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Frauen als Gestalterinnen der digitalen (R)Evolution ins Visier nehmen

Die Arbeits- und Wirtschaftswelt wandelt sich. Digitalisierung und Industrie 4.0 sind große Veränderungsthemen der Gegenwart. Weibliche Experten sind zu diesen Themen jedoch kaum sichtbar. Dabei bewerten Frauen die anstehenden Veränderungsprozesse nicht nur positiv, sondern sehen gleichzeitig auch große Gestaltungsspielräume. Das ergab die women&work-Besucherinnenumfrage, die im Rahmen von Europas größtem Messe-Kongress am 4. Juni 2016 unter 181 Kongressbesucherinnen in Bonn durchgeführt wurde.

59% der befragten Frauen gehen davon aus, dass die Vierte Industrielle Revolution die Welt positiv verändern wird, während 11% mit einer negativen Entwicklung rechnen. 25% vermuten, dass der derzeitige digitale Change Arbeitsplätze schaffen wird. Genauso viele gehen jedoch auch von der Vernichtung von Arbeitsplätzen aus. 11% der befragten Frauen ist das Thema der digitalen (R)Evolution gänzlich unbekannt und 3% gaben an, dass ihnen diese Veränderung Angst macht.

Insgesamt bewerten Frauen Veränderungen positiv. Unternehmen sollten diese Erkenntnisse nutzen und Frauen nicht nur stärker in Veränderungsprozesse einbinden, sondern ihnen auch mehr Verantwortung in Zeiten des Wandels übertragen.

Wer Frauen nicht in die Digitalisierung einbindet, verliert Zukunft

Das World Economic Forum hat Anfang des Jahres 2016 prognostiziert, dass Frauen zu den Verliererinnen der digitalen Transformation zählen werden. Warum? Weil sie nicht nur in technischen Berufen, sondern auch an vielen wichtigen Schaltstellen in Forschung und Entwicklung sowie im (Top-)Management nicht vertreten sind. Sie fehlen überall dort, wo momentan die Weichen der Zukunft gestellt werden.

Frauen spielen in Veränderungsprozessen eine entscheidende Rolle. Nicht nur, weil sie 50 Prozent der Bevölkerungsgruppe darstellen, sondern weil sie mit anderen Denkhaltungen und Erfahrungshorizonten wertvolle und nachhaltige Impulse geben können und müssen, um die technologische Marschrichtung zu gestalten.

Empathie, Kreativität, Kooperation, Netzwerkdenken, Führen auf Augenhöhe, Verzicht auf Hierarchien, nachhaltiges Zukunftsdenken – das sind weibliche Kompetenzen, die gefragt sind und helfen, eine menschengerechte Zukunft zu gestalten. Fehlen Stimmen, Meinungen und Erfahrungen der Frauen, wird der Transformationsprozess ungünstig einseitig.

Frauen im Zeitalter der Digitalisierung als eine wertschöpfende Zielgruppe anzusehen und langfristige Frauenförderung nicht nur auf die Schaffung von Betriebskindergärten zu reduzieren, ist daher eine der größten unternehmerischen Herausforderungen der Gegenwart. In einer Zeit, in der Wandlungsfähigkeit über die Zukunft von Unternehmen entscheidet und in welcher der globale Wettbewerbsdruck stetig zunimmt, ist eine vielfältige Belegschaft die elementare Grundvoraussetzung für die Zukunftssicherung des eigenen Unternehmens. Eine vielfältige Belegschaft bietet den Nährboden für Innovationen, denn je größer der Reichtum an Lebenseinstellungen, Kenntnissen und Erfahrungen innerhalb der Belegschaft ist, desto größer ist das (kreative) Potenzial, das eine Firma entfalten kann.

Um in der digitalen Wirtschaft neue Ideen generieren, Prozesse optimieren oder Servicedienstleistungen implementieren zu können, benötigen Teams verschiedene Sichtweisen auf unterschiedliche Problemstellungen. Und die können nur aus einer Gruppe der Vielfalt kommen. Dazu gehören zu 50 Prozent die Frauen.

Von einer frauenfreundlichen Unternehmenskultur profitieren alle

Unternehmen, die Frauenförderung ernst nehmen, leiten einen nachhaltigen Change-Prozess ein, denn authentisch gelebtes Diversity-Management verändert, wie alle anderen Veränderungsprozesse auch, die DNA eines Unternehmens. Um Ambivalenzen in der Belegschaft weitestgehend zu vermeiden ist es hilfreich, wenn das Top-Management transparent für die Veränderungen wirbt, selbst mit gutem Beispiel voran geht und innerhalb des Unternehmens Foren für Kooperation und Kommunikation schafft.

