Effiziente Datenoptimierung in der Peak Season

Timing ist alles: Wie Retailer ihre Peak-Season mit Daten effizient optimieren können

 

Christian de Vries, Head of Strategic Alliances bei Sendcloud

Die Weihnachtszeit ist für E-Commerce-Unternehmen eine kritische Phase, in der die Erwartungen der Kunden besonders hoch sind. Denn alljährlich sorgen Weihnachtseinkäufe und Rabattaktionen für Rekordversandmengen zu diesen Shopping-Highlights. Alle diese Bestellungen zu meistern, ist für Online-Händler:innen jedes Jahr erneut eine Herausforderung. Eine noch größere Herausforderung ist jedoch der Teil, den sie nicht kontrollieren können: die Zustellung durch die Paketdienstleister. Dennoch haben sie Handlungsspielraum: Durch die Nutzung ihrer eigenen Versanddaten haben sie einige Möglichkeiten, den Zustellprozess für ihren Kundenstamm zu optimieren.

Der Umgang mit steigenden Paketvolumina

Neben der in dieser Zeit punktuell steigenden Verbrauchernachfrage für Geschenke treiben auch Werbeaktionen im Rahmen von Black Friday und Cyber Monday (die mittlerweile bei manchen Online-Shops sogar den ganzen November über durchlaufen) die Bestellmengen nach oben. So prognostizieren unsere aktuellen Sendcloud Analysen zu den Paketversandquoten beispielsweise für das Jahr 2023 erhebliche Steigerungen im bei Saisonbestellungen im Versandvolumen. Spitzenreiter bleibt dabei immer noch der Cyber Monday, an dem Händler:innen 197 Prozent mehr Bestellungen im Vergleich zu einem durchschnittlichen anderen Tag im Jahr erwarten. Das bedeutet in Zahlen: In der diesjährigen Peak-Season werden in Deutschland pro Sekunde 391 Pakete bearbeitet gegenüber 132 Paketen pro Sekunde an normalen Tagen. Für November 2023 wird mit einer Steigerung von 31 Prozent gerechnet, im Dezember steigt die Versandquote sogar auf  43 Prozent im Vergleich zu einem durchschnittlichen Monat. Um auf diese Entwicklung vorbereitet zu sein, sollte das Logistikteam möglichst frühzeitig entsprechende Maßnahmen ergreifen, um diesen punktuell steilen Anstieg der Versandvolumina überhaupt bewältigen zu können.

 


„Obwohl sich E-Commerce-Unternehmen im Vorfeld der Peak Season häufig mit der Sorge tragen, keine Kontrolle über den Versand zu haben, haben sie tatsächlich viele Daten zur Verfügung, um ihren Lieferservice selbst zu optimieren.“


Datenbasierte Vorbereitung auf die Peak Season

Für Online-Händler:innen ist es entscheidend, sich auf die Herausforderungen der Peak Season vorzubereiten, um den Anforderungen gerecht zu werden und die Kundenzufriedenheit zu erhalten. Daten spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie wertvolle Erkenntnisse liefern und Optimierungspotenziale aufzeigen. Hier sind  Tipps, wie Unternehmen Daten nutzen können, um sich erfolgreich auf die Hochsaison vorzubereiten:

 

  1. Daten nutzen, um Versandkosten zu sparen: Unternehmen sollten die Art und Menge der Pakete, die sie versenden, immer analysieren (basierend auf Länge, Breite, Höhe und Gewicht). Nur dadurch lässt sich die wirklich kostengünstigste Versandmethode ermitteln. Auf diese Weise können Einzelhändler die besonderen Stärken und Schwächen der einzelnen Zustelldienste optimal nutzen und ihre Versandstrategie entsprechend verfeinern. Denn eine einheitliche Versandstrategie ist oft nicht die kostengünstigste Lösung. Die Nutzung verschiedener Zustelldienste mit unterschiedlichen Versandmethoden kann dagegen zu erheblichen Einsparungen führen. So kann ein Spediteur für Paket A günstiger sein als ein anderer für Paket B. Versandtools wie z. B. Tracey ermöglichen die automatische Analyse der besten Kombination von Optionen, basierend auf der maximalen Anzahl von Zustellern und der Priorisierung von KPIs (Transitzeit, Leistung, Versandkosten). Auf der Grundlage von Echtzeitdaten lässt sich die bestmögliche Versandmethode zuverlässig ermittlen – auch und gerade in Spitzenzeiten mit hohem Paketaufkommen.

