Digitale Transformation
„Die interpretierbare KI hat sich im Mainstream etabliert.“
Everyday AI
Florian Douetteau, Gründer von Dataiku plädiert für Daten in den Händen von vielen, nicht von einigen wenigen, wenn die Nutzung von KI zu einem echten Unternehmenswert werden soll!
Herr Douetteau, welche neuen Trends treiben gerade die digitale Transformation an?
Sicherlich gibt es inzwischen viele Erfolgsgeschichten von Unternehmen, die KI im großen Maßstab einsetzen – es gibt kaum noch Zweifel an dem erzielten Business Value!
Das schafft Wettbewerbsdruck für die Unternehmen, die diese Möglichkeiten noch nicht nutzen. Über alle Branchen hinweg sehen wir, dass datengetriebene Entscheidungsfindung das Firmenwachstum auf die nächste Stufe heben kann. Ein Beispiel hierfür wäre die GE Aviation, wo dadurch besser und schneller agiert werden kann – und zwar in ganz verschiedenen Funktionen innerhalb des Unternehmens: Nicht nur in Engineering, sondern auch in SupplyChain/Logistics oder auch Finance.
Das trifft nicht nur auf diesen Fall zu: Unterschiedliche Bereiche in Unternehmen beginnen über punktuelle Einzelfälle hinaus systematisch KI in ihre Geschäftsprozesse zu implementieren und diese Erfolge zu teilen. Mit der weitergehenden Nutzung tauchen neue Fragen auf: Zum Beispiel nach der Customer Lifetime Value, der Governance von Anwendungsfällen und beteiligten Personen oder der Ausweitung auf das gesamte Unternehmen. Genau das sind Fragen, die die Aufmerksamkeit des Vorstands erfordern – denn hier ist nicht nur ein Einzelkämpfer gefragt.
Florian Douetteau
Welche Bedeutung hat die Demokratisierung von Daten im Rahmen von KI-Projekten?
Ohne die Demokratisierung von Daten arbeiten Teams von Data Scientists in ihrem eigenen Silo oder gar Elfenbeinturm. Das ist sicherlich eine Möglichkeit, doch Unternehmen verschenken hier eine Menge Potenzial, das in der Organisation steckt.
Außerdem ist der Markt für Experten in diesem Bereich begrenzt, sodass es oft gar nicht so einfach ist, passende Kandidaten zu finden. Viele unserer Kunden berichten darüber hinaus, dass es nicht ausreicht, nur neue Data Scientists einzustellen.
Warum also nicht die Wirkung der KI-Wertschöpfung vervielfachen, indem wir die Kollegen aus den Geschäftsbereichen mit ihrem umfangreichen Praxiswissen in den Entwicklungsprozess einbeziehen? Das bedeutet, dass Sie eine größere Anzahl von Mitarbeitern in die Lage versetzen, in kürzerer Zeit einen geschäftlichen Mehrwert zu schaffen. Im Grunde nutzen Sie auf diese Weise die kollektive Intelligenz des Unternehmens.
Die Expertenteams sind deshalb aber keineswegs überflüssig: Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Qualitätskontrolle, beim Coaching der Mitarbeiter innerhalb des gesamten Unternehmens und bei der Vorbereitung noch fortschrittlicherer Lösungen.
So haben beispielsweise die Data Scientists von Unilever ein Plug-in für die Stimmungsanalyse in sozialen Medien entwickelt, das von Analysten auf Marktebene genutzt werden kann.
Ohne die Demokratisierung von Daten arbeiten Teams von Data Scientists in ihrem eigenen Silo oder gar Elfenbeinturm.
Welche Wettbewerbsvorteile haben Unternehmen, die alle Abteilungen und Mitarbeitenden in KI-Projekte integrieren?
