Daten-Wiederherstellung in Rekordzeit wird zum Muss
Autor: Berthold Höflich, Sales Director für Deutschland und Österreich beim Storage Experten INFINIDAT
Im Juli 2019 lief die IT eines Betreibers von insgesamt 13 Krankenhäusern im Südwesten Deutschlands auf einmal richtig heiß: Eine Schadsoftware war nämlich gerade damit beschäftigt, die Datenbanken und Server der betroffenen Krankenhäuser zu verschlüsseln. Und ist die IT eines Krankenhauses befallen, geht es tatsächlich nicht „nur“ um Daten, sondern gleich auch um Menschenleben. Medizinische Einrichtungen müssen sich daher bei der Versorgung von Patienten auf eine wirklich reibungslos funktionierende IT-Infrastruktur verlassen können. Oberste Priorität hat dabei vor allem das Ziel, den laufenden Betrieb so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Laut dem Data Breach Investigation Report 2018 waren im letzten Jahr über 787 Unternehmen aus dem Gesundheitssektor von bösartigen Angriffen betroffen – und auch in diesem Fällen drehte sich alles um eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Kontrolle über die medizinischen Vorgänge und – ebenso wichtig – um die Wiedererlangung des Kundenvertrauens.
Aber natürlich sind nicht nur Unternehmen, bei denen es um Leben und Tod geht, von Cyberangriffen betroffen. Im Gegenteil befinden sich sehr viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen in einer Phase, in der sie sich zunehmend auf ihre Dateninfrastruktur verlassen müssen. Daher muss diese natürlich bestmöglich auf Ransomware-Angriffe, Datenverlust und Datenintegritätsprobleme vorbereitet sein. In einer „Always-On-Kultur“, die heute nicht nur für den Kunden, sondern gleichzeitig auch für den Dienstleister gilt, ist dabei zunehmend auch eine Wiederherstellung von Daten in kürzestmöglichter Zeit gefordert. Denn die Kunden erwarten einfach, dass ein Service immer dann zur Verfügung steht, wenn sie ihn gerade brauchen. Aus welchem Grund Systeme ausfallen, ist ihnen gleichgültig.
Markentreue in einer digitalen Welt?
Unternehmen haben natürlich im Laufe der Jahre die Wichtigkeit des Kunden und seiner Ansprüche erkannt – gut zusammengefasst im geflügelten Gebot „Der Kunde ist König“. Heute stellt sich aber vielen Unternehmen die entscheidende Frage, ob in einer so schnelllebigen digital geprägten Welt Markentreue überhaupt noch existiert oder nicht. Denn Kunden und Anwender gewöhnen sich an den immer schnelleren und stabileren Zugriff auf Daten – und mit dieser Gewöhnung wachsen auch die Ansprüche der Anwender. So hat Salesforce in seiner jüngsten Studie zum „Stand des vernetzten Kunden“ festgestellt, dass „92 Prozent aller Kunden der Meinung sind, dass die Kundenzufriedenheit mit einem Anbieter genauso wichtig ist wie sein Produkt oder seine Dienstleistung selbst“.
Heute sind sich viele einig, dass eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine positive Nutzererfahrung die Online-Verfügbarkeit ist. Die meisten CTOs und CEOs beschäftigt daher sicherlich in allen Ausfallszenarios vor allem wohl die Frage, wie sich die Dienstleistungen ihres Unternehmens schnellstmöglich wiederherstellen lassen. Denn die Gewinnung von Neukunden ist keine günstige Angelegenheit. Aktuelle Hubspot-Studien zeigen, dass die Kosten für Neukundenakquise in den letzten fünf Jahren um über 50 Prozent gestiegen sind. Für Unternehmen ist es also höchst sinnvoll, ihre bestehenden Kunden zu halten. Für Dienstleistungen und Produkte muss daher eine möglichst hohe Verfügbarkeit sichergestellt werden – und diese beginnt und endet vor allem mit der Verfügbarkeit, Verwaltung und Wiederherstellbarkeit von Daten und Informationen.
Fokus verschiebt sich: Recovery-zentrierter Ansatz wird wichtiger
Seit vielen Jahren implementieren Unternehmen daher Backup-zentrierte Lösungen. Jedoch dürfte es allmählich an der Zeit sein, vom Backup-zentrierten zu einem auf die Wiederherstellung konzentriertem Ansatz zu wechseln. Was bedeutet dies für Unternehmen, die ihre Backup- und Recovery-Infrastruktur aktuell halten wollen?
- Wiederherstellungszeiten – Die meisten Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Wiederherstellungszeiten zu verkürzen. Da aber das Kundenerlebnis während des Wartens auf die Wiederherstellung der Daten negativ beeinflusst wird, rückt genau dieser Punkt immer mehr in den Fokus.
Hochverfügbarkeit – Die Notwendigkeit einer schnellen Wiederherstellung erfordert eine hohe Verfügbarkeit der Wiederherstellungsinfrastruktur. Keine Organisation kann mehrere Stunden auf einen Austausch von Hardware warten, um eine Wiederherstellung einzuleiten. Kunden könnten sonst bereits den Umstieg zum Wettbewerber in Erwägung ziehen.
Abwägung von Kosten und Leistung – Die Kosten der Lösung müssen trotzdem niedrig bleiben. Der Ersatz kostengünstiger und leistungsfähiger Medien, etwa mit Flash, ist daher aus Kostensicht keine praktikable Lösung, um Backups zu beschleunigen. Performance-Probleme lassen sich viel eher durch eine bessere Architektur lösen.
- Flexibilität oder „Elasticity“– Die Fähigkeit, den operativen Betrieb bei Bedarf zeitnah zu skalieren – man spricht hier auch von einem Capacity-on-Demand (COD)-Modell –, ermöglicht eine höhere Business-Agilität und damit auch höhere Einnahmen.
Durch die geschilderte zunehmende Abhängigkeit von Daten müssen Unternehmen ihre IT-Infrastrukturen heute anders planen und aufbauen als früher. Es wird immer wichtiger, Systeme so aufzusetzen, dass sie nach Angriffen schnellstmöglich zur Verfügung stehen. IT-Verantwortliche sollten daher frühere Entscheidungen neu bewerten und ihre Wiederherstellungs-Tools anpassen. So lassen sich auch immer strengere SLAs einhalten. Diese Entwicklung verursacht eine Verschiebung des Fokus von der reinen Backup-Geschwindigkeit hin zur Wiederherstellungsgeschwindigkeit. Genau diese Fokus-Verschiebung führt dann zur nötigen Flexibilität, um die laufende digitale Transformation weiter wie gewünscht durchzuführen.
Da auch die Arbeitsweise der Anwender heute viel schneller getaktet ist, gehört eine größere Flexibilität oder „Elasticity“ in der Backup-Infrastruktur bei gleichzeitiger Beibehaltung der Schnelligkeit des Backups zu den wichtigsten Komponenten, um die betriebliche Effizienz zu steigern. Denn in Zeiten von Always-On gilt mehr als je zuvor: Nur zufriedene Kunden sind loyale Kunden.
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