Wenn Kaffeevollautomaten kommunizieren: Echtzeitservices bei der WMF Group

Die WMF Group zählt zu den Vorreitern der Digitalisierung im Kaffeegeschäft. Bereits frühzeitig hat der weltweit führende Hersteller für gewerbliche Kaffeemaschinen seine Produkte mit modernen Kommunikationstechnologien, wie Sensoren und entsprechenden Schnittstellen, ausgestattet. Über Cloud-Dienste sind die Kaffeevollautomaten nunmehr an das Internet of Things angebunden und stellen laufend Daten für Echtzeitservices bereit, die den Arbeitsalltag der Kernzielgruppen – wie Facility Manager oder Food Chain Manager – maßgeblich verbessern.

Aber wie lassen sich digitale Services für ursprünglich analoge Produkte mit Cloud-Diensten umsetzen?

Und was bedeutet überhaupt „Echtzeit“?

Im Kontext dieser Fragestellungen kann die Vorgehensweise der WMF Group durchaus als eine Art Blueprint betrachtet werden, um ganz unterschiedliche Geräte und Maschinen mit verhältnismäßig geringem Aufwand in die digitale Welt zu heben.

Echtzeit oder doch nur nah dran?

Heutzutage hört man allerorts, dass Geräte und Anwendungen in „Realtime“ laufen. Jedoch benötigen die Produkte immer eine gewisse Zeit, um Daten aufzunehmen, über unterschiedliche Vermittlungsstellen im Internet weiterzuleiten und schließlich dem Nutzer, etwa in Form spezieller Web-Apps, bereitzustellen. Dabei kann der Zeitverzug – und somit auch die Bedeutung von „Echtzeit“ – abhängig von Anwendungsfall und Anforderungen spürbar variieren. So wird bei der Regelung komplexer Industrieanlagen erwartet, dass aktuelle Daten zum Maschinenzustand im Bereich von Nanosekunden zur Verfügung stehen. Hingegen liefern Wettersatelliten die Daten erst nach Minuten oder Stunden. Dennoch gelten beide Anwendungsfälle als „Realtime“ – oder zumindest „Near-Realtime“. Bei der Lösung der WMF Group werden aktuelle Informationen, beispielsweise zu den Kaffeebezügen, meist innerhalb weniger Sekunden anzeigt. Damit handelt es sich auch hier um einen vollwertigen Echtzeitservice.

Über die Echtzeitservices der WMF Group erhält der Nutzer nicht nur wertvolle Statusinformationen. Er kann auch aus der Ferne auf die Maschinen zugreifen. (Bild: WMF Group)

Cloud-Plattform im Zentrum

Zentraler Baustein der Lösung ist eine digitale Plattform, die in der Cloud aufgebaut wurde. Hier werden die von den Maschinensensoren generierten Messwerte bzw. Echtzeitdatenströme gesammelt, aufbereitet und zur weiteren Verwendung bereitgestellt. Zudem ist das Unternehmensnetz der WMF Group an die Plattform angebunden und mit ihm weitere Datenquellen wie CRM oder ERP. Infolgedessen fungiert die Plattform auch als Wissensdatenbank, die umfassende Informationen und Problemlösungen für WMF-Mitarbeiter und -Kunden bündelt.

Die Verbindung der Echtzeitdaten mit vorhandenen Unternehmensstammdaten über das Internet of Things ermöglicht schließlich unterschiedliche Services, die den Kunden in Form von individuellen Apps bereitgestellt werden. Zudem lassen sich die Services über eine standardisierte Schnittstelle nahtlos in eigene Business-Applikationen integrieren, sodass der Nutzer komfortabel in seiner gewohnten Arbeitsumgebung darauf zugreifen kann. Die Fachbereiche und Analysten der WMF Group erhalten indes interaktive Reports für tiefergehende Analysen.

Dank moderner Cloud-Dienste lässt sich verhältnismäßig einfach eine Echtzeitkommunikation für Geräte und Maschinen aufbauen. Auch kleineren Unternehmen wird nun ein weitestgehend risikoloser Einstieg in das Thema ermöglicht, da schwer kalkulierbare Investitionen in Hard- und Software entfallen.

