwert wie Sicherheit, da gehen wir keine Kompromisse ein. Wir haben deshalb unsere Datenplattform so konzipiert, dass sie sich nahtlos in bestehende Systeme integrieren lässt. Die verschiedenen Apps für Web, Windows, Mac, Android und iOS sorgen dafür, dass Mitarbeiter nicht nur sicher, sondern auch gerne mit ownCloud arbeiten.

Christian Schmitz, Chief Strategy & Innovation Officer des Filesharing-Spezialisten ownCloud: „Bei ownCloud werden die Daten sicher und DSGVO-konform auf den eigenen Servern oder auf einem Server in Deutschland gespeichert.“

Sie machen sich besonders für das Thema „Datensicherheit und Datenhoheit“ stark. Wie unterstützen Sie Ihre Kunden?
ownCloud ist ein Open-Source-Produkt. Dadurch können Unternehmen sicher sein, dass der Code keine Hintertürchen enthält und die Software heimlich „nach Hause telefoniert“.
Um die digitale Souveränität unserer Kunden zu stärken, führen wir neben unserem Software-as-a-Service-Angebot vor allem On-Premises-Deployments durch. Das heißt, ownCloud läuft im Rechenzentrum oder auf dem jeweiligen Server des Kunden. Der Kunde kann dabei wählen, ob er die Software selbst betreiben möchte oder den Betrieb uns überlässt. Ein großer Vorteil für Unternehmen besteht darin, dass sie zu keinem Zeitpunkt die Hoheit über ihre Daten aus der Hand geben.
Darüber hinaus verfolgt ownCloud eine Philosophie der offenen Plattform: Gut dokumentierte APIs ermöglichen es der Community und unseren Kunden, ihre ownCloud an bestehende Systeme, Prozesse und Workflows anzubinden oder zu integrieren.

Sie unterstützen Lerneinrichtungen und Schulen mit einer besonderen Lösung. Können Sie uns etwas zu diesem Engagement sagen? Warum machen Sie sich fürs digitale Lernen stark und wie könnte das in Zukunft aussehen?
Wir unterstützen Lerneinrichtungen und Schulen gleich dreifach: Europäischen Schulen bieten wir zusammen mit openUp2U und weiteren Partnern eine digitale Lernumgebung an. Mit der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung GWDG in Göttingen stellen wir eine ownCloud-Lösung für deutsche Schulen bereit. User Online-Angebot ermöglicht Bildungseinrichtungen, Dokumente mit Schülerinnen und Schülern schnell zu teilen: DSGVO-konform gehostet in Deutschland und ohne dickes Ende bei den Kosten.
Selbstverständlich muss Lernen während der Corona-Krise soweit wie möglich aufrecht erhalten werden. Statt jedoch, wie es häufig geschieht, schulische Arbeitsblätter über WhatsApp-Gruppen und per E-Mail zu verteilen, sollte man sich besser für eine Möglichkeit entscheiden, die effizient und gleichzeitig datenschutzkonform ist. Eine Plattform wie ownCloud ist dafür die perfekte Wahl.
Langfristig muss die Lehre im Klassenzimmer genauso funktionieren wie digital. Wichtig ist, dass die digitale Souveränität für Bildungseinrichtungen und Unternehmen gewahrt bleibt. Aus diesem Grund empfehlen wir, möglichst keine öffentlichen Gelder bei US-amerikanischen Cloud-Anbietern einzusetzen. Die sind bei einer sicheren Open-Source-Software aus dem eigenen Land besser aufgehoben.

Welche Möglichkeiten bietet Ihre Lösung darüber hinaus?
Digitale Kollaboration besteht ja nicht nur im Speichern und Austauschen von Dateien. ownCloud bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit Office-Lösungen wie Collabora Online (Libre Office) oder OnlyOffice zu integrieren. Für Anwender ist das ein weiterer, wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr digitaler Souveränität bei remote-first.

Die aktuelle Situation rund um die Pandemie wird vorbeigehen. Digitale Zusammenarbeit aber bleibt. Welche Entwicklungen erwarten Sie rund um den Digital-Workplace in den nächsten Monaten?
Die Produktivität wird auf alle Fälle weiter erhöht und ausgebaut, sowohl aus Unternehmenssicht als auch aus der Perspektive eines jeden Mitarbeitenden.
In puncto Datensicherheit dürfen in Zukunft keine Kompromisse gemacht werden. Die digitale Souveränität muss mittelfristig den gleichen Stellenwert erhalten wie die Nutzerfreundlichkeit. Public-Cloud-Dienste sind oftmals die erste Wahl, da sie bequem und einfach zu handhaben sind. In Hinblick auf Datensicherheit überzeugen viele von ihnen jedoch nicht. Wir sehen aber auch, dass in Zukunft das Bewusstsein für Sicherheit, Privatsphäre und Kontrolle über die Daten weiter wachsen wird.

Weitere Informationen unter:
https://owncloud.com