Phoenix aus der Asche

Dies ist ein Gastbeitrag von Jens Lüdtke, Tebis Consulting

Wie die Formbar AG mit Unterstützung von Tebis Consulting nachhaltig aus den roten Zahlen kam und sich fest am Markt etablierte.

Kaspar Hürlimann hatte keinen leichten Start, als er 2012 die Geschäftsführung der Keller Modell- und Formenbau AG übernahm. Das 1911 gegründete Schweizer Traditionsunternehmen schrieb rote Zahlen. Die Unzufriedenheit der Mitarbeiter stieg ebenso wie die Nervosität des Managements. „Es war eine sehr schwere Zeit damals und viele sagten mir, dass ich es nicht schaffe“, erinnert sich Hürlimann. Aber der gelernte Modellbauer, Maschinenbautechniker und Diplom-Wirtschaftstechniker krempelte die Ärmel hoch und die Ausrichtung des Unternehmens um. Unterstützung fand er in zuversichtlichen Investoren und in Tebis Consulting, der fertigungsnahen Unternehmensberatung des CAD/CAM-Softwareherstellers Tebis. Gemeinsam brachten sie das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs.

Software und Services von Tebis

Quasi zufällig stieß der Geschäftsführer auf Tebis. Hürlimann erzählt: „Ein Kunde von uns nutzte Tebis und erzielte schnellere und bessere Ergebnisse als andere Softwarelösungen, mit denen wir arbeiteten. Da weitere Kunden und Kollegen aus der Branche die gleichen Erfahrungen machten, entschieden wir uns, Tebis zu testen.“ Also hielt die Software Einzug in den Firmenalltag. Hürlimann ließ sich zusätzlich von Tebis Consulting hinsichtlich Prozessoptimierung und Management beraten.

Das übernahm Markus Rausch, Berater bei Tebis Consulting, gelernter Werkzeugmechaniker und studierter Maschinenbautechniker mit Praxiserfahrung als Fertigungsleiter und stellvertretender Geschäftsführer einer mittelständischen Formenbaus. Zunächst analysierte er alle Prozesse und Abläufe des angeschlagenen Modell- und Formenbaus und sprach mit Mitarbeitern in Fertigung und Management. Für Hürlimann war das eine ganz neue Erfahrung. „Es ist wirklich interessant, die eigenen Prozesse von extern betrachten zu lassen. Wir wollten ja schneller, besser und größer werden, die Frage war nur wie.“

Analyse eröffnet Potenziale

Rausch weiß aus Erfahrung, dass der unvoreingenommene Blick von außen häufig nicht bedachte Chancen aufdeckt, aber auch Schwachstellen. Erste Ergebnisse der Analyse und des Benchmarks ergaben niedrige Maschinenauslastung und Spindelzeiten, unzufriedene Mitarbeiter sowie eine angespannte Markt- und Preissituation. „Trotz aller Schwierigkeiten sahen wir viel Potenzial, hochversierte Mitarbeiter und eine hervorragende Ausstattung. Es war eine große Aufgabe, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen, aber wir wollten es gemeinsam schaffen“, sagt Rausch.“

Anhand der umfangreichen Analysedaten ermittelte er, welche Prozessschritte wertschöpfend, notwendig oder überflüssig waren. Er sprach auch unangenehme Wahrheiten an: Etwa, dass gewachsene Strukturen und eingespielte interne Prozesse zu aufwendig und nicht mehr zeitgemäß waren. „Dort einen erfolgreichen Wandel anzustoßen, erfordert viel Überzeugungsarbeit und Fingerspitzengefühl“, erklärt der Consultant. Doch genau dafür hat er die passenden Maßnahmen im Gepäck.

Markus Rausch und Kaspar Hürlimann entwickelten ein Konzept zur Neupositionierung am Markt passend zu den vorhandenen Kernkompetenzen sowie zur Einführung klarer Strukturen und automatisierter Prozesse. Tebis Consulting unterstützte bei der Umsetzung der neuen Zielmarktstrategie.

Managementberatung zeigt schnell Wirkung

Waren ursprünglich Großprojekte aus dem Gießereimodellbau das Standbein des Modell- und Formenbauers, erweiterte man das Angebotsportfolio und holte etwa Aufträge im Rennsport. „So entzog sich Formbar nach und nach dem bestehenden Preisverfall im Gießereimodellbau, der sich durch die verstärkte Abwanderung der Produktion in den Osten Europas ergab“, erläutert Rausch. Das Unternehmen erhielt auch viele Aufträge aus dem Ausland – an sich kein Problem. Aber die starken Währungsschwankungen des Euros gegenüber dem Schweizer Franken sorgten für zusätzliche Verluste. „Deshalb wollten wir Formbar stärker auf dem Schweizer Markt etablieren“, sagt Rausch.