Frauen sind Inkubatoren für flexiblere Arbeitszeiten – von denen auch Männer profitieren. Doch flexible Arbeitszeiten haben noch eine viel tiefergehende Wirkung, denn flexible Arbeitszeiten sorgen zu einem Entstressen von famlienintensiven Lebensphasen, fördern die Kreativität und sind nicht nur bei den Frauen, sondern auch bei der Generation Y ein wesentlicher Faktor für eine hohe Arbeitgeberattraktivität.
Die Förderung von Frauenkarrieren bedeutet für viele Unternehmen eine echte Frischzellenkur für die gesamte unternehmerische Organisation, denn auch neue Karrieremodelle, Führen in Teilzeit oder Jobsharing lockern Präsenzkulturen auf und bilden die Grundlage für agiles Arbeiten – eine der Kernvoraussetzungen, um den digitalen Wandel wertschöpfend gestalten zu können.

Anforderungen von Frauen an potenzielle Arbeitgeber

 

Worauf können und sollten Unternehmen achten, wenn sie sich als attraktiver Arbeitgeber in der Zielgruppe der Frauen einen Namen machen möchten?
Dieser Frage ist die AGENTUR ohne NAMEN im Jahr 2014 in einer bundesweiten Studie nachgegangen und hat knapp 3.000 Frauen nach ihren Wünschen und Anforderungen an potenzielle Arbeitgeber befragt.

Das Ergebnis: 98,6 % wünschen sich ein „offenes, diskriminierungsfreies Betriebsklima“, 97,5 % achten auf die „kollegiale Zusammenarbeit“ und 95,2 % legen Wert auf eine „Anerkennungskultur“.
Die drei wichtigsten Faktoren sind echte „Wohlfühl-Faktoren“. Und auch sie sind ernstzunehmende Indikatoren dafür, dass ernstgemeinte Frauenförderung Unternehmenskulturen langfristig positiv verändert. Die jährlichen Gallup-Studien zeigen nämlich sehr deutlich, dass Demotivation am Arbeitsplatz mit einem schwachen Führungsverhalten, fehlender Anerkennung und einem schlechtem Betriebsklima einhergehen. Die Opportunitätskosten sind immens.
Auch an dieser Stelle erweisen Frauen den Unternehmen einen echten Gefallen. Denn würden diese von den Frauen gewünschten Top-Anforderungen flächendeckend in Corporate Germany umgesetzt, würde die deutsche Wirtschaft einen unglaublichen Produktivitätsschub erleben, der zu deutlich mehr Zufriedenheit und Commitment seitens der Mitarbeitenden führt.

Für Männer neu, für Frauen schon lange berufliche (Lebens-)Realität

 

Im Zuge der Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt. Teilzeit, Selbständigkeit, Arbeiten auf Abruf, Projektarbeit oder Freelance-Tätigkeiten gewinnen an Bedeutung. Für Frauen sind diese so genannten „prekären Arbeitsverhältnisse“ schon lange Realität, denn oft bleiben und blieben ihnen kaum andere Möglichkeiten, um Beruf und Familie zu vereinbaren.

Erstmals jedoch betreffen diese neuen Arbeitsmodelle nun auch in zunehmendem Maße die Männer. Arbeits- und Berufsidentitäten verändern sich. Während Karrieren früher eher linear (nach oben) verliefen, ähneln sie heute immer öfter einer kurvenreichen Straße, die den Blick auf den Horizont verstellt. Patchwork-Karrieren nehmen zu. Und während man früher einen Job für’s Leben hatte, hat man heute eher ein Leben voller Jobs. Auch diese Arbeits-Realitäten sind für Frauen nicht ungewöhnlich. Karrierebrüche durch Familienzeiten oder berufliche Neuorientierung im Rahmen des Wiedereinstiegs sind bis heute immer noch eher die Regel anstatt eine Ausnahme.

Auch von dieser beruflichen Flexibilität können Unternehmen profitieren, denn wer in der heutigen Arbeitswelt erfolgreich bleiben will, muss mit Umbrüchen umgehen können. Wandlungsfähigkeit wird zur Tugend im digitalen Zeitalter. Das ergab auch die Umfrage „HR Future-Trends 2016“, ebenfalls jährlich durchgeführt von der AGENTUR ohne NAMEN.

