Vorreiter in Sachen e-Health

Interview

Die Digitalisierung treibt die Gesundheitsbranche. Die Implementierung digitaler Technologien optimiert Prozesse in der Gesundheitsbranche, senkt Kosten, schafft Transparenz und lässt zunehmend Branchengrenzen verschwimmen. Das E-Health-Gesetz bringt zusätzlichen Schwung hinsichtlich der Digitalisierung von Gesundheitsdaten.

In Sachen Digitalisierung im deutschen Gesundheitsmarkt nimmt ARAG eine Vorreiterrolle ein. Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Dr. Roland Schäfer, Vorstandsmitglied der ARAG Krankenversicherungs-AG, über die innovativen Lösungen seines Hauses.

 

Herr Dr. Schäfer, bereits seit Anfang 2017 ermöglichen Sie ärztliche Videoberatung für Ihre Kunden in Kooperation mit der TeleClinic. Wie können sich Interessierte eine solche Videoberatung vorstellen?

Stellen Sie sich vor, Sie fühlen sich morgens krank und wollen sich mitten in der Grippesaison nicht in ein überfülltes Wartezimmer setzen. Als Kunde der ARAG Krankenversicherung können Sie einfach Ihr Smartphone zücken und per Video mit einem Arzt sprechen. Eine medizinische Assistenz klärt im Vorfeld die benötigte medizinische Fachrichtung und verbindet dann mit einem Video-Arzt oder vereinbart einen zeitnahen Rückruf.

Besonders komfortabel ist der Service für unsere Kunden in Tarifen mit Primärarzt-Prinzip – auch oft als Hausarzt-Prinzip bezeichnet: Diese müssen die Überweisung zum Facharzt nicht mehr bei ihrem Hausarzt abholen, sondern bekommen sie alternativ vom Video-Arzt direkt auf das Smartphone geschickt.

Wer berät und wie umfänglich wird beraten?

Über 200 Ärzte aus über 30 Fachrichtungen aus ganz Deutschland beraten unsere Kunden. Typischerweise arbeiten die Ärzte langjährig im Krankenhaus oder in der eigenen Praxis und bieten die Beratung per Video als zusätzlichen Service an.

Welche technischen Voraussetzungen benötigen Anwender?

Für Videotelefonie und Chat wird ein Smartphone, ein Tablet oder ein PC benötigt. Unser Beratungsservice kann jedoch auch einfach per Telefon genutzt werden.

Wie gut wird Ihr Angebot angenommen?

Wir erhalten ein äußerst positives Feedback von unseren Kunden, weil unser Angebot den Zeitgeist trifft. Wer es einmal ausprobiert hat, nutzt es meist auch immer wieder.

Wie ausbaufähig ist das Angebot ärztlicher Videoberatung generell?
Wo gibt es Grenzen?

Wir planen, in Kürze an einem Pilotprojekt teilzunehmen, das es den Ärzten erlaubt, auch Rezepte und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen per Video auszustellen. Die bisherige rechtliche Grenze, nämlich das Fernbehandlungsverbot, wird vermutlich in naher Zukunft fallen und damit die ärztliche Videoberatung ein kräftiges Wachstum erleben.

Darüber hinaus testen wir auch telemetrische Angebote, um künftig Ärzten Messdaten wie Blutdruck, Gewicht oder Blutzuckerwerte übermitteln zu können, sofern die Kunden dies ausdrücklich wünschen.

So wird sich das Spektrum an möglichen Anwendungsszenarien kontinuierlich erweitern. Mit einem gebrochenen Arm wird man jedoch auch in ferner Zukunft in eine Arztpraxis oder ins Krankenhaus müssen.

 

„Als Kunde der ARAG Krankenversicherung können Sie einfach Ihr Smartphone zücken und per Video mit einem Arzt sprechen“, erläutert Dr. Roland Schäfer, Vorstandsmitglied der ARAG Krankenversicherungs-AG

 

Eine weitere Innovation – Ihre Gesundheits-App

Was leistet Ihre App?

Unsere App ist die erste in Deutschland, die Privatversicherten vollautomatisch einen kompletten Überblick über ihre medizinische Historie auf Basis der eingereichten Rechnungen gibt. Welche Medikamente wurden genommen, wann war der letzte Zahnarztbesuch, welche Diagnosen wurden gestellt und welche Therapien durchgeführt?

All diese Informationen haben unsere Kunden stets griffbereit in der Hosentasche und können diese sogar noch durch persönliche Notizen ergänzen. Wir versetzen sie also in die Lage, ihre Gesundheit selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Während landauf landab noch über Arten elektronischer Gesundheitsakten diskutiert wird, haben wir es einfach gemacht.

