Wachstum und Sicherheit im Einklang – Künstliche Intelligenz kann beides

von Armin Müller

Jeder, der in letzter Zeit über das Internet eine Reise gebucht hat, kennt ihn: den virtuellen Reiseberater, dem man rund um die Uhr Fragen zu seinem geplanten Urlaub stellen kann und der binnen Sekunden in Echtzeit antwortet. Die Antworten erscheinen wie bei einem Chat mit einem Freund neben dem Foto des Mitarbeiters. Dass die Antworten aber nicht von einem wirklichen Menschen, der am anderen Ende der Leitung in einem 24-Stunden Reisebüro sitzt, geschrieben werden, sondern von einem Chatbot, ist nicht allen Menschen bekannt. Was aber eigentlich auch nichts ausmacht, denn die Antworten des dahinter liegenden Computerprogramms sind dank Künstlicher Intelligenz (KI) erstaunlich hilfreich.

KI ist kein Roboter!

Und auch wenn wir Siri, Alexa oder Cortana nach dem Wetter fragen, einen Musikwunsch äußern oder uns nach den Öffnungszeiten der nächstgelegenen Zahnarztpraxis erkundigen, steckt auf mathematischen Algorithmen basierende, also „lernende“, Software dahinter, die wir Künstliche Intelligenz nennen. Manches mag Spielerei sein, manches erleichtert uns den Alltag…, – und ein Thema, bei dem es trotz aller Begeisterung einige Unsicherheiten gibt: Eine 2018 von VMware durchgeführte, europaweite Studie hat offenbart, dass 42 Prozent der deutschen Verbraucher häufig nicht genau wissen, was sich hinter der Technologie, die sie nutzen, verbirgt. 45 Prozent der deutschen Verbraucher halten KI fälschlicherweise für einen Roboter. Oft wird KI auch mit Maschinellem Lernen (ML) gleichgesetzt, wenngleich es da unterschiedliche Nuancen gibt. KI ist so etwas wie ein intelligentes System, das den menschlichen Ansatz beim Lösen von Herausforderungen imitiert. Maschinelles Lernen ist eine Art Erweiterung hiervon. Es nutzt riesige Datenmengen, um bestimmte Reaktionen zu automatisieren.

Die beiden Konzepte sind zwar nicht neu, wurden aber ermöglicht aufgrund von

  • großen Datenmengen, die von Systemen generiert werden,
  • Verfügbarkeit und Reichweite des Internets sowie
  • besserer Nutzung von Computing-Ressourcen.

In der Arbeitswelt ist KI schon in vielen Bereichen angekommen – so zum Beispiel in der Reisebranche, dem Einzel- und Online-Handel, aber auch im Gesundheitswesen. Hier ist KI auf zwei unterschiedliche Arten einsetzbar: Zum einen unterstützt sie bei der Behandlung, speziell bei Operationen, zum anderen kann sie aber auch in der Diagnostik und Prophylaxe wertvolle Unterstützung leisten. So kann KI Verletzungen analysieren und sogar während einer OP den Chirurgen per Sprachanweisung dabei unterstützen, den richtigen Schnitt zu setzen. Doch während im OP-Saal moderne Techniken Einzug gehalten haben, sind andere Krankenhaus-Bereiche deutlich veraltet. So kämpfen viele Krankenhausverwaltungen noch mit der Digitalisierung und verfügen über veraltete IT-Systeme. Gesundheitseinrichtungen müssen hier dringend in die Modernisierung der IT-Infrastruktur investieren.

Sicherheitsbedenken dürfen KI nicht behindern

Ein Grund, warum die Einführung moderner Technologien wie KI & Co, in vielen Bereichen dem Stand der Zeit hinterherhinkt, ist unter anderem das Misstrauen bezüglich möglicher Sicherheitslücken. Dabei ist Vielen gar nicht bewusst, wie sehr KI nicht nur das Wachstum antreiben, sondern sogar die eigene Sicherheit verbessern kann.

