Persönliche Vermögensverwaltung im Zeitalter der Digitalisierung

Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Ramin Fatemieh von der UBS über die Digitalisierung der banken und die Zukunft der Finanzberatung.

Was verstehen Sie unter Online-Vermögensverwaltung?

Eine nachhaltig erfolgversprechende Online-Vermögensverwaltung orientiert sich an den Kundenbedürfnissen. Die Digitalisierung nimmt derzeit Einzug in alle Bereiche unseres Lebens. Dabei macht der digitale Zeitgeist auch nicht Halt vor der Art und Weise, wie unsere Kunden mit Finanzen umgehen. Die entscheidende Frage, die wir uns gestellt haben, ist: Wie schaffen wir es, unser Angebot an die veränderten Bedürfnisse der Anleger anzupassen, ohne dabei unsere wesentlichen Stärken einzubüßen? Mit der Lancierung von UBS Manage [Access] haben wir eine neue Art der Vermögensverwaltung realisiert, die ab einem Anlagevolumen von 100.000 Euro eine einfache und bequeme Interaktion mit der Bank ermöglicht. 

Welche Anlageprozesse und welcher Vermögensverwaltungsansatz stehen hinter Ihrer Online-Lösung?  

Wir bieten online derzeit zwei Vermögensverwaltungslösungen an:  UBS Manage [Access] und UBS Manage Systematic Allocation [Access]. Erstere verfolgt einen klassischen, die zweite einen dynamischen Ansatz. Beide zeichnen sich durch einen sehr hohen Individualisierungsgrad, breite Diversifikation zur Risikoabsicherung und Transparenz aus –  sowohl was die Ausgestaltung des Portfolios als auch das Preismodell betrifft. Mit UBS Manage [Access] sind wir Ende 2016 an den Markt gegangen. Nachdem das Interesse unserer Kunden unsere eigenen Erwartungen übertroffen hat, war es naheliegend, dieses Angebot auf weitere Vermögensverwaltungslösungen aus unserem Portfolio auszuweiten. Mit UBS Manage Systematic Allocation [Access] wird eine unserer renommiertesten und erfolgreichsten Vermögensverwaltungen über die neue digitale Plattform zugänglich gemacht. Das Herzstück des neuen Angebots ist die rationale, quantitative Anlagestrategie, die gerade in Zeiten hoher Unsicherheit und Volatilität emotionalen Verhaltensmustern einen Riegel vorschiebt. Dieses Angebot eignet sich insbesondere für Kunden, die sich eine noch aktivere Steuerung ihres Portfolios wünschen und Risiken weiter minimieren möchten.

 Welche Anlagestrategien stehen für die beiden Lösungen zur Verfügung? 

UBS Manage [Access] bietet je nach Risikobereitschaft des jeweiligen Anlegers fünf verschiedene Anlageoptionen zur Auswahl: Einkommen, Rendite, Ausgewogen, Wachstum und Aktien. Grundsätzlich bestimmen die verschiedenen Strategien den Aktienanteil im Portfolio. In der Systematic Allocation – Variante sind drei Anlageoptionen ausreichend, da das Portfolio sowieso von starken taktischen Umschichtungen profitiert. Der Aktienanteil innerhalb des UBS Manage Systematic Allocation Portfolios wird durch Analysen des makroökonomischen Umfelds und der allgemeinen Markttrends in den Aktienmärkten bestimmt. Dabei kann der Aktienanteil über eine große Bandbreite schwanken. Die Auswertung unserer Umfeldanalyse mündet in unseren UBS CIO World Equity Market Indikator. Positive Werte deuten auf Aktienmärkte hin, die mehrheitlich klar steigende Marktrends mit geringer Volatilität aufweisen und zudem von steigenden Gewinnen und beschleunigtem Wirtschaftswachstum geprägt sind. Während diesen Perioden hält das Systematic Allocation Portfolio jeweils eine mittlere, oder bei stark positiven Signalen, die höchste Aktienquote je nach Risikoprofil. Negative Werte des UBS CIO World Equity Market Indikators weisen auf mehrheitlich fallende Märkte mit erhöhter Volatilität hin. Zudem sind die Gewinne rückläufig und die Wirtschaftsindikatoren schwach.

Welche Anlageinstrumente kommen zum Einsatz und welche Anlageklassen bieten Sie an? 

