Die wichtigsten KI-Prognosen 2024: Leistungsfähigere KI und weltwirtschaftliche Verschiebungen 

Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant. 2024 wird nicht nur die Technologie weiterentwickelt, auch weltwirtschaftliche Auswirkungen werden deutlicher zu spüren sein. KI-Experte Carsten Kraus gibt seine Prognosen ab. 

Im Fokus: Leistungsfähigere KI durch bessere kleine Large Language Models, Deep Reinforcement Learning und spezielle Hardware sowie weltwirtschaftliche Verschiebungen durch Regulation und neue Investitionen. 

Weltwirtschaft: Regulation von KI in der EU, China auf dem Vormarsch 

  • AI Act der EU birgt Risiken: Für die mittelständische Wirtschaft aller Branchen ist der AI Act gefährlich. Für nicht-weltmarktorientierte europäische KI-Firmen ergeben sich eventuell neue Chancen. Die Unterschiede zum US-Markt müssen berücksichtigt werden, sonst drohen sehr hohe Strafen – und kleinere US-Unternehmen werden damit ihre Produkte eher nicht in die EU verkaufen.
  • Eigene Large Language Models für alle Nationen: Alle Nationen werden eigene Large Language Models (LLMs) haben wollen, um nicht von den USA und China abhängig zu sein. Der Hintergrund: Entwickler können jeweils Meinungen und Geisteshaltungen der LLMs – und damit auch ihrer Anwender – beeinflussen.
  • China erhöht KI-Budget: China wird seine Anstrengungen nochmals vervielfachen und das staatliche Budget stark erhöhen. Denkbar ist, dass zudem aktiv versucht wird, führende chinesischstämmige KI-Forscher aus den USA zurückzuholen.
  • Indien durch KI gefährdet: Routine-Tätigkeiten in der Software-Entwicklung lassen sich durch KI bereits heute doppelt so schnell erledigen. Das könnte eine Bedrohung für Indiens Outsourcing-Firmen sein denn,  in Indien stammen 7,4 Prozent des BIP aus der Software-Industrie.

 

Software: Leistungsfähigere Large Language Models und klügere KI 

  • Leistungsfähigere, kleine LLMs: Kleinere Large Language Models (LLMs) werden leistungsfähig genug für viele Anwendungen (>= GPT 3.5 Qualität). Am Beispiel von Googles GeminiNano und Microsofts Phi-2 sieht man schon jetzt große Fortschritte in dieser Richtung, Phi-2 hat ungefähr die Leistung des 25-mal größeren Llama2.
  • KI löst kompliziertere Sachverhalte: Deep Reinforcement Learning (Deep RL) wird weitere Durchbrüche erreichen und mehr Beachtung finden. Google, das mit seiner Tochterfirma DeepBrain führend in Deep Reinforcement Learning ist, wird versuchen, LLMs mit Deep RL zu verbinden. Mit Alpha Fold und mehreren Durchbrüchen in der Mathematik-Forschung hat Google bereits für viel Aufsehen in der Wissenschaft gesorgt. Gelingt die Kombination, kann die KI viel besser komplizierte Sachverhalte durchdenken als bisher.

 

Hardware: Supercomputer und spezielle Hardware für KI

  • Konkurrenz für nVidia: AMD bringt mit den MI300-Karten für Rechenzentren eine ernsthafte Alternative zu nVidia auf den Markt. Dadurch kann nVidia nicht mehr jeden Preis durchsetzen.
  • Spezielle Hardware für KI: Bisher wird KI meist auf GPUs ausgeführt, die eigentlich für Grafik entwickelt wurden. Dabei ist spezielle Hardware viel effizienter: Beispielsweise hat IBM Northpole vorgestellt – eine Architektur, die den Speicher so verteilt, dass er jeweils nah um die Rechenkerne angeordnet ist. IBM erwartet sich davon eine mindestens 5-mal höhere Effizienz. Außerdem sind spezielle Chips für Spiking Neutal Networks in der Entwicklung. Ein Supercomputer namens DeepSouth soll April 2024 in Betrieb gehen, der das Spiking-Prinzip mit existierender Hardware realisiert (und damit noch nicht die vollen Effizienzgewinne bringt). Die speziellen Chips kommen jedoch nicht 2024, sondern erst in ein paar Jahren.

 

Zur Person:

KI-Experte Carsten Kraus

Carsten Kraus ist KI-Experte, Multi-Unternehmer, Business Angel und Mitglied des Forbes Technology Council. Kraus hatte schon 2012 auf einem Vortrag in London heutige Systeme mit semantischem Verständnis für „in etwa 10 Jahren“ vorhergesagt – also für heute. Als Seriengründer hat er sich bereits im letzten Jahrtausend mit KI beschäftigt und als KI-Experte setzt er sich vor allem dafür ein, dass Europa in Sachen Künstlicher Intelligenz nicht abgehängt wird. Zudem ist er davon überzeugt, dass neue Technologien Wert für Unternehmen und Menschen zugleich stiften. 

 

 

 

 

 

 

 

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