Natürlich haben wir aber mit der App auch zahlreiche Prozesse zum Kundennutzen digitalisiert. Sie können elektronisch Rechnungen einreichen, ihren Versicherungsschutz prüfen oder über die App mit der ARAG kommunizieren. Den alten Versicherungsordner brauchen sie eigentlich nicht mehr.

 

Stichwort Datenschutz:

Wie gewährleisten Sie den ordnungsgemäßen Umgang mit Anwenderdaten?

Wir haben in der Konzeption eng mit der zuständigen Behörde für Datenschutzaufsicht zusammengearbeitet und hier viel Lob erhalten. Mit IBM haben wir einen erfahrenen Partner im Boot, der mit modernster Technologie ein Höchstmaß an Datensicherheit gewährleistet. Zusätzlich haben wir uns von unabhängiger Seite prüfen lassen.

Welche Sicherheitsmaßnahmen kommen zum Einsatz und wo werden Daten gespeichert?

Wir nutzen eine extrem hohe Verschlüsselung auf dem neuesten Stand der Technik, die weit über das herkömmliche Maß hinausgeht, da die Sicherheit der Daten an erster Stelle steht. Zusätzlich kommt eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zum Einsatz. Die Daten werden ausschließlich bei der ARAG in Deutschland gespeichert und auf dem Smartphone nur verschlüsselt abgelegt. Auf die persönlichen Notizen des Kunden haben wir überhaupt keinen Zugriff, diese liegen geschützt auf dessen Smartphone.

 

Nachgefragt: Gesundheitsakte

Bereits heute gibt es verschiedenste Angebot individueller Gesundheitsakten. Wieviel Interaktion benötigen Ihrer Meinung nach, individuelle Gesundheitsakten und institutionelle Patientenakten?

Alle institutionellen Ansätze kranken bisher daran, dass sie nur kleine Ausschnitte der medizinischen Historie abbilden können. Das volle Bild ermöglichen nur patientenzentrierte Gesundheitsakten und diese funktionieren auch nur nachhaltig, wenn der Patient möglichst keinen zusätzlichen Aufwand hat. Insofern sind wir derzeit noch skeptisch, ob die institutionellen Ansätze in den nächsten Jahren an Fahrt aufnehmen.

Sehen Sie Ihr Lösung als Erweiterung zur ePA?

Solange die ePA kein komplettes Bild der eigenen Gesundheit zeichnen kann, sehen wir unsere Lösung als deutlich umfassender und damit überlegen an.

Ein Blick in die Glaskugel…

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren?

Aktuell sind wir einer der Treiber der Digitalisierung im Markt der privaten Krankenversicherer. Diese Rolle werden wir beibehalten – beziehungsweise noch intensivieren – um die ARAG Krankenversicherung mit dem Angebot neuartiger Services und Produkte zum idealen Partner für die Gesundheit ihrer Kunden weiterzuentwickeln.

Kunden interessieren sich nicht in erster Linie für Krankenversicherungsprodukte. Sie suchen attraktive Lösungen, um gesund zu werden oder gesund zu bleiben – und dabei einen klugen, vertrauensvollen Partner an ihrer Seite. Dieser Partner werden wir sein.

 

Sehr geehrter Herr Dr. Schäfer, vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Weiterführende Informationen finden Sie unter:
ARAG

 

Zur Person

Dr. Roland Schäfer, Vorstandsmitglied der ARAG Krankenversicherungs-AG

Nach Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau Studium der Wirtschaftsinformatik an der Universität Bamberg mit anschließender Promotion (Dr. rer. pol.).

1998 – 2004: Tätigkeit als Management- und Strategieberater im Bereich Information Management und Financial Services bei Arthur D. Little International sowie Mitchell Madison Group, später als Gründer und Inhaber der Dr. Schäfer Consulting, spezialisiert auf die Versicherungsbranche.

2004 – 2012: ERGO Versicherungsgruppe AG, zunächst als Direktor und Leiter des Geschäftsbereichs Betriebliche Altersvorsorge, ab 2006 zusätzlich Vorstandsmitglied diverser Tochtergesellschaften im Segment Lebensversicherung; ferner Mitglied des Advisory Boards des International Group Program (IGP), einem globalen Versicherernetzwerk für Alters- und Gesundheitsvorsorgelösungen.

Seit Oktober 2012 Vorstandsmitglied der ARAG Lebensversicherungs-AG (bis Juni 2017) und der ARAG Krankenversicherungs-AG für Markt- und Produktmanagement, Aktuariat und Underwriting, Kunden- und Leistungsservice, Wert- und Bestandsmanagement sowie Vertrieb.

 

 

 

Aufmacherbild/Quelle/ Lizenz
GotCredit / Flickr / Creative Commons CC-BY-2.0