Studie „Realizing 2030: Die Zukunft der Arbeit“ von Dell Technologies zum Verhältnis von Menschen und Maschinen
Von: Ute Riester
Künstliche Intelligenz übernimmt immer mehr Arbeiten, die bislang den Menschen vorbehalten waren.
Werden unsere Arbeitsplätze bald durch Maschinen und intelligente Algorithmen ersetzt?
Eine neue Studie gibt Entwarnung.
Künstliche Intelligenz (KI) ist für viele immer noch ein Mysterium. Einige preisen sie als große Chance, andere verteufeln sie als Dystopie. Dabei ist sie bei genauer Betrachtung keins von beidem, sondern lediglich eine innovative Technologie mit viel Potenzial. Experten sehen in ihr eine Wegbereiterin für die nächste Stufe der Automatisierung. KI-basierte Anwendungen wie Datenanalyse, Prozessautomation, Chatbots oder sprachgesteuerte Applikationen finden eine immer weitere Verbreitung. Branchen wie die Fertigung, das Gesundheitswesen oder der Einzelhandel wurden durch KI bereits entscheidend geprägt und verändert. Da stellt sich natürlich die Frage: Welche Auswirkungen werden die KI und andere neue Technologien auf den Arbeitsmarkt der nächsten zehn Jahre haben? Welchen Chancen und Herausforderungen stehen Unternehmen und Arbeitnehmer gegenüber?
Für die Studie „Realizing 2030: Die Zukunft der Arbeit“ (1) hat Dell Technologies gemeinsam mit dem Institute for the Future (IFTF) diese Thematik untersucht und 4.600 Führungskräfte aus 42 Ländern nach ihrer Einschätzung befragt. Die Studie identifiziert dabei vier neue Technologien, auf deren Basis in den nächsten Jahren komplett neue Arbeitswelten entstehen könnten. Neben kollaborativer KI werden multimodale Schnittstellen, Extended Reality (XR) oder sicherere verteilte Ledger wie Blockchains zur Automatisierung von Zahlungsvorgängen nach Abschluss eines Arbeitsprozesses dafür verantwortlich sein, dass Mensch und Maschine partnerschaftlich zusammenarbeiten; wobei sich der Mensch zunehmend auf sinnvolle, kreative und nachhaltige Aufgaben konzentrieren wird.
Für Unternehmen werden dabei vor allem drei Themen wichtig: Chancengleichheit im Beruf, immersive Zusammenarbeit und Aufbau von KI-Kompetenz in Unternehmen.
KI verbessert Chancengleichheit im Beruf
Partnerschaften zwischen Mensch und Maschine werden gerechtere Arbeitsverhältnisse schaffen, da die Kandidaten nach ihren Fähigkeiten und nicht nach Geschlecht, Alter oder sonstigen Kriterien bewertet werden. Im Einstellungsprozess werden sich Unternehmen beispielsweise auf eine KI verlassen, um menschliche Vorurteile im Einstellungsprozess zu reduzieren. Chatbots checken dabei auf Basis der Daten aus Bewerbungsunterlagen oder Social-Media-Aktivitäten, ob ein Kandidat für eine bestimmte Stelle geeignet ist. Unter Umständen bieten sie ihm sogar eine passende Position proaktiv an, vielleicht sogar eine, von der er niemals gedacht hätte, dass sie für ihn karriererelevant sein könnte.
In den Unternehmen werden in den nächsten Jahren zunehmend digitale, KI-basierte Trainer eingesetzt werden, die die Lernbedürfnisse jedes Mitarbeiters erkennen, maßgeschneiderte Lernangebote zusammenstellen und sogar individuelle Feedbacks geben. Sie werden ihm zum Beispiel auf Basis eines vorhandenen Mitarbeiterprofils Vorschläge für die Vernetzung mit Kollegen machen, die ihn in seiner Arbeit unterstützen können. Das System zeigt dabei an, wer gerade an ähnlichen Projekten sitzt und vielleicht schon wertvolle Vorarbeit geleistet hat. Auf diese Weise können Unternehmen mittels einer KI die Bildung optimaler Teams am Arbeitsplatz steuern und gleichzeitig Anreize zur Steigerung von Produktivität, Arbeitsmoral und Mitarbeiterbindung schaffen.
