FinTech-Branche im Bereich Geldtransfer – Chance oder Risiko?

Internationale Geldtransfers sind nichts Neues. Im Gegenteil: Banken entstanden ja eigentlich erst aus dem Bedarf heraus, Gelder quer durch Europa zu transferieren, ohne einen Karren voller Gold hinter sich her zu ziehen. Ganz banal ausgedrückt war am Anfang der Bedarf des internationalen Transfers da, Sparkonten und dergleichen entwickelten sich erst später.

Und von Anfang an war der Geldtransfer ein gutes Geschäft, Gebühren und Zinsen waren immer mitgedacht und kein Nachgedanke. Bis heute kassieren Banken und Dienstleister hohe Summen für den Geldtransfer in ein anderes Land. Dazu kommt, dass man den Service in der Regel nur in der entsprechenden Filiale nutzen kann, es ist also einiges an Aufwand und Zeit damit verbunden.

Fin-Tech mischt die Branche auf

Finanzdienstleister, die über das Internet Geldtransferleistungen anbieten, sind dagegen noch relativ neu. Mit dem britischen Unternehmen Azimo kann der Geldtransfer ganz einfach von zu Hause aus am Computer erledigt werden. Bankkonten braucht man dafür nicht (das Geld kann an die mobile Geldbörse oder auf ein Handy transferiert werden, wahlweise sogar per Kurier geliefert oder in einem Ladenlokal der Wahl ausgezahlt werden). Da für so eine Dienstleistung außer sehr moderner Software nicht viel nötig ist, kommen die neuen Finanzunternehmen mit wenig Personal und ohne Filialen aus. Die gesamte Verwaltung kann in einem einzigen Büro untergebracht werden, das hält den Aufwand gering. Und natürlich bemerken die Kunden und Kundinnen das am Preis der Dienstleistung: Um die 2 % betragen die Kosten eines internationalen Transfers, mehr nicht. Das Geld ist innerhalb von Sekunden verfügbar, spätestens nach 48 Stunden. Diese Bearbeitungsgeschwindigkeit schaffen herkömmliche Banken nicht einmal im Inland immer.

Verständlich also, dass die Finanzbranche die neuen Entwicklungen erst einmal skeptisch sieht. Hier geht es darum, dass traditionelle Geschäftszweige komplett wegbrechen könnten, und das alarmiert erst einmal. Auf der anderen Seite bringt die Konkurrenz durchaus auch etwas gesunden Wind in die Sache: Wo Konkurrenz ist, wird an den Preisen gedreht, und möglicherweise an einem besseren Service gearbeitet. Für Kunden und Kundinnen ist das gut.

Online-Geldtransfer ist nicht ohne Risiko

Natürlich geben die Finanzdienstleister keine Hinweise auf mögliche Risiken der neuen Art, Geld zu verschicken. Aber bei allem, was über das Internet passiert (nicht nur Online-Banking) besteht natürlich die Gefahr, dass Zugangsdaten abgegriffen und missbraucht werden. Verschlüsselte Datenübertragungen sollen dem entgegenwirken. Dass die Sicherheitsprobleme erst einmal nicht weniger, sondern eher mehr werden, ist absehbar. Schon jetzt sind die meisten Menschen bereit, ihre Geldgeschäfte nicht mehr mit einem vierstelligen Zahlencode (PIN und TAN) zu verifizieren, sondern nutzen bereits oder würden gerne Fingerabdruck, Retina-Scans oder Handlinienscans zur Autorisierung der finanziellen Transaktionen im Netz nutzen. Diesen Trend haben die Banken bereits erkannt und nutzen die technischen Möglichkeiten im Rahmen ihrer Online-Banking-Angebote. Die Sicherheitsmaßnahmen werden sich aber weiter verändern.

Erlebnis-Kultur auch in Geldgeschäften

Für viele Menschen ist heute zunehmend wichtig, wie sie durch das Prozedere der finanziellen Dienstleistungen geleitet werden. Es geht nicht nur darum, dass ein Ansprechpartner bei Problemen bereitsteht und die genutzten Formulare erklärt. Es geht vielmehr darum, den Prozess selbst angenehm zu gestalten und durch die digitalen Geldgeschäfte zu leiten. Es muss unterhaltsam sein, übersichtlich, leicht verständlich und vertrauenserweckend. Da haben die Dienstleister aus dem Bereich FinTech einen großen Vorteil, denn in Sachen Gestaltung und Interaktion geben Apps und internetbasierte Anwendungen einfach mehr her als beispielsweise das Überweisungsformular einer Postbank (die traditionell international angesiedelt ist)

Und die Zukunft?

Man wird vermutlich auch in Zukunft nicht ganz auf die Banken verzichten. Selbst Azimo arbeitet in vielen Ländern mit Banken zusammen. In Sachen FinTech und internationale Geldtransfers wird der Ton zwar rauer werden und die Konkurrenz wird heftiger, aber letztendlich wird es auf ein Neben- und Miteinander hinauslaufen. Ein gutes Beispiels dafür bietet eben das genannte Unternehmen Azimo, aber auch die Direktbanken haben diesen Trend früh erkannt. Einige, darunter die Deutsche Kreditbank, bieten schon seit einigen Jahren Dienstleistungen an, die den internationalen Geldtransfer, die Nutzung der deutschen Konten im weltweiten (nicht nur europäischen) Ausland und die Nutzung der Dienste online extrem kostengünstig und komfortabel gestalten. Das werden die anderen Banken zumindest im europäischen Raum nicht komplett ignorieren können, sondern auf ihre eigene Art und Weise an diese Entwicklungen anknüpfen.

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