Statusinformationen und Nutzungsempfehlungen

Die digitalen Services unterstützen die Anwender auf vielfältige Weise. Zunächst liefern sie wertvolle Statusinformationen und Nutzungsempfehlung. So können Food Chain Manager die Performance all ihrer Filialen und Maschinen auswerten. Zeigt sich Handlungsbedarf – etwa bei der Auslastung oder Qualität – lassen sich die erforderlichen Maßnahmen direkt einleiten. Facility Manager müssen indes keine langen Wege mehr zurücklegen. Sie erkennen mit einem Blick auf ihre Anwendung, bei welchen Maschinen in einem Gebäude ihr Einsatz gefragt ist. Dabei lassen sich auch Alarmierungen einrichten, etwa wenn der Bohnenbehälter leerzulaufen droht oder ein Defekt vorliegt.

Eine Verknüpfung mit zusätzlichen Daten ermöglicht weitere Aussagen. Ist der Standort einer Maschine beispielweise in einer Autobahnraststätte, an der ein längerer Stau vorhersagt ist, können die Betreiber bereits vorsorglich Zutaten wie Bohnen und Milch nachfüllen, um für die Stoßzeit gerüstet zu sein. Im Nachgang kann die Maschine Auskunft über die verkauften Heißgetränke geben. Somit erhalten die Betreiber transparente Informationen zu dem Konsumverhalten sowie täglichen, wöchentlichen und saisonalen Spitzen. Auf dieser Basis lassen sich dann spezielle Aktionen fahren, wobei die Werbung mittels zusätzlicher Steuerungsfunktionen direkt auf die Displays der Maschinen gespielt werden kann.

Kommunikation mit der Maschine

Mit den digitalen Kaffeevollautomaten ist es also auch möglich, in Richtung der Maschine zu kommunizieren. Spezielle Schnittstellen eröffnen dabei viele Möglichkeiten, Prozesse komfortabler und effizienter zu gestalten. Sprich: Die Einspielung von Werbekampagnen auf die Maschinendisplays ist erst der Anfang. Ebenso ist es denkbar, eine neue Rezeptur zentral und per Knopfdruck für eine beliebige Anzahl von Maschinen hochzuladen. Der Gewinn ist dabei höher, als es zunächst erscheint. Denn: Ein manuelles Update nimmt bei herkömmlichen Maschinen wenigstens 15 Minuten in Anspruch. In einer SB-Bäckerei mit drei Maschinen kann es also schnell zu Ausfallzeiten von bis zu 45 Minuten kommen. Hochgerechnet auf mehrere Filialen entstehen schließlich beträchtliche Kosten.

Dank moderner Cloud-Dienste lässt sich also verhältnismäßig einfach eine Echtzeitkommunikation für Geräte und Maschinen aufbauen. Auch kleineren Unternehmen wird nun ein weitestgehend risikoloser Einstieg in das Thema ermöglicht, da schwer kalkulierbare Investitionen in Hard- und Software entfallen. Die WMF Group hat sich durch diese Lösung konkrete Alleinstellungsmerkmale gegenüber dem Wettbewerb verschafft. Dabei wandelt sich das Unternehmen vom reinen Produkthersteller zum Anbieter digitaler Services.

Unser Autor

Benjamin Laerbusch, Consultant bei der ORAYLIS GmbH

Benjamin Laerbusch ist Microsoft Specialist für die Entwicklung und Implementierung von Infrastrukturen in der Azure Cloud. Er verfügt zudem über MCSA-Zertifizierungen in den Bereichen SQL Server und Cloud Plattform. Aktuell arbeitet er an Lösungen für Smart Products, die in der Cloud gehostet werden. Dabei liegt sein Schwerpunkt auf der Near-Realtime-Datenverarbeitung sowie der Umsetzung bidirektionaler Funktionalitäten.

CC BY-ND 4.0 DE

 

 

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