Das FIR an der RWTH Aachen – Best Practice für KMU

Die zunehmende Digitalisierung prägt und verändert unser Leben. Technologischer Fortschritt in Höchstgeschwindigkeit, quasi unbegrenzte Datenverfügbarkeit und ein immenser Grad an Vernetzung schaffen neue Anwendungen und verändern die Zusammenarbeit. Für die Industrie eröffnen sich Potenziale über alle Stufen der Wertschöpfungskette hinweg. Gleichzeitig fordert die Dynamik dieser Entwicklungen von den Unternehmen eine hohe Wandlungs- und Innovationsfähigkeit. Nur wer die Fähigkeit besitzt, Strukturen, Prozesse, Organisationen und Ressourcen ständig anzupassen, wird nachhaltig erfolgreich agieren können.

Auch und vielleicht gerade vor kleinen und mittleren Unternehmen macht diese Entwicklung nicht halt. Wie ihre großen Geschwister stehen sie vor der Herausforderung, gänzlich neue Fähigkeiten für die Datennutzung und die vernetzte Zusammenarbeit aller Prozessbeteiligten zu entwickeln – wenn auch mit anderen Bedürfnissen und Anforderungen als die Großindustrie.

Das FIR stellt sich mit zielgruppenspezifischen Projekten auf die heterogenen Anforderungen von Produktions- und Dienstleistungsunternehmen ein. Als Forschungs- und Ausbildungseinrichtung schafft es die theoretischen und methodischen Grundlagen für das digital vernetzte Industrieunternehmen der Zukunft. Das FIR forscht, qualifiziert und lehrt in den Bereichen Produktions-, Dienstleistungs- und Informationsmanagement sowie Business Transformation – immer mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern.

Forschung, Innovation, Realisierung

Mit speziell zugeschnittenen Angeboten und Forschungsprojekten ist das FIR Treiber für die Digitalisierung der KMU. Die prozessorientierte Einbindung der Anwender ist dabei Grundvoraussetzung für Projekte mit echtem Mehrwert. Durch detaillierte Kenntnis der spezifischen Herausforderungen mittelständischer Betriebe können zielgerichtete Lösungen entwickelt und umgesetzt werden.

Das FIR legt den Fokus für den Mittelstand auf ein umfassendes Portfolio, das sowohl das Bewusstsein für die Relevanz des Themas schärft, als auch praktische Optimierungspotenziale aufdeckt und umsetzt. Es reicht von Informations- und Weiterbildungsangeboten über die Demonstration von Methoden und Technologien und die Beratung bis hin zur Unterstützung in der Umsetzung – also bis zur Erreichung der unternehmenseigenen Ziele.

Digital vernetzt – Kompetenz für den Mittelstand

Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt das Projekt CyberKMU2. Kleine und mittlere Unternehmen sollten ein Instrument für die bedarfsgerechte Auswahl und den Einsatz cyberphysischer Systeme (CPS) erhalten.

CPS verbinden die digitale mit der realen Welt. Das reicht vom einfachen Tracking von mit RFID-Chips ausgestatteten Werkzeugen bis hin zur komplexen Vernetzung ganzer Produktionsprozesse. Das Spektrum ist so groß und unübersichtlich wie das Technologieangebot. Für KMU stellt dies eine große Hemmschwelle bei der Einführung von CPS dar. Gleichzeitig wollen sie von den in Aussicht gestellten Produktivitätsgewinnen, Flexibilitätszuwächsen und Qualitätssteigerungen profitieren.

Hier setzt CyberKMU2 an: Unter Federführung des FIR in enger Zusammenarbeit mit zwei Forschungseinrichtungen, fünf mittelständischen Industrieunternehmen, einem IT-Dienstleister und einer Technologietransferagentur sollte ein Auswahlassistenztool entwickelt werden, das CPS-Anwendungsfälle in KMU identifiziert, beschreibt und mit passenden Technologieangeboten zusammenbringt.

„Der CPS-Matchmaker befähigt zur schnellen und wirkungsvollen Konzeption von Industrie-4.0-Szenarien.“, erläutert Anne Bernardy, Projektleiterin am FIR, den Nutzen des Auswahltools für KMU.


Messbarer Mehrwert: Zunächst wurden CPS-Handlungsfelder bei den teilnehmenden Unternehmen identifiziert. Dies gewährleistete einen maximalen praktischen Nutzen und eine hohe Akzeptanz für den Einsatz des Matching-Tools.

Entwicklung von Methoden und Technologien: Um Handlungsempfehlungen für die gemeinsam erarbeiteten Anwendungsfälle zu erhalten, entwickelte das FIR eine Vorgehensweise, die in einer Plattform implementiert wurde. Die Anwendungsfälle werden hierbei durch strukturierte Abfrage der Anwenderproblemstellung untersucht und typisiert. Das Ergebnis führt zu einer Analyse der technischen Anforderungen, die sich zuvor untersuchten und katalogisierten Informations- und Kommunikationstechnologien zuordnen lassen. Die Methodik wurde auf Grundlage des IT-Matchmakers der Trovarit AG in einer webbasierten Anwendung mit intuitiver Benutzeroberfläche bereitgestellt.

Demonstration: Basierend auf einer geführten Anforderungsaufnahme erstellt der CPS-Matchmaker Technologieszenarien als Lösung jeweils spezifischer Anwendungsfälle. Ein Demonstrator veranschaulicht dieses Funktionsprinzip und macht die Vorteile direkt erlebbar.

Praktische Umsetzung: Durch die intensive Zusammenarbeit im Konsortium ist es gelungen, Handlungsfelder und Lösungstechnologien so zu systematisieren, dass sie nicht nur auf die beteiligten Unternehmen, sondern auf grundlegende Herausforderungen des Mittelstands zutreffen. Nach Fertigstellung des ersten Prototyps wurden im weiteren Projektverlauf die Zuordnungen von Technologiemerkmalen komplettiert und zusätzliche Anwendungsfälle aufgenommen. Darüber hinaus integrierte man eine wirtschaftliche Bewertungsmethode zur Beurteilung der Rentabilität einer CPS-Lösung.

„Mit dem CPS-Matchmaker ist erstmals eine systematische, objektive Ende-zu-Ende-Betrachtung der Umsetzung von Industrie-4.0-Konzepten möglich. Er berücksichtigt alle einzusetzenden Technologien“, bewertet Andreas Höll von der SICK AG, Partner aus dem Cluster Smart Logistik, die Praxisrelevanz des CPS-Matchmakers.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

CC BY-ND 4.0 DE

 

 

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