Der Wandel muss zur Normalität werden
Godelef Kühl, Gründer und Vorstandsvorsitzender der godesys AG, beschreibt im Interview die aktuellen Entwicklungen im ERP-Segment. Im Rahmen einer Umfrage hatte die Godesys AG unter anderem herausgefunden, dass viele ERP-Systeme noch zu starr in Zeiten des digitalen Wandels sind.
Herr Kühl, Sie haben kürzlich eine Befragung durchgeführt. Bemerkenswert: Nur rund 30 Prozent der Befragten fühlen sich mit ihrem aktuellen ERP-System für die Zukunft gewappnet. Woran könnte das liegen?
Das ist wohl in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass sich so manches ERP-System nicht flexibel genug an heutige Geschäftsanforderungen anpassen lässt. Leider sind die meisten ERP-Systeme in ihren Ursprüngen noch aus den 80er-Jahren. Sie werden Anforderungen von heute nicht länger gerecht. Stehen Neuerungen, beispielsweise mobile Applikationen an, behilft sich so manches Unternehmen noch immer mit Schnittstellen und eigenen Technologien. Erforderlich ist aber ein agiles ERP, mit dem sich Geschäftsstrategien problemlos in digitale Geschäftsprozesse verwandeln lassen. Ein ERP, das auf freien Standards (Open Source) und serviceorientierter Integrationsarchitektur (SOA) basiert, ist ein intelligentes Werkzeug, mit dem Unternehmen zeitnah und flexibel auf neue Herausforderungen reagieren und sich dem digitalen Wandel stellen können. Aus unserer Umfrage lässt sich herauslesen, was Unternehmen an einem ERP-System besonders wichtig ist, wie die ideale Software von morgen aussehen sollte und woran es oft noch mangelt. Großes Interesse gilt beispielsweise leistungsfähigen Schnittstellen zu IT-Systemen und Daten. Ebenfalls hoch im Kurs stehen die schnelle Anpassbarkeit des Systems, Echtzeitverarbeitung von Daten sowie die Aspekte Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Das sind die Punkte, bei denen die Umfrageteilnehmer den größten Nachholbedarf ausmachen. Zur Lösung setzen viele auf Expertise von außen: 54 Prozent sehen sich nicht dazu befähigt, in Eigenregie den fälligen Nachholbedarf zu stemmen, der sie fit für den digitalen Wandel macht.
Was zeichnet denn ein ERP-System aus, das für die Zukunft gerüstet ist? Macht godesys hier etwas grundlegend anders?
Damit das Potenzial digitaler Geschäftsprozesse voll ausgeschöpft werden kann, muss ein Umdenken stattfinden, und digitale Abläufe, digitales Denken müssen zur Selbstverständlichkeit werden. Hierbei geht es um vier Eckpfeiler, die Unternehmen mithilfe ihrer ERP-Software vermehrt adressieren sollten: Geschäftsprozessmanagement (BPM), Mobility, Omnichannel und Informationsmanagement. Es gilt, klare Chancen und Marktpotenziale der Digitalisierung zu identifizieren, den Kunden in den Fokus zu rücken und digitale Angebote wie Onlineshopping oder mobile Applikationen bereitzustellen. Erst wenn die Ziele klar definiert sind, können Technik und Software folgen. Des Weiteren ist es sinnvoll, digitale Wettbewerber zu analysieren. Nicht zuletzt muss auch die IT auf den Prüfstand gestellt werden, denn veraltete Geschäftssoftware bremst Digitalisierungsvorhaben aus. IT und Geschäftsstrategie müssen hierbei eine Einheit bilden, Lösungen sollten sich flexibel an neue Anforderungen anpassen lassen. Das ist aber nicht alles: Firmen müssen auch alle Mitarbeiter ins Boot holen, da alle Rädchen im Firmengetriebe den digitalen Wandel mittragen müssen. Hierfür sollten alle Abteilungen und Bereiche wissen, wofür sie arbeiten und warum digitale Prozesse ihre Arbeit und das Unternehmen als Ganzes voranbringen. Zudem ist es ratsam, immer wieder Teiletappen festzulegen und Abschnitte zu priorisieren, kleine Erfolge zu feiern. Auf die Geschäftsstrategie angepasste, funktionsstarke Werkzeuge können helfen, diese Herausforderung zu meistern. Um die Digitalisierungsstrategie umfassend und effizient umzusetzen, ist es in vielen Fällen hilfreich, auf einen Digitalisierungspartner zu setzen, mit dem sich auf Augenhöhe und Hand in Hand arbeiten lässt. Das sind alles Punkte, die unsere Kunden an godesys zu schätzen wissen.
Welche weiteren Ergebnisse der Befragung würden Sie als im Wortsinne beachtenswert nennen?
