Megatrend Generative KI bietet enorme Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft
Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Nils Urbach ordnet das Potenzial von ChatGPT & Co für die Arbeitswelt ein
Frankfurt am Main, 22. Februar 2024. Zahlreiche Expert*innen messen Künstlicher Intelligenz großes Potenzial bei, andere weisen auf deren Risiken hin. Was bedeuten diese Entwicklungen für die Arbeitswelt? Prof. Dr. Nils Urbach, Professor für Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Digital Business der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), sieht in der Generativen KI einen großen Nutzen insbesondere für die Automatisierung von wissensintensiven Aufgaben. „KI hat dadurch das Potenzial, den Fachkräftemangel in Deutschland zu lindern. Die Technologie wird das Arbeitsumfeld, wie wir es heute kennen, mittelfristig verändern. Dabei werden etablierte Berufsgruppen verschwinden, dafür aber auch neue Arbeitsplätze entstehen. Einige Berufsgruppen profitieren enorm“, sagt Urbach.
Zum Hintergrund: Generative KI-Tools wie ChatGPT haben in kürzester Zeit enorme Verbreitung erfahren. Die Generative KI als ein Teilbereich des maschinellen Lernens beschäftigt sich mit der Erstellung neuer Datenmuster, d.h. sie erschafft neue Inhalte wie Text, Bild, Audio und Video. Die Generative KI lernt dabei aus vorhandenen Daten. „Mächtige Generative KI-Lösungen sind das Ergebnis mehrstufiger Lernprozesse“, erklärt Urbach. Sie sind dadurch in der Lage, neue, realistisch wirkende und kontextuell angemessene Inhalte zu generieren, die den Eindruck erwecken, von menschlicher Hand geschaffen zu sein. Diese KI-Modelle können vielseitig eingesetzt werden, beispielsweise in der Texterstellung, kreativen Gestaltung, Simulation von Szenarien oder sogar in der Unterstützung von künstlerischen Prozessen.
Bestimmte Berufsgruppen profitieren besonders von Generativer KI
Studien haben ergeben, dass bei etwa 80 Prozent der US-Arbeitskräfte mindestens 10 Prozent ihrer Arbeitsaufgaben von den Generativen KI-Modellen betroffen sind. Bei 19 Prozent der Arbeitnehmer*innen sind sogar mindestens 50 Prozent ihrer Tätigkeiten ersetzbar. Der Beruf der Softwareentwickler*innen und andere wissensintensive Berufe könnten dabei besonders von Generativer KI unterstützt werden. Andere Berufe, wie die von Grafiker*innen und Texter*innen, stünden dagegen in Gefahr, in Teilen ersetzt zu werden. Das Potenzial Generativer KI im Arbeitskontext scheint jüngsten Studien nach von der Aufgabenkomplexität und der menschlichen Befähigung abzuhängen. „Mit KI-Tools können vor allem Verbesserungen für unerfahrene und gering qualifizierte Mitarbeitende bei weniger komplexen Aufgaben erreicht werden, sie haben jedoch geringere Auswirkungen auf erfahrene und hochqualifizierte Mitarbeitende mit sehr anspruchsvollen Tätigkeiten“, ordnet Urbach ein.
Auffangen durch lebenslanges Lernen
Abschließend weist Urbach auf die Gefahr hin, dass durch die Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz die Gefahr besteht, dass ein Teil der Gesellschaft zurückbleibe, was vor allem durch entsprechende Aus- und Weiterbildungen sowie ein lebenslanges Lernen adressiert werden könne. Hier sieht er auch die Hochschulen in der Pflicht, die jüngsten Technologieentwicklungen in entsprechenden Lehr- und Weiterbildungsangeboten aufzugreifen sowie deren gleichermaßen effektiven und verantwortungsbewussten Einsatz zu vermitteln.
Zur Person:
Prof. Dr. Nils Urbach ist Inhaber der Professur für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digital Business & Mobilität, und Direktor des Research Lab for Digital Innovation & Transformation (ditlab) an der Frankfurt University of Applied Sciences. Zudem ist er Direktor am FIM Forschungsinstitut für Informationsmanagement und am Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT sowie Mitgründer und -leiter des Fraunhofer Blockchain-Labors. Seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung umfassen Digitale Innovation und Transformation, Blockchain & Distributed Ledger Technologies, Management von Künstlicher Intelligenz und Strategisches IT-Management. Näheres zum ditlab unter: www.frankfurt-university.de/ditlab.
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