Ein Teil des Portfolios besteht aus erstklassigen Aktien und Anleihen, wobei der Aktienanteil durch die Risikoprofile reguliert wird. Im Fall von UBS Manage Systematic Allocation [Access] ist das exakte Verhältnis außerdem von der Umfeldanalyse abhängig, um das Risiko und Verluste in schwierigen Marktphasen zu verringern und gleichzeitig von positiven Markttrends zu profitieren. Das restliche Portfolio dient der globalen Diversifizierung und besteht aus Unternehmensanleihen, Liquidität und alternativen Anlagen, wie zum Beispiel Hedge Funds. Letztere können jedoch auf Wunsch ausgeschlossen werden. Als Anlageinstrumente kommen aktive und passive Investmentfonds zum Einsatz, in Einzeltitel wird nicht investiert.

Ab wann ist der Einstieg möglich und wie sieht die Vermögensverwaltungsgebühr aus?

Ab einem Mindestanlagevolumen von 100.000 Euro haben Anleger Zugang zu den beiden Angeboten über die Access-Plattform. Die pauschale Vermögensverwaltungsgebühr hängt vom verwalteten Anlagevolumen und vom jeweiligen Angebot ab. Beispielsweise wird für die klassische Version UBS Manage [Access] bei einem Anlagevolumen zwischen 100.000 und 500.000 Euro eine Vermögensverwaltungsgebühr von 1,30 Prozent fällig, beträgt das Volumen jedoch eine Million Euro oder mehr, sinkt die Verwaltungsgebühr auf 1,00 Prozent. UBS Manage Systematic Allocation [Access] fällt mit 1,50 und 1,10 Prozent bei denselben Volumina etwas teurer aus, was aber durch die entstehenden Mehrkosten aufgrund der höheren Dynamik und Komplexität des Anlageprozesses gerechtfertigt ist. Darüber hinaus kann sich jeder Neukunde über einen Willkommensbonus von 0,6 Prozent des über die Access-Plattform investierten Vermögens, maximal jedoch 15.000 Euro, erfreuen.

Was machen Sie anders als die aktuellen Roboadvisor? 

Unsere Anleger haben unterschiedliche Interessen und Investmentziele. Unser Ziel ist es, ihnen die jeweils bestmögliche Lösung anzubieten.  Für beide digitale Vermögensverwaltungslösungen steht ein in telefonischer Kommunikation geschultes Berater-Team zur Verfügung. Damit unterscheiden wir uns klar von den Standardangeboten diverser Roboadvisor, die oft über weit weniger hochentwickelte Portfoliokonstruktionen und lediglich einfache Anlagevehikel wie ETFs oder einzelne Fonds verfügen.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Ihrem Financial Personality Test gemacht und wie wird dieser von Anlegern angenommen? 

Der Financial Personality Test vermittelt Anlegern auf anschauliche und einfache Art und Weise ein Gefühl dafür, was bei der Vermögensanlage zu beachten ist und zeigt die Komplexität der persönlichen Finanzplanung auf. Darüber hinaus ist der Test für uns ein hervorragender Einstieg, um mit potentiellen Kunden ins Gespräch zu kommen. Unsere Erfahrungen sowie die Resonanz unserer Kundschaft sind sehr positiv.

Was unterscheidet UBS Access vom bisherigen Angebot für UBS-Privatkunden? 

Die Kombination aus persönlicher Beratung und digitaler Unterstützung ist die Antwort auf die sich wandelnden Kundenwünsche. Durch die Online-Komponente können Anleger jederzeit und von überall mobil auf ihre Vermögensverwaltung zugreifen. Zudem haben wir das Mindestanlagevolumen auf 100.000 Euro reduziert. Diese Öffnung gegenüber einer breiteren Zielgruppe soll jedoch nicht ein Einstieg in das Retailgeschäft sein – vielmehr ergänzen wir das damit das gewohnte Angebotsspektrum der UBS um weitere innovative Lösungen. Wir haben nach wie vor sehr viele Bestandskunden, die großen Wert auf die persönliche Beratung in unseren sechs Niederlassungen legen. Im Endeffekt sind die Access-Angebote die perfekte Lösung für alle, die bei der Interaktion mit der Bank Zeit sparen wollen, aber nicht auf Beratungsqualität verzichten wollen.

Inwieweit werden Sie Ihre Digitalisierungsstrategie in Zukunft ausbauen und mit welchen neuen Features können wir in Zukunft rechnen? 

Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere ganze Expertise in der Vermögensverwaltung auch in der digitalen Variante anzubieten. Die Vermögensverwaltungslösung UBS Advice beispielsweise, die den Kunden mit Hilfe eines persönlichen Beraters eigene Investitionsentscheidungen treffen lässt, wird voraussichtlich 2018 in digitaler Form in Deutschland lanciert. Die Kunden erhalten online jederzeit Einsicht in Marktbewertungen und Analysen, um ihre persönlichen Anlageentscheidungen bestmöglich treffen zu können.

