Freie Fahrt für alle?

Autofahren wird sich ändern. Bei dem zunehmenden Verkehr haben Städte und Gemeinden auch keine andere Wahl. Straßen und Autobahnen sind zunehmend verstopft. Wenn man sich die morgentliche Situation in einer Stadt wie München ansieht, kommt man zu dem Schluss, dass das Maximum bereits erreicht ist. Jedoch demonstrieren Kommunen wie London, Paris oder Moskau, dass es noch schlimmer kommen kann. Wo liegt dann die Lösung?

Wer sich mit seinem Fahrzeug in die Stadt bewegt, hat meist innerstädtische Ziele. Typischerweise kommt zum reinen Weg auch noch einige Zeit hinzu, die der Fahrer für die Parkplatzsuche aufwenden muss. So fällt weitaus mehr Kohlenmonoxyd- und Kohlendioxyd-Ausstoß an, als eigentlich notwendig wäre. Das führt dazu, dass beispielsweise in Stuttgart mit seiner Kessellage Abgase sich in oftmals kritischer Konzentration finden lassen.

Öko-Antriebe erster Schritt

Viele sehen im Antrieb einen Lösungsweg – ob nun wasserstoffgetriebene Brennstoffzelle oder Elektroantrieb. Zwar wird die Luft in der Stadt durch die Verwendung sauberer Energie tatsächlich sauber, einen Ausweg für den wachsenden Verkehr bietet die alleinige Konzentration auf fortschrittliche Antriebskonzepte aber nicht.

Um sowohl etwa Elektromobilität und die bessere Auslastung der Verkehrswege gleichermaßen zu gestalten, setzen einige Kommunen und Automobilhersteller auf intelligente Mobilität. Hier bietet sich die Aufrüstung der Fahrzeuge mit Informationstechnologie an. Das Konzept des Smart Cars bietet dabei einige Entlastungen für Fahrer aber auch für Kommunen.

Vernetzung verbessert Situation

Zunächst können die Verkehrsströme mithilfe miteinander vernetzten Fahrzeugen effizienter gestaltet werden. Automatisch fahrende Fahrzeuge können den Verkehr flüssiger gestalten, denn Situationen, in denen menschliche Fahrer entweder zeitverzögert – etwa im Stau – oder gefühlsgesteuert agieren – etwa bei Konfliktsituationen, die sich aus dem laufenden Verkehr ergeben – fallen weg. Zudem können Städte, ähnlich den in den USA üblichen Fahrspuren für Wagen, die mit mehr als zwei Personen belegt sind, Smart Cars eigene priorisierte Fahrbahnen zuweisen. Auf diesen Fahrbahnen können automatische Fahrzeuge dichter fahren. Der Sicherheitsabstand kann geringer ausfallen, da die berühmte Schrecksekunde ausfällt. Bremst das erste Fahrzeug einer Kolonne, bremsen die nachfolgenden sofort automatisch mit.

Parkplatzsuche? Von gestern!

Doch nicht nur während der Fahrt hilft die Informationstechnologie beim Individualverkehr. Auch bei der Parkplatzsuche sind intelligente Systeme von Vorteil. Viel innerstädtischer Verkehr fällt mit der Parkplatzsuche an. Tonnen von CO2 sind alleine überflüssigen Fahrbewegungen zu verdanken. Ein intelligentes Konzept kann im Zusammenspiel mit einer Smart City das Auto direkt zu einem freien Parkplatz lotsen. Bei gebührenpflichtigen Stellplätzen kann auch das anfallende Parkentgelt automatisch vom Konto des Fahrzeughalters eingezogen werden. Die Situation auf den Straßen entspannt sich so. Außerdem können Smart Cars in die Mobilitätsplanung einbezogen werden. Strecken, die mit verschiedenen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, können so besser geplant werden.

Fahrzeuge beratschlagen sich

Weitere Vorteile, die Smart Cars mit sich bringen, sind etwa die bessere Vernetzung der Fahrzeuge. Künftig können Verkehrsmittel innerhalb eines bestimmten Radius ihre Fahrweise aufeinander abstimmen und sich gegenseitig vor etwaigen Verkehrshindernissen beziehungsweise schwierigen Straßenverhältnissen wie etwa Glatteis oder Nebel warnen.

