Social Media: Schwarze Amerikaner bei beruflichen Kontaktanfragen diskriminiert
Social Media: Schwarze Amerikaner bei beruflichen Kontaktanfragen diskriminiert
- Feldstudie auf LinkedIn in den USA durchgeführt
- Überraschend: Junge und weibliche Nutzer diskriminieren am häufigsten
„Wir belegen zum ersten Mal kausal, dass schwarze Amerikaner diskriminiert werden, wenn sie versuchen, ein Jobnetzwerk aufzubauen.“
Die Kontaktanfragen von schwarzen Amerikanern werden auf LinkedIn in den USA im Vergleich zu den Profilen ihrer weißen Kollegen häufiger abgelehnt. Damit müssen die schwarzen Professionals im Online-Karrierenetzwerk erhöhte Anfangsbarrieren überwinden. Diese Ergebnisse veröffentlicht das EPoS Economic Research Center der Universitäten Bonn und Mannheim im Diskussionspapier „LinkedOut? A Field Experiment on Discrimination in Job Network Formation“.
„Wir belegen zum ersten Mal kausal, dass schwarze Amerikaner diskriminiert werden, wenn sie versuchen, ein Jobnetzwerk aufzubauen“, sagt Wladislaw Mill vom EPoS Economic Research Center.
Informelle Netzwerke liefern wichtige Informationen und Empfehlungen bei der Jobsuche – die meisten US-Arbeitnehmer finden auf diese Weise eine neue Stelle. Daher haben die EPoS-Forscher untersucht, wie oft Profile von Schwarzen und Weißen als Kontakt bestätigt wurden und ob die neuen Kontakte anschließend eine Antwort auf ihre Frage nach jobbezogenen Informationen erhielten. Dazu wurden 20.000 reale LinkedIn-Nutzer kontaktiert. „Wir haben festgestellt, dass diskriminierendes Verhalten generell weit verbreitet ist“, sagt Mill. „Überraschend diskriminieren junge und weibliche Personen am häufigsten.“
Diskriminierung nur bei Kontaktaufnahme
Sobald Profile von Schwarzen die Anfangshürde überwunden haben und Teil eines beruflichen Netzwerks sind, gibt es kaum noch Hinweise auf diskriminierendes Verhalten. Dieses Ergebnis war aus Sicht von mehr als 250 befragten Spezialisten für Arbeitsökonomie und Diskriminierung überraschend. Die Fachleute hatten erwartet, dass Diskriminierung sich auch dann noch zeigt, wenn Kontakte beispielsweise um berufliche Ratschläge bitten.
KI-generierte Bilder für berufliche Profile
Für das Feldexperiment nutzte das Forscher-Team KI-generierte Profilbilder. Auf diese Weise konnten Merkmale wie die Hautfarbe variiert werden, die einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zugeschrieben werden. Dabei wichtig: Die Bilder von Schwarzen und Weißen wurden ansonsten als „in hohem Maße vergleichbar“ eingestuft. Anschließend erstellten die Forscher mehr als 400 fiktive LinkedIn-Profile von jungen, männlichen Berufstätigen und schickten Kontaktanfragen an 20.000 Amerikaner.
Schwarze Profile haben 13 Prozent kleinere Netzwerke
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Netzwerke von Schwarzen im Vergleich zu ihren weißen Kollegen um 13 Prozent kleiner sind – das ist ein wesentlicher Unterschied“, sagt Mill. „Nach unseren Erkenntnissen existiert diskriminierendes Verhalten in den verschiedenen Gruppen: Selbst schwarze Amerikaner diskriminieren Anfragen von Profilen Schwarzer, allerdings in geringerem Maße als nicht-schwarze Personen.“ Im zweiten Schritt wurden Kontakte nach berufsbezogenen Informationen gefragt. In dieser Phase lassen die Ergebnisse keine Diskriminierung erkennen.
„Diskriminierendes Verhalten zeigt sich am häufigsten beim Aufbau von beruflichen Netzwerken“, sagt Mill. „Diese Erkenntnis könnte helfen, Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt künftig besser zu bekämpfen.“
Das vorgestellte Diskussionspapier ist eine Publikation des Sonderforschungsbereichs (SFB) Transregio 224 EPoS.
Die vollständige Studie finden Sie hier: https://www.crctr224.de/research/discussion-papers/archive/dp482
Eine Liste aller Diskussionspapiere des SFB finden Sie hier: https://www.crctr224.de/research/discussion-papers.
Die Autoren
Yulia Evsyukova, Doktorand Volkswirtschaftslehre,
Felix Rusche, Doktorand Volkswirtschaftslehre,
Wladislaw Mill,
Der Sonderforschungsbereich Transregio 224 EPoS
Der 2018 eingerichtete Sonderforschungsbereich Transregio 224 EPoS, eine Kooperation der Universität Bonn und der Universität Mannheim, ist eine langfristig angelegte Forschungseinrichtung, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. EPoS befasst sich mit drei zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen: Wie kann Chancengleichheit gefördert werden? Wie können Märkte angesichts der Internationalisierung und Digitalisierung der Wirtschaftstätigkeit reguliert werden? Und wie kann die Stabilität des Finanzsystems gesichert werden?
Aufmacherbild :Image by Nattanan Kanchanaprat from Pixabay