Ganz wichtig für den Berater: Bei jeder Analyse und Umsetzung immer die Mitarbeiter einzubeziehen, deren Fragen zu beantworten und Bedenken zu diskutieren, um den Wandel erfolgreich zu gestalten. Führungskräfte und Geschäftsführung machte Rausch durch Coachings und Trainings sensibel für die Änderungen und damit einhergehende Bedürfnisse der Belegschaft. Hürlimann erinnert sich: „Die Gespräche und Schulungen brachten tatsächlich mehr Akzeptanz und unser neues Bonussystem motivierte zusätzlich.“

Konkrete Ergebnisse in der Prozessberatung

Auch die Implementierungsexperten von Tebis unterstützten die Formbar: Sie sorgten dafür, dass das Unternehmen die Vorteile der Tebis Software individuell gestaltet voll ausnutzen und mehr Automatisierung in die Fertigung einbringen konnte. Hürlimann investierte beispielsweise in diverse Schnittstellen. „Damit ließen sich Dateien aus anderen Systemen wie Catia oder Siemens NX inklusive aller Strukturen problemlos einlesen. Ein deutlicher Vorteil bei den großen und komplexen Bauteilen, die wir mit höchster Präzision und Genauigkeit fertigen“, sagt er. Gleichzeitig hinterlegten die Tebis Experten individuelles Facharbeiterwissen sowie sämtliche Informationen zu Werkzeugen und Maschinengruppen, zu Schnittwerten und Vorschüben sowie zum Rohling und Bauteil in virtuellen Datenbanken, den Tebis Bibliotheken. Jeder Programmierer kann so problemlos auf dieses Wissen zugreifen. Mit vordefinierten Programmier-Schablonen und Features geht die tägliche Arbeit deutlich einfacher von der Hand. Der Grund: Sie automatisieren und standardisieren Abläufe und beschleunigen so die sichere NC-Programmierung. „Unsere NC-Programmierer waren nach kürzester Zeit hellauf begeistert“, erinnert sich der Geschäftsführer. „Unsere Kunden sind mit der Qualität der Produkte und unserer Termintreue sehr zufrieden. Tebis hat sicherlich einen großen Anteil daran, dass wir heute so effizient arbeiten“, sagt Hürlimann.

Investition steigert Flexibilität

Formbar investiert auch in eine neue maschinelle Ausstattung. Das absolute Highlight der Neustrukturierung war die Anschaffung der 5-Achsen CNC-Portalfräsmaschine FZ 33 Compact. Sie ist die Dritte im Bunde der CNC-Fräsmaschinen, zu dem bereits eine Zimmermann FZ30 5-Achsen CNC-Portalfräsmaschine und eine Quaser MV-304C 3-Achsen-Fräsmaschine gehören. „Die Maschine ergänzt unseren Maschinenpark perfekt. Sie hat einen Verfahrweg von 4×2,5×1,5 Meter, ist extrem wendig und mehr als doppelt so schnell wie unsere bestehende 5-Achsen-Portalfräsmaschine“, schwärmt Kaspar Hürlimann. Mit ihrem riesigen Leistungsspektrum lassen sich Bauteile für alle Industriebereiche fertigen.

Die getroffenen Maßnahmen fruchteten: Innerhalb eines Jahres erarbeitete Formbar sich ein deutliches Plus an Effizienz und Prozesssicherheit. Die Maschinenlaufzeiten und der Umsatz haben sich seither verdoppelt bei gleichbleibender Mannschaft. Die gewonnene Flexibilität brachte viele Neukunden: Formbar ist nun am Schweizer Markt zukunftssicher positioniert. Heute fertigt die Firma neben Gießereimodellen auch Bauteile für den Rennsport, die Luftfahrt und die Automobilbranche. Sie profitiert vom enormen Erfahrungsschatz der Mitarbeiter und der Vielseitigkeit der Maschinen.

Hürlimann wollte von Anfang an unbedingt zu den Besten zu gehören, nun hat er es geschafft. „Das zeigt, dass wir den richtigen Berater gewählt haben. Tebis Consulting hat uns kompetent unterstützt“, betont Hürlimann. Doch auf seinen Erfolgen ruht sich der Geschäftsführer nicht aus und entwickelt das Unternehmen weiter. Im Januar 2019 hat er ein optisches Messsystem ATOS Compact Scan 12M vom GOM angeschafft. Auch dabei war Tebis einbezogen und Hürlimann plant die Zukunft weiter mit dem CAD/CAM/MES-Hersteller. Im Oktober soll die neue Portalfräsmaschine Zimmermann FZU 4m x 3m x 1,5m installiert werden. „Ich freue mich darauf. Die Zusammenarbeit läuft einfach toll. Es hat immer großen Spaß gemacht und die Ergebnisse stimmen einfach.“

Über den Autor:

Der Diplom Ingenieur (Maschinenbau) Jens Lüdtke ist bei der Tebis AG für die praxisnahe Beratung von Tebis Consulting verantwortlich. Jens Lüdtke verbindet das theoretische Know-how aus seiner Ausbildung im strategischen Management mit dem fachlichen Wissen als gelernter Industriemechaniker und Entwicklungsingenieur im Bereich Spritzguss. Neben seiner Tätigkeiten bei Tebis engagiert sich der Autor als Gründer und Mit-Initiator des Marktspiegels Werkzeugbau, hält Lehraufträge an Hochschulen zum Themenspektrum Industrielle Einzelteilfertigung und Industrie 4.0 und leitet den Arbeitskreis Werkzeugbau 4.0 beim Branchenverband VDWF.

Weitere Informationen unter:
https://www.tebis.com/de/services/consulting/

Bildquelle / Lizenz: Photo by Pixabay from Pexels