// Dies ist ein Unternehmensbeitrag von Hitachi Vantara

Das Rennen um die Bedeutung der menschlichen Seele

Ein Gastbeitrag von Wael Elrifai, VP Hitachi Vantara*

Alle reden über das Internet der Dinge, aber was ist eigentlich so besonders daran, Maschinen miteinander zu vernetzen? Eigentlich nichts, außer dass es wieder einmal einen Schritt nach vorne geht in Sachen Geschwindigkeit, Automatisierung und Effizienz. Viel interessanter ist, was sich links und rechts von IT und Produktion so tut.

BrainTech-Startups wollen mittels IoT nämlich das “Internet des Körpers” entwickeln. Denn unser Körper liefert genau wie Produktionsmaschinen eine Unmenge an Daten, die im Gegensatz zu den Maschinen bisher meist brachliegen und daher hohes Potential für Wissenschaft und Wirtschaft bieten. Realisiert werden soll das Ganze mittels Sensoren und Geräten, die auf oder in den Körper platziert werden und Daten über eine Reihe von Variablen an Klinik- und Forschungsteams übermitteln.

Beim „Rennen um den menschlichen Körper“ sind Firmen wie Facebook oder Neuralink von Tesla-Gründer Elon Musk ganz vorne mit dabei. Sie wollen das Gehirn und Computer miteinander verbinden, um Krankheiten zu heilen, neue Wege der Computerbedienung zu ermöglichen oder Gedanken in die Cloud zu schicken. Wie sich das Ganze entwickelt und ob am Ende eine Horrorvision oder eine fantastische Zukunft herauskommt, das bleibt abzuwarten.

Braintech-Startups versuchen das Internet des Körpers nachzubilden

Wael Elrifai

Alles eine Nummer größer

Bestehende Fallstudien zeigen, dass Gehirn-Computer-Schnittstellen möglich aber leider nicht einfach sind. Denn der menschliche Körper hat andere Dimensionen, als man sie von klassischen Industrieszenarien her kennt. In Maschinenhallen gibt es oft nur binäre Situationen wie Heiß-Kalt oder An-Aus. Wer Gehirn und IoT verbinden will, der muss jedoch 100 Milliarden Informationen/Zustände in den Griff bekommen, denn im menschlichen Gehirn befinden sich im Schnitt 100 Milliarden Neuronen.

Will man den Körper und vor allem das Gehirn, Gedanken und Sinne mit Computern kommunizieren lassen, dann wird man einen Großteil dieser Neuronen berücksichtigen müssen. Dabei stellen allein schon 5% für Forscher eine enorme Herausforderung dar. Neben einer riesigen Menge an Zellen kommt hinzu, dass jedes Gehirn ein Unikat ist und sich darüber hinaus auch noch ständig verändert. Kurz gesagt, es ist kompliziert. Allerdings hat die Wissenschaft bisher immer irgendwie Möglichkeiten gefunden, neue und bessere Maschinen zu entwickeln, Daten effizienter zu nutzen und letztendlich noch bessere Ergebnisse sowie Profite zu generieren.

Neben einer riesigen Menge an Zellen kommt hinzu, dass jedes Gehirn ein Unikat ist und sich darüber hinaus auch noch ständig verändert. Kurz gesagt, es ist kompliziert.

Wael Elrifai

Gedanken lesen nicht ausgeschlossen

Die Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen (Brain-Computer-Interface, kurz BCI) ist weiter fortgeschritten als allgemein bekannt. So hat die Johns Hopkins University bereits Roboterarme entwickelt, die der Benutzer durch Sensoren steuern kann, die direkt an seinem Nervensystem befestigt sind. Und die Forscher der University of California haben es geschafft, Gehirnwellen in einen Text zu übersetzen, indem sie neuronale Echtzeit-Spracherkennungssoftware und eine geringe Menge an Trainingsdaten verwendeten. In klinischen Fallstudien ist es bereits gelungen, dass vollständig gelähmte Menschen mit der Kraft ihrer Gedanken über einen Computer kommunizieren oder einen Rollstuhl lenken können. Technisch werden dabei Signale aus einem EEG (Elektro-Enzephalogramm) ausgelesen, analysiert und dann über Machine-Learning-Systeme in Steuersignale umgesetzt.

Es existieren auch bereits Lösungen, die BCI praktisch nutzen. Dazu gehören beispielsweise Cochlea-Implantate. Diese Geräte helfen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen beim Hören, Geräusche, insbesondere Sprache, besser zu verstehen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Hörgeräten, die im Prinzip nur Signale verstärken, also alles einfach nur lauter klingen lassen, verwenden Cochlea-Implantate elektrische Signale, die direkt den Hörnerv zum Gehirn stimulieren.

