Digitale Plattformen für den Mittelstand

Digitale Plattformen für den Mittelstand – Ein Wegbereiter für vorausschauende Instandhaltung

Qualitätsmerkmal „Made in Germany“: Die Produktion im deutschen Mittelstand genießt einen hervorragenden Ruf. Damit das so bleibt, werden Produkte und deren Produktionswege kontinuierlich verbessert, sodass diese im Markt gegen die häufig günstigere Konkurrenz aus Niedriglohnländern bestehen können. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Optimierung der Instandhaltung.

Moderne Service- und Wartungskonzepte erfordern allerdings eine hohe technologische Kompetenz. Dies stellt insbesondere für den Mittelstand eine Herausforderung dar, weil es sich für einzelne Unternehmen kaum lohnt, abseits ihrer Kernkompetenzen technologisches Know-how in diesen Bereichen aufzubauen.

Plattformbasierte Lösungen können hier Abhilfe schaffen, indem die Entwicklungs- und Betriebskosten auf viele Teilnehmer verteilt werden. Gleichzeitig tragen Plattformen zur Standardisierung von Prozessen bei und fördern somit den Austausch und die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg. Im Forschungsprojekt STEP (Smarte Techniker-Einsatzplanung) arbeiten Partner aus Wissenschaft und Industrie gemeinsam an einer solchen Lösung.[1]

Normalerweise wird in Branchen wie dem Maschinen- und Anlagenbau vor allem reaktiv und präventiv gewartet. Reaktiv bedeutet, dass ein Einsatz dann stattfindet, wenn die Maschine bereits eine Fehlfunktion aufweist. Die präventive Wartung kennt man vom eigenen Auto: Es wird regelmäßig nach einem Indikator wie dem Kilometerstand oder nach Zeitintervallen geprüft, ob mit der Maschine noch alles in Ordnung ist.

Die klassischen Wartungsmodelle sind in den Serviceorganisationen der Unternehmen in aller Regel in standardisierten Prozessen und Vorgängen durchdacht und optimiert, indem beispielsweise die Auftragsverwaltung digitalisiert wurde.

 

Predictive Maintenance

Intelligente Maschinen und vernetzte Anlagen ermöglichen bereits heute durch die Erfassung und Übertragung von Maschinen- und Betriebsdaten eine vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance). Hierfür werden Methoden der künstlichen Intelligenz eingesetzt, um aus den erzeugten Daten vorherzusagen, wann ein Instandhaltungsbedarf besteht. Aus der Vorhersage ergibt sich dann eine komplett neue Planungsbasis für Wartungsmaßnahmen.

Werden diese Informationen erfolgreich genutzt, kann die Häufigkeit von Einsätzen reduziert und gleichzeitig die Verfügbarkeit von Maschinen erhöht werden. Damit nun allerdings zum passenden Zeitpunkt ein geeigneter Servicetechniker mit den notwendigen Ersatzteilen in die Fabrik entsendet werden kann, sind noch viele weitere Informationen notwendig. Es muss etwa ermittelt werden, wie lange der Einsatz voraussichtlich dauert, welche Lieferzeiten für Ersatzteile einzuplanen sind, welche Priorität der Einsatz hat und auf welcher Tour die geringsten Mehrkosten entstehen.

 

Gemeinsam genutzte Plattformen

Die große Menge an für die Planung notwendigen Informationen und die Kombination verschiedener Wartungsstrategien sind für die zuständigen Mitarbeiter schwer zu überblicken. Dabei können sogenannte Cyber-Physischen-Systeme helfen, die beispielsweise Maschinendaten und Informationen zu der Mitarbeiterverfügbarkeit oder deren technischen Fähigkeiten bündeln.

Die Entwicklung und der Betrieb solcher Systeme, die eine Vielzahl von Schnittstellen für Menschen und technische Systeme erfordern, ist mit hohen Investitionskosten verbunden. Die Verlagerung auf geteilte, gemeinsam genutzte Plattformen, die in einer Cloud betrieben werden , bietet abgesehen von der besseren Wirtschaftlichkeit weitere Vorteile: Kapazitäten können flexibel vergrößert werden, neue Geschäftsmodelle durch Kooperationen mit anderen Unternehmen entstehen oder eine Verknüpfung von Produktionsplanung des Kunden und die Einsatzplanung der Serviceorganisation.

Das Entstehen von Plattformen erlaubt es dem deutschen Mittelstand, bei tragbaren Investitionskosten auch in Zukunft beim Service mit großen Konzernen mithalten zu können.

Die Entwicklung einer solchen Plattform wird im Forschungsprojekt STEP aus dem Technologieprogramm „Smart Service Welt – Internetbasierte Dienste für die Wirtschaft“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. STEP ist eines von insgesamt 20 Projekte, die innovative Smart Services entwickeln und damit dazu beitragen, plattformbasierte Dienstleistungen anzubieten.

 

 

Autor:

Alexander Wolf (M. Sc. Informationswirtschaft), Projektleiter Forschung, USU Software AG)

 

[1] STEP-Konsortium: USU Software AG (Konsortialführer), FLS GmbH, Heidelberger Druckmaschinen AG, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG

 

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Pixabay / CC0 Creative Commons