 

  1. Lieferzeiten effizient verbessern: Die Versandzeit ist und bleibt eine der wichtigsten Kennzahlen im E-Commerce. Sie kann dazu verwendet werden, die Leistung der Zusteller pro Versandtag, pro Zielland und sogar pro Versandmethode genau zu analysieren. Unternehmen sollten daher die Laufzeiten nach Paketkategorie, Region und Versandtag genau analysieren. Steigen die Laufzeiten für eine bestimmte Region plötzlich an, kann dies z.B. ein Hinweis sein, auch regional schnell auf eine andere Versandmethode umzusteigen (z.B. Sendungen aus Bayern könnten mit einem anderen Spediteur schneller zugestellt werden als Sendungen aus Berlin). Vor allem in der Hochsaison, wenn Verspätungen an der Tagesordnung sind, kann eine Multi-Carrier-Strategie daher zur Verbesserung der Laufzeiten beitragen. Auch und gerade bei unerwarteten Streiks im Transportumfeld, z.B. bei der Deutschen Bahn, kann ein solcher Backup-Plan sehr wichtig werden. Auch in anderen Ländern kommt es immer wieder zu Streiks von Zustelldiensten, wie im vergangenen Jahr bei der Royal Mail. Oder es kommt zu Situationen wie beim niederländischen Zusteller PostNL, der das hohe Paketaufkommen zu Spitzenzeiten plötzlich nicht mehr bewältigen konnte. Unternehmen, die sich ausschließlich auf diese Zusteller verlassen hatten, standen plötzlich vor dem Problem, in der geschäftigsten Zeit des Jahres schnell eine Alternative finden zu müssen. Daten können helfen, auch in unerwarteten Situationen den entscheidenden Schritt voraus zu sein und Zustelloptionen zu wechseln, bevor ein Paketnetz überlastet ist.

 

  1. Datenanalyse steigert Kundenzufriedenheit: Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass die „Zustellgarantie beim ersten Versuch“ auch bei der Analyse helfen kann, ob eine Zustellmethode noch den Bedürfnissen der eigenen Kund:innen entspricht, denn es gilt: Je höher der Anteil der beim ersten Versuch zugestellten Pakete ist, desto besser entspricht die Methode dem Kundenverhalten. Ist dieser Wert jedoch eher niedrig, kann es sinnvoll sein, verschiedene Zustelloptionen zu testen oder einen flexiblen Checkout einzuführen, damit Kund:innen die Zustellmethode für jedes Paket selbst auswählen können. Darüber hinaus sollten Händler:innen Rücksendestatistiken (Gründe für Rücksendungen, durchschnittliche Rücksendezeit) nutzen, um das Kundenerlebnis zu optimieren. Stellt sich beispielsweise heraus, dass ein bestimmter Artikel häufig zurückgeschickt wird, sollten Händler:innen möglicherweise die dem Kunden angebotenen Produktinformationen ändern, um eine realistischere Einschätzung des Produkts durch den Kunden zu ermöglichen. Wenn die Bearbeitung von Retourenprozessen besonders lange dauert, wirkt sich dies ebenfalls auf das Kundenerlebnis aus und eine Optimierung dieses Prozesses wäre sinnvoll. Wenn Händler Zugriff auf solche Datenanalysen haben, können sie ihre Prozesse jederzeit überprüfen und gezielte Maßnahmen ergreifen, wenn sich Lieferprozesse an bestimmten Stellen immer wieder verzögern. Die Investition in Lösungen, die solche Datenanalysen ermöglichen, kann sich langfristig positiv auf die Kundenzufriedenheit auswirken.

 

Fazit

Obwohl sich E-Commerce-Unternehmen im Vorfeld der Peak Season häufig mit der Sorge tragen, keine Kontrolle über den Versand zu haben, haben sie tatsächlich viele Daten zur Verfügung, um ihren Lieferservice selbst zu optimieren. Durch die Nutzung von Versanddaten und -analysen können Händler:innen die Leistung der Zusteller im Vorfeld der Feiertagssaison erfolgreich managen und ihren Kund:innen ein erstklassiges Lieferservice bieten. Insgesamt ist es entscheidend, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um den Anstieg der Versandvolumina während der Weihnachtszeit bewältigen zu können. Eine gute Planung und Organisation, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sowie die Zusammenarbeit mit Logistikplattformen und die Nutzung von Datenanalysen sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg in der E-Commerce Hochsaison. Indem Online-Händler:innen ihre Versandstrategie kontinuierlich überprüfen und anpassen, können sie nicht nur Kosten einsparen und Lieferzeiten verbessern, sondern auch die Kundenzufriedenheit erhöhen und langfristig ihren Erfolg sichern.

 

 

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