Neue Technologien ermöglichen immersive Zusammenarbeit
In Zukunft werden Mitarbeiter auf ganz andere, immersive Weise zusammenarbeiten, da Technologien wie XR sie mehr als je zuvor unterstützen werden. Verfahren zur Zusammenarbeit in Echtzeit, die bereits in Gaming-, Coding- und verteilten Communities bekannt sind, werden auch zur Etablierung stärker vernetzter Arbeitsweisen eingesetzt. Der Begriff Extended Reality ist dabei ein Überbegriff für die gesamte Bandbreite der Virtualität und umfasst auch Zwischenstufen wie Mixed Reality (MR), Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR). Auf Basis XR-fähiger Tools können Team-Mitglieder mit dieser Technologie zum Beispiel komplexe Objekte gemeinsam und realitätsnah erkunden. Das virtuelle Objekt wird dabei etwa in einen Raum projiziert und kann dort gegebenenfalls auch manipuliert werden. Mit Blick- und Gestensteuerung können sich die Team-Mitglieder am Objekt entlangbewegen und Details diskutieren. Wenn nötig lassen sich auch real vorhandene Ressourcen wie Texte, Bilder und Videos einbinden. Auf diese Weise werden sich Beschäftigte über Grenzen und Zeitzonen hinweg in einem virtuellen Raum treffen, um dort ähnlich wie bei einem physischen Meeting gemeinsam an Projekten zu arbeiten.
KI-Kompetenz erweitert menschliche Fähigkeiten
KI wird die menschlichen Fähigkeiten erweitern, anstatt sie zu ersetzen. Doch um KI vollumfänglich nutzen zu können, müssen Mitarbeiter zunächst über entsprechende Kenntnisse verfügen. KI-relevantes Know-how in Bereichen wie Business Process Management, Machine Learning, Big Data oder die Entwicklung von KI-Algorithmen sollte daher nicht nur in der IT-Abteilung, sondern in der gesamten Organisation aufgebaut werden. Mitarbeiter, die mit KI vertraut gemacht wurden, werden beispielsweise Workflows managen, Aufgaben erledigen und die erfassten Daten leichter verstehen. Ein tiefgehendes Verständnis der KI sowie der Mensch-Maschine-Systeme kann so menschliches Potenzial freisetzen und Mitarbeiter von der Masse abheben. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass in der Arbeitswelt der Zukunft lebenslanges digitales Lernen die Grundlage zur Verbesserung individueller Karriere-Perspektiven für Mitarbeiter und Führungskräfte sein wird.
„Bevor Technologien wie KI ihre Vorteile entfalten können, gilt es, einige Herausforderungen zu meistern,
die nicht unbedingt technischer Natur sind“
Herausforderungen meistern
Bevor Technologien wie KI jedoch ihre Vorteile entfalten können, gilt es, einige Herausforderungen zu meistern, die nicht unbedingt technischer Natur sind:
- Algorithmische Vorurteile abbauen: Mitarbeiter müssen sicher sein können, dass die Auswertung ihrer Profile durch KI nicht dafür verwendet wird, um sie zum Beispiel auszusortieren. Eine vollständige Transparenz der Kriterien, die in algorithmischen Bewertungsverfahren verwendet werden, ist daher unerlässlich, um Vertrauen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern aufzubauen.
- Lücken in der digitalen Kompetenz schließen: Wenn die Mitarbeiter bis 2030 bei der Nutzung neuer Technologien fit sein sollen, müssen Unternehmen rechtzeitig damit anfangen, die digitalen Fähigkeiten und Talente ihrer Mitarbeiter zu schulen. Dazu müssen erfahrene Arbeitskräfte umgeschult und eine neue Generation von Arbeitskräften in den relevanten Technologien umfassend gefördert werden.
- Arbeitnehmerrechte und -schutz: Angesichts der sich ändernden Arbeitsbedingungen werden neue Richtlinien erforderlich sein, um die Arbeitnehmerrechte umfassend zu schützen. Die Führungsebene muss zudem Veränderungen in der Arbeitsorganisation vorantreiben, die mit dynamischen Arbeitsabläufen Schritt halten.
Trotz dieser von den Teilnehmern der Studie erkannten Herausforderungen glaubt die Mehrzahl der befragten Führungskräfte (83 Prozent), dass sich die Arbeit durch die Zusammenarbeit mit Maschinen positiv verändern wird. Roboter werden dabei die Fähigkeiten des Menschen ergänzen, indem sie ihn von monotonen und körperlich anstrengenden Arbeiten im industriellen Umfeld entlasten oder bei der Bewältigung komplexer und gefährlicher Aufgaben unterstützen. 86 Prozent der Befragten planen, die neuen Technologien auch im eigenen Unternehmen einzusetzen.
Über die Autorin
Ute Riester ist Senior Manager Field Product Management bei Dell Technologies Deutschland