Unter den Top 5 der wichtigsten Zukunftskompetenzen wurden folgende Skills genannt:

1. Veränderungsbereitschaft (85,7 %)

2. Fähigkeit, mit unterschiedlichen Menschen zu arbeiten (68,8 %)

3. Querdenken (67,5 %)

4. Geistige/mentale Flexibilität (61,0 %)

5. Interkulturelle Kompetenz (59,7 %)

Diese Kompetenzen sind eine direkte Antwort auf die momentane Veränderungsdynamik in der Wirtschafts- und Arbeitswelt.
Für alle am Arbeitsmarkt Teilhabenden bedeutet diese Veränderung auch eine immerwährende Neusortierung von vorhandenen Kenntnissen, Fähig- und Fertigkeiten. Es wird zunehmend wichtiger, die eigene Berufspersönlichkeit an sich permanent verändernde Business-Modelle anpassen zu können. Und auch hier können Frauen punkten und beispielhaft voran gehen, denn weibliche Karrieren der Vergangenheit und Gegenwart sind – immer noch stärker als die der Männer – gekennzeichnet durch lebensphasenorientierte Veränderung und Anpassung.

Veränderung & Transformation als Schwerpunktthema auf der women&work 2017

Der Messe-Kongress women&work greift das Thema „Veränderung und Transformation“ als Kongressschwerpunkt auf. Im Fokus von über 50 Vorträgen und Podiumsdiskussionen werden Digitalisierung und Fortschritt thematisiert – ebenso wie die Frage, welche Berufe und Kompetenzen der „Arbeitsmarkt 4.0“ verlangt und welche Folgen die „New Work-Ökonomie“ haben wird.

Diskutiert wird auch die Frage, welche Rolle Frauen im Zeitalter von Digitalisierung und Automatisierung spielen. Neben über 100 Unternehmen, die den Messe-Kongress nutzen, um sich als attraktiver Arbeitgeber in der Zielgruppe der Frauen zu positionieren, werden prominente Gäste erwartet.

Um ca. 10:40 eröffnet Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries die women&work. „Wir erleben momentan einen der größten Transformationsprozesse“, sagt sie in ihrem Grußwort zur women&work und fügt weiter hinzu: „Natürlich müssen Frauen diesen Prozess mitgestalten. Nicht nur machen wir die Hälfte der Weltbevölkerung aus; unsere erfolg- und einflussreiche Teilnahme am (digitalisierten) Wirtschaftsleben ist außerdem unabdingbar für das Wachstum jeder Volkswirtschaft.“

Und auch Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, wird am 17. Juni von 13:00 – 14:30 Uhr auf der women&work in Bonn erwartet. Er sagt: „Die Digitalisierung kann zum Gewinnerthema werden, wenn wir  unser Land modernisieren und neue Anreize für Wachstum, Innovation und Gründergeist schaffen. Frauen müssen in diesem Prozess unbedingt dabei sein.“

 

Weitere Informationen zur women&work gibt es unter www.womenandwork.de.
Der Messebesuch ist kostenfrei.
SAVE THE DATE:
women&work
17. Juni 2017
9:30-17:30 Uhr
World Conference Center Bonn | Erweiterungsbau
Platz der Vereinten Nationen 2 | 53113 Bonn

 

 

Autorin:

Melanie Vogel: Unternehmerin | VUCA-Expertin | Zukunfts-Philosophin

 

 

Melanie Vogel ist seit fast 20 Jahren passionierte Unternehmerin.
Futability®, Innovation und Leadership sind ihre Kernthemen, die sie nicht nur als Dozentin an der Universität zu Köln unterrichtet, sondern auch in Vorträgen, Keynotes, Webinaren und Seminaren mit Unternehmern und Führungskräften teilt.

 

Das von ihr entwickelte „Futability®-Konzept“ ist ihre Antwort auf die VUCA-Welt – eine Welt dauerhafter und radikaler Veränderungen. Ihr mit dem NiBB Innovationspreis ausgezeichnetes Buch „Futability® – Veränderungen und Transformationen bewältigen und selbstbestimmt gestalten“ ist im Februar 2016 erschienen und kann online bestellt werden unter www.futability.com. Ihr zweites Buch „Raus aus dem Mikromanagement“ ist seit Februar 2017 unter www.mikro.management erhältlich.