Wichtig und spannend ist sicherlich auch, dass vier von fünf Befragten angeben, dass das ERP-System bei der Digitalisierung ihres Unternehmens eine wichtige Rolle spiele. Hier zeigt sich der enorme Bedarf nach einer Unternehmenssoftware auf EPR-Basis mit modernem Zuschnitt. Das schließt beispielsweise mobile Funktionalitäten ein, weitreichende Prozessautomatisierung und die Anbindung an E-Commerce. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg, da sich 70 Prozent ja nicht ausreichend gewappnet fühlen. Mehr als ein Drittel äußerte außerdem, mit der Anwenderfreundlichkeit des aktuell eingesetzten Systems nicht zufrieden zu sein. Dringend erforderlich sind also ganzheitliche IT-Expertise und integrationsstarke Lösungen, die den Fokus auf Usability sowie Prozessexzellenz legen.
Thema Industrie 4.0: Wie unterstützen Sie die Automatisierung bei Ihren Kunden?
Hier geht es im Kern um Business Process Management (BPM), also das Management von Geschäftsprozessen. Eine Prozessmanagement-Software umfasst hierbei unterschiedliche Ebenen: Zum einen wollen Unternehmen einen Prozess gestalten, also entwerfen. In der Regel gibt es hierzu eine Vielzahl an Design-Tools, aber leider keine ERP-Integration. godesys ERP visualisiert Prozessabläufe, so dass Mitarbeiter oder Kollegen diese auch verstehen und überwachen können. Drittens geht es um Prozesssteuerung und -überwachung. Diese drei Ebenen werden im godesys ERP integriert erfasst und abgebildet und ermöglichen einen sogenannten Workflow, also das automatisierte Abarbeiten eines Geschäftsprozesses. Industrie 4.0-Szenarien machen doch nur Sinn, wenn sich aus dem automatisierten Datenaustausch auch eine höhere Prozesseffizienz erzielen lässt. Dazu müssen Geschäftsprozesse im ERP-Backend zusammengeführt und gemäß zentral definierter Regeln abgearbeitet werden. Alle Teile einer Organisation, die auf Daten zugreifen – egal ob Mensch oder Applikation – können sich so darauf verlassen, dass die erforderlichen Informationen korrekt, aktuell und verlässlich sind.
Inwiefern spielt KI bei ERP eine Rolle oder könnte zukünftig spielen?
Vor allem im Bereich der Warenbeschaffung wird KI zunehmend an Bedeutung gewinnen. Automatisierte Dispositionsverfahren, durch Stochastik-Trends erkannte Absätze und daran ausgerichtete Bestellungen sind nur einige Ansatzpunkte, die es zu beachten gibt. Aber auch Themen wie „Predictive Maintenance” oder Finanzplanung werden sich schon in naher Zukunft durch KI stark verändern.
Welche Technologie- und Produktionstrends beobachten Sie daneben noch besonders?
Das ist ein bunter Blumenstrauß an Entwicklungen, der nicht nur die Geschäftssoftware, sondern vielmehr das gesamte Unternehmensumfeld betrifft. Daher haben wir die #digitalnormal-Kampagne entwickelt: Der digitale Wandel muss zur Normalität werden, es muss ein ganzheitliches Umdenken stattfinden. Es geht nicht länger um die isolierte Betrachtung einzelner Trends, sondern um das große Ganze. Wer auf der Gewinnerseite stehen will, muss sein Geschäftsmodell digitalisieren, bevor der Wettbewerb es tut. Themen wie Robotik und künstliche Intelligenz werden diesbezüglich immer wichtiger. Gutes ERP wird in diesem Zusammenhang unsichtbar: Prozesse laufen automatisch, und mit dem Internet of Things etabliert sich immer stärker eine Maschine-zu-Maschine Kommunikation. Stichwort IoT: Wenn Maschinen miteinander interagieren, sollte das ERP mit von der Partie sein. Automatische Bestellungen sind einfach möglich, und sie haben das Potential ganze Wertschöpfungsketten umzuwälzen. Hier würden wir uns vom deutschen Mittelstand mehr Aufmerksamkeit wünschen. Denn wir haben viel mehr Möglichkeiten, den digitalen Wandel zu gestalten und unsere Chancen zu nutzen, als dass wir Sorgen pflegen sollten. Der Wandel muss zur Normalität werden!
Weitere Informationen unter:
www.godesys.de
CC BY-SA 4.0 DE
Sie dürfen:
- Teilen — das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten
- Bearbeiten — das Material remixen, verändern und darauf aufbauen und zwar für beliebige Zwecke, sogar kommerziell.
- Der Lizenzgeber kann diese Freiheiten nicht widerrufen solange Sie sich an die Lizenzbedingungen halten.
- Bitte berücksichtigen Sie, dass die im Beitrag enthaltenen Bild- und Mediendateien zusätzliche Urheberrechte enthalten.
Unter den folgenden Bedingungen:
- Namensnennung — Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.
- Weitergabe unter gleichen Bedingungen — Wenn Sie das Material remixen, verändern oder anderweitig direkt darauf aufbauen, dürfen Sie Ihre Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das Original verbreiten.