Nur eine Frage des „wann“

Es ist nicht die Frage, ob Smart Cars kommen, sondern wann. Diese Entwicklung ist bereits anhand der intelligenten Fahrassistenzsysteme absehbar. Nahezu jedes Oberklassemodell ist bereits mit ihnen ausgestattet. Jedoch müssen die öffentlichen IT-Systeme bis zum flächendeckenden Erscheinen von Smart Cars ausreichend gerüstet sein, denn autonomes Fahren führt automatisch zu einem vermehrten Datenaufkommen. Die Technik, um dies zu bewerkstelligen, existiert bereits heute. Kommunale Verkehrsleitsysteme nutzen bereits heute – ohne Vernetzung mit dem einzelnen Fahrzeug – entsprechende Rechenzentren. Jeder, der einen Kartendienst wie Google Maps nutzt, profitiert bereits vom vernetzten Ansatz. Nur sind es heute nicht die Fahrzeuge, die mit der Stadt, den Straßen oder anderen Fahrzeugen interagieren, sondern Smartphones. Derzeit wertet der Kartendienst die Positionsdateien der Nutzer aus und errechnet die Verkehrsbelastung. Deswegen können Routen ständig und zeitnah an die aktuelle Situation angepasst werden. In Zukunft werden Smart Cars diese Entwicklung noch verstärkt antreiben. Neben den reinen Positionsdaten fließen andere Informationen in die Lenkung des eigenen Fahrzeugs mit ein.

Big Data ist Voraussetzung

Möglich wird dies durch bereits erhältliche Module. Mittels des Internets der Dinge (Internet of Things, IoT) können Sensoren an das weltweite Datennetzwerk angeschlossen werden. Individualverkehr und Verkehrsleitung verschmelzen zu einer einzigen Entität. Es entstehen gigantische Datenmengen – heutzutage in vielen Fällen noch in Datensilos, da Parkhausbetreiber, Kommunen, Polizei, Rettungskräfte sowie Smart Cars ihre Daten eigenständig und nicht miteinander verknüpft ablegen. Doch genau diese Verknüpfung und Auswertung der Verkehrsströme, -störungen, der freien und besetzten Parkplätze oder Baustellen bringt den Menschen in den Städten und Kommunen Entlastung. Doch dafür müssen alle Beteiligten, vom Autohersteller über Rettungsdienste und Polizei bis hin zu den kommunalen Betreibern auf eine leistungsfähige Management-Plattform setzen, die eine große Anzahl anfallender Daten effizient miteinander verknüpfen und verarbeiten kann. Ohne Big Data, der Auswertung unterschiedlich beschaffener Massendaten ist ein solches System nur schwer vorstellbar. Doch auch hier gibt es bereits erste Schritte in die richtige Richtung – vollkommen bereichsübergreifend.

Zum Schluss profitieren sowohl Kommunen als auch alle Verkehrsteilnehmer. Zwar ist die Nutzung von Big Data und autonomen Fahren auch eine Frage, die noch den Gesetzgeber beschäftigt – so ist beispielsweise noch nicht endgültig entschieden, ob bei einem Unfall im vollautonomen Modus der Fahrer oder der Hersteller des Fahrzeugs haftet. Auch der Datenschutz bei Speicherung der individuellen und fahrzeugbezogenen Informationen etwa in kommunalen Verkehrsleitsystemen bedarf einer endgültigen Klärung. Dennoch, technisch ist der Weg bereits geebnet. Wutausbrüche am Steuer, Kollisionen bei Spurwechsel, eine unterbliebene Rettungsgasse oder stundenlange Parkplatzsuche gehören somit der Vergangenheit an.

Über den Autor

Als Regional Vice President for Central, Eastern & Southern Europe ist Daniel Metzger bei Hortonworks für die Vertriebsteams, Partner und Kundenbeziehungen in der Region verantwortlich. Daniel Metzger ist ein erfahrener Vertriebsleiter, der in den letzten 20 Jahren in vielen strategischen nationalen und internationalen Projekten mitwirkte, u.a. in vorherigen Stationen bei BMC und MRO.