Die Visionen reichen weit. Einige glauben gar, dass Menschen in Zukunft in der Lage sein werden, Gedanken zu lesen? Keiner weiß, ob das erreichbar ist, aber ausschließen möchte ich es mit Rückblick auf die bisher erreichten technologischen Erfolge nicht. Bereits heutzutage lassen sich Roboter mit dem menschlichen Gehirn steuern – wenn auch nur rudimentär. Wenn das auch in umgekehrte Richtung funktioniert, könnte man sich vielleicht sogar eine neue Fremdsprache oder hohe Mathematik implantieren lassen – das hätte wieder einen gewissen Charme.

Nervenzelle (künstlerische Darstellung): In einem Gehirn sind ca. 100 Millarden Neuronen miteinander verbunden. Dies ist eine enorme Herausforderung für die Wissenschaft. Dabei verändern diese Neuronen ihre Beziehungen untereinander ständig.

Einzeln stark, im Team noch stärker

Bereits heutzutage lassen sich Roboter mit dem menschlichen Gehirn steuern – wenn auch nur rudimentär.

Wael Elrifai

Die aufgeführten Beispiele verdeutlichen das Potential der Technologie. Kein Wunder also, dass immer mehr Unternehmen bereit sind, in die Zukunft von BCI zu investieren. So auch der Hitachi-Konzern, der auch in der Gesundheitsbranche aktiv ist. Das Unternehmen unterstützt bereits heute Krankenhäuser dabei, einen strategischen Umgang mit Daten zu entwickeln, um so den Patienten eine bessere Versorgung zu bieten. Zudem stellt man Kliniken Mittel zur Verfügung, damit Ärzte die Genomik ihrer Patienten leichter sequenzieren und die Daten mit einer Präsenzbibliothek vergleichen können.

Allerdings wird kein Unternehmen alleine die Herausforderungen bewältigen können. Dafür sind die 100 Milliarden einfach eine zu große Zahl. Hitachi ist daher Mitglied der Alliance for Internet of Things Innovation, um IoT-Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten in Branchen wie dem Gesundheitswesen zu unterstützen.

Über die AIOTI-Initiative

AIOTI wurde 2015 von der Europäischen Kommission initiiert, um den Dialog und die Interaktion zwischen den IoT-Akteuren in Europa zu stärken, zur Schaffung eines dynamischen europäischen IoT-Ökosystems beizutragen und die Einführung des IoT zu beschleunigen. Zu den Mitgliedern gehören die wichtigsten europäischen IoT-Akteure – große Unternehmen, erfolgreiche KMU und dynamische Start-ups – sowie Forschungszentren, Universitäten und Verbände.

Zu den Zielen zählen die Förderung der Erprobung, Replikation und Einführung des IoT, die Unterstützung der Konvergenz und Interoperabilität von IoT-Standards, die Sammlung von Erkenntnissen über Markthemmnisse für die Einführung des IoT sowie die Kartierung und Überbrückung der IoT-Innovationsaktivitäten auf globaler Ebene, in der EU und in den Mitgliedstaaten.

Die Zukunft ist bereits da

Man könnte denken, dass dies alles nur Zukunftsmusik ist. Aber auch wenn echtes BCI noch ein paar Jahre auf sich warten lassen wird, zeichnet sich die Entwicklung deutlich ab: Allein in Deutschland nutzen bereits über sechs Millionen Menschen Wearables und Apps zur Analyse ihrer Gesundheitsdaten. „Self Optimization” für optimalen Schlaf oder bessere Fitness ist ein großer Trend. Technologie hilft in dem Konstrukt dabei, Daten zu gewinnen, auszuwerten und so neue Erkenntnisse zu erhalten, um sich selber weiter zu entwickeln und Dinge effektiver und “besser” zu machen.

Aber natürlich gibt es auch berechtigte ethische und datenschutzrechtliche Bedenken. Menschliche Körper zu vermessen und zu analysieren sollte vorrangig dazu dienen, individuell die eigene Gesundheit zu verbessern. Kursierende Vorstellungen, die nur nach Profitmaximierung oder mehr nach Science Fiction als nach Science Fact klingen, sollte man immer kritisch hinterfragen.

Daten bilden den neuen Mittelpunkt aller Innovationen, neuem Denken, neuen Ideen und neuen Lösungen. Daten werden zu einem der mächtigsten Werkzeuge, und wenn sie richtig eingesetzt werden, können sie der Menschheit und der Forschung helfen, sich weiter zu entwickeln. Dabei obliegt es der Verantwortung der Menschen, sie richtig zu verwenden. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das Rennen um die menschliche Seele ausgeht.

Daten werden zu einem der mächtigsten Werkzeuge.

Wael Elrifai

Über den Autor:

*Wael Elrifai ist VP, Digital Insights Solution Engineering bei Hitachi Vantara und außerdem als Buchautor und öffentlicher Redner im Bereich AI & IOT tätig. Der diplomierte Elektroingenieur und Volkswirt ist Mitglied der Association for Computing Machinery, der Special Interest Group for Artificial Intelligence, der Royal Economic Society und des Royal Institute of International Affairs.