Testlabs für IoT-Anwendungen

Wo das Internet der Dinge auf den Prüfstand kommt

Das Internet der Dinge – englisch Internet of Things, kurz IoT – ist heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Elektronische Geräte – von komplexen Produktionsanlagen oder vernetzten Maschinen bis hin zu unserem Smartphone, Fitnessarmbändern oder Autos – sind immer häufiger miteinander vernetzt. Dabei erzeugen sie Daten und tauschen diese über das Internet miteinander aus. Diese digitale Revolution stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen.

 

Das Internet der Dinge digitalisiert den Mittelstand

Vor allem große Unternehmen nutzen das Internet der Dinge, um Prozesse zu automatisieren und so effizienter arbeiten zu können. Auch Mittelständler müssen sich mit den Chancen des Internet of Things beschäftigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen dabei vor zwei großen Herausforderungen: zum einen die finanziellen und zeitlichen Investitionen, die für die Einführung von digitalen Innovationen anfallen, zum anderen die hohen Anforderungen an die Sicherheit der neuen Technologien.

Letzteres umfasst nicht nur die Vermeidung von Fehlern bei der Implementierung neuer Systeme, sondern auch den ausreichenden Schutz der unternehmenskritischen Daten, beispielsweise vor Hackerangriffen. Daher ist es für Unternehmen aller Größen wichtig, die IoT-Systeme, -Software und -Geräte vor ihrer Einführung umfassend auf die Aspekte Sicherheit, Vertrauenswürdigkeit, Funktionalität, Interoperabilität und Robustheit hin zu testen.

So können noch vor der Anwendung der Internet of Things-Lösungen Fehler bei der Entwicklung vermieden und Sicherheits- sowie Datenschutzanforderungen ausreichend berücksichtigt werden. Solche Tests sparen nicht nur die Kosten für spätere Nachbesserungen, sondern ermöglichen auch, dass die digitalen Lösungen schneller in den Unternehmen zur Anwendung kommen.

 

IoT-Lösungen besser vor der Einführung testen

Bisher gab es kaum Werkzeuge, die KMU nutzen konnten, um ihre IoT-Lösungen ausreichend zu testen. Daher hat das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS in Zusammenarbeit mit dem IoT-Spezialisten Relayr eine sogenannte IoT-Testware entwickelt.

Die IoT‑Testware ist Ergebnis des Projekts IoT-T (Internet of Things – Testware), das im Rahmen des Technologieprogramms Smart Service Welt I vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Die im IoT-T Projekt entwickelte Plattform ermöglicht es, Software und künftig auch Hardwareschnittstellen für das Internet of Things zu testen. Für die Prozessunterstützung stellt das Projekt IoT-T zudem sogenannte IoT-Testlabs zur Verfügung. Diese werden von der DEKRA als auch von Fraunhofer IPK und Fraunhofer FOKUS betrieben.

Die Teams der Testlabs unterstützen Unternehmen dabei, eigene Testlabore in ihren Unternehmen einzurichten, um zukünftig selbstständig und ohne viel Aufwand IoT-Lösungen vor ihrem Einsatz überprüfen zu können. Die DEKRA wird nach Ablauf des Projekts in einem IoT‑Testlab die unabhängige Prüfung und Zertifizierung anhand von nationalen und internationalen Standards anbieten. Dadurch werden Entwicklungszeiten und -kosten gesenkt und anschließend nur sichere IoT-Lösungen in Unternehmen eingeführt.

 

Erster Praxistest im Bereich Automotive

Aktuell testet das Projekt IoT-T seine Plattform im Automotive-Bereich und in der industriellen Produktion. So nutzt der Autohersteller Audi die Internet of Things-Testplattform in seinen Laboren. Konkret werden IoT-Anwendungen getestet, bevor sie in der Shopfloor-IT eingesetzt werden. Dieser Bereich ist zuständig für den Abgleich zwischen Produktion und Lagerbeständen. Reibungslose und automatisierte Abläufe sind hier unbedingt notwendig, um den Produktionsfluss nicht zu unterbrechen. Mit der IoT-T Plattform konnte bewiesen werden, dass die entwickelte Lösung zu effektiven und sicher funktionierenden IoT-Anwendungen führt.

Nach diesem erfolgreichen Praxiseinsatz können bald auch kleine und mittlere Unternehmen die IoT-T-Plattform für ihre unternehmensspezifischen Internet of Things-Tests nutzen. Das IoT-Testlab in Berlin hingegen steht Mittelständlern schon heute für die Überprüfung ihrer IoT-Software und -Geräte zur Verfügung. So kann die Digitalisierung des deutschen Mittelstandes mithilfe des Internets der Dinge schneller und vor allem sicherer voranschreiten.

 

Weiterführende Informationen finden Sie unter:
http://www.iot-t.de/resources/

 

 

Über den Autor

Michael Wagner ist Diplom-Informatiker und leitet das Projekt IoT-T, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer FOKUS in Berlin.