Die Zeit läuft: So gelingen auch komplexe S/4HANA-Migrationen bis 2027

von Marlene Beyer*

Dass die Uhr tickt, damit Unternehmen rechtzeitig bis 2027 ihre SAP-Landschaft auf ein Linux-Betriebssystem und SAP S/4HANA migrieren, sollte kein Geheimnis mehr sein. Der steigende Druck bei den SAP-Kunden, deren Anwendungslandschaften teilweise 20 Jahre und länger gewachsen sind, ist jedoch spürbar. Wie viele Vendoren sollte meine Zukunftslandschaft noch beinhalten? Welche Skills benötige ich für die Migration und den Betrieb? Welche Funktionen kann die Cloud übernehmen? Und ach, Cloud? Wohin genau migrieren wir denn eigentlich?

Diese Fragen machen ein SAP-Migrationsprojekt und dessen Vorbereitung nicht gerade trivial. Gleichzeitig sind die Vorteile der Modernisierung vielfältig. Eine wichtige Komponente für den Erfolg einer SAP-Migration ist daher die Zusammenarbeit von verschiedenen relevanten Parteien, die sich innerhalb eines Ökosystems vernetzen sollten.

* Die Autorin Marlene Beyer ist Head of Sales und Business Development für SAP bei Devoteam und zuständig für Partner-Ökosysteme rund um SAP.
Kontakt:
marlene.beyer@devoteam.com / LinkedIn

Der richtige Mix für die Migration

Ein erfolgreiches SAP-Migrationsprojekt kombiniert verschiedene Kompetenzen und Tools. Es erfordert eine sorgfältige Planung und Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Stakeholdern und Anbietern. Eine Analyse der bestehenden SAP-Systemlandschaft bildet den ersten Meilenstein und ist entscheidend für eine zuverlässige Planung. Hierbei müssen die beteiligten Stakeholder des Unternehmens und die betroffenen externen Anbieter (beispielsweise Betreiber des Rechenzentrums, SAP-Berater, Projektleiter) zusammenarbeiten, um anhand der Analyseergebnisse eine umfassende und realistische Roadmap zu erstellen. Ein wichtiger Aspekt bei der Planung ist auch die Berücksichtigung von Risiken während der Migration. Um diese zu erkennen und um die Analyse der Systeme zu beschleunigen, ist der Einsatz von Analysetools wie zum Beispiel West Trax in Kombination mit klassischen Projektmanagement-Werkzeugen empfehlenswert.

In der Umsetzung der Migration benötigt das Projektteam neben der fachlichen Kompetenz für die Anpassung der Geschäftsprozesse auch die technischen Fähigkeiten zur Durchführung. Hier kommen Kenntnisse in SAP-Basis, Programmier-Skills, Kompetenzen in Cloud und Infrastruktur, Betriebssystemen und Datenbanken zusammen. Projektmanagement ist in dieser Phase besonders wichtig, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Migration koordiniert werden und dass es keine Lücken oder Konflikte zwischen den verschiedenen Migrationsschritten und -teams gibt. Schon während der Migration ist es entscheidend, den Betrieb des neuen Systems sicherzustellen, der schrittweise (System nach System) auf die neue Infrastruktur umschwenken muss. Neben Projektmanagement-Tools empfiehlt sich für die Migration und den Managed Service auch der Einsatz von Automatisierungstools wie Red Hat Ansible Automation und Terraform, um bestimmte Migrationsschritte skalierbar und wiederholbar zu machen.

Die Zusammenarbeit zwischen internen Fachbereichen und den verschiedenen involvierten Anbietern ist wesentlich, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Migration bestmöglich umgesetzt werden können. Die Kombination der erforderlichen Fähigkeiten und Technologien ist dabei eine komplexe Aufgabe. Daher haben sich Red Hat, West Trax, Devoteam und weitere Anbieter zusammengeschlossen, um im Rahmen ihrer SAP Migration Factory den richtigen Mix an Skills anbieten zu können. Jeder Anbieter bringt spezifische Tools, Fachwissen und Kompetenzen mit, die für eine erfolgreiche Migration erforderlich sind.

Technik und Partner für kreative Lösungen

Nachdem Unternehmen die Partner für ihre SAP-Migration ausgewählt haben, gilt es den zu erwartenden Herausforderungen in ihrem Projekt frühzeitig und mit kreativem Einsatz der Technik zu begegnen und es gilt zum Beispiel folgende Hürden zu nehmen:

  • Vertrauen in die Technik
    Insbesondere im SAP-Umfeld sind viele Prozesse über Jahre gewachsen und verprobt. Neue Technologien und die damit verbundene Effizienz können verunsichern. Es gilt daher, behutsam und unter starker Einbeziehung der relevanten Belegschaft die Umstellung durchzuführen.
  • Hoher Grad an Individualisierung
    Lang bestehende SAP-Landschaften sind häufig auch stark “gecustomized” und beinhalten eine entsprechende Vielzahl an Z-Programmen. Eine frühzeitige Analyse über die Notwendigkeit dieser individuellen Programme ist Gold wert, denn der fachliche und technische Aufwand zur Überführung ist hoch. Hier hilft zum Beispiel schon eine Betrachtung der Häufigkeit der Nutzung eines Programms über entsprechende Analysetools.
  • Automatisierte IT-Sicherheit während und nach der Migration
    Daten und Infrastruktur sollten vor, während und nach der Migration sicher vor Angriffen geschützt sein. Über Ansible Playbooks lassen sich diverse sicherheitsrelevante Szenarien und Prozesse abbilden, damit Unternehmen ihre IT-Landschaft schützen können.
  • Hybrider Migrationspfad
    Nur selten kommt es vor, dass sämtliche Systeme in die Cloud migriert werden. In manchen Fällen zum Beispiel müssen Latenzen in der Produktion hoch priorisiert und neben der Cloud-Migration auch die Modernisierung von SAP und Infrastruktur nahe den Produktionsstätten on-premise eingeplant werden. Eine frühe Einbeziehung von erfahrenen SAP- und Cloud-Architekten ist hierbei sehr hilfreich.

Die Komplexität der Transformation von SAP-Systemen nach S/4 HANA hat neben fachlichen auch technische und infrastrukturelle Aspekte. Alles das zusammen in eine Strategie zu fassen und in einem Projekt umzusetzen, erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Die Migration Factory ist ein Framework, aus über 20 Tools, Prozesswissen und  Methoden, die von verschiedenen Partnern eingebracht werden. Die Kombination dieser Komponenten und dieses Wissens ergibt dann eine auf die individuellen Herausforderungen des Unternehmens und seiner SAP-Landschaft zugeschnittene Migration Factory.

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