Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist mit seinem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) damit beauftragt worden, das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) auch in den kommenden fünf Jahren bis 2028 zu betreiben. Dies hat der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages in seiner heutigen Sitzung (21. Juni 2023) einstimmig beschlossen.

Zur Wiederbeauftragung des KIT sagt Kai Gehring, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung: „Im Ausschuss haben wir heute einstimmig beschlossen, die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse auch in den nächsten fünf Jahren fortzusetzen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen uns Bundestagsabgeordnete mit ihrer unabhängigen Expertise und geballtem Faktenwissen dabei, technologische Entwicklungen und Innovationspotenziale frühzeitig zu erkennen und deren Chancen und Risiken abzuwägen. Als Ausschussvorsitzender freue ich mich sehr, unser erfolgreiches Zusammenwirken fortzuführen, es agil weiterzuentwickeln und für unseren Innovationsstandort nutzbar zu machen.“

„Verantwortung zu übernehmen, bedeutet, neue Technologien zu entwickeln, mit denen wir uns den großen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen können — von der Klimakrise über die Energie- und Mobilitätswende bis hin zu Digitalisierung und Gesundheitsfragen. Ganz genauso gilt es, die möglichen Auswirkungen dieser Technologien zu untersuchen: wissenschaftlich fundiert, unabhängig und im Dialog mit der Gesellschaft“, so der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Die Technikfolgenabschätzung hat dabei eine herausragende Bedeutung, ganz wesentlich auch in der Politikberatung. Dass das KIT den Auftrag erhalten hat, das TAB für weitere fünf Jahre zu betreiben, ist ein Zeichen der herausragenden Leistungen der Forschenden am ITAS. Mit ihrer Expertise haben sie sich erneut in einem sehr intensiven Bewerbungsverfahren gegen starke Wettbewerber durchsetzen können.“

„Das mit dem Beschluss des Forschungsausschusses einhergehende Vertrauen ist nicht zuletzt ein Indiz für die erreichte Sichtbarkeit und Akzeptanz des TAB im gesamten Deutschen Bundestag und darüber hinaus in der Gesellschaft“, so Professor Armin Grunwald, Leiter des ITAS und des TAB. „Wir freuen uns darauf, dem Parlament auch in Zukunft agil und vorausschauend Handlungsoptionen aufzuzeigen, indem wir aktuelle und auch brisante gesellschafts- und technologiepolitische Themen mit exzellenter wissenschaftlicher Expertise sowie im Dialog mit Politik und Gesellschaft analysieren. Mit unseren Arbeiten wollen wir zudem einen Beitrag zur Erhöhung der gesellschaftlichen Resilienz leisten und so auch die Stärkung der Innovationskraft Deutschlands unterstützen.“

Regelmäßig werden TAB-Berichte im Plenarsaal unter der Kuppel im Bundestag debattiert. Im Paul-Löbe-Haus (Hinten rechts im Bild), dem aktuellen Sitzungsort des Forschungsausschusses des Deutschen Bundestages, sowie im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (am rechten Bildrand) stellt das TAB seine Projekte vor. (Foto: Markus Breig, KIT)

Handlungsoptionen passgenau identifizieren

Die Entscheidung des Bundestages, das KIT erneut zu beauftragen, bezieht sich auf den Zeitraum vom 1. September 2023 bis zum 31. August 2028. Auch in diesem Zeitraum sollen die vielfältigen Kompetenzen und Ressourcen von KIT und ITAS im Hinblick auf systemische Zusammenhänge und Technikfolgen genutzt werden. Zugleich soll die Kooperation des TAB mit den beiden Partnern IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH (Berlin) und VDI/VDE Innovation und Technik GmbH (Berlin) fortgesetzt werden.

