In Car Payment: Das Auto als rollende Kreditkarte?

Gehört das Ziehen von Parkscheinen bald der Vergangenheit an, gibt es eine Chance auf einheitliches Mautbezahlsystem? Hans-Hendrik Puvogel, COO von Parkopedia, macht sich Gedanken, wie wir in Zukunft für Dienstleistungen in Zusammenhang mit individueller Mobilität bezahlen könnten.

Kontaktloses Bezahlen befindet sich schon seit längerer Zeit im Aufwind und durch die aktuellen Maßnahmen zu Covid-19 wird dieser Trend noch einmal befeuert. Viele Geschäfte bitten ihre Kunden, auf Bargeld zu verzichten, was diese auch gerne annehmen. So etablieren sich die neuen NFC-basierten Bezahlmethoden in der Gesellschaft und wir können davon ausgehen, dass sie ihre Beliebtheit auch nach der überstandenen Corona-Krise behalten werden.

Gleichzeitig geht der Trend aktuell wieder zu individueller Mobilität. Verständlich, schließlich ist man in keinem Verkehrsmittel besser vor Ansteckung geschützt als im eigenen Auto. Krisenbedingt boomen auch Drive-In-Angebote. Hier liegt eine Kombination von Auto und Payment nahe, durch die man zum Bezahlen weder aussteigen noch das Fenster öffnen müsste. Doch auch in Zeiten, in denen wir uns wieder über persönliche Kontakte freuen werden, kann In Car Payment einige Vorteile bieten.

Pay Per Use im Auto?

Bisher hatte man die Wahl, sich direkt beim Autokauf für ein Navigationssystem zu entscheiden, oder es später als Hardware nachzurüsten. In Zukunft werden Autos die notwendige Elektronik für neue Geschäftsmodelle an Bord haben. Die Kosten für das Navigationssystem könnte man beispielsweise nach Nutzungszeit oder gefahrenen Kilometern abrechnen. Für Gelegenheitsnutzer wäre das unter Umständen attraktiver als der Kauf eines Systems oder eine monatliche Pauschale. Allerdings auch nur, wenn die Abrechnung ganz einfach erfolgt. Dafür bieten sich Payment-Lösungen, die im Hintergrund arbeiten, an. Dieses Konzept lässt sich natürlich auch noch auf andere Dienste erweitern, etwa Unterhaltung. Besonders, wenn es irgendwann vollständig autonome Autos geben wird, wird der Unterhaltung während der Fahrt eine große Bedeutung zukommen. Hersteller arbeiten auch an Systemen, mit denen man beispielsweise mehr Drehmoment on-Demand abrufen kann, was Nutzer dann direkt In Car bezahlen würden.

Kontaktlos Strom tanken

Um an einer konventionellen Tankstelle Benzin oder Diesel zu tanken, muss man aus dem Fahrzeug aussteigen. Aber auch hier wird das Auto zum Zahlungsmittel – der Gang in die Tankstelle oder das Hantieren mit der Kreditkarte an der Zapfsäule entfällt. Tankstellenbetreiber werden sich daher überlegen müssen, wie Kunden weiterhin ihren Weg in die Shops finden. Das Bezahlen per App ist bereits heute möglich und in einigen Ländern auch schon relativ verbreitet. Der nächste Schritt ist die Integration in das Fahrzeug. An Ladestationen für Elektroautos wird heute schon per App oder mit einer RFID-Lösung bezahlt, die Integration ins Fahrzeug liegt also nahe. Im Zuge der Energiewende und dem vermehrten Einsatz von Elektroautos wird auch kabelloses Laden durch Induktion diskutiert und bereits intensiv erforscht. Dafür gibt es verschiedene Ansätze, etwa eine spezielle Spur auf der Autobahn oder sogenanntes „Snack Charging“ an Bahnübergängen oder anderen Stellen, an denen Autos längere Zeit stehen. Sollen solche Ansätze über einen Pilotversuch hinausgehen, muss man sich überlegen, wie sich das induktive Laden monetisieren lässt. Wichtig ist dabei, den Fahrer so wenig wie möglich abzulenken. Hier kommen Systeme zum Einsatz, die in die Fahrzeug-Systeme integriert sein müssen.

Lästige Mautzahlungen

In Deutschland (zumindest noch) kein Thema, kennt sie aber vermutlich jeder Autofahrer aus dem europäischen Ausland: Zahlstellen für die Autobahnmaut. Will man sich nicht im Vorfeld für komplizierte Systeme anmelden, wie sie die Einheimischen nutzen, bleibt hier oft nichts Anderes übrig, als immer genug Münzen dabeizuhaben oder die Kreditkarte zu zücken. Das Bezahlen kostet viel Zeit und verursacht bei hohem Aufkommen sogar Staus. Mit modernen In Car Payment-Lösungen ließen sich hier Systeme umsetzen, bei denen man zum Bezahlen gar nicht mehr anhalten muss, was den Verkehrsfluss natürlich wesentlich effizienter macht.

Kein Parkschein, kein Problem

Ein sehr naheliegendes Einsatzgebiet für In Car Payment, das sich auch schon heute umsetzen lässt, ist kontaktloses Parken. Hersteller können ihre Fahrzeuge zur mobilen Zahlungsquelle machen. Für den Fahrer genügt dann ein Klick auf das Touch Display seines Autos, um einen Parkvorgang zu starten oder zu beenden. Das Praktische dabei: Man bezahlt nur die Zeit, die man auch wirklich geparkt hat. Autofahrer müssen also weder fürchten, dass ihr Parkticket zu früh abläuft noch vorsorglich überzahlen Solche Lösungen lassen sich gut im öffentlichen Raum einsetzen. Dabei werden Informationen über Beginn und Ende von Parkvorgängen an ein zentrales System übermittelt, worauf wiederum die Geräte der Kontrolleure zugreifen. Die Überprüfung erfolgt ganz einfach über einen Kennzeichenabgleich. Was für das Straßenparken gilt, lässt sich auch auf Parkhäuser anwenden, etwa mit Vorausbuchungen und sogenannten Access&Pay-Diensten, wie Evopark, P-Card+ von Contipark oder Flow von Apcoa, um einige Beispiele zu nennen. Für die Kontrolle gibt es verschiedene Möglichkeiten, so lassen sich in Parkhäusern etwa Kennzeichen-Scanner einsetzen oder man kann mit QR-Codes auf dem Smartphone des Nutzers arbeiten.

Fazit: Zeit etwas zu ändern

Die Beispiele oben zeigen, es ist schon einiges möglich. Schaut man sich die Infrastrukturen in Deutschland an, so ist vieles bereits grundsätzlich möglich, insbesondere im Bereich Parken. Es fehlte bisher aber oftmals am Willen oder am Nachfragedruck, das Mögliche auch umzusetzen. Hier gibt es also noch einigen Nachholbedarf und die Chance für die Automobilhersteller, die Marktentwicklungen voranzutreiben und kundengerechte Lösungen umzusetzen.

Weitere Informationen unter:
www.parkopedia.de