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Trendreport Land veröffentlicht

Ländliche Regionen sind Innovationslabor und Zukunftsspiegel

Innovationen auf dem Land sind Taktgeber über ländliche Räume hinaus. Sie können Innovationslabor und Zukunftsspiegel für Städte und größere Gemeinden sein. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Trendstudie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) im Auftrag der Deutschen Bank. „Auf dem Land kommen die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie demografischer Wandel, Fachkräftemangel oder lückenhafte Infrastruktur schneller und direkter an. Deswegen müssen Lösungen für diese Herausforderungen hier früher entwickelt und umgesetzt werden. Ländliche Räume werden so zu Experimentierfeldern für neue Konzepte, die sich unabhängig von ihrer geografischen Lage beweisen müssen“, so Christian Rummel, Leiter gesellschaftliches Engagement der Deutschen Bank AG.

Innovationskraft folgt fünf Metatrends
Im Auftrag der Deutschen Bank analysierten Experten des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) die 100 Preisträger des Innovationswettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2014, den die Deutsche Bank jährlich gemeinsam mit der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausschreibt. Der Wettbewerb steht 2014 unter dem Jahresthema „Innovationen querfeldein – Ländliche Räume neu gedacht“. „Es sind vor allem fünf große Metatrends, die ländliche Räume zukunftsfähig machen: Ob Smart Villages oder die Ressource Natur – auf dem Land gibt es große Potenziale für eine lebendige Innovationskultur“, so Steffen Braun, Studienleiter am Fraunhofer IAO. Die Innovationskraft in ländlichen Räumen folgt folgenden fünf Trends:

  1. Unternehmergeist in ländlichen Räumen: Ländliche Regionen entwickeln eigene Innovationsstrategien und neue Wirtschaftszweige, vor allem zur Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen. Bewährte Dienstleistungen und Infrastrukturen werden modernisiert und digitalisiert. Ziel ist es, die Standortattraktivität aufrecht zu erhalten.
  2. Ressource Natur als Wirtschaftsmotor: Mit der Natur als Ressource nutzen ländliche Räume ihren Wettbewerbsvorteil gegenüber Städten und Metropolregionen: für eine wirtschaftlich attraktive Energiegewinnung und um sich als innovative Bildungsstandorte zu positionieren.
  3. Regionen werden zur Marke: Ländliche Regionen entwickeln zunehmend ihre eigenen Gesichter: als Standort, über regional verankerte Online-Portale oder in Form regionaltypischer Kulturangebote. So entstehen starke Regionalmarken.
  4. Gemeinsam für die Region: Verantwortungsbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl prägen das Miteinander und sorgen im Bereich gesellschaftlicher und sozialer Innovationen sowie im Kampf gegen den Fachkräftemangel für ungewöhnliche, aber erfolgreiche Wege in die Zukunft. Damit wird das soziale Miteinander zu einem Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume.
  5. Smart Villages – vernetzte Dörfer: Soziale Projekte, medizinische Versorgung, moderne Landwirtschaft brauchen in ländlichen Regionen starke Netzwerke. Die Digitalisierung der Arbeitsorganisation und Technologie ist ein Schlüsselfaktor, der so weit geht, dass private Initiativen den Breitbandausbau vor Ort proaktiv vorantreiben.

Innovationen aus ländlichen Räumen sind Vorreiter
Unabhängig von der geografischen Verortung sind Unternehmen die häufigsten Innovationstreiber (Stadt: 43%, Land: 33%). Innovationen in ländlichen Räumen zielen allerdings vor allem auf eine bessere Auslastung und Wirtschaftlichkeit bestehender Angebote mit dem Ziel, die Attraktivität der Region zu erhalten oder zu steigern. In der Stadt geht es dagegen sehr viel häufiger darum, Infrastrukturen und Angebote in erster Linie für die Nutzer zu verbessern. Im Vergleich zur Trendstudie 2013 „Ideen finden Stadt“ zeigt sich, dass heterogen zusammengesetzte Netzwerke in ländlichen Räumen deutlich effizienter arbeiten als in der Stadt, wo die Menschen eher aus einem einheitlichen sozialen Umfeld zusammenfinden. „Identifikation und Heimatverbundenheit fördern Engagement und Eigeninitiative – das beweisen die diesjährigen ‚Innovationen querfeldein‘ eindrucksvoll. Und sie geben darüber hinaus Impulse, die sich auch urbane Regionen zunutze machen können“, so Ariane Derks, Geschäftsführerin der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, zu den Ergebnissen der Trendstudie.

Vision „Land 2024“
Unter dem Stichwort „Land 2024“ wirft die Studie auch einen Blick in die Zukunft: Demnach wird sich der Trend zur Regionalisierung und Markenbildung weiter fortsetzen. Gleichzeitig werden die Technologisierung und Digitalisierung vor allem in der Landwirtschaft sowie Sharing-Modelle für die Aufrechterhaltung der Mobilität und von Versorgungsangeboten entscheidende Stellschrauben sein.