Wie wird sich die Vermögensanlage im Zuge der Digitalisierung transformieren und wie lange wird dieser Prozess dauern?

Generell verändert die Digitalisierung die Art und Weise, wie Unternehmen und Kunden miteinander interagieren. Digitale Vorreiter wie Google oder Amazon haben die Erwartungen der Kunden an Produkte und Dienstleistungen revolutioniert und sind auch für andere Branchen zum Maßstab geworden. In der Bankenbranche nehmen FinTechs mit ihren oft unkonventionellen Lösungen vor allem im Massengeschäft eine Vorreiterrolle ein und treiben die Digitalisierung voran. Banken werden durch diese Konstellation vor erhebliche Herausforderungen gestellt, so verschärft die Konkurrenz zu FinTechs den ohnehin starken Wettbewerb im Bankenmarkt. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung im Bankensektor mit hohen Anforderungen an Regulierung, Compliance und Datensicherheit verbunden ist. Auf der anderen Seite ergeben sich aber auch neue Chancen – Banken bekommen unter anderem durch Kooperationen mit FinTechs Zugriff auf Technologien, um ihre Beratung weiter zu verbessern und ihr Geschäftsmodell zu stärken. Dass diese Chancen genutzt werden, sieht man aktuell am Digitalisierungsgrad des Alltagsgeschäfts vieler Retailbanken. Vermögensverwalter sind im Vergleich dazu jedoch noch sehr zurückhaltend. Aus unserer Sicht ist das unverständlich, denn auch vermögende Kunden sind heutzutage digitalaffin und haben dieselben Erwartungen an Finanzdienstleistungen. Auch wenn die digitale Umstellung mit vielen technischen und regulatorischen Hürden einhergeht – insbesondere das Thema Datensicherheit ist gerade für deutsche Kunden äußerst relevant – sind wir bei UBS davon überzeugt, dass auch im Bereich der Vermögensverwaltung die technischen Möglichkeiten intelligent genutzt werden sollten, um sich zukunftsfest zu machen und Anlegern auch künftig ein wettbewerbsfähiges Leistungsspektrum zu bieten. Wir befinden uns gerade erst am Anfang der digitalen Revolution und im Bereich der Vermögensverwaltung nimmt UBS eine Vorreiterrolle ein. 

Inwieweit wird die persönliche Beratung trotz Digitalisierung für Ihr Haus noch elementar sein? 

Der Faktor Mensch ist und bleibt ein essentieller Bestandteil der Vermögensverwaltung. Die Entscheidung eines Anlegers, uns mit der Verwaltung seines Vermögens zu beauftragen, basiert auf Vertrauen. Um dieses Vertrauen zu erhalten und zu rechtfertigen, müssen wir als Vermögensverwalter verstehen, was dem Kunden wichtig ist. Maschinen können und werden dabei unterstützen, aber nur unsere Berater können die individuellen Bedürfnisse auch entsprechend bewerten und einordnen. Ein effizientes Zusammenspiel von Mensch und Maschine hilft uns, die jeweils beste Anlageentscheidungen für den Kunden zu treffen. Mit dem Hybridcharakter unserer Vermögensverwaltungslösungen setzen wir genau an dieser Schnittstelle an, denn wir sind der festen Überzeugung, dass die Digitalisierung für fast alle Prozesse eine neue Basis schaffen wird. Der Mensch spielt aber immer noch eine zentrale Rolle.

Inwieweit ändern sich die Umsätze der Vermögensverwaltungsgebühren der Bankhäuser und Finanzinstitute dadurch?

Durch die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung werden interne Prozesse und Abläufe der Institute effizienter, dadurch reduzieren sich auch die Betriebskosten. Das führt dazu, dass wir unser Angebot besser skalieren und deutlich mehr Kunden betreuen können, als dies in der Vergangenheit prozesstechnisch möglich war. Eine solche Entwicklung hat natürlich auch Einfluss auf die Gebührenpolitik.

 

Über Ramin Fatemieh

Ramin Fatemieh ist Head WM Market Coordinator Germany & Austria bei UBS Europe SE und Mitglied des Management Committees von WM Germany & Austria. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Transformation der UBS in Deutschland und die Einführung neuer Geschäfts- und Service-Modelle.

 

Weiterführende Informationen:

Internet: https://www.ubs.com
Twitter: https://twitter.com/ubs
Facebook: https://www.facebook.com/UBSglobal

 

Bildlizenzen: UBS Europe SE