DigitalPakt Schule: Tablets und WLAN sind nur ein erster kleiner Schritt
Die Finanzierung der Schul-Digitalisierung durch den Bund ist ein Schritt in die richtige Richtung, wird künftigen Anforderungen am Arbeitsmarkt aber kaum gerecht. Ein Gesamtkonzept ist notwendig, das auch Lehrinhalte und die Lehrerausbildung berücksichtigt, fordert Doris Albiez, Deutschland-Chefin von Dell EMC.
Die Länder haben der Grundgesetzänderung zur Schul-Digitalisierung (1) vorerst nicht zugestimmt und den Vermittlungsausschuss angerufen. Der Widerstand fußt auf der geplanten Kostenaufteilung, aber auch auf der Befürchtung, der Bund könnte sich bei der Bildung, eigentlich Ländersache, durch die Hintertür einmischen. Unabhängig vom endgültigen Wortlaut der Grundgesetz-Artikel erinnert der gut gemeinte Finanzierungsschritt aber wenig an die „digitale Bildungsoffensive“, die schon 2016 geplant war. Strategisch ist er schon gar nicht.
In den nächsten fünf Jahren will der Bund den Ländern mit fünf Milliarden Euro unter die Arme greifen; damit sollen Tablets und Notebooks angeschafft und die WLAN-Infrastruktur aufgebaut werden. Bei insgesamt 42.000 Schulen sieht das Budget allerdings schnell ernüchternd aus, denn pro Schule und Jahr reduziert es sich auf gerade mal 24.000 Euro. Egal, welche finanziellen Mittel die Länder noch zuschießen, am Ende wird nicht jedem Schüler und nicht jeder Schülerin ein Computer zur Verfügung gestellt werden können.
„Die sogenannte Bildungsoffensive sieht eher wie Stückwerk aus und ist nicht zu Ende gedacht“, kritisiert Albiez, „Hardware und Infrastruktur sind lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Initiative muss viel umfassender gestaltet und langfristig ausgelegt werden.“
Es steht viel auf dem Spiel: die künftigen Umwälzungen am Arbeitsmarkt durch fortschreitende Automatisierung und den Einsatz von KI führen dazu, dass zahlreiche Beschäftigte aller Branchen und aller Ebenen ihre Arbeit verlieren werden. Andererseits werden auch zahlreiche neue, vornehmlich „digitale“ Berufsbilder entstehen. 85 Prozent aller Berufe, die es 2030 geben wird, sind heute noch gänzlich unbekannt (2). Schüler müssen schon heute auf diese digitale Arbeitswelt von morgen vorbereitet werden: „Mit dem heutigen digital-fernen Bildungssystem werden wir es nicht schaffen“, erklärt Albiez. Sie schlägt folgenden Maßnahmenkatalog vor:
- Hardware und Aufbau von Infrastruktur voranbringen, die weit über die bisherigen Pläne hinausgehen, damit auch wirklich jeder Schüler einen Computer nutzen kann. Bund und Länder müssen ihre Konflikte zwingend überwinden und sich über Finanzierungsmodelle einigen.
- Digitale Lehrinhalte bereits in der Grundschule einführen, die auch Programmierung oder Coding umfassen. Großbritannien macht es vor: Dort ist Programmieren für alle Schüler ab fünf Jahren Pflichtfach. Im ICT-Fach (Information and Communications Technology) lernen sie, Prozesse zu verstehen, logisches Denken zu begreifen oder Algorithmen zu erfassen. Damit werden sie schon früh an die digitale Arbeitswelt in ihrem Erwachsenenleben herangeführt.
- Digitale Lehrpläne auch für Mädchen attraktiv machen. Technische Fächer sind meist nicht auf Mädchen ausgerichtet; die Erfahrungen in Großbritannien haben gezeigt, dass sie auch in ICT-Fächern deutlich unterrepräsentiert sind. Im Informatikstudium ist der Frauenanteil ebenfalls gering (3). Diesen Fehler sollten deutsche Schulen schon von Anfang an korrigieren.
- Schüler für MINT-Studienfächer vorbereiten. Schon heute herrscht ein erheblicher Fachkräftemangel; viele Unternehmen beklagen, dass sie kaum IT-Sicherheitsexperten und KI-Programmierer finden, in Zukunft wird sich die Situation weiter zuspitzen. MINT-Absolventen sind auf breiter Front erforderlich.
- Lehrer aus- und fortbilden. Pädagogen sind in Deutschland beim Thema Informatik eher zurückhaltend. Nicht einmal jeder zehnte Schulleiter misst etwa der Digitalisierung eine strategische Bedeutung zu (4). Einige Lehrer sind selbst aktiv und organisieren ihre Weiterbildung privat, die Realität aber ist: Es gibt in Deutschland keine institutionalisierte Informatikausbildung für Lehrer. Damit steht und fällt aber eine flächendeckende digitale Schulbildung.
Der deutsche Bildungsföderalismus macht eine solche Vorgehensweise nicht einfacher. „Die Länder sollten ihre allzu oft präsente Ideologie beiseite schieben und stattdessen pragmatisch sein, sich besser abstimmen und überlegen, ob sie den Bund nicht doch verstärkt an Bord nehmen, anstatt reflexartig die Bildungshoheit vorzuschieben und sich gegen vermeintliche Einmischungen zu wehren“, sagt Albiez. „Alle Akteure, also Länder, Bund und Lehrerschaft, sind aufgefordert, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um Deutschland fit für die Zukunft zu machen.“
Albiez: „Deutschland ist eine der führenden Volkswirtschaften der Welt, und eine digitale Bildungsoffensive darf nicht an der Finanzierung scheitern. Es ist ein Kraftakt, aber wir dürfen unsere Zukunft nicht wissentlich aufs Spiel setzen. Wenn wir diesen Schritt nicht schaffen, ist unsere globale Wettbewerbsfähigkeit stark gefährdet.“
Weitere Informationen unter:
www.dellemc.de
(2) https://germany.emc.com/about/news/press/2017/20170825-01.htm
Lizenz: Pressemitteilung
Dies ist eine Pressemitteilung von DellEMC