Zu einer noch passgenaueren Identifikation von Handlungsoptionen für das Parlament wird das TAB ein erweitertes und breiter gefächertes Methodenspektrum einsetzen, beispielsweise digitale Datenanalysen und partizipative Szenariomethoden. Weiter ausgebaut und zugleich geschärft werden die Foresight-Aktivitäten mit Fokus auf Innovation und transformative Resilienz. Besonders gestärkt werden zudem die Wissenschaftskommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit, um die TA-Sichtbarkeit innerhalb und außerhalb des Bundestages zu erhöhen.

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag

Das TAB ist eine selbstständige wissenschaftliche Einrichtung, die den Deutschen Bundestag und seine Ausschüsse in Fragen des wissenschaftlich-technischen Wandels berät. Seit 1990 wird das TAB vom ITAS des KIT betrieben. Mit seinen Analysen neuer wissenschaftlich-technologischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft leistet das TAB einen Beitrag zur informierten Entscheidungsfindung politisch Verantwortlicher und zur öffentlichen Meinungsbildung über das Parlament hinaus.

Unmittelbarer Auftraggeber des TAB ist der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, der in engem Austausch mit dem TAB über die Themenvorschläge der Fachausschüsse und Fraktionen des Deutschen Bundestages entscheidet. Von großer Bedeutung ist hierbei, dass die Beauftragung zur Durchführung der TAB-Projekte sowie die spätere Abnahme der vom TAB vorgelegten Berichte im Konsens der Fraktionen erfolgt.

Digitalisierung, Energie, Umwelt, Verkehr und Medizin im Fokus

Schwerpunkte der TAB-Studien sind Digitalisierung in Gesellschaft und Wirtschaft, kritische Infrastrukturen und Krisenvorsorge, Anwendungsbereiche von Künstlicher Intelligenz, innovative Energieträger und Umwelttechnologien, Mobilitäts- und Verkehrssysteme, Bio- und Medizintechnologien. Hinzu kommen Untersuchungen zu Brennpunkten des Innovationsgeschehens, zu den Stärken und Schwächen des Forschungsstandorts Deutschland und zu aktuellen Herausforderungen in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik. Zur Bearbeitung dieser Themenvielfalt steht im TAB ein Team von zehn erfahrenen Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen (unter anderem Ingenieurwesen, Biologie, Physik, Ökonomie, Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Zukunftsforschung) bereit. Die TAB-Arbeiten werden ergänzt durch die besonderen Kenntnisse und Erfahrungen der Expertinnen und Experten der Kooperationspartner IZT und VDI/VDE-IT in den Bereichen Zukunftsforschung, Transformation und Resilienz sowie durch die Expertise der vom TAB beauftragten externen Gutachterinnen und Gutachter.

Vertragspartner des Deutschen Bundestages für den Betrieb des TAB ist das KIT. Die jährlichen Haushaltsmittel für das TAB betragen derzeit rund 2,6 Millionen Euro; darin enthalten sind die Zuwendungen an die Kooperationspartner des TAB und die Sachmittel für die Vergabe von externen Gutachten. Das TAB ist Mitglied im deutschsprachigen Netzwerk TA (NTA). Als Gründungsmitglied des European Parliamentary Technology Assessment Network (EPTA) trägt es auch auf europäischer Ebene zu einer verantwortlichen Innovationspolitik bei.

Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am KIT

Das am KIT beheimatete ITAS ist das führende Institut für Technikfolgenabschätzung in Deutschland und weltweit. Das Institut erforscht das Spektrum möglicher Technikfolgen und trägt so dazu bei, frühzeitig die Potenziale des Fortschritts gut zu nutzen und Risiken minimieren oder vermeiden zu können. Das ITAS bietet Wissen zum Handeln an und zeigt Lösungsansätze für die gegenwärtigen globalen Herausforderungen auf. Die Adressaten der Forschungsergebnisse sind mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Akteure, die den wissenschaftlich-technischen Fortschritt ausgestalten.

Details zum TAB

Aufmacherbild/Quelle/Lizenz
Foto: Markus Breig, KIT, CC BY ND