Soll sich KI auf breiter Basis durchsetzen, ist es notwendig, dass die Industrie und auch die Verbraucher Vertrauen in die Technologie gewinnen.
Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Professor Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Mitglied im Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme.
Herr Prof. Hanselka, welche Chancen bieten sich für den Standort Deutschland im Kontext neuer KI-Technologien?
Lernende Systeme, die auf Methoden und Technologien der künstlichen Intelligenz basieren, werden zunehmend zum Treiber der Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. Man denke nur an Industrie 4.0, medizinische Diagnostik, autonomes Fahren sowie die Unterstützung von Rettungskräften in Katastrophengebieten. Das wirtschaftliche Potenzial dieser Systeme für Deutschland ist enorm: Bereits heute entstehen völlig neue Geschäftsmodelle, welche die traditionellen Wertschöpfungsketten drastisch verändern. Dies bietet Chancen für neue Unternehmen, kann aber auch zur Bedrohung für etablierte Marktführer werden, wenn diese nicht rechtzeitig reagieren. In Deutschland ist es unser erklärtes Ziel, dass künstliche Intelligenz dem Menschen dienen soll, nicht umgekehrt. So steht es auch in der KI-Strategie der Bundesregierung. Dies ist auch der Kerngedanke der Plattform Lernende Systeme, in der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeiten, um die Chancen, die KI bietet, bestmöglich für Deutschland zu nutzen.
Die deutschen Investitionen in KI-Technologien, im Vergleich zu den USA und China, fallen eher nüchtern aus. Wie können wir mit der Forschung am Ball bleiben?
In unserer Forschung zu Industrie 4.0, beim autonomen Fahren oder auch im Bereich der Entwicklung von lernenden Systemen für lebensfeindliche Umgebungen nehmen wir in Deutschland bereits einen Spitzenplatz ein. So halten deutsche Unternehmen weltweit die meisten Patente zum autonomen Fahren. Auch in der IT-Sicherheit, einer wichtigen Voraussetzung für Industrie 4.0, sind wir wissenschaftlich weit vorne. Beispielsweise erforschen wir am Karlsruher Institut für Technologie in unserem Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit KASTEL, wie sich KI nutzen lässt, um gegen Angreifer gewappnet zu sein, und wie man sich gegen menschlich und künstlich intelligente Angreifer-Systeme wehrt. Damit die Industrie Vertrauen in KI gewinnt, ist es erforderlich, dass wir die digitale Souveränität wahren können. Die Herausforderung im Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft ist aktuell, dass wir unser Wissen rasch für neue KI-Anwendungen und Geschäftsmodelle nutzen, denn lernende Systeme sind ein zentraler Wettbewerbsfaktor für die Zukunftsfähigkeit des Innovationsstandortes Deutschland.
Wie können wir mehr Start-ups im Kontext der neuen Technologien an den Start bringen und fördern?
Wichtig ist eine Gründerförderung auf allen Ebenen. Daher sieht die KI-Strategie der Bundesregierung konkrete Maßnahmen vor, um die Zahl der Gründungen im Bereich der KI zu erhöhen, von Beratungsangeboten bis hin zur Bereitstellung von Wagniskapital. Klar ist: Das Wissen, das wir aktuell in Deutschland haben, müssen wir in den Markt bringen, sodass es der Gesellschaft und Wirtschaft nutzt. Auch am KIT fördern wir massiv Ausgründungen. Zwei Beispiele: Das 2016 gegründete Unternehmen „Understand ai“ mit Wurzeln am KIT kombiniert Machine Learning mit menschlicher Sorgfalt und bereitet mithilfe selbstlernender Algorithmen Daten für das autonome Fahren auf. „Things Thinking“ setzt KI ein, um große Textmengen in kurzer Zeit zu analysieren, was beispielsweise Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Kanzleien weiterhilft. Wichtig ist, dass wir Gründern in jedem Schritt des Unternehmensaufbaus systematisch Beratungsangebote an die Hand geben. Dies bedeutet auch, dass wir im Sinne einer Kultur des Scheiterns gesellschaftlich anerkennen, dass junge Unternehmen auch von negativen Erfahrungen lernen und dadurch immer besser werden…
Den kompletten Beitrag finden Sie im Open-Content-Buchprojekt „Handbuch Künstliche Intelligenz“ veröffentlicht.
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