Das ist eine gute Frage! Indem Sie Ihre Belegschaft aktiv in eine solche Initiative einbeziehen, verwandeln Sie sicherlich ein diffuses „Wir wollen datengesteuert sein“ in eine konkrete Chance für alle Fachexperten, ihre Anwendungsfälle umzusetzen. Wenn die Geschäftsbereiche an der Entwicklung von KI-Projekten beteiligt sind und einen transparenten Einblick in die Arbeit erhalten, steigt auch das Vertrauen in die durch KI gewonnenen Erkenntnisse. Durch die Einbettung in einen klaren Workflow können Sie auch das Projektmanagement und die Governance in den Teams im Auge behalten, was gerade in stark regulierten Bereichen wie z. B. der Finanz- oder Pharmaindustrie mit hohen Risiken in Bezug auf Compliance oftmals eine Herausforderung darstellt.
Wir sind davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit nur dann möglich ist, wenn verschiedene Personengruppen mit einer „Hands-on“-Mentalität zusammenarbeiten, um innovative KI bereitzustellen. Das führt zu besserem Design, einer schnelleren Bereitstellung und höherem Wert bei geringerem Risiko. Zum Beispiel hat unser Kunde Etihad Airways – basierend auf dem zu erwartenden Passagiervolumen – ein Planungssystem zur Optimierung der Anzahl geöffneter Check-in-Schalter entwickelt. Das realisiert nicht nur Kosteneinsparungen im Millionenbereich, sondern steigert auch die Kundenzufriedenheit.
Welche Voraussetzungen müssen hierzu geschaffen werden und wie unterstützen Sie Ihre Kunden dabei?
Wir haben bei Dataiku in den vergangenen Jahren einen starken Investitionsfokus auf Bereiche gelegt, die über den Softwareverkauf hinausgehen. Das bedeutet, dass wir Kunden bei komplexen Themen wie Datenintegration, Teamtraining und Vision rund um Themen wie Daten- und KI-Governance unterstützen. Dazu wurde eine Data Academy aufgebaut, die es ermöglicht, unseren Nutzern skalierbare Lernmöglichkeiten für unser Produkt Dataiku DSS zu bieten. Unsere Expertenteams arbeiten alle auf das gleiche Ziel hin: Unseren Kunden zum Erfolg verhelfen.
„Wir wollen unseren Kunden helfen, transparente, wiederverwendbare und skalierbare KI- und Analyseprogramme zu erstellen – nicht nur einen weiteren PoC!“
Warum ist die Einbindung von KI in sämtliche Geschäftsprozesse wichtig für die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen und deren Geschäftsmodelle?
Ganz klar: Um den Grundstein für den zukünftigen Geschäftserfolg zu legen! Es herrscht ein breiter Konsens, dass der Einsatz von KI die Transformation von ganzen Industrien durch Kostenreduktion, besseres Risikomanagement und betriebliche Optimierung beschleunigt. Das bedeutet Wachstum und auch zusätzliche Innovation, davon zeugen die zahlreichen Erfolgsgeschichten von unseren Kunden.
Fragen Sie sich doch mal: Was wäre, wenn Ihre Konkurrenz KI erfolgreich anwendet und plötzlich Ihr Geschäftsmodell auf dem Spiel steht? Das ist sozusagen der böse Zwilling der Opportunitätskosten, die entstehen, wenn man sofort auf jeden Trend aufspringt, ohne zu wissen, was es bringt.
Interessanterweise entscheiden sich Unternehmen für Dataiku, wenn sie sich genau in diesem Spannungsfeld befinden. Die Unternehmen erkennen bereits, wie wichtig KI und Data Science sind, um ihr Unternehmen voranzubringen. Sie sehen das Potenzial und haben auch bereits die ersten konkreten Anwendungsfälle vor Augen. Doch die nächste Phase mit der Skalierung der KI von einem isolierten, offensichtlichen Anwendungsfall auf das gesamte Unternehmen ist kein einfaches Unterfangen – diese Herausforderungen zu lösen ist einer der Gründe, warum es Dataiku gibt!