Software-Unternehmen haben Künstliche Intelligenz schon seit geraumer in ihre Lösungen integriert. Denn KI ist nicht nur in der Lage, den Systembedarf bei IT-Prozessen vorherzusagen und wichtige, aber oft lästige und langwierige Aufgaben zu automatisieren. Mit KI-Technologien lassen sich auch drohende Probleme und Sicherheitslücken bereits im Vorfeld identifizieren, ungewöhnliches Verhalten von Applikationen erkennen und automatisch eliminieren. Dies entspricht im Übrigen auch einem neuen, modernen Sicherheitsansatz, bei dem Security nicht mehr „um eine Lösung herum“ gebastelt wird, sondern den eigentlichen Systemen oder Applikationen inhärent ist.

 „Es muss von der Führungsebene offen kommuniziert werden, wie und wieviel KI im jeweiligen Unternehmen eingesetzt und wie der Schutz persönlicher Mitarbeiterdaten gewährleistet wird. Nur wenn Vertrauen da ist, darf und kann KI im Unternehmen voll zum Einsatz kommen und die Technologie zum Wachstum der Firma beitragen.“

Heutige Datenmenge durch den Menschen nicht mehr handlebar

In diesem Zusammenhang spielt auch die Analyse des Anwenderverhaltens eine wichtige Rolle. Intelligente Systeme im Rechenzentrum lernen, welche Mitarbeitergruppen auf welche Anwendungen wann üblicherweise zugreifen, können so Berechtigungen und Identitäten verwalten und verdächtige Unregelmäßigkeiten, etwa wenn ein Gerät abhanden gekommen ist, melden.

Das Bedürfnis der Mitarbeiter, immer und überall Zugriff auf Anwendungen zu haben, bedeutet nicht nur eine heterogene Hardware-Landschaft, sondern auch eine gesteigerte Komplexität bei der Verwaltung, wodurch Unternehmen anfälliger für Bedrohungen werden. Die Datenmenge, die aufgrund von Mitarbeiterinteraktionen entsteht – Anmeldezeit, Anmeldeziel, genutzte Anwendungen einzelner Abteilungen usw. –, übersteigt Milliarden von Einzelereignissen und mehrere Terabyte an Daten. Diese Informationsflut können Menschen manuell nicht in Zusammenhang bringen. Unternehmen müssen daher KI nutzen, um Angriffe mit möglichst wenig manuellem Verfahren abzuwenden, Erkenntnisse zu gewinnen und die wichtigsten Sicherheitsprobleme anzugehen. Dank Automatisierung können dann die erforderlichen Maßnahmen direkt umgesetzt werden, beispielsweise in Form einer Anwendung, die einer Person den Zugriff verweigert, oder einer Patch-Aktualisierung für eine bestimmte Gruppe von Geräten. Solche automatisierten Prozesse steigern die Produktivität

Vertrauen und Akzeptanz ist wichtige Basis

Voraussetzung für den Gebrauch von KI in einer Firma ist jedoch, dass die Angestellten Vertrauen in die neue Technologie haben. Dies kann nur durch Aufklärung erlangt werden: Es muss von der Führungsebene offen kommuniziert werden, wie und wieviel KI im jeweiligen Unternehmen eingesetzt und wie der Schutz persönlicher Mitarbeiterdaten gewährleistet wird. Nur wenn Vertrauen da ist, darf und kann KI im Unternehmen voll zum Einsatz kommen und die Technologie zum Wachstum der Firma beitragen.

Vorteile für Unternehmen

Es ist an der Zeit, dass moderne Arbeitsumgebungen auch moderne Management-Tools und eine automatisierte Bedrohungserkennung nutzen. Sicherheitsreaktionen müssen Teil des Übergangs zu einem KI-gestützten Personal sein. Es ist nicht mehr hinnehmbar, den Sicherheitsaspekt als Entschuldigung für Versäumnisse bei Innovationen heranzuziehen.

Unser Autor

Armin Müller, Vice President & Country Manager Germany bei VMware

Armin Müller ist seit September 2018 Vice President & Country Manager Germany bei VMware. In dieser Position trägt er die Gesamtverantwortung für VMware in Deutschland sowie für die lokale Unternehmensstrategie. Ziel ist es, gemeinsam mit Technologiepartnern aus dem VMware-Ökosystem Kunden auf dem Weg der digitalen Transformation zu begleiten und mit Lösungen aus den Bereichen Rechenzentrum, Cloud, Mobility, Netzwerk und Security zu unterstützen.

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