Welche Aufgaben übernimmt in diesem Kontext Ihre KI-Plattform?
Unsere Kernaufgabe ist es, die Nutzung von Daten und KI für alle zugänglich zu machen, damit sie außergewöhnliche Geschäftsergebnisse erzielen können – und zwar reibungslos, schnell und bei gleichzeitiger Beachtung von Governance.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Unternehmen viel Geld für Proofs of Concept (PoC) ausgeben, die es nur selten in den produktiven Zustand schaffen. Das ist sicherlich weder effizient noch effektiv. Experimente sind wichtig, aber man sollte die Kosten und längerfristige Betriebskosten im Auge behalten, bevor sie nicht mehr tragbar sind. Wenn man nur an die Kosten für die Implementierung eines einzelnen Anwendungsfalls denkt, wird das Gesamtbild nicht erfasst: Die Verwaltung des Lebenszyklus eines Modells, sein Einsatz in der Produktion, die Überwachung seiner Leistung und die damit verbundenen Machine-Learning-Operationen (MLOps) sind die Bereiche, in denen wir mit unserem systematischen Ansatz unterstützen können.
Da wir sowohl No-Code- und Low-Code-Anwender als auch Full-Code-Anwender ansprechen, haben wir in unsere Dataiku Academy, Tutorials und Selfservice-Inhalte sowie in unsere Customer-Success- und Implementierungsteams investiert, um unsere Kunden auf ihrem Weg zu unterstützen.
Wir wollen unseren Kunden helfen, transparente, wiederverwendbare und skalierbare KI- und Analyseprogramme zu erstellen – nicht nur einen weiteren PoC!
Zur Person
Florian Douetteau ist Chief Executive Officer von Dataiku, einer Plattform, die den Zugang zu Data Science demokratisiert und es Unternehmen ermöglicht, ihren eigenen Weg zu künstlicher Intelligenz zu finden. Das Unternehmen hat bis heute 145 Millionen Dollar eingeworben und hat Hunderten von Großunternehmen auf der ganzen Welt den Weg zu Enterprise AI geebnet.
Florian begann im Alter von 20 Jahren in der Startup-Welt zu arbeiten und hat seitdem nicht mehr aufgehört. Er liebt kreatives Schreiben (siehe AI Musings für einen kleinen Vorgeschmack), das Spielen mit echten und künstlichen Sprachen sowie alle Brett- oder Bildschirmspiele, bei denen er noch eine Chance hat, seine Kinder zu schlagen.
Außerdem engagiert er sich für Paris, die Stadt, in der er geboren wurde, aufgewachsen ist, die er liebt und in der er lebt. Florian investiert in Unternehmen und Tech-Gründer und unterstützt sie, um einen kleinen Beitrag zum wachsenden Pariser Tech-Ökosystem zu leisten.
Was lautet Ihre Mission, hier im Hinblick auf Ihren Leitsatz „Everyday AI, Extraordinary People“?
Wir glauben, dass „Everyday AI“, also die Nutzung von KI in einem ausreichenden Maße, um zu einem Unternehmenswert zu werden, die Demokratisierung von Daten erfordert. Das heißt: Daten und auch Modelle in den Händen von vielen, nicht von einigen wenigen! Dabei darf man natürlich nicht die Zugangsberechtigungen und Governance außer Acht lassen.
Aus diesem Grund haben wir eine Plattform entwickelt, die es den Menschen ermöglicht, an KI-Projekten teilzuhaben – wo und wer auch immer sie sind (Techniker oder Nicht-Programmierer, Data Scientists, Ingenieure, Architekten oder Analysten) und unter Einhaltung von Governance und Compliance. Folglich bieten wir eine zentrale Plattform für verteilte oder remote Teams und stellen Ressourcen zur Verfügung, um schneller und intelligenter zusammenzuarbeiten und eine datengetriebene Organisation zu schaffen.
In Zeiten des wirtschaftlichen Wandels zeigt es sich besonders stark, wenn sich Unternehmen nicht einfach anpassen können. Deshalb sind Agilität und Elastizität bei KI-Bemühungen heute wichtiger denn je.
„Wir bieten eine zentrale Plattform für verteilte oder remote Teams und stellen Ressourcen zur Verfügung, um schneller und intelligenter zusammenzuarbeiten und eine datengetriebene Organisation zu schaffen.“
Was raten Sie Unternehmen und Organisationen, die sich gerade aufmachen um „data-driven“ zu werden?
Anfangen – und zwar wirklich mit der Implementierung konkreter Anwendungsfälle!
Ob Sie es glauben oder nicht: Die Kunden, mit denen wir am besten zusammenarbeiten, sind diejenigen, die denken, dass sie noch nicht so weit sind und dass sie erst noch planen, analysieren und technische Grundlagen schaffen müssten. Sie sehen ein diffuses Ziel von „datengetrieben“, das sich nur auf die Technologie konzentriert und weniger auf die Menschen oder das Change-Management.
Das bedeutet, dass unser Hauptaugenmerk darauf liegt, herauszufinden, wie und wo unsere Kunden die größten Fortschritte in der KI machen können, die mit ihren eigenen strategischen Zielen übereinstimmen – natürlich unter Berücksichtigung von Governance und Compliance!
Dataiku ist so konzipiert, dass es in Ihre Unternehmenskultur eingebettet ist, KI entmystifiziert und es jedem – unabhängig von seinen Programmierkenntnissen – ermöglicht, die Möglichkeit der Data Science zu nutzen, um geschäftlichen Mehrwert zu erzielen.
Sie sind einer der weltweit erfolgreichsten KI-Anbieter, welche Innovationen können wir in Zukunft noch erwarten?
Unsere jüngsten Produktinnovationen drehen sich um drei strategische Themen:
- Schnelleres Testen und Bereitstellen von robusten und nachvollziehbaren ML-Modellen mit neuen Funktionen während des gesamten Lebenszyklus der Modellentwicklung
- Einfacheres und skalierbareres Management von Datenprojekten jenseits von Einzelpersonen, Gruppen und (globalen) Standorten
- Weitere Demokratisierung von KI durch zusätzliche Funktionen für Anwender und Konsumenten von Datenprojekten mit weiterhin leichtem Zugang auch für Nicht-Programmierer
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Als Mitarbeiter- bzw. Employee-Enablement wird die Praxis beschrieben, Mitarbeiter möglichst vielseitig zu schulen, um sie so im Arbeitsalltag polyvalenter zu machen. Enablement befähigt Mitarbeiter, fortgeschrittene Aufgaben auszuführen und komplexe Tasks zu meistern. Dadurch können Aufgaben im Laufe der Zeit immer flexibler delegiert werden, Kompetenz-Hierarchien verflachen und die Mitarbeiter bekommen das berechtigte Gefühl, dass in sie investiert wird, was die Wertschätzung ihrerseits dem Unternehmen gegenüber stärkt. Enablement sorgt für hohe Bindungsraten, da eine solche Unterstützung den Mitarbeitern das Gefühl gibt, dass ihre Leistung anerkannt wird.
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Die digitale Transformation gewinnt immer mehr an Fahrt, dabei stehen momentan technologische Aspekte noch an erster Stelle. Betrachtet man jedoch die Innovationskraft von Unternehmen, so spielt die Unternehmenskultur eine tragende Rolle. Es wird deutlich, dass beide Themen eng miteinander verknüpft sind. Unternehmen, die nicht auf die digitale Unternehmenskultur setzen, können Innovationen nur schwer und sehr langsam umsetzen. Aber wie kann es Unternehmen und Führungskräften gelingen, den „Cultural Change“ erfolgreich zu gestalten? Also zunächst funktionieren digitale Arbeitsweisen nicht in starren Hierarchien